Ein neues Fahrerlebnis, benchmarkverdächtige Performance und ein fast schizophrener Einsatzbereich: Mit dem 190.000 € teuren Porsche Taycan Turbo Cross Turismo will Porsche die Grenzen des Möglichen verschieben und eine outdooraffine, (sub-)urbane Zielgruppe begeistern. Klappt das? Wir haben ihn im Alltag, auf der Rennstrecke und offroad getestet und sagen euch, ob die Welt reif für Elektroautos ist.

Der Staat gibt mit Förderungen sein Bestes, um den Kauf eines E-Autos attraktiv zu machen – aber nach wie vor ist das ganze Prozedere mit einigen Fragezeichen, Kompromissen und Herausforderungen verbunden. Zahlreiche Halbwahrheiten und Greenwashing-Mentalitäten tummeln sich in den Köpfen von Herstellern und Kaufinteressierten, die gleichermaßen zu Kritik wie Begeisterung führen können. Dazu kommt, dass E-Autos neue Anwendungs- und Nutzungsszenarien ermöglichen, aber auch erfordern. Für die neue Generation an E-Autos gelten neue Kaufkriterien und neuartige Abwägungen, die weit über die Frage Elektro- oder Verbrennungsmotor hinausgehen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, ein neues Verständnis der automobilen Zukunft zu schaffen! Let’s go!

Alle Elektro-Autos im Test findet ihr in unserem großen E-Auto-Special „Was ist das beste E-Auto 2023?“, in dem ihr auch unsere persönliche E-Auto-Kaufberatung machen könnt – kostenlos!

Porsche Taycan Turbo Cross Turismo | 500 kW/93,4 kWh | 850 Nm | 190.459,35 € | Hersteller-Website

Inhaltsverzeichnis

Wie bei vielen technischen Produkten wird auch die automobile Zukunft im Highend-Segment erschaffen, wo neue, innovative und meist auch sehr teure Technologien zuerst zum Einsatz kommen. Der von uns getestete Porsche Taycan Turbo Cross Turismo für 190.000 € ist in vielerlei Hinsicht benchmarkverdächtig und er zeigt die großen Potenziale der E-Mobilität genauso auf wie die Herausforderungen und Probleme. Für uns bei DOWNTOWN ist er das perfekte Produkt, um eine Blaupause der E-Mobilität der Zukunft zu zeichnen und zu checken, ob die Welt schon reif für das Elektroauto ist.

Viele Hersteller sind aktuell dabei, ihre erste ernsthafte Generation an vollelektrischen E-Autos zu lancieren, und sie sind dabei mittelfristig gezwungen, (für sie) zahlreiche neue Wege zu beschreiten – nicht nur auf technischer Ebene in Sachen Antrieb, Connectivity und Ökosystem. Auch die Vertriebsmodelle der Hersteller, ihr Dienstleistungsangebot und infrastrukturelles Engagement sowie technologische Standards unterlaufen spannende Transformationsprozesse. Und mindestens genauso wichtig: Auf Kommunikations- und Marketingebene braucht es große Investitionen für Aufklärung und für ein neues Verständnis individueller Mobilität bei allen Stakeholderinnen und Stakeholdern von Industrie, Politik und natürlich allen Kaufinteressierten.

DOWNTOWN – Unsere Agenda 2030

Unsere Mission bei DOWNTOWN ist, das urbane Leben und urbane Mobilität aktiv mitzugestalten. Das bedeutet auch: Es ist nicht genug, sich mit E- und Cargo-Bikes zu befassen, das Auto gehört genauso zu DOWNTOWN. Wir wollen Inspiration für neue Möglichkeiten und Lebensstile bieten, aktuelle Entwicklungen hinterfragen sowie Impulse und Trends setzen, um die Metropolen dieser Welt genauso wie ihre Vorstädte lebenswerter, menschlicher, aufregender und schlichtweg besser zu machen. Ohne Greenwashing, weder dogmatisch noch scheinheilig, sondern realistisch, pragmatisch und greifbar. Und natürlich mit viel Spaß und Begeisterung – denn sonst wäre das Leben ziemlich dröge, oder?

Bis 2030 will nicht nur jeder namhafte Autohersteller seine Flotte elektrifiziert haben, sondern muss es auch – schließlich plant die EU, den Markt der Verbrenner stark zu regulieren. Ab 2035 sollen nach dem „Fit for 55“-Konzept alle zugelassenen Neuwagen komplett emissionsfrei sein. Es liegt auf der Hand, dass sich bis 2030 alle, die ein Auto kaufen wollen, nicht mehr fragen werden, ob sie ein E-Auto kaufen, sondern welches E-Auto das richtige für sie ist. Und da kommen wir ins Spiel. Beim Beantworten dieser Frage wollen wir euch – wie es unsere anderen Magazine bereits seit über 10 Jahren im Bike-Bereich machen – mit Tests aus der Praxis echten Mehrwert bieten. Wir geben euch also die wichtigsten Infos und Hintergründe mit auf den Weg, damit ihr die für euch richtige Kaufentscheidung treffen könnt und Fehlinvestitionen sowie unnötige Ärgernisse vermeidet.

Ein E-Bike kann perspektivisch für viele im Zentrum ihrer individuellen Mobilität stehen, es ist aber nicht in jeder Situation und für alle Bedürfnisse die beste Antwort. Wir sind der Überzeugung, dass die Lösung für die (sub-)urbanen Herausforderungen nicht im Entweder-oder der Konzepte liegt. Stattdessen findet man sie in einem sinnvollen Mobilitätsmix, der ganz nebenher auch noch unsere Lebensqualität steigern wird. Vorausgesetzt die bis dato stark voneinander getrennt agierenden Bike- und Auto-Industrien schaffen gemeinsam mit der Politik ein neues Mobilitätsverständnis.

Elektropioniere, Expertinnen und E-Auto-Neulinge

Back to business: Wenn sich jemand einen Taycan kaufen würde, dann unser Testfahrer Erik, was er auch schon längst gemacht hat! Als Familienvater, Outdoor-Enthusiast und Porsche-Fanatiker hat er in seinem Leben bereits über 200 Porsche und unzählige weitere sagenhafte Luxusautos für seine Firma gekauft hat und versteht die realen Bedürfnisse und Probleme einer anspruchsvollen (sub-)urbanen Klientel.

Links: Eriks Taycan Turbo gilt als Sport-Limousine. Rechts: Unser Taycan Turbo Cross Turismo-Testwagen soll als Offroad-tauglicher Allrounder einen deutlich breiteren Einsatzbereich mit fast identischer Fahrleistung besitzen. Doch es kommt auf sehr viel mehr an, wie unser Test zeigt …

Für Erik war es keine Frage, sich als einer der Ersten einen Taycan Turbo für den Alltagseinsatz zu holen. Er ist ein echter Early Adopter und Elektroauto-Pionier, der vor 7 Jahren einen der ersten BMW i3 kaufte und seitdem die unterschiedlichsten und spannendsten E-Autos im Alltag nutzt. Mit seinem eigenen Taycan Turbo hat er über 12.000 elektrisch zurückgelegte Kilometer und unzählige Erfahrungen auf europäischen Straßen gesammelt. Genauso wie ein Großteil unserer DOWNTOWN-Redaktion – mit unterschiedlichsten Elektroautomodellen: vom Tesla Model X, S und Jaguar I-PACE über Mercedes EQA, Smart E und BMW i3 bis hin zu zahlreichen Hybrid-Modellen. Doch die Kunst liegt nicht darin, möglichst viele Autos zu fahren, sondern eine ganzheitliche Testphilosophie und ein Verständnis der Zielgruppen und ihrer realen Bedürfnisse zu entwickeln. Gleichzeitig waren wir immens gespannt, was die E-Neulinge in unserer Redaktion für Fragen stellen und Fahreindrücke mit dem Taycan Turbo Cross Turismo sammeln würden!

