Egal ob vollgefederter Anhänger, mitwachsendes Laufrad aus Holz oder Mini-Freeride-Kinderfahrrad: In unserer großen Kids-Bike-Kaufberatung haben wir unterschiedlichste Konzepte gegeneinander antreten lassen – und geniale Lösungsansätze entdeckt. Doch es gibt auch riesige Qualitätsunterschiede, faule Kompromisse und echte No-Gos!

Das Leben mit Kids ist der Wahnsinn – erst recht, wenn man mit ihnen die Welt auf zwei Rädern erobert! Sie sind voller Begeisterung, trauen sich verblüffend viel und lernen rasend schnell dazu. Doch genauso schnell, wie sie besser werden, werden sie auch größer und wollen neues, passendes Equipment. Das riesige Angebot an Laufrädern, Kinderfahrrädern, E-MTBs für Kids, Anhängern und Co. bietet tolle Möglichkeiten, macht es für Eltern aber auch schwer noch durchzublicken und nicht nur von der Größe her das passende Bike für die Kids zu finden. Damit ihr euch einen teuren Fehlkauf spart, haben wir uns zwölf verschiedene Modelle ganz genau angesehen und verraten euch in dieser Kaufberatung, auf welches Kinderfahrrad euer Stöpsel abfahren wird.

Wir klären mit euch anhand von ein paar zentralen Fragen, welche Art von Gefährt eure Nachwuchspiloten wirklich brauchen. Die folgenden Tipps und Tricks sollen euch dabei helfen, nicht etwa das teuerste, sondern tatsächlich das passendste Bike zu finden – für den größtmöglichen Spaß und gleichzeitig die bestmögliche Entwicklung eures Kinds! Denn Radfahren ist ein unheimlich reichhaltiger Nährboden für viele Lernerfahrungen: Auf zwei Rädern pushen Kids ihre koordinativen Skills im Nu aufs nächste Level. Sie powern sich aus, gewinnen körperliche Fitness und müssen auch mal einen Stolperer oder Misserfolg wegstecken, um eine spannende Herausforderung zu meistern. Am Ende sind sie umso stolzer darauf, dass sie es gewagt und geschafft haben, und suchen schon das nächste Hindernis. Das gibt richtig Selbstvertrauen! Und bei alledem lernen sie auch noch andere Kinder kennen.

Hinzu kommt, dass es schnell der ganzen Familie vergessene Freizeitmöglichkeiten eröffnet, wenn die Kinder einmal auf zwei Rädern mit dabei sind! Egal ob schon selbst auf einem Kinderfahrrad, hinten im Anhänger oder mit Fahrtwind im Gesicht bei Mama oder Papa am Lenker – sobald wir unsere Kids für zwei Rädern begeistern können, schafft das nicht nur ihnen ungeahnte Möglichkeiten, sondern auch uns! Plötzlich werden wieder Touren und längere Ausflüge möglich und die Quality Time wächst mit jedem gefahrenen Kilometer. Und was macht es da schon, wenn man die Kleinen vielleicht erst mal mit etwas Tretunterstützung durch ein Kinder-E-Bike locken muss, um endgültig ihre Begeisterung für zwei Räder zu entfachen? Wenn das Rad ein bisschen mithilft, geht sich nach der Eisdiele sogar noch eine Seerunde aus. Es gibt kaum ein Hobby, bei dem unsere Kleinen derart wachsen können wie beim Radfahren. Das Lieblingsspielzeug auf zwei Rädern – happy Skid, happy Kid!

Um zu den Ergebnissen zu kommen, die wir hier mit euch teilen wollen, durften wir gleich in mehrere neue Rollen schlüpfen: Plötzlich standen da Kinderfahrräder, Laufräder und Anhänger an der Stelle, wo wir ansonsten über Fahrwerksdetails und edle Anbauteile von Mountainbikes für Erwachsene diskutieren. In dieser Kaufberatung kommt es auf vielfältigere Werte an! Da wir in der ENDURO-Redaktion aber nun mal Profis in Sachen Fahrwerksdetails und Anbauteile sind, haben wir natürlich erst mal ein scharfes Auge auf alle technischen Lösungen geworfen, die wir an den Kids-Bikes fanden. Ansonsten haben wir uns Fragen gestellt wie: Kann das halten? Macht das Sinn? Oder auch: Was haben sie sich dabei nur gedacht? Unterschiedliche Einsatzbereiche erfordern unterschiedliche Ideen. Aber weil wir nun mal auch dafür eine Schwäche haben, verraten wir euch natürlich auch, welche Bikes uns schon durch ihre Ästhetik und Coolness umgehauen haben!

