Das Juliana Roubion CC hatte bei uns kein leichtes Leben! Es musste sich auf anspruchsvollen alpinen Wegen in Europa ebenso beweisen wie auf den legendären North-Shore-Trails in Vancouver, langen Tagen im Sattel in Squamish oder im Coast Gravity Park. Nach drei Satz Bremsbelägen und dem zweiten Satz Reifen zieht unsere Testerin Antonia Bilanz.
Bevor man sich ein neues Bike kauft, ist es wichtig, sich genau zu überlegen: Was möchte ich damit machen? Worauf kommt es beim neuen Bike an? Als Frau, die nicht nur gern mit Männern auf Tour geht, sondern ihnen gerne auch mal davon fährt, war für mich das Lastenheft meines neuen Bikes relativ schnell klar: Es sollte laufruhig und sicher sein, ein gutes Fahrwerk besitzen und dennoch einigermaßen leicht bergauf klettern – Letzteres ist für mich immer nur Mittel zum Zweck und sollte daher so leicht wie möglich funktionieren. Außerdem soll das Bike natürlich auf jeder Art von Trail für Fahrspaß sorgen, vom Flowtrail bis zur Downhill-Strecke.
Juliana hat verstanden, worauf es bei Bikes auch für kleine Fahrerinnen ankommt
Es ist gar nicht so einfach ein passendes Bike zu finden – speziell dann, wenn man wie ich nur 160 cm groß ist. Klar könnte ich problemlos auch zu einem Unisex-Bike greifen, doch das vergrößert die Auswahl nur bedingt. Ein großes Problem: Viele Bikes haben entweder ein zu langes Sitzrohr oder die Einstecktiefe der Sattelstütze wird durch einen Knick oder eine Umlenkung limitiert – so oder so kann ich dann immer nur Sattelstützen mit 100 mm Verstellbereich fahren. Gerade wenn man häufig auf steilen Strecken unterwegs ist, ist eine Teleskopstütze mit großem Verstellbereich aber essenziell. Eine Herausforderung die viele Bikes nicht meistern – auch spezielle Women’s Bikes. Beim Juliana Roubion ist das anders: Es besitzt bereits serienmäßig auch in Größe Small eine Stütze mit 125 mm Verstellbereich – top! Auch die restliche Geometrie des Bikes ist für meine Körpergröße ideal. So ist das Oberrohr tiefgezogen und der Reach angenehm lang, um viel Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und dennoch Platz für eine Trinkflasche zu bieten. Die weiteren Geometrie-Daten kann man zwar alle in einer Tabelle nachlesen, für mich ist aber vor allem wichtig, dass ich mich auf dem Rad wohl fühle – und das tue ich!
Wenn einfach alles passt – die Ausstattung des Juliana Roubion
Klar, bei einem Bike für satte 8.599 € wäre es traurig, wenn die Ausstattung nicht auf voller Linie überzeugen würde. Gerade weil aber Hersteller bei Frauen Bikes gerne besonders leichte Bremsen oder dünnwandige Reifen montieren, ist es umso erfreulicher, dass Juliana im Roubion eine SRAM CODE RSC-Bremse verbaut (leider kommen die beiden günstigsten Modelle jedoch noch mit Guide T-Bremsen). Auch die MAXXIS Minion DHF/DHR-Reifen passen perfekt zum Einsatzbereich. Die RockShox Reverb-Sattelstütze verfügt, wie oben erwähnt, über 125 mm Verstellbereich. Der Lenker ist mit 780 mm angenehm breit – kann aber gekürzt werden. Als Federgabel setzt Juliana beim 2019er-Modell auf eine FOX 36 mit GRIP2-Dämpfung. Diese funktioniert tadellos, allerdings hört man ein Schmatzen der Dämpfung und auch das Set-up erfordert Know-how und Geduld. Im neuen Jahr wird das Rad allerdings über eine RockShox Lyrik Ultimate verfügen. Wenn man in der Lage ist, über das Upgrade für die Santa Cruz Reserve-Laufräder überhaupt nachzudenken, hat man schon viel Glück. Ob die 1.200 € Mehrpreis gerechtfertigt sind, ist pauschal schwer zu sagen: Fakt ist, sie funktionieren hervorragend, sind leicht und nicht zu steif und sehen obendrein sehr gut aus. Die lebenslange Garantie gibt einem außerdem ein gutes Gefühl, falls doch einmal was schief geht. Kritik gibt es lediglich für das 32-Zahn-Kettenblatt beim X01-Eagle-Antrieb. Es wird für einige Fahrerinnen sicher passen, ich persönlich hätte mir aber ein kleineres Blatt gewünscht, um steile Anstiege entspannter erklimmen zu können. Aus diesem Grund habe ich auf ein ovales Kettenblatt gewechselt – das entspricht dann ungefähr einem 30-Zahn-Blatt.