Travelling Through Time and Space – Das neue Fahrgefühl und die neuen Dimensionen des Porsche Taycan Cross Turismo

Schizophren – kein anderes Adjektiv bringt das Fahrgefühl des Taycan Cross Turismo so gut auf den Punkt. Und das ist ein Lob, weil dieser Porsche Gegensätze in sich vereint und seinen Charakter auf Knopf- oder Pedaldruck komplett verändern kann: Von der einen Sekunde auf die andere kann er vom fast lautlos dahingleitenden Familienauto zum bissig-scharfen Rennwagen mutieren. Trotz einem Leergewicht von über 2,3 t spielt er in Sachen Beschleunigung und Power in der Liga eines aktuellen Porsche GT3 oder gar darüber und ist zugleich für den Alltagsfahrer deutlich besser beherrschbar. Fahrgefühle und -dynamiken, für die man in anderen Autos Walter Röhrl heißen muss, kann man mit dem Taycan Cross Turismo auch als Otto Normalverbraucher oder Lieschen Müller erleben. Das Schöne: Dabei stört man weder Mensch noch Natur, sondern kann – abgesehen von den Abrollgeräuschen der breiten Reifen auf dicken 21”-Felgen – lautlos dahingleiten oder sich mit Launch-Control und Overboost wegbeamen. Die anderen Autos scheinen in diesen Momenten zu stehen – unglaublich!

Travelling through time and space? Yep! Zwar nicht mit Lichtgeschwindigkeit, aber wenn etwas dem Spaceship-Feeling von Star Trek nahekommt, dann dieses Auto!

Fakt ist: Mit dem Taycan Turbo Cross Turismo verändert sich die Wahrnehmung von Geschwindigkeit und ihrer Dynamik. Es ist das Auto, das einen so viel besser fahren lässt. Je nach Gusto lässt sich das Fahr- und Star-Trek-Gefühl dank Porsche Sport Electric Sound noch verstärken. Denn dieser künstlich erzeugte Klang ist an die Dynamiken des E-Antriebs gekoppelt und sorgt für ein futuristisches Motorsportgefühl, ganz ohne Sechszylinder und Biturbo-Aufladung! Dadurch werden die Beschleunigungs- und Bremsvorgänge auch akustisch erlebbar und beamen einen gedanklich wie mit dem Raumschiff Enterprise durch die Häuserschluchten. Ebenfalls praktisch: Die anderen im Verkehr – egal ob zu Fuß oder im Auto – hören einen besser, was für mehr Sicherheit sorgt! Fühlt sich so also die Zukunft an? Ja! Aber reicht das bereits aus, um als Lösung für die Mobilität von morgen in die Geschichtsbücher einzugehen? Nein.

Spielst du noch oder fährst du schon? Der Teufelskreis des Auto-Quartetts

Wer herausfinden möchte, was der Taycan Turbo Cross Turismo alles können soll, muss sich auf eine längere Suche begeben. Browst man durch die Porsche-Website, wird man mit normierten Werten und technischen Details überflutet: Preis, Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und der Link zum technischen Datenblatt sind schnell gefunden, aber kommt es darauf wirklich an? Über die reale Usability erfährt man erst mal wenig.

Dabei ist jetzt – in der epochalen Umbruchphase zur E-Mobilität – die perfekte Chance, Autofahrende ganz anders an das Thema heranzuführen, Generationen von Auto-Freaks zum Umdenken zu bewegen, ein neues Bewusstsein zu schaffen und das Augenmerk darauf zu legen, worauf es tatsächlich ankommt und was einem im Alltag einen realen Mehrwert bietet. Faktisch steckt die Automobilbranche nun in einem ähnlichen Dilemma wie die E-Bike-Industrie seit 10 Jahren: „Was ist der stärkste Motor? Wie weit komme ich mit einer Akkuladung? Gibt es das E-Bike auch mit größerem Akku?“ Was das Autoquartett dem E-Bike an Fragestellungen vererbt hat, vollendet nun seine Laufbahn. Denn dass bei E-Autos genau die gleichen Fragen gestellt werden wie bei E-Bikes, hat historische Gründe!

Selbst unter Luftgekühlt-Fans weckt der Taycan Cross Turismo Interesse und begeistert – okay, manche schauen auch blöd!

Die ganze Misere, die weit mehr als ein halbes Jahrhundert der Automobil-Wahrnehmung geprägt hat und nach wie vor prägt, fand ihren perfekten Ausdruck 1952, als Werner Seitz das Autoquartett für die Spielkartenfirma ASS erfand. Keine Frage: Das Stechen um Superlative wie PS und Hubraum ist ein spaßiger Zeitvertreib und äußerst spannend, vermittelt bis heute aber ein falsches Bild, das stumpfe Stammtischgespräche genauso dominiert wie die Websites und Broschüren vieler Hersteller – auch bei Porsche! Und bei vielen Medien ist es das gleiche Spiel. Man gibt eben der Kundschaft das, was sie will, auch wenn die Herausforderungen unserer Zeit ein Umdenken erfordern! Nicht nur oberflächlich, sondern tiefgreifend. Natürlich wollen viele Menschen offensichtliche Daten und Fakten, die sie vergleichen und über die sie diskutieren können. Aber diese Wertevermittlung wird den Anforderungen, Herausforderungen und Potenzialen eines modernen Fortbewegungsmittels nicht mehr gerecht: Vergleichbarkeit um der Vergleichbarkeit willen ist wie Bullshit-Bingo – viel Tamtam, aber nix dahinter! Technische Eckdaten in Form von Zahlen können beeindrucken, führen aber oft zu falschen Rückschlüssen. Sie vermitteln ein unvollständiges und daher irreführendes Bild und sind nur ein Teil der Wahrheit; das gilt für Ladezeiten, Beschleunigungswerte, PS und Preise genauso wie Verbrauchswerte. Worauf kommt es also tatsächlich an?

Cross Utility Vehicle – Was nützt das beste E-Auto?

Der neue Taycan Cross Turismo wird von Porsche als CUV kategorisiert und erhebt den Anspruch, das sportlichste und beste E-Auto in seinem Segment sein. CUV steht für Cross Utility Vehicle, sprich neben der reinen Mobilität soll der Taycan Cross Turismo auch einen breiten Nutzen (Utility) bieten für alle, die ihn fahren. Das bürdet dem Taycan Cross Turismo deutlich mehr zu erfüllende Erwartungen und Ansprüche auf als dem Taycan, der als Sport-Limousine klassifiziert ist. So soll das in Zuffenhausen produzierte Elektroauto im Gravel-Modus abseits befestigter Straßen genauso performen wie im Sport Plus-Modus auf der Rennstrecke – und natürlich in jedem Einsatzbereich dazwischen: als prestigeträchtiger Geschäftswagen, als Familienkutsche mit ausreichend Stauraum, als Abenteuermobil mit E-Bikes auf dem Heckträger oder Kitesurf-Equipment im Kofferraum und natürlich als positiv wahrgenommenes Statussymbol in vielen Situationen. Diese Vielfalt in Sachen Einsatzbereich kann – richtig genutzt – ein universelles Multitalent ausmachen, das als One-Car-Solution im Haushalt die unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse erfüllt. Morgens die Kids in die Schule bringen, mittags schnell auf den Businesstermin und am Wochenende mit Dachzelt und Bikes auf dem Heckträger ab ins Wochenendabenteuer. Klingt verlockend? Das ist es auch! So viel vorweg: Mit dem neuen Taycan Cross Turismo, den es in der Grundausstattung ab knapp 100.000 € zu kaufen gibt, verschiebt Porsche die Grenzen des Möglichen, vereint gegensätzliche Anwendungsbereiche und hat in Sachen Fahrleistung das beste E-Auto in seinem Segment geschaffen. Doch reicht das aus, um eine gute Figur im Alltag abzugeben?

