Noch scheint es undenkbar, bald wieder bei 25 °C im Shirt aufs Bike zu steigen und sich den Sommerwind durch die Haare wehen zu lassen. Doch der Sommer kommt schneller, als wir denken – versprochen! Wir haben euch die wichtigsten Tipps zum Saisonstart zusammengefasst, mit denen ihr topfit in die Saison startet und eure Kumpels abzieht!
Wenn ihr vermeiden wollt, dass die erste Ausfahrt in einer Vollkatastrophe endet und ihr völlig desillusioniert und erschöpft auf dem Trail steht wie Tom Hanks auf der einsamen Insel in Cast Away, dann solltet ihr jetzt aufpassen. Diese Tipps sind ohne großes Know-how und mit überschaubarem Geld- und Zeitaufwand umsetzbar und sorgen dafür, dass ihr sicher und gut vorbereitet in die Saison startet. Und nicht nach der ersten Tour mit zwei platten Reifen, Laktat-überfluteten Unterarmen und gerissener Kette (nicht mehr) heimkommt.
Die richtige Pflege und Wartung eures Bikes
1. Alle Lager und Schrauben überprüfen – Leise ist schnell
Was eigentlich vor jeder Fahrt Pflicht ist, sollte zumindest vor dem Saisonstart ganz oben auf eurer To-do-Liste stehen und zu eurer eigenen Sicherheit als Erstes erledigt werden – der allseits bekannte Bolt-Check. Also alle Schrauben auf festen Sitz überprüfen und die Schrauben mit rund gedrehtem Schraubenkopf am besten gleich austauschen. Schenkt dabei gerade den Schrauben an Bremsen, Vorbau und Lenker erhöhte Aufmerksamkeit und achtet immer auf die angegebenen Drehmomente. Denn nach fest kommt bekanntlich ab! Achtung: Falls euch beim Rütteln an Rahmen, Laufrädern und Co. ausgeschlagene Lager auffallen, hilft meist nur noch der Austausch der defekten Lager oder Buchsen.
Aber auch, wenn ihr keine Schrauben locker habt, sind so viele bewegliche Teile am Bike, dass es gerne mal zum Quietschen kommen kann. Um die Faustregel „schnell ist leise und leise ist schnell” zu beachten, gilt es schleunigst den Ursprung aller nervigen Geräusche ausfindig zu machen und natürlich zu beheben. Dafür haben wir euch hier 10 Tipps zusammengestellt, wie ihr euer Mountainbike leiser machen könnt.
2. Antriebsstrang warten und pflegen – Zahnpflege-Tipps
Neben Lagern am Hinterbau und in den Naben ist auch der Antriebsstrang ständigem Verschleiß unterlegen. Im Prinzip gilt die Faustregel, je kleiner die Umlenkrolle desto größer der Verschleiß. Daher gerade die kleinen Kunststoff-Röllchen am Schaltwerk sowie die schwersten Gänge (also die kleinsten Ritzel) besonders genau unter die Lupe nehmen. Zum Überprüfen der Kettenlängung gibt es vom entsprechenden Hersteller meist eine Lehre oder ein angegebenes Maximalmaß zwischen einer definierten Anzahl von Kettengliedern. Damit alles möglichst lange und verschleißfrei läuft, haben wir hier eine Anleitung zur richtigen Pflege der Kette. Sollte es dennoch nötig sein, die Kette zu tauschen, haben wir hier noch einen Guide, um sie anschließend auf die richtige Länge zu bringen. Außerdem lohnt sich auch immer ein Blick aufs Schaltauge – ist dieses nur leicht verbogen oder nicht richtig fixiert, kann die Schaltung nicht mehr fehlerfrei arbeiten. Sollte die Gangschaltung trotz eingehaltener Toleranzen und positiver Sichtprüfung nicht richtig funktionieren, lohnt sich häufig schon das Tauschen des entsprechenden Bowdenzugs.
