Know-How Werkstatt

Günstiges Tuning – Upgrade auf die RockShox DebonAir-Luftfeder

Custom-Tune, Dämpfungs-Upgrades oder teure Stahlfeder-Umbauten. Der Markt fürs Federgabel-Tuning ist groß und undurchsichtig. Eines der günstigsten und wirksamsten Upgrades für eine ältere RockShox-Federgabel mit SoloAir ist das DebonAir-Upgrade. Wir zeigen euch Schritt für Schritt, wie ihr das Upgrade durchführt und die Performance eurer Gabel so spürbar verbessert.

Bei den neuen RockShox-Federgabeln kommt serienmäßig die Debon-Air-Luftfeder zum Einsatz. Wir erklären euch hier, wie ihr diese nachrüsten könnt.

Größere Negativkammern liegen voll im Trend, ob als Tuning-Teil von Drittherstellern, oder als Feature in den aktuellsten Gabeln. Die größere Kammer soll das Ansprechverhalten der Gabel deutlich verbessern und sie auch höher im Federweg stehen lassen. Auf dem Trail bedeutet das deutlich mehr Grip und weniger Armpump. Letztes Jahr hat RockShox die neue DebonAir Luftfeder in den High-End-Modellen PIKE, Lyrik und Boxxer vorgestellt. Nach zahlreichen Stunden auf Bikes mit der neuen und der alten Luftfeder können wir sagen: Die DebonAir-Luftfeder funktioniert tatsächlich und liefert gegenüber der SoloAir einen deutlichen Performance Boost. Das Beste: Eure Gabeln mit SoloAir (alle 35 mm Single Crown Gabeln von RockShox) könnt ihr für schlappe 47 € selbst auf das neue DebonAir-System umbauen. Wer will, kann den Umbau nutzen, um den Federweg der Gabel zu ändern oder um seiner Gabel etwas Gutes zu tun, indem man den kleinen Service gleich mit macht. Wie das geht und worauf ihr achten müsst, erfahrt ihr in unserer Schritt für Schritt-Anleitung.

Bevor wir in die Tiefen eurer Federgabel einsteigen, noch drei Dinge, die ihr zu eurer eigenen Sicherheit unbedingt beachten müsst:

  • Die Geometrie des Bike-Rahmens ist auf eine bestimmte Einbaulänge eurer Gabel ausgelegt. Ändert ihr mit dem neuen Air-Shaft den Federweg, verändert ihr logischerweise die Einbaulänge der Gabel. So könnt ihr auch gut mit der Geometrie eures Bikes experimentieren. Durch eine längere Gabel wird z. B. die Front höher und der Lenkwinkel flacher. Aber Achtung: Euer Rahmen ist nur für einen bestimmten Federweg ausgelegt. Checkt also vorher die Eckdaten eures Rahmens.
  • Cool, dann kann ich jetzt ja meine PIKE auf 180 mm traveln! Nein, kannst du nicht. Je nach Baujahr und genauem Modell sind euch hier Grenzen gesetzt. In den PIKE- und Revelation-Gabeln sollten maximal 160 mm verbaut werden. Lyriks und Yaris (nach 2016) könnt ihr aber ohne Probleme auf 180 mm „aufblasen“. Natürlich könnt ihr den Federweg auch reduzieren. Aber sind wir ehrlich: Wer will das schon?
  • Passt auf die Spacer auf. Und damit meinen wir nicht die Teile unter eurem Vorbau, die beim Ausbauen der Gabel durch die ganze Werkstatt kullern. Es geht um die Volumen-Spacer in der Luftkammer. Ändert ihr den Federweg, ändert sich auch die maximale Anzahl an Spacern, die problemlos in die Luftkammer passen. Auf sram.com findet ihr die passende Tabelle dazu. Außerdem kann man dank der größeren Negativ-Luftkammer die Federgabel in der Regel mit weniger Spacern fahren.

Safety first

Wir werden unserer Vorbildfunktion in diesem Artikel leider nicht ganz gerecht. Besonders, wenn ihr zum ersten Mal eine Federgabel öffnet, solltet ihr auf Nummer sicher gehen und Handschuhe sowie eine Schutzbrille verwenden.


