Hexen hatten im Mittelalter kein leichtes Leben: Sie wurden geächtet, gejagt und im schlimmsten Fall verbrannt. Heute dagegen haben Hexen ein verruchtes, cooles Image. Auch im Juliana Strega steckt eine echte Hexe – und zwar nicht nur im Namen.
Das Juliana Strega sieht nicht so aus, wie sich viele ein klassisches Ladybike vorstellen – und genau deshalb war es bei unserer Testfahrerin Antonia Liebe auf den ersten Blick. Statt auf Blümchenmuster und Schmetterlinge in Pink und Lila setzt das Strega (italienisch für „Hexe“) auf Understatement. Der matt grüne Lack, der für die Beschriftung weggelassen wurde, um so die Carbonschicht als Decal zu nutzen, und die geradlinige Rahmenform verleihen dem Strega schon im Stand eine sehr progressive Optik.
Dass das Strega dem Santa Cruz Nomad unglaublich ähnelt, ist nicht verwunderlich. Schließlich ist Juliana die Frauenmarke der Kalifornier und macht auch keinen großen Hehl daraus, auf die gleiche Rahmengeometrie zu setzen. Allerdings bietet Juliana das Strega bereits ab Größe XS an und hat die Federelemente sowie die Kontaktpunkte (Griffe und Sattel) speziell auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt.
Das Juliana Strega im Detail
Bei unserem Testbike handelte es sich um eine extrem teure Hexe: 8.999 € werden für das Topmodell fällig. Entsprechend edel fällt die Ausstattung aus. So war das Beste gerade gut genug: SRAM XX1-Schaltung, Santa Cruz Reserve-Carbonlaufräder und ein RockShox-Fahrwerk mit Lyrik-Federgabel und Super Deluxe-Dämpfer – zauberhaft. Kritik gibt es nur für die kleinen 180-mm-Bremsscheiben. Für das neue Jahr hat Juliana hier aber nachgebessert. Natürlich gibt es auch günstigere Ausstattungsvarianten mit ebenfalls sinnvoll gewählten Komponenten.
Federgabel RockShox Lyrik RCT3 170 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe 170 mm
Bremsen SRAM Code RSC 180/180 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle
Sattelstütze RockShox Reverb Stealth 125 mm
Lenker Santa Cruz AM Carbon Bar 800 mm
Vorbau Race Face Turbine R 50 mm
LaufräderSanta Cruz Reserve 30 Carbon
Reifen MAXXIS Minion DHF II 2,5″
Gewicht 13,36 kg
Preis 8.999 €
Die Geometrie des Juliana Strega
Größe | XS | S | M |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 375 mm | 390 mm | 420 mm |
Oberrohr | 540 mm | 573 mm | 573 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 100 mm | 110 mm |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel | 74.5° | 74.5° | 74.5° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 1.134 mm | 1.168 mm | 1.192 mm |
Reach | 390 mm | 420 mm | 440 mm |
Stack | 584 mm | 593 mm | 602 mm |
Das Juliana Strega auf dem Trail
Eine ganze Saison waren wir mit dem Strega unterwegs und haben in dieser Zeit einige Höhenflüge erlebt. Mit einer Körpergröße von 160 cm nahm unsere Testfahrerin auf dem Rad in Größe Small Platz und saß dort goldrichtig. Die Sitzposition ist angenehm mittig und so steigt das Vorderrad auch bei steilen Anstiegen trotz des vielen Federwegs und der daraus resultierenden eher hohen Front nicht. Die leichten Carbon-Laufräder verleihen dem Rad zusammen mit dem effizienten Hinterbau eine sehr gute Beschleunigung. Klar gewinnt man mit dem Strega keine Bergrennen, aber es bringt einen garantiert entspannt und komfortabel auf jeden Gipfel. Einzig das 32-Zahn-Kettenblatt in Front könnte für sehr lange Touren etwas kleiner ausfallen.
I am so goddamn sick and tired of this pink sh*t, show me something rad with some black in a girl’s fit! – Ferda Girls
Den großen Zauber kann das Strega aber definitiv bergab entfalten. Mit seinen 170 mm Federweg machte das Rad keinen Halt vor großen Absätzen, Steinfeldern oder Wurzelteppichen. Gleichzeitig lässt sich das Strega ohne viel Kraft in die Luft ziehen, so generiert man sehr einfach Airtime. In ruppigem Gelände glänzt das Strega mit Laufruhe und vermittelt enorme Sicherheit, lässt sich dann aber bei der nächsten Kurve sehr einfach um die Ecke steuern. Jede Aktion auf dem Bike kommt an wie gewollt und das Strega bringt einen jederzeit nach dort, wo man hinwill. Das sorgt auch auf einfachen und flowigen Trails für jede Menge Fahrspaß.
Mit dem Strega steigt das Selbstvertrauen ins Unermessliche!
Gleichzeitig stieg für unsere Testerin das Selbstvertrauen und das Vertrauen in das Rad im Laufe der Saison enorm – it’s magic! Kein Wunder also, dass das Strega schnell ist, verdammt schnell. Das hat der ein oder andere (Mann) auch zu spüren bekommen, wenn ihm das Strega samt Fahrerin am Hinterrad hing oder sogar Platz gemacht werden musste. „Hexe“, wird sich so mancher wohl gedacht haben …
Fazit
Das Juliana Strega ist das beste Frauenbike, das wir bisher getestet haben. Trotz der satten 170 mm Federweg klettert das Bike nicht nur super bergauf, sondern macht auch auf einfachen Trails noch jede Menge Spaß. Harte, anspruchsvolle Trails verlieren mit dem Strega wie durch Zauberei ihren Schrecken und man stößt in neue Sphären vor. Für solche Magie wäre man früher wohl verbrannt worden, heute gibt’s dafür Applaus – Chapeau, Juliana!
Stärken
– bergab nicht zu stoppen
– agil und laufruhig zugleich
– top Ausstattung
Schwächen
– Preis
Mehr Info unter: julianabicycles.com
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #036
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Text: Antonia Buckenlei Fotos: Christoph Bayer