Denn das beste Auto ist nur so gut, wie es tatsächlich genutzt wird oder werden kann. Und beim E-Auto kommen noch weitere Faktoren hinzu, die über Paradies oder Hölle, Alltagsnutzen oder Leidenschaft mit viel „Leiden“ entscheiden. E-Autos kämpfen nicht nur mit einer deutlich schlechteren Infrastruktur als Verbrenner, sondern vor allem mit sich selbst: Ein ganzheitliches digitales Ökosystem rund um die mittlerweile sehr eng miteinander verbundenen Themen Laden, Fahrweise und Navigation ist eine große Herausforderung, die bislang nur Tesla weitestgehend zufriedenstellend gemeistert hat. Denn kein Ladevorgang ist gleich, wodurch das Batteriemanagementsystem unzählige Faktoren wie Anbieter der Ladesäule, Batterietemperatur und -ladezustand berücksichtigen muss. Clever laden ist das Stichwort und hierfür ist eine intuitive Integration in das Navigationssystem des Elektroautos essenziell.

Aus eigener Erfahrung wissen wir: Man kann das beste E-Auto kaufen und dennoch die Arschkarte ziehen. Die wahren Probleme zeigen sich erst im Alltagseinsatz. Schließlich geht es schon lange nicht mehr nur ums Auto, weder rein um seinen rationalen Nutzen oder seinen sinnlichen Fahrspaß. E-Autos brauchen ein ganzheitliches Konzept und ein neues Verständnis von individueller Mobilität: bei den Kundinnen und Kunden, den Herstellern und natürlich auch der Politik!

Wenn euch der Alltag einholt überholt – Fahrbericht des Taycan Turbo Cross Turismo

Nach rund 1.000 Testkilometern durch verwinkelte Innenstädte, stockenden Stadtverkehr, mit über 250 km/h auf der Autobahn bei Regen, Nacht und Nebel, im Drift über Schotterhalden sowie auf der Rennstrecke des Hockenheimrings können wir euch sagen, ob der Porsche Taycan Turbo Cross Turismo wirklich so vielseitig ist, wie er sein will und warum der Traum vom 911er für viele platzt!

Während viele über theoretische Leistungsdaten diskutieren, ist es in unseren Augen viel wichtiger, sich mit dem zu beschäftigen, was man selbst erfahren kann und was einen weiterbringt. Der Taycan Cross Turismo ist kein Oldtimer und er ist auch nicht das Supercar, das man hat, um es zu haben oder am Sonntag gelegentlich zu genießen. Er ist ein vielseitiges Elektroauto für den Alltag. Wobei Alltag nicht gleich Alltag ist – und manchmal ganz schön hart für Fahrende und Fahrzeug sein kann! Um ein Auto richtig zu verstehen, muss man seine Limits genauso ausloten wie die eigenen Ansprüche. Und genau das haben wir gemacht!

Modus Operandi – wie wollt ihr fahren? Die Fahrmodi und Rekuperation des Porsche Taycan Cross Turismo

Der Taycan besitzt fünf Fahrmodi, von denen vier per Schnellwahlrädchen direkt am Lenkrad ausgewählt werden können: Range, Normal, Sport und Sport Plus. Der Gravel-Modus muss separat an der Mittelkonsole ausgewählt werden. In den Modi Sport und Sport Plus wird das Fahrwerk deutlich straffer und tiefer, was man vor allem in Kurven merkt, wo die blitzschnelle Regelung der Adaptivdämpfer einen großen Unterschied macht. Auch das Brems- bzw. Rekuperationsverhalten ändert sich deutlich durch die Modi, was man perfekt für sportliche Fahrmanöver nutzen kann. Im Sport-Modus sorgt der Bremsvorgang für deutlich spürbare Lastwechsel, was gerade für kurvige Kurse von Vorteil ist – aber auch etwas Fahrkönnen voraussetzt. Im Normal-Modus gleitet das Auto hingegen weiter. Dieses Gleiten ist vor allem im Alltag toll, weil es für ein deutlich relaxteres Fahren im Stop-and-go-Feierabendverkehr sorgt. Generell gilt: Ob das Auto rekuperiert oder zusätzlich mit den Scheibenbremsen bremst, merkt man nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos ist der Taycan primär auf Rollen ausgelegt und rekuperiert nicht sofort, wenn man vom Gaspedal geht, sondern erst, wenn man aktiv aufs Bremspedal tritt. Apropos Rekuperation, also Rückgewinnung von Energie: Bis zu 290 kW können beim Bremsen wieder in die Batterie des Taycan eingespeist werden. Zum Vergleich: Ein Tesla Model S schafft nur bis zu 60 kW. Im Normalbetrieb finden beim Porsche Taycan Cross Turismo rund 90 % der Bremsvorgänge rein über die Rekuperation statt. Erst wenn noch mehr Bremsleistung benötigt wird, werden zusätzlich zur Rekuperation die hydraulischen Scheibenbremsen eingeschaltet. Was bis zu 290 kW bedeuten? Bei einem Bremsvorgang von 200 auf 0 km/h soll der Taycan Cross Turismo laut Porsche die elektrische Energie für bis zu 4 km Reichweite gewinnen.

Wichtig: Nicht der gewählte Modus beeinflusst maßgeblich eure Reichweite, sondern primär eure Fahrweise in Kombination mit äußeren Einflüssen wie Topografie, Untergrund, Wetter etc. Schaltet man durch die einzelnen Modi, gibt der Taycan deshalb auch nur einen Reichweitenunterschied von rund 10 km je Modus an. Sollen es im Range-Modus noch 340 km sein, sind es im Sport Plus nur noch 313 km. Merke: Auch im Sport Plus-Modus kann man sparsam fahren!

Klarer USP des Cross Turismo ist der Gravel-Modus. Er macht das E-Auto zwar nicht zum Geländewagen, man kann mit ihm aber ordentlich über schlechte Wege brettern, ohne Angst zu haben, direkt aufzusitzen: Offroad macht Spaß, auch ohne Maximalgeschwindigkeit! Der Cross Turismo mit Offroad-Paket ist bereits 30 mm höher als die Taycan-Sportlimousine. Aktiviert man den Gravel-Modus, fährt das Fahrwerk um weitere 20 mm hoch. Der gleichen Technologie bedient sich der Smart Lift, der beispielsweise bei einer steilen Tiefgaragen- oder Hofeinfahrt sowie Bodenwellen Aufsetzer verhindern soll. Die GPS-Koordinaten lassen sich speichern und so justiert sich der Porsche automatisch, sobald man an eingespeicherte Orte kommt.

Maximale Power, maximale Kontrolle? Die Rennstreckenperformance des Taycan Turbo Cross Turismo und was das für unseren Alltag bedeutet

Im direkten Vergleich mit dem Porsche 911 ist der Taycan Cross Turismo deutlich einfacher und sicherer zu fahren, obwohl der Fünftürer mit 5 Sitzplätzen plus Stauraum und entsprechenden Dimensionen ein Koloss auf der Rennstrecke ist. Doch das hat gute Gründe: Die Leistung liegt dank zweier Elektromotoren direkt an und kann viel schneller und feiner moduliert werden als bei einem Verbrenner. Die Reaktionsfähigkeit des Taycan ist dadurch enorm! Power ist bekanntlich nichts ohne Kontrolle. Und der Taycan Turbo Cross Turismo hat ordentlich Power, aber noch mehr Kontrolle – selbst im Nassen, wie wir auf der künstlich bewässerten Rutschplatte recht risikofrei herausfinden konnten!

Es gibt einige Faktoren, die zu dem überragenden Handling, der brutalen Traktion und der souveränen Straßenlage beitragen: Zuerst ist da die exzellente Gewichtsverteilung zu nennen, danach gleich der außerordentlich tiefe Schwerpunkt, der dank cleverer Positionierung der 650-kg-Batterie noch tiefer liegt als beim 911er. Das Porsche Stability Management-System sorgt für eine deutlich höhere Fahrsicherheit im längs- und querdynamischen (Grenz-)Bereich und die Hinterachslenkung erhöht gleichzeitig Agilität und Fahrstabilität. Im Alltag verringert die Hinterachslenkung den Wendekreis spürbar. Ideallinie anpeilen und durchziehen – der Taycan Cross Turismo lässt sich mit Freude auf Spur halten, reagiert super souverän und gleichzeitig leichtfüßig!