Benötigte Werkzeuge

Da braucht man doch sicher Spezialwerkzeug? Leider ja, egal ob bei Gabel oder Dämpfer. In Opas alter Werkzeugkiste auf dem Dachboden findet ihr zwar die meisten Werkzeuge, um die grundlegenden Arbeiten an Federelementen durchzuführen. Aber bereits beim Tauschen der Luftfeder könnte euch das eine oder andere Werkzeug fehlen. Wer sich intensiv mit dem Innenleben von Gabeln und Dämpfer befassen möchte, kommt am passenden Werkzeug nicht vorbei.

Mit einem speziellen Suspension-Werkzeugkoffer, wie mit unserem Unior Suspension Service Set, seid ihr für alle Arbeiten bestens gerüstet – allerdings ist das für den Heimmechaniker natürlich etwas Overkill.

Für den einmaligen Austausch der Luftfeder ist so ein Set natürlich Overkill. Eine Spritze kriegt ihr in der Apotheke, anstelle des Ahls könnt ihr einen ganz kleinen Inbus oder einen Zahnstocher nehmen. Und wer keinen Schonhammer hat, kann sich mit einem weichen Stück Holz als Stoßdämpfer behelfen. Lediglich an der Innen-Sprengringzange kommt ihr nicht vorbei. Ohne sie lässt sich die Luftfeder nicht tauschen.

5 mm Inbusschlüssel | 2,5 mm Inbusschlüssel | Schonhammer | Innen-Sprengringzange | Ahl/Zahnstocher | Spritze | Dämpferpumpe (nicht im Bild)

Hier erklären wir euch Schritt für Schritt, wie ihr das DebonAir-Upgrade an euere Gabel vornehmt:

1. Gabel ausbauen

Wer es ganz quick and dirty erledigen will, stellt sein Bike auf den Kopf und kann so den Air-Shaft auch bei eingebauter Gabel wechseln. Gabelöl und Bremsen verstehen sich aber gar nicht. Ungeübten Schraubern empfehlen wir, die Gabel auf jeden Fall auszubauen und am Gabelschaft in einen Montageständer zu klemmen.

2. Alle Luft raus

Der nächste Schritt ist extrem wichtig für eure Sicherheit! Wenn ihr euren Luftdruck nicht wisst, setzt ihr einfach die Dämpferpumpe an und notiert den angezeigten Druck. Danach lasst ihr die Luft ab, und zwar wirklich komplett! Wer seinen Luftdruck kennt, den Federweg der Gabel ändert oder ohnehin ein neues Set-up machen möchte, kann auch mit dem Inbusschlüssel die Luft ablassen. Wer auf Nummer sicher gehen will, entfernt den Ventilkern.

Tipp: Bewege nach dem Ablassen die Gabel durch den Federweg, um auch die Luft aus der Negativkammer abzulassen.

Tipp: Zähle die Klicks von Rebound und Compression, dann kannst du später mit dem Setup weitermachen, mit dem du aufgehört hast.

3. Casting abziehen

Auf der Unterseite der Gabel findet ihr zwei Schrauben, die die Gabel zusammenhalten. Auf der Dämpfungsseite steckt der Rebound-Einsteller noch auf dem Schraubenkopf. Hier gibt es je nach Modell euerer Gabel Unterschiede. Habt ihr eine Madenschraube im roten Einsteller, löst ihr sie mit dem 2,5er-Inbus einige Umdrehungen und zieht den Einsteller mit der Hand ab. Wenn euer Einsteller keine Schraube hat, ist er nur geklemmt, dann könnt ihr ihn vorsichtig mit einem Schlitzschraubenzieher abhebeln.

Dann löst ihr die beiden Schrauben auf der Unterseite der Gabel mit dem 5er-Inbus in etwa zur Hälfte (vier bis fünf Umdrehungen), sodass sie vom Casting abstehen, aber noch fest im Gewinde sitzen.