Das JULIANA Roubion CC im Detail
Federgabel FOX 36 Performance Elite GRIP2 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe RCT 150 mm
Bremse SRAM Code RSC 180/180 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 12-fach
Laufräder Santa Cruz Reserve / DT Swiss 350 27,5″
Sattelstütze RockShox Reverb 125 mm
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHR 2,5/2,4”
Lenker Santa Cruz AM Carbon 780 mm
Vorbau Race Face Aeffect 50 mm
Größe | XS | S | M |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 370 mm | 380 mm | 405 mm |
Oberrohr | 541 mm | 574 mm | 598 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 65,4° | 65,4° | 65,4° |
Sitzwinkel | 75,3° | 75,3° | 75,3° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Tretlagerhöhe | 344 mm | 344 mm | 344 mm |
Tretlagerabsenkung | 10 mm | 10 mm | 10 mm |
Radstand | 1.134 mm | 1.167 mm | 1.191 mm |
Reach | 389 mm | 419 mm | 436 mm |
Stack | 584 mm | 593 mm | 602 mm |
Aufsteigen – abgehen! Das Roubion rockt ab dem ersten Meter!
Mit einer Körpergröße von 160 cm fiel die Wahl beim Roubion auf Größe S. Für kleinere Fahrerinnen, Fahrer oder Kids, hat Juliana sogar noch ein XS-Modell im Portfolio, das bereits ab einer Körpergröße von 142 cm geeignet sein soll. Bevor es auf den Trail geht, steht das Fahrwerks-Set-up an. Das gestaltet sich nicht nur aufgrund der komplexen FOX 36 GRIP2 Federgabel, sondern auch wegen des Design des Rahmens etwas schwierig. Der SAG am Dämpfer lässt sich nämlich nur beim sehr genauen Hinsehen ablesen. Einmal abgestimmt, gibt es aber nichts, was den Fahrspaß trübt. Die Sitzposition ist super komfortabel und sehr zentral, ideal für lange Tage im Sattel. Auch an steilen Anstiegen bleibt das Vorderrad am Boden und die Plattformdämpfung am Dämpfer habe ich während des Tests so gut wie nie benutzt – hier wippt nichts. Geht es technisch und verwinkelt bergauf, lässt sich das Roubion sehr präzise navigieren und so meistert man auch anspruchsvolle Sektionen beim Uphill.
Apropos anspruchsvoll, natürlich musste sich das Rad auch auf harten Abfahrten beweisen. So war ich mit ihm drei Wochen in Kanada unterwegs, habe etliche Trails in den Alpen in Angriff genommen und auch einige Tage in Bikeparks verbracht. Das Roubion ist dabei immer ein sehr guter Partner. Es vermittelt viel Sicherheit, ohne dabei aber zu träge zu sein oder langweilig zu werden. Man hat super viel Bewegungsfreiheit und selbst in steilen Abschnitten gerät das Bike nicht aus der Ruhe. An Kanten oder bei Drops kann man das Vorderrad leicht in die Luft ziehen und auch bei Sprüngen vermittelt es dank seines großen Pops viel Spaß. Auf Flowtrails kann man mit ihm sehr viel Geschwindigkeit aufbauen und gleichzeitig bügelt es über Wurzelteppiche einfach hinweg. Richtungswechsel setzt das Juliana sehr willig, direkt und gutmütig um. Als Fahrerin steht man super zentral und hat auch in technischen Sektionen und offenen Kurven immer guten Grip auf beiden Laufrädern.
Mit Vollgas über ausgefahrene Wurzelteppiche – dank des top Fahrwerks kein Problem!
Juliana Strega / Santa Cruz Nomad oder Roubion?
Da ich bereits das Juliana Strega (= Santa Cruz Nomad) und das Roubion für längere Zeit gefahren bin, ist das eine Frage, die ich mir selbst schon öfter gestellt habe und die sich sicher auch andere regelmäßig stellen. Hätte ich die Wahl, würde diese klar aufs Santa Cruz Nomad fallen. Juliana führt das Strega nämlich nicht mehr im Programm, gleichzeitig gibt es das Nomad jetzt auch bis Größe XS. Das Strega besaß bei meinem Test ein nochmal etwas satteres Fahrwerk und größere Reserven wenn es wirklich zur Sache geht, ohne aber merklich behäbiger oder auf einfachen Trails langweiliger zu fahren. Auch mit ihm lässt sich durch Pushen viel Geschwindigkeit aufbauen. Beide Bikes unterscheiden sich auch bergauf nur marginal. Größere Tester, die beide Bike-Modelle ebenfalls gefahren sind, schätzen das Bronson (gleich Roubion) für das Plus an Pop und Agilität im Vergleich zum Nomad, doch als kleine Fahrerin konnte ich diese Vorteile weniger ausnutzen.
Fazit
Das Juliana Roubion CC ist ein grandioser Begleiter und brilliert sowohl auf einfachen wie auch anspruchsvollen Trails. Es klettert sehr gut bergauf und fährt sich noch besser bergab. Dabei gelingt ihm der Mix aus Agilität und Laufruhe hervorragend. Auch die Ausstattung lässt keine Wünsche offen und gepaart mit der lebenslangen Garantie erhält man hier ein Traum-Bike, mit dem man überall lange sehr viel Spaß haben wird!
Tops
- bergab super vielseitig
- klettert willig bergauf
- super leise und hochwertig verarbeitet
- traumhafte Ausstattung
- lebenslange Garantie auf Rahmen, Lager und Laufräder
Flops
- Set-up aufwändig
- hoher Preis – speziell mit Carbon-Laufrädern
Mehr Infos findet ihr unter: julianabicycles.com
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Text: Antonia Buckenlei Fotos: Christoph Bayer