Im Sport Plus-Modus überholen die Beschleunigungswerte immer wieder die eigene Reaktionsfähigkeit, sobald man das Gaspedal richtig durchdrückt. Das direkt anliegende Drehmoment von bis zu 850 Nm sorgt für ordentlich Druck im Sitz – gut, dass unser Taycan Turbo Cross Turismo mit den 18 Wege verstellbaren Sportsitzen kommt, die sich während der Fahrt an die Fahrdynamik anpassen und damit für eine exzellente Abstützung sorgen.

Dank intelligentem Thermomanagement schafft der Taycan eine außergewöhnlich hohe Dauerleistung. Mehrere aufeinanderfolgende Beschleunigungsvorgänge steckt der Porsche also recht problemlos weg, während viele andere E-Autos ihre Leistung relativ schnell drosseln, um ein Überhitzen der Elektrokomponenten zu verhindern und sie vor thermischer Belastung zu schützen.

Der Electric Sound im Sport Plus-Modus untermauert das dynamische Fahrgefühl akustisch. In Kombination mit dem Gangwechsel des 2-Gang-Getriebes am Heck (bei circa 90 km/h) entsteht Motorsportfeeling, wie man es von Verbrennern kennt, allerdings mit einem Star-Trek-verdächtigen Warp-Sound. Die Beschleunigungsorgien mit 680 PS und bis zu 850 Nm im Overboost-Modus bei aktiver Launch-Control gewinnen dadurch zusätzlich an Reiz – unsere Mägen verdauen sie noch immer. Einfach krass!

Mit dem Porsche Taycan wird man ganz schön frech!

Die performance-technische Überlegenheit des Taycan verändert das Selbstbewusstsein auf der Straße, ermöglicht deutlich mehr Spontaneität und verleitet dazu, die Power auch zu nutzen. Der Taycan vermittelt ein Gefühl von derart viel Sicherheit, dass man geradezu frech wird. Kleine Lücke für einen Überholvorgang? Mit dem Taycan Turbo Cross Turismo kein Problem! Unser Office-Dog Henry durfte mit seinem 64 Jahre jungen Besitzer, DOWNTOWN-Redakteur Manne Schmitt, im Kofferraum des Cross Turismo durch den Schwarzwald cruisen und musste so manches rasantes Überholmanöver wegstecken. Mannes Frau Andrea als Beifahrerin übrigens genauso. Schnell kam die Einsicht: Das macht man nicht häufig, sonst herrscht schlechte Stimmung, weil der Hinterkopf beim Überholvorgang schon wieder gegen die Kopfstütze geknallt ist. Beim Taycan Turbo ist Nackenmuskeltraining empfehlenswert! Will man den Taycan Cross Turismo ausfahren, tut man das am besten alleine oder mit standfester Begleitung. Denn die volle Leistung fordert eine sehr gute Ladungssicherung und im Zweifel ihren Tribut bei Mitfahrenden und Vierbeinern, die man im CUV transportieren will.

Connected to the future? Spaltmaße vs. Software beim Porsche Taycan Cross Turismo

In Sachen digitalem Ökosystem hat Porsche noch großes Potenzial. Während nach wie vor viel über die Perfektion von Spaltmaßen diskutiert wird – und ja, der Taycan Cross Turismo ist exzellent verarbeitet –, macht die Software den entscheidenden Usability-Unterschied. Das beginnt bei der Verarbeitung relevanter Echtzeitdaten, geht weiter bei der nahtlosen Integration von wichtigen Funktionen und endet bei der intuitiven und zuverlässigen Bedienung des Systems. Das Laden und das Navigationssystem sind bei E-Autos quasi als eine kombinierte Einheit zu behandeln und wie es richtig geht, zeigt Tesla schon seit vielen Jahren! Kein E-Auto, das wir bislang gefahren sind, kann den Modellen von Elon Musk hier das Wasser reichen. Schade! Fakt ist: Die Software ist eine der größten Herausforderungen in der automobilen Zukunft und entscheidet darüber, ob das fahrdynamisch vielleicht beste Auto überhaupt gut (nutzbar) ist!

Freie Sicht? Mehr Sicherheit und Sicht im Alltag!

Doch der Taycan soll nicht nur auf dem Hockenheimring und auf Haarnadelkurven im Schwarzwald überzeugen, sondern auch im Alltag. Für ein deutliches Sicherheitsplus sorgt dort eine Reihe an Kollisionsassistenten: der ParkAssistent und der Warn- und Bremsassistent, der auch auf Leute hinweist, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind. Besonders beim Rückwärts-Rangieren in der City greifen diese Mechanismen teilweise ins Fahrgeschehen ein und verhindern effektiv manch knappe Kollision. Will man die Türen öffnen und das Auto registriert, dass sich jemand auf einem Fahrrad nähert, dann greift der Kollisionsassistent ebenfalls ein. Top-Notch!

Nicht alles ist aber so gut gelungen. Eigentlich banal, aber dennoch nervig und vor allem auch anstrengend und ermüdend für die Augen: Beim Fahren in der prallen Mittagssonne spiegelt sich das Leder-Armaturenbrett in der Windschutzscheibe. Das ist bei vielen Autos der Fall, aber wir verstehen nicht, warum hier kein reflektionsarmes Material wie z. B. Alcantara zum Einsatz kommt. Schließlich verbessert eine klare Sicht Sicherheit, Komfort und Performance beim Fahren deutlich!

Wir sind Fans von Panoramadächern – auch wenn sie schwerer sind. Doch sie sorgen für ein deutlich offeneres und größeres Raumgefühl im Fahrzeuginnenraum und geben im Falle des Taycan Cross Turismo noch rund zwei zusätzliche Zentimeter an Kopffreiheit. Unser Testfahrzeug war damit zwar nicht ausgestattet, aber nach dem Test eines zweiten Fahrzeugs können wir das 1.600 € teure Upgrade kompromisslos empfehlen.

Wie viel Stauraum bietet der Porsche Taycan Cross Turismo tatsächlich?

Weißt du, was ein Frunk ist? Den Platz, den normalerweise der Verbrennungsmotor einnimmt, nutzt der Taycan anders. Aus dem englischen Kofferraum „Trunk“ wird durch seine Positionierung in der Front also der „Frunk“. So gibt es hinten einen großen und vorne einen weiteren kleinen Kofferraum, wie ihn auch der 911 mit seinem Heckmotor bietet. Der Frunk des Taycan bietet 84 l, also genug für eine Bierkiste plus Handgepäck. Der Frunk des 911 bietet mit 128 l sogar noch mehr Ladevolumen. Das hochgezogene Heck des Taycan Cross Turismo CUV bietet in der Turbo-Variante nur rund 40 l mehr Volumen als die Taycan Sport Limousine. Beim normalen 4 oder 4S Cross Turismo sind es 80 l mehr. Was das bedeutet? Im Taycan Cross Turismo CUV lässt sich im Vergleich zur Taycan-Sportlimousine je nach Abmessung eine weitere Packtasche oder ein Koffer in der Größe eines Kabinen-Handgepäcks verstauen. Je nach Reise-Konstellation lässt sich die Rücksitzbank umklappen, um bis zu 1.171 l zu erreichen. Und wem das nicht reicht, der kann eine für bis zu 200 km/h freigegebene Dachbox mit entweder 320 oder 520 l für 773 € bzw. 860 € kaufen. Zum Vergleich: Das offene Gepäckraumvolumen hinter den Vordersitzen eines 911 beträgt 264 l, wo mehrere Weekender oder zwei Getränkekisten ihren Platz finden können.