Schnappt euch jetzt euren Schonhammer und schlagt auf die Schraubenköpfe, bis sie wieder am Casting anliegen. Das sollte reichen, um die Verpressung der Führungsstangen mit dem Casting im Inneren zu lösen. Danach könnt ihr beide Schrauben ganz rausdrehen. Damit euch nicht sofort das Öl entgegen kommt, dreht ihr die Gabel so, dass die Löcher nach oben zeigen.

Tipp: Falls euer Hammer zu groß ist und ihr die Schrauben nicht direkt treffen könnt: Benutzt den 5er-Inbus als „Verlängerung“.

Mit etwas Klebeband könnt ihr beide Löcher verschließen. Das macht es euch einfacher, das alte Öl kontrolliert ablaufen zu lassen, anstatt es auf dem Werkstattboden zu verteilen.

Neigt die Gabel wieder leicht nach unten und zieht das Casting nach unten ab. Im Casting befindet sich jetzt noch ein wenig Öl. Leert es in einen Eimer und entsorgt es später ordnungsgemäß (der Küchenabfluss ist nicht der richtige Ort für Altöl!). Mit einem sauberen Tuch könnt ihr das restliche Öl von der Gabel wischen.

4. Ausbau der alten Luftfeder

Wer es soweit schon geschafft hat – Respekt! Jetzt wird es beim Ausbau der alten Luftfeder aber etwas knifflig. Wichtig ist, dass ihr die Führungsstangen nicht beschädigt. Das sind die zwei silbernen Stangen die noch aus den Standrohren herausschauen.

Jetzt wird es etwas heikel. Wir haben beim Ablassen der Luft nicht so sauber gearbeitet wie ihr es hoffentlich machen werdet. Und deshalb den Hammer rausgeholt. Das ist natürlich nicht die feine englische Art und nicht zum Nachahmen empfohlen. Richtig geht es so: Mit einem Schlitzschraubenzieher oder eurem Inbus drückt ihr den Dichtkopf (die schwarze Platte) einige Millimeter in das Standrohr und schiebt die kleine Nase unter den Sprengring.

Der Sicherungsring lässt sich am besten mit einer Sprengringzange zusammendrücken. Dann könnt ihr ihn einfach aus der Vertiefung herausziehen. Achtet dabei darauf, die Führungsstange nicht zu zerkratzen! Der Sicherungsring sitzt extrem fest. Nehmt dafür also wirklich eine Sprengringzange. Glaubt uns, wir haben es schon einmal mit einem Schlitzschraubenzieher probiert und sind kläglich gescheitert.

Euer alter Air-Shaft sitzt jetzt nur noch lose im Standrohr. Greift die Führungsstange fest mit beiden Händen, schiebt sie ein wenig in die Standrohre und zieht sie dann mit einem Ruck heraus.

Tipp: Wenn ihr die Führungsstange einfach nicht fest genug zum Greifen bekommt: Schraubt die 5er-Inbusschraube wieder in die Führungsstange und wickelt ein Tuch um Stange und Schraube. So habt ihr besseren Halt.

Jetzt ist sauber machen angesagt: Mit einem Alkoholreiniger und einem sauberen Tuch wischt ihr das alte Fett aus dem Standrohr. Danach könnt ihr es mit neuem Gabelfett einschmieren.

5. Einbau der DebonAir-Feder

Beim DebonAir-Shaft hat sich mehr geändert als nur die rote Farbe. Verbesserte Dichtungen und vor allem eine deutlich größere Negativkammer bringen einen spürbaren Performance-Boost.

Mit sauberen Fingern (und mit Handschuhen) tragt ihr reichlich Gabelfett (RockShox Seak Grease) auf Dichtungen, O-Ringe und die Führungsstange auf

Im Anschluss fädelt ihr die neue Luftfeder in das Standrohr ein, bis der rote Dichtkopf fest sitzt, und sich nicht weiter hineindrücken lässt

Achtet beim Sicherungsring wieder darauf, die Führungsstange nicht zu zerkratzen. Am besten drückt ihr ihn wieder mit der Sprengringzange zusammen und setzt ihn in die Nut.