3. Das Fahrwerk optimieren – Schläge dämpfen
Kommen wir zu dem Teil, der für den spaßigsten Teil (die Abfahrt!) am wichtigsten ist: das Fahrwerk. Da das sowieso der Beginn jedes guten Setups ist und weil bei längerer Standzeit schon mal Druck aus Gabel oder Dämpfer verloren gehen kann, macht am besten gleich mit einem kompletten Fahrwerks-Setup weiter. Wenn das Setup danach perfekt für euch passt, notiert euch möglichst direkt die Einstellungen auf eurem Handy oder in einer von zahlreichen Setup-Apps. Somit seid ihr im Falle eines nötigen Gabel- oder Dämpfer-Services safe und müsst nicht wieder von vorn anfangen. Im weitesten Sinne zum Fahrwerk, oder zumindest zum spaßigen Abfahrtsteil, kann man auch die Dropper Post zählen, denn sie sorgt für die nötige Bewegungsfreiheit, die ihr braucht, wenn ihr richtig aktiv fahren wollt. Falls ihr immer noch am Traileinstieg anfangt am Schnellspanner der Sattelstütze zu hantieren, gönnt euch endlich eine anständige Vario-Sattelstütze mit Lenker-Remote. Wichtig ist dabei vor allem die richtige Dropper-Post-Länge passend zu eurem Bike zu wählen. Wenn ihr die richtige Länge wisst, haben wir schon mal für euch getestet, was die beste absenkbare Sattelstütze ist. Damit ihr von einer möglichst langen problemlosen Funktion eurer Dropper profitieren könnt, sind hier noch einige Pflegetipps für eure Vario-Sattelstütze.
4. Die beste Reifenwahl – In der Spur bleiben
Der einzige Kontaktpunkt zum Trail sind eure Reifen, also schenkt ihnen besondere Aufmerksamkeit und prüft sie auf Verschleiß. Vergesst dabei nie, dass auch die Reifen ein kleines Federelement sind, daher beginnt beim korrekten Luftdruck. Stellt ihn abhängig von eurem fahrfertigen Gewicht, der Reifenkarkasse und den äußeren Bedingungen auf euch ein. Wie ihr den richtigen Reifendruck herausfindet, erfahrt ihr hier. Sollte sich bei der Sichtprüfung herausstellen, dass Stollen abgebrochen sind oder die Karkasse unwiderruflich beschädigt ist, dann tauscht eure Reifen gegen neue aus – am besten welche mit einer robusteren Karkasse. So könnt ihr weniger Luftdruck fahren, ohne Angst um eure Felgen haben zu müssen. Alles, was ihr wissen müsst, um den für euer Einsatzgebiet perfekten Reifen zu finden, erfahrt ihr in unserem großen Mountainbike-Reifen-Vergleichstest, bei dem wir die Produkte von sechs Reifenherstellern miteinander verglichen haben. Falls ihr mit dem Druck noch tiefer gehen wollt, als es die robusteste Karkasse verkraftet, kann auch ein Tire Insert wie das CushCore PRO sinnvoll sein. Tire Inserts lassen sich in der Regel nur mit einem Tubeless-Setup kombinieren, nicht mit Schlauch im Reifen. Hier erfahrt ihr, wie ihr auf Tubeless umrüstet, falls ihr nicht längst schon ohne Schlauch unterwegs seid. Außerdem bietet es sich nach langer Standzeit an, die Tubeless-Milch nachzufüllen oder mal die Ventile zu reinigen.. Wie das geht, erfahrt ihr ebenfalls in unserer Tubeless-Anleitung.