Let’s go biking? Der Fahrradheckträger des Porsche Taycan Cross Turismo

Für den Taycan Cross Turismo gibt es einen optional erhältlichen Fahrradheckträger, der mit 1.785 € zu Buche schlägt, plus 487 € für die Vorrüstung, weil es bauartbedingt keine Anhängerkupplung für den Taycan gibt. Preislich ein happiges Vergnügen. Der speziell für den Cross Turismo entwickelte Fahrradheckträger bietet Platz für zwei Bikes, hat eine Freigabe von bis zu 130 km/h (wie beispielsweise Thule) und eine maximale Zuladung von 50 kg. Zwei durchschnittliche E-Bikes kann der Porsche also gerne auch mal Huckepack nehmen, bei SUV-E-Mountainbikes wie z. B. von Riese & Müller wird es dann schon eng in Sachen Gewichtsfreigabe. Da der Heckträger zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar war, konnten wir ihn leider noch nicht in der Praxis testen. Deshalb haben wir unser Gravel-Bike einfach in den Kofferraum geworfen!

Platzt der Traum vom Porsche 911?

Neue Technologien, insbesondere bei Elektroautos, eröffnen neue Möglichkeiten und schaffen es, per se sehr gegensätzliche Eigenschaften und Use-Cases miteinander zu vereinen. Wenn der Haussegen also beim nächsten Autokauf schief zu hängen droht, dann denkt dran – auf die Frage „Sportwagen oder Familienauto?“ gibt es jetzt eine simple Antwort: Warum nicht einfach beides in einem? Denn der Taycan Cross Turismo ist als Alltags-, Adventure- und Familienauto sehr gut nutzbar. Ein Konzept, das man bereits von Familien-Rennkutschen wie dem Audi RS6 kennt, nur kommt es jetzt neu inkarniert mit mehr Vielseitigkeit und „E“ aus Zuffenhausen. Die Tatsache, dass der Taycan Cross Turismo krassere Leistungsdaten als ein 911 GT3 besitzt und für Alltagsfahrerinnen und -fahrer gleichzeitig deutlich einfacher und sicherer zu beherrschen ist, macht ihn zur ultimativen Allzweckwaffe. Hinzu kommt, dass das Image eines Elektroautos deutlich positiver ist als das von PS-starken Verbrennern. Die Sympathiewerte eines historischen 911ers erreicht man mit dem Taycan zwar nicht, aber dafür gibt es fast ebenso viel positives Interesse und wenig bis keinen Sozialneid. Für viele wird der Taycan Cross Turismo der bessere 911er und der bessere Panamera im Portfolio des Zuffenhausener Unternehmens sein.

Mythos Elektroauto – Reichweitenangst, Navigation und richtig laden mit dem Taycan

Welche Reichweite hat der Taycan Turbo Cross Turismo? Wie lange lädt er? Was kostet ein Ladevorgang? Mit rekordverdächtigen Ladezeiten und dem Aufbau einer neuen Lade-Infrastruktur sagt Porsche der Reichweitenangst den Kampf an und verspricht schnelles, komfortables Laden. Ist das genug? Und reicht es, um Tesla zu schlagen?

„Was, wenn ich mit leerem Akku am Straßenrand liegen bleibe?“ Ganz ehrlich: Diese Frage haben wir uns schon häufig gestellt. Wir hatten schon so manch frustrierende Lade-Odyssee mit den unterschiedlichsten Elektroautos, die die Essenz der Mobilität, nämlich das unbeschwerte Vorankommen von A nach B, ad absurdum führte. Im 200.000 € teuren E-Auto mit 80 km/h hinterm Lkw auf der Autobahn hinterher kriechen? Plötzlich abbrechende Ladevorgänge, während man beim Abendessen sitzt und die Smartphone-Benachrichtigung erhält, das Auto aber am anderen Ende der Stadt steht? Picknick an einer Ladesäule, weil der Schnelllader bereits besetzt war? Nicht funktionierende Ladesäulen, an die einen das Navi geführt hat? Abschleppdienst, weil Auto leer und nur eine Ladesäule, die sich nicht mit dem Auto verbinden will? Auf einer 6-Stunden-Autofahrt 4 Stunden später zu Hause angekommen als der andere Teil unserer Reisegruppe mit einem Verbrenner? Alles schon erlebt.

Hast du noch Reichweitenangst oder lebst du schon?

Bereits seit den 1990er-Jahren gibt es Reichweitenangst. Sie beschreibt heute die Angst, dass die Reichweite eines E-Autos für viele Fahrten nicht ausreichen könnte und dadurch häufig zeitraubende Nachladevorgänge benötigt werden oder man gar wegen fehlender Ladeinfrastruktur mit leerer Antriebsbatterie liegen bleibt. Wenn die Angst Überhand gewinnt, verlieren wir zu leicht all die Möglichkeiten und Alternativen, die wir haben, aus den Augen – auch bei E-Autos!

Viele beklagen sich darüber, dass ihr Alltag so monoton gleich sei – das ist natürlich das Ergebnis, wenn man auch immer das Gleiche macht! Der Umstieg auf ein E-Auto ist eine perfekte Möglichkeit, unsere Gewohnheiten zu ändern und mehr Abwechslung in unser Leben zu lassen.

Bevor man sich über Reichweiten und potenzielle Probleme Gedanken macht, sollte man sich über das eigene Nutzungsverhalten und die individuellen Rahmenbedingungen klar werden. Dabei lösen sich viele Ängste und Probleme in Luft auf. Statt nach der Reichweite des Autos sollte man eher fragen: Wie viel Reichweite brauche ich tatsächlich? Denn wer innerstädtisch unterwegs ist oder auf einer kurzen oder mittleren Distanz pendelt, wird die volle Batteriekapazität selten nutzen.

Für was brauche ich das Auto tatsächlich und wie will ich es nutzen? Im Zeiteffizienz- und Optimierungseifer rasen wir von A nach B, nutzen Raststätten mal schnell zum Tanken statt zum wirklichen Rasten. Dabei würde uns manche „Zwangspause“ in unserem Alltag mehr als gut tun. Wir wollen häufig nur ankommen, anstatt die Fahrt zu genießen. Dabei ist es doch so: Auch Fahrzeit ist Lebenszeit! (Geschäfts-)Reisetage werden lieber knapper kalkuliert, als noch einen Tag dranzuhängen, manchen Umweg zu fahren und etwas Sightseeing zu machen, wenn man schon mal in der Gegend ist. Viele beklagen sich darüber, dass ihr Alltag so monoton gleich sei – das ist natürlich das Ergebnis, wenn man auch immer das Gleiche macht! Der Umstieg auf ein E-Auto ist eine perfekte Möglichkeit, unsere Gewohnheiten zu ändern und mehr Abwechslung in unser Leben zu lassen.

Mythos Ladegeschwindigkeit und Batteriegröße – Das E-Auto ist nur so gut, wie man es zu nutzen weiß!

Wie gut ein Auto ist, hängt maßgeblich von euch, eurer Fahrweise und euren individuellen Anforderungen und Nutzungsszenarien ab. Je nach Nutzungsszenario ist die Frage nach der Batteriegröße genauso irrelevant wie die nach der Ladegeschwindigkeit.
Mit einer ausgeklügelten 800-Volt-Spannungsarchitektur, die rekordverdächtige Eckdaten liefert, zieht Porsche beim Elektrosystem des Taycan alle Register, um das Laden so schnell, komfortabel und effizient wie möglich zu machen. Technisch sind die Ladevorgänge des Taycan die absolute Benchmark: Die elektronische Architektur und ein intelligentes Thermomanagement für optimiertes Laden des Akkus sorgen dafür, dass die netto nutzbaren 83,7 kWh der 93 kWh starken Performance Plus-Batterie des Cross Turismo mit bis zu 270 kW Ladeleistung geladen werden kann. Die Realität ist jedoch deutlich komplexer.