Tipp: Der Sicherungsring sitzt richtig in der Nut, wenn er sich mit dem Schraubenzieher einfach verdrehen lässt.

6. Nun gönnt eurer Gabel ein bisschen Liebe

Wenn ihr die Gabel nun schon einmal auseinander gebaut habt, könnt ihr auch gleich noch einen „kleinen“ Gabelservice anhängen.

Mit einem Ahl entfernt ihr die Schaumringe unterhalb der Abstreifer

Wie ihr hier deutlich seht hat sich jede Menge Dreck an den eigentlich gelb-weißen Schaumstoff-Ringen gesammelt. Sprüht sie mit einem Alkoholreiniger ein und tupft sie vorsichtig mit einem Tuch ab. Danach reinigt ihr das Casting.

Die sauberen Ringe legt ihr jetzt in frischem Gabelöl ein und lasst sie richtig vollsaugen.

Tipp: Wir nehmen immer die Schutzkappe von unserem Reinigungsspray.

Wenn die Ringe sich ordentlich vollgesogen haben, könnt ihr sie wieder in das Casting einfädeln. Wichtig: Beim Einsetzen verdrehen sich die Ringe sehr leicht und es entsteht eine Falte. Achtet darauf, dass die Ringe einwandfrei im Casting sitzen.

Nehmt auch jetzt die Abstreiferdichtungen vor. Inspiziert sie auf Beschädigungen. Wenn sie spröde sind und Risse haben, solltet ihr sie austauschen. Sind die Dichtungen – wie in unserem Fall – noch in Ordnung, gilt hier wieder: großzügig mit Gabelfett einschmieren. Von innen, versteht sich. Auf den Schaumringen hat das Fett nichts verloren!

7. Montage des Castings

Die Ringe waren aber nicht in meinem Upgrade-Kit?! Das sind die Metallringe der Abstreiferdichtungen. Wir finden, das Casting lässt sich ohne sie einfacher auf die Standrohre fädeln. Das ist jetzt auch der nächste Schritt.

Achtet beim Aufschieben darauf, dass das Casting richtig herum sitzt und die Dichtlippen der Abstreifer nicht umklappen. Schiebt das Casting soweit hoch, bis es gut sitzt, aber noch nicht an den Führungsstangen anliegt.

Tipp: Verteile mit deinem Finger etwas Öl am Ende der Standrohre. So flutscht das Casting leichter drauf.

Jetzt kommen die Doktorspielchen. Fülle die Spritze mit 10 ml Gabelöl und fülle das Öl durch die Schraubenöffnung in die Federseite. Auf der Dämpfungsseite ist Vorsicht geboten. Einige Gabeln brauchen hier nur 5 ml Öl, andere 10 ml. Auf der Inbusschraube der Dämpferseite ist die Menge zum Glück aufgedruckt. Ansonsten gilt hier das gleiche wie auf der anderen Seite. Im Zweifel checkt ihr die richtige Ölmenge in der Service-Anleitung von RockShox.

Schnappt euch die passenden Schrauben (die mit dem Loch auf der Dämpfungsseite!) und euren 5er-Inbus oder – noch besser – euren Drehmomentschlüssel und zieht beide Schrauben wieder fest. Denkt dran: nach fest kommt ab. Alternativ könnt ihr euren Drehmomentschlüssel auf 7 Nm einstellen. (Auch hier gilt im Zweifel: Lieber einmal mehr in das Service Manual schauen!)

Jetzt noch den Rebound-Einsteller montieren und …

… die Metallringe der Abstreifer müssen noch zurück an ihren Platz

Dämpferpumpe ran, Luftdruck einstellen, Gabel wieder ins Bike bauen, fertig!

Wer den Federweg oder die Anzahl der Spacer geändert hat, kommt um ein “neues” Setup nicht herum. Checkt unseren Setup-Guide für mehr Infos.*LINK kommt noch


Für weitere Informationen besucht SRAM.com
Wir haben für diese Story die Tools von Unior genutzt.


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Text: Fotos: Christoph Bayer