5. Lebensretter Bremsen – Warten, pflegen und entlüften
Die Reifen sorgen nicht nur für gute Seitenführungskräfte, also Grip in den Kurven, sondern übertragen auch das Bremsmoment. Damit eure Lebensversicherung – die Bremsen – anständig funktionieren, überprüft sie mindestens einmal vor Saisonbeginn. Checkt, ob die Beläge noch ausreichend Reserven bieten und nehmt eure Bremsscheiben bei der Gelegenheit unter die Lupe. Diese können bei zu hoher Hitzeentwicklung, beispielsweise wenn ihr noch lange mit verschlissenen Belägen gefahren seid, einlaufen und sich verziehen. Größere Bremsscheiben können bei großer Hitzeentwicklung Abhilfe schaffen und die Bremswirkung verbessern. Was außerdem noch die Bremskraft steigern kann, erfahrt ihr in unserem Bremsen-Tuning-Guide. Außerdem macht es Sinn, die Bremsen regelmäßig, oder spätestens wenn der Druckpunkt schwammig wird, zu entlüften. Wie das bei SRAM- oder MAGURA-Bremsen funktioniert, haben wir euch zusammengefasst. Bei Shimano ist es durch den Trichter zum Entlüften beinahe selbsterklärend. Ansonsten liegt jedem Entlüftungskit auch eine umfangreiche Anleitung bei. Falls ihr vorige Saison schon unzufrieden mit euren Bremsen wart, kann es sinnvoll sein, die komplette Bremsanlage auszutauschen. Welches die besten Bremsen auf dem Markt sind, haben wir in unserem großen Bremsen-Vergleichstest anhand eines Labor- und Praxistests herausgefunden.
6. Bikespezifische Fitness – Beachbody ≠ Bikebody
Es reicht allerdings nicht, nur euer Bike für den Saisonbeginn fit zu machen, sondern auch euch selbst. Fangt mit eurem Mindset an, lasst den Winterblues hinter euch und startet mit einem fetten Sommer-Smile! Nachdem ihr im Kopf fit seid, geht es an euren Körper: Damit ihr genau wisst, was die wichtigsten Muskelgruppen beim Biken sind und wie ein spezifisches Training aussehen könnte, haben wir euch einen Mountainbike-Fitness-Guide zusammengestellt. Falls ihr eher auf Crossfit steht, findet ihr bei uns auch etwas Passendes. Wenn die Grundfitness passt, schwingt euch aufs Bike und startet mit unserem kleinen Fahrtechnik-Training mit den richtigen Grundlagen und Basics, bevor ihr hardcore shredden geht. Außerdem macht sich auch Fahren im Winter auf Schnee und Matsch als Vorbereitung sehr gut, denn hier seid ihr ständig am Ausgleichen und gewinnt so einiges an Balance dazu. Falls bei zu viel Matsch und Glätte doch mal etwas schiefgehen sollte und ein Sturz unvermeidbar wird, ist es ratsam, wenn ihr vorher unseren Guide „Richtig Stürzen mit dem Mountainbike” gelesen habt. So könnt ihr schweren Verletzungen entgehen und die Saison lang und effektiv gestalten.
7. Afterride Fun – Nach der Tour ist vor der Tour
Wenn die ganzen Werkstattarbeiten, Vorbereitungen und hoffentlich auch schon die erste Runde auf dem Trail geschafft ist, könnt ihr schon von jeglichen After-Ride-Aktivitäten träumen. Direkt nach der Wintertour ist Aufwärmen angesagt: Egal, ob vor dem warmen Kamin, in der Sauna oder der Badewanne: Wärme hilft auch im Sommer, um eure Muskeln schneller zu entspannen und den Muskelkater am nächsten Tag erträglicher zu machen. Neben Wärme können euch auch isotonische Getränke bei der Regeneration unterstützen. Wir haben in unserem Afterride-Drink-Guide zusammengefasst, was die Auswahl hergibt und was nach einer ausgiebigen Tour am meisten Sinn macht.
Egal, welche Tipps ihr euch zu Herzen nehmt und welche ihr hingegen links liegen lassen wollt. Checkt eure Gear und euch selbst, bevor ihr wieder Trails shredden geht. Sind die Bremsen erstmal gewartet und eventuell entlüftet und ist euer Mindset auf Sommermodus umgestellt, lasst es euch auf dem Trail gutgehen, euch den warmen Sommerwind durch die Haare wehen und steigt besser vorbereitet als jeher wieder in die Saison ein!
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Text: Julian Schwede Fotos: Diverse