Zahlreiche Faktoren wie Ladezustand, Batterietemperatur, Ladesäulenart und Außentemperatur spielen für die Ladegeschwindigkeit eine genauso entscheidende Rolle wie die Softwareversion des Autos, der Säule und deren Kommunikation. Damit ist klar: Kein Ladevorgang ist identisch und erst recht nicht konstant. Für den Ladezustand wird häufig auch der englische Begriff State of Charge (SOC) verwendet. Die von Porsche versprochenen 270 kW stehen nur unter idealen Bedingungen und für einen bestimmten Ladezustandsbereich des Akkus zur Verfügung. Hierbei ist das Vortemperieren der Batterie via Porsche Charging Planner ein wichtiger Faktor, genauso wie ein möglichst niedriger Ladezustand. Wenn man mit einem SOC von beispielsweise 60 % an eine Schnellladesäule fährt, muss man eher mit 100 kW als mit 270 kW rechnen.

Bevor man sich Gedanken über die Reichweite macht, ist es wichtig, die Funktionsweisen der Ladevorgänge und ihre optimalen Effizienzbereiche zu kennen – und natürlich die unterschiedlichen Ladeoptionen, die uns neue Möglichkeiten für einen abwechslungsreicheren Alltag bieten. Denn die richtige Ladestrategie kann einen riesigen Unterschied ausmachen!

Laden zu Hause / Home-Charging

Die Distanzen bei Alltagsfahrten sind meist recht gering, sodass es Studien zufolge bei über 80 % der Autofahrten reicht, das Elektroauto zu Hause zu laden. Auch wenn das Laden an der normalen 230-V-Haushaltssteckdose sehr lange dauert, würde es locker ausreichen, wenn man täglich nur kurze Distanzen von unter 100 km zurücklegt und nachts immer laden kann. Deutlich schneller geht das Laden zu Hause mit einer Industriesteckdose. Mit dem 22 kW On-Board AC-Lader kann man den Taycan mit bis zu 22 kW laden, was die Ladedauer im Vergleich zur Haushaltssteckdose um das rund 10-fache verkürzt. In der Regel werden momentan 11 kW-Ladeboxen in Privathäusern installiert und auch staatlich gefördert. Damit ist ein komplett leerer Taycan mit 93-kWh-Akku in ca. 9 h wieder voll geladen. Selbst wenn irgendwann aus Netzkapazitätsgründen die Ladeleistung auf 5 kW gedrosselt werden müsste, hat man über Nacht dann immer noch 40–50 kWh geladen, was einem ein Range von ca. 150–200 km je nach Fahrweise gibt. Problematisch wird es erst, wenn man zu Hause keine Lademöglichkeiten hat und auf die öffentliche Infrastruktur zurückgreifen muss, weil hier Komplexität durch limitierte Parkzeiten und freie Ladesäulen hinzu kommt.

Laden am Ziel / Destination-Charging

Möglichkeiten finden sich meist an spannenden Locations wie Hotels, Restaurants, Einkaufszentren – on the go bei Bedarf nutzen oder bewusst ansteuern, um essen und shoppen zu gehen oder zu genießen, was auch immer die Destination zu bieten hat! Die Destination-Charger bieten meist Ladegeschwindigkeiten bis zu 22 kW.

Schnellladen

Für die Langstrecke und wenn man es mal verpeilt hat, sein Elektroauto zu laden. Passiert oft auch beim Handy, wenn man es nicht über Nacht einsteckt! Eins vorweg: Schnell ist relativ! Wie schnell man tatsächlich lädt, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Die Schnelllader liegen zwar oft an wichtigen Verkehrsknotenpunkten und -trassen, sind aber oft an unattraktiven Locations auf Autobahnraststätten oder in Industriegebieten. Wenn man die Ladestopps richtig plant, dann kann man die Wartezeit dennoch zum Lunch, Kaffeestopp oder als Ruhepause nutzen: Me-Time, in der man von niemandem gestört wird! Im Gegensatz zu den meisten Elektroautos lädt man mit dem Taycan an einem Schnelllader statt 40 min nur 20 min für die gleiche Menge an Strom, was einen riesigen Unterschied ausmacht – nicht nur wenn man es eilig hat, sondern auch bei Regen oder praller Sonne!

Schön wär’s

2.100 kWh auf Rädern – mit der Porsche Mobile Charging Unit lassen sich kapazitiv über 20 Taycans laden, allerdings ist die größte Powerbank der Welt nicht frei zugänglich. Porsche nutzt sie für eigene Events, wo es keine lokale Ladeinfrastruktur gibt.

Richtig navigieren – Der Schlüssel zum effektiven Laden mit dem Porsche Taycan Cross Turismo

„Clever laden“ lautet also die Maxime, zumindest wenn man auf maximale Ladegeschwindigkeit aus ist oder seine Fahrt optimieren möchte. Gerade bei mittleren und langen Distanzen braucht man fast schon zwangsläufig das Navigationssystem, um die zahlreichen Faktoren zu berücksichtigen und die Infrastruktur richtig zu nutzen. Porsche versucht, mit seinem im Navigationssystem integrierten Charging Planner bereits zahlreiche Faktoren einzubeziehen, um die Routen sowie die Ladestopps optimal zu planen. Dabei soll das System auch Ladesäulen mit höheren Leistungen bevorzugen, die zwar nicht direkt auf der Route liegen, aber logischerweise kürzere Ladezeiten versprechen, wodurch die Gesamtfahrzeit so niedrig wie möglich ausfällt. Um die zur Verfügung stehende maximale Ladeleistung zu nutzen, regelt das System auch die Vorkonditionierung der Batterie rechtzeitig vor dem Ladestopp. Liegt der berechnete Ladestatus am Ziel unter 13 %, berücksichtigt der Charging Planner Ladestopps, um auch am Zielort über eine Mindestreichweite zu verfügen. Im Fahrmodus Range liegt der Wert bei 6 % SOC und reizt damit das Reichweitenpotenzial noch weiter aus, um Ladestopps zu vermeiden. Der Charging Planner ist während der gesamten Routenführung aktiv und optimiert kontinuierlich die geplante Route inklusive der Ladestopps. Dabei berücksichtigt er auch Echtzeit-Verkehrsinformationen. Bei der Angabe der Ankunftszeit werden die jeweiligen Ladezeiten berücksichtigt. Die für den Charging Planner notwendige Online-Funktionalität ist beim Taycan im Rahmen des Porsche Connect-Pakets für drei Jahre inklusive (länderspezifisch), danach werden 329 €/Jahr fällig.

Die Navigation funktioniert nicht fehlerfrei: Teils leitet es einen fehl oder erkennt manch schnellere und besser gelegene Ladesäule nicht, wodurch mehr Ladestopps oder längere Ladezeiten entstehen.

Den Charging Planner braucht es auf jeden Fall – auch wenn wir in der Praxis von der Funktionalität des Navigationssystems ernüchtert waren: So hat unser Testfahrzeug die Einfahrt zum Porsche-Zentrum Pforzheim und seiner Schnellladesäule nicht gefunden, sondern uns falsch und entgegen der Fahrtrichtung über eine Tankstelle geleitet. Darüber hinaus hat es stichprobenhaft existierende Schnellladesäulen nicht in der Routenplanung berücksichtigt, was faktisch dazu führte, dass eine suboptimale Strecke geplant wurde und wir faktisch Umwege gefahren sind oder zumindest länger unterwegs waren, als es die Infrastruktur zugelassen hätte. Die Porsche-eigene Navigation funktioniert in den meisten Fällen passabel, braucht je nach Netzabdeckung jedoch sehr lange, um die Route bereitzustellen. Während es bei anderen Stromern deutlich schlechtere Navigationssysteme für die Routen- und Ladeplanung gibt, gibt es auch bessere, z. B. bei Tesla! Der Porsche-Vorteil: So schnell wie Porsche kann auch Tesla nicht laden.

Wir sind Fans von Apple CarPlay, allerdings sind manch wichtige Features wie z. B. das Zoomen auf der GoogleMaps-Karte nicht möglich – auch die Schnittstelle von Fahrzeugdaten und Ladesäulen fehlt. Nutzt man also GoogleMaps, kann man keine reichweitenbasierte Navigation durchführen, sondern muss sich manuell um die Ladestopps kümmern. Eine Vortemperierung der Batterie ist ebenfalls nicht möglich. Android Car Play ist aktuell noch nicht verfügbar, wird aber kommen, auch wenn es etwas komplexer in der Integration ist – laut firmeneigenen Angaben nutzt ein Großteil der Porsche-Kundschaft aber sowieso Apple.

Schade – die Porsche-eigene Navigation ist dem Preis von 190.000 € aktuell noch nicht angemessen. Over-the-Air-Updates sind technisch vorbereitet, doch aktuell muss man mit seinem Taycan zum Porsche-Zentrum, um seine Software zu aktualisieren. Die Herausforderung bei Software ist, dass sie nie fertig entwickelt ist und mit jeder neuen Funktion weitere Komplexität hinzukommt. In diesem Sinne ist eine schlanke universelle Software-Architektur essenziell, damit die E-Autos von heute in 10 Jahren nicht so enden, wie die iPhones von vor 10 Jahren es heute tun!

Für die Zukunft wünschen wir uns neben einer höheren Genauigkeit und Zuverlässigkeit eine tiefer greifende und intuitive Integration sowie zwei weitere Funktionen, die den Funktionsprinzipien des Porsche Intelligent Range Manager nahekommen:

1. Mit einem Porsche will man gerne auch mal schnell fahren – und dafür nimmt man auch gern mehrere Ladestopps in Kauf, so wie bei einem PS-starken Verbrenner-Auto. Das weiß das Navigationssystem jedoch nicht sofort. Analog zum Range-Modus würde eine Speed-Taste Sinn machen, um dem Navigationssystem klarzumachen: Rechne mit maximalem Stromverbrauch und passe die Ladeplanung entsprechend an!

2. Einen Porsche will man gerne auch mal ausfahren und schöne Gegenden erkunden. Mit Roads hat Porsche bereits eine Community geschaffen, die tolle Routenvorschläge gibt. Eine tiefgreifende Integration in das Navigationssystem inklusive Schnelladern und Destination-Charger bzw. Points of Interest könnte eine tolle Alternative sein. Statt schneller und effizienter ans Ziel zu kommen, kann es doch auch schön sein, erlebnisreicher unterwegs zu sein und mehr Zeit im Porsche zu verbringen – natürlich mit Fahrspaß, Sightseeing und Lebensqualität!

Keine Probleme von Porsche, aber Probleme für Porsche – und alle Automarken

Beim Fahren eines Elektroautos kommt es auf mehr an als auf das Auto selbst. Egal ob 30.000-€-Stromer oder 190.000-€-Taycan, man steht vor den gleichen Herausforderungen. Das sind keine Probleme von Porsche, aber für Porsche.

Wir haben einen bunten Mix aus zahlreichen lustigen, anstrengenden wie unsicheren Momenten an unterschiedlichen Ladesäulen erlebt: Mal ohne Regenschirm im Regen, mal schwitzend in der prallen Sonne, mal mit kühler Coke inkognito im Porsche-Zentrum Pforzheim, mal allein oder in bester Gesellschaft inklusive Yoga auf dem Rastplatz. Nicht nur blöd, wenn man ganz allein ist: Ladestopp um 3 Uhr nachts zwischen Frankfurt und Stuttgart, 500 m links hinter der Autobahn-Tankstelle auf dem Truckerparkplatz mit spärlichem Licht. An diesem Ort und zu dieser Uhrzeit will man nicht unbedingt alleine mit 190.000 € auf vier Rädern herumstehen.

Hier lädt niemand gerne bei Regen und um diese Uhrzeit. Aber manchmal muss es eben sein.
Yoga while you wait? Oder doch lieber Nachtspaziergang zur Tanke für ’ne Fanta?

Generell sind die Ladesäulen-Standorte und -Konzepte bislang noch alles andere als ausgereift. Die Standorte bieten weder Getränke noch sonstige Snacks wie bei einer Tankstelle – ein Automat würde hier schon Wunder bewirken, aber eigentlich wünschen wir uns natürlich ein Café! Zudem gibt es so gut wie keine überdachten Ladesäulen, wohingegen jede Tankstelle eine Überdachung hat. Und so muss man mit seinem 190.000-€-Auto auch mal in der prallen Mittagssonne oder im Regen stehen. Sonnencreme und Regenschirm sollte also zum Pflicht-Inventar jedes Elektroautos gehören! Die elektrischen Ladeklappen des Taycan links und rechts vorne vor den Radkästen sind fancy, aber bei Regen funktionieren sie unzuverlässig und werden am besten vor dem Aussteigen am Display der Mittelkonsole geöffnet.

Der Kampf um die Ladesäulen hat längst begonnen

Der neuste Clinch in der Welt der Mobilität besteht zwischen vollelektrischen Autos und Hybrid-Fahrzeugen. Während sich Tesla-Kundinnen und Kunden bis Ende 2021 noch in Exklusivität an den Tesla-Ladesäulen wähnen dürfen, liegen die Herausforderungen auf der Hand: Vor allem in den Innenstädten wird es immer voller, weil die Infrastruktur mit den Neuzulassungen und Förderprogrammen nicht Schritt hält. Hinzu kommt die Tatsache, dass Elektroautos in den Städten aktuell noch privilegiertes Parken genießen. Das nutzen auch viele Hybrid-Fahrzeuge, die es gar nicht nötig hätten, aber gerne den leeren Parkplatz in Anspruch nehmen.

Image-Problem für Zuffenhausen? Ein 190.000-€-Porsche, der auf der rechten Fahrspur hinter einem Lkw kriecht, um an die Ladesäule zu kommen.

Die gute Nachricht: Auch Porsche weiß, dass die Infrastruktur zu den großen Faktoren zählt, die über den Durchbruch der Elektromobilität entscheiden. Mit der Gründung des Joint Ventures IONITY haben BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company und der Volkswagen-Konzern mit Audi und Porsche eine eigene Initiative für den Aufbau eines Schnellladenetzes für Elektrofahrzeuge in Europa auf die Beine gestellt. Mittlerweile sind Hyundai und Kia auch teil von IONITY. Neue Konzepte wie eigene Lounges an Schnellladern mit Annehmlichkeiten sind genauso geplant wie der Ausbau von Destination-Charging. Auch das Porsche-Fachhandelnetz wird flächendeckend mit 800-Volt-Schnellladestationen ausgerüstet.

Du kannst das beste Elektroauto kaufen und dennoch die (Arsch-)Karte ziehen – es sei denn, du hast gleich mehrere (Lade-)Karten dabei!

Ein E-Auto ist nur so gut wie die Umgebung, in der es unterwegs ist. Auch innerhalb von Deutschland ist die (Lade-)Infrastruktur sehr unterschiedlich. Regelmäßig brechen Ladevorgänge ab oder manche Ladesäulen funktionieren nicht bzw. wollen die Ladekarte nicht zur Abrechnung akzeptieren. Das Porsche-Navi führt einen zu Ladesäulen, sagt einem aber nicht, ob sie frei sind, und garantiert einem auch nicht, dass die Porsche Charging-Karte funktioniert. Hier würden wir uns eine höhere Intelligenz bzw. tiefergreifende Vernetzung von Echtzeitdaten wünschen.

Mehrere Ladekarten von unterschiedlichen Anbietern zu besitzen, ist nicht nur aus diesem Grund sinnvoll. Je nach Karte und gewähltem Vertrag zahlt man krass unterschiedliche Preise an ein und derselben Ladesäule. Unser Testfahrer Erik nutzt privat drei Karten und die Porsche-App, mit der man sich auch per QR-Code identifizieren kann. Beispiel: Mit einem Taycan zahlt man an Schnellladestationen von IONITY keine Grundgebühr und nur 0,33 € pro Kilowattstunde – auf gleichem Niveau wie beim Laden zu Hause. Der reguläre Tarif liegt hingegen bei 0,79 €. An EnBW-Ladesäulen beträgt der Preis je nach gewähltem Tarif 0,39 € bzw. 0,49 €. Lädt man falsch, kann eine Vollladung schnell mal das Doppelte kosten! Ganz Gewitzte nutzen die kostenlosen Ladesäulen bei Einkaufshäusern und sabotieren dabei das Thema Destination-Charging, denn faktisch stehen dort dann immer mehr Menschen, die eben nicht einkaufen gehen!

Würden wir uns den Porsche Taycan Turbo Cross Turismo kaufen?

Die kurze Antwort lautet nein. Die längere wie folgt: Im von uns getesteten Porsche Taycan Turbo Cross Turismo steckt mehr Sportwagen, als ein normaler Mensch jemals brauchen wird: In Sachen Fahrleistung ist der Porsche Taycan Turbo Cross Turismo absolut überragend. Für 190.000 € kauft man sich ein Auto mit exzellenter Fahrperformance, großer Variabilität für den Alltag und relativ neidfrei positivem Image: Egal ob Familienurlaub, Bike-Wochenende oder Trackday auf der Rennstrecke – mit der entsprechenden Fahrweise hat man mit dem Taycan Turbo Cross Turismo überall Spaß. Allerdings sind zwangsläufig einige E-Auto-spezifische Herausforderungen und Probleme zu beachten, die man weder von einem Verbrenner kannte noch in einem zeitoptimierten Alltag haben will. Verändert man jedoch sein Mobilitätsverständnis, kombiniert die unterschiedlichen Lademöglichkeiten von Home-, Destination- und Fast Charging clever miteinander, dann können sich neue Welten öffnen und man kann mehr Abwechslung in seinen Alltag lassen. Navigation und Ladeplanung lassen sich bei einem E-Auto vor allem auf mittleren und langen Distanzen nicht trennen und hier wird das digitale Ökosystem rund um diese Themen dem Preisschild von 190.000 € nicht gerecht. Hier zieht Tesla Porsche nach wie vor ab.

Beim Turbo-Modell kommt das Supreme-Phänomen zum Tragen: „Ich zahle viel Geld, damit andere wissen, dass ich viel Geld gezahlt habe.“ Der faktische Mehrwert im Alltag geht hingegen gegen null. Da unsere Mägen die Beschleunigungsorgien mit dem Porsche Taycan Turbo Cross Turismo noch immer verarbeiten, würden wir – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – zum ab 95.700 € erhältlichen Taycan 4 Cross Turismo mit einigen wirkungsvollen Sonderausstattungen greifen. Denn auch er bietet das neue Star-Trek-gleiche Fahrgefühl und macht einfach Bock zu fahren! Unserer Meinung nach schafft man die beste Balance aus massenkompatibler Sportlichkeit, Energieeffizienz und Alltagstauglichkeit, indem man folgende Zusatzausstattungen dazubucht: Hinterachslenkung inkl. Servolenkung Plus, Sport Chrono-Paket, Electro Sound, adaptive Sportsitze Plus, Geräusch- und Wärmeschutzverglasung, Panoramadach und LED-Matrix-Hauptscheinwerfer inkl. Porsche Dynamic Light System Plus, ParkAssistent inkl. Surround View, Spurwechselassistent und Abstandsregeltempostat. Das wäre das perfekte Paket – bei einem Preis von rund 120.000 €.

Ist die Welt reif für E-Mobilität?

Wir sagen ganz klar: ja! Veränderungen ohne Probleme und Herausforderungen gibt es nicht – und das ist auch gut so. Denn die E-Mobilität stellt viele Nutzungskonzepte infrage und eröffnet neue Möglichkeiten. Wir befinden uns am Beginn eines epochalen Wandels und haben jetzt die Chance, ein neues, längst notwendiges Verständnis von Mobilität zu erschaffen und damit die Gesellschaft zu verändern. Die Lösung der Zukunft liegt in einem sinnvollen Mobilitätsmix, der Spaß statt Frust macht, Gesundheit fördert, Innenstädte entlastet und für Abwechslung im Alltag sorgt. Eine bewusste Nutzung und Wahl des Verkehrsmittels ist hierbei entscheidend und dafür muss man einige Fragen für sich selbst beantworten: Wofür nutze ich das Auto? Was soll es mir ermöglichen? Bei Sonnenschein kann man auch bestens mit dem E-Bike pendeln, um zusätzlichen Stress durch Staus und Co. in der Rushhour zu verhindern und seine Fitness zu steigern.

Stop Waiting for Friday: Elektroautos brechen unsere Routinen auf, sorgen für Zwangspausen, die wir im durchgetakteten Alltag manchmal ohnehin mehr als nötig hätten, und fordern uns heraus, unsere (Reichweiten-)Ängste zu überwinden. Und selbst wenn man mal liegen bleiben sollte (was uns einmal fast, aber faktisch nie passiert ist), gibt es einen Pannenservice. Ganz gleich ob E-Bike oder E-Auto, Mobilität ist für uns mehr als nur effizient von A nach B zu kommen. Es ist ein Lebensgefühl und damit auch fundamentaler Bestandteil unserer Lebensqualität. Wir begreifen Fahrzeit als Lebenszeit und die soll Spaß machen und uns ermöglichen, neue Orte – Stichwort Destination-Charging – zu erkunden. Warum wollen wir alle immer so schnell und effizient sein? Wenn man einen Porsche fährt, dann will man ihn doch auch möglichst lange fahren?! #bringbackthefunofdriving

In der nächsten Zeit kann es zu einer Situation kommen, in der der Ausbau der Ladesäulen nicht mit der Anzahl der ausgelieferten E-Autos standhält. Die Folge: Warteschlangen an der Ladesäule, die zu viel Unmut führen werden – das muss allen Beteiligten klar sein und sollte auf jeden Fall verhindert werden, um die positive Grundstimmung nicht zu gefährden!

Ja, das Laden von E-Autos stellt uns vor neue Herausforderungen und scheint auf den ersten Blick weniger Vorhersehbarkeit und Planungssicherheit als ein Verbrenner zu bieten. Hier wird der infrastrukturelle und technologische Fortschritt deutliche Verbesserungen bringen, aber wir werden nicht umhinkommen, unsere Routinen und unser Verständnis von Mobilität zu überdenken. „Schneller, größer und mehr“ ist dabei nicht immer die richtige Lösung, die Realität ist komplexer. „Clever mobil sein, clever laden und das Vehikel der Wahl bedürfnisgerecht verwenden“ lautet die Devise. Man kennt es vom E-Bike: Alle wollen die größte Batterie, doch faktisch kostet das nicht nur mehr Geld, sondern beeinflusst auch meist die Fahreigenschaften negativ. Und abgesehen davon nutzen die wenigsten überhaupt die komplette Batteriekapazität aus. Modulare Akkukonzepte wie beim E-Bike sind hier sicherlich ein spannender Ansatz – für den es jedoch viel Aufklärungsarbeit und innovative Technologien braucht!

Jetzt sind wir als Auto-Fans, Kundinnen und Kunden, Medien, Industrie und Politik gefragt, unsere jahrzehntelang erlernten Routinen aufzubrechen, neue Lösungsansätze umzusetzen und zu leben und uns jeden Tag für eine bessere Zukunft zu entscheiden, in der wir leben wollen.

Alle getesteten E-Autos: City Transformer Prototyp | Fiat 500e | Honda e | KIA EV6 | Opel Rocks E | Polestar 2 | Porsche Taycan | Smart EQ Forfour | Tesla Model 3 Dual Motor Long Range | VW ID.3 | VW ID.BUZZ

Words: Robin Schmitt Photos: Robin Schmitt & Valentin Rühl