Ob schon mit eigenem Nachwuchs, als Onkel oder als Tante – die zahllosen Erfahrungen, die wir mit den Kids in unserem eigenen Umfeld mit und ohne Fahrrad bereits machen durften, waren für diesen Artikel Gold wert. Zusätzlich haben wir auch noch die kleinen „Testexperten“ vor Ort hinzugezogen, um live zu erleben, wie Kinder den verschiedenen Bikes begegnen und spontan mit ihnen zurechtkommen. Shout-outs an die Jungs und Mädels vom Kindergarten bei uns ums Eck! Und ja, für diesen Artikel durften wir auch selbst noch mal Kind sein! Wer wären wir, hätten wir die Gefährte nicht auch selbst ein paar Meter Probe gefahren? Dennoch ist das hier kein Belastungs- oder Fahrtest. Weder über die Dauerhaltbarkeit der Teile noch über das Fahrgefühl, das ein Kind auf den Rädern selbst erlebt, können wir an dieser Stelle fundierte Aussagen treffen. Doch glaubt uns: Wir haben trotzdem eine Fülle an interessanten Entdeckungen gemacht!

Was uns schnell klar wurde: Kinderfahrrad ist nicht gleich Kinderfahrrad! Die Auswahl an Kids-Bikes, Laufrädern, Anhängern und Sitzen ist riesig. Leider kann man in diesem Dschungel von Angeboten aber nicht direkt von einem hohen Preis auf hohe Qualität und Funktionalität schließen. Einige hochpreisige Konzepte konnten uns nicht überzeugen, während einige unserer Favoriten preislich durchaus fair sind. Manche Anbauteile zeigten gerade mal die Wertigkeit von Bastelprojekten aus einer Heimwerkergarage. In anderen Fällen waren Ausstattungsteile zwar von solider Qualität, aber in ihren Abmessungen schlicht nicht kindgerecht, da sie von Erwachsenenrädern übernommen wurden. Das bringt funktionale Nachteile, etwa wenn Lenker und Griffe zu dick sind oder die Kinder breitbeinig auf den Pedalen stehen müssen. Wir konnten aber auch sehen, dass es für eigentlich jede Anforderung, die wir an die verschiedenen Konzepte von Kinderfahrrädern gestellt haben, bereits gute Ideen gibt! Die genialen Lösungen waren zwar nicht alle an einem Bike vereint – aber es gibt sie!

Bikes sollten im wahrsten Sinn Vehikel für die persönliche Entwicklung der Kids sein:
Grenzen verschieben, dazulernen und Freundschaften schließen – all das muss es mitmachen, und zwar bitte sicher und verlässlich.

Was wollen Eltern? Was wollen Kinder?

Fangen wir mit den Kindern an: Sie wollen vor allem Spaß haben! Am Rad darf nichts zwicken, drücken oder gar wehtun. Es soll einfach und leicht rollen, muss jedes Manöver mitmachen und soll die Kids genau auf der Könnerstufe abholen, auf der sie gerade sind – ob noch als Passagier, als Push-Biker oder bereits als selbst tretende Eroberer von Schulweg und Wald. Die allermeisten Kinder werden keine raffinierten Details in der Geometrie eines Rahmens bemerken. Aus dem Grund ist auch viel wichtiger, ob ein Gummigriff zu weich ist, deshalb an den Enden leicht aufreißt und dann die verletzungsträchtigen scharfen Kanten des Lenkers hervorragen lässt. Oder auch ob die Bremshebel ergonomisch gut einstellbar sind, damit Kinder sie auch mit ihren kleineren Händen gut zu fassen kriegen! Und klar, cool aussehen soll das Bike natürlich auch. Am Ende sollen Laufräder und Kinderfahrräder doch den Abenteuergeist in unseren Kids befeuern und ihnen Lust machen, sich jeden Tag wieder drauf zu schwingen!

Aus Elternsicht ist klar: Scharfe Kanten und gefährliche Stellen am Rad gehen gar nicht! Umfallen und Stürzen gehört am Anfang nun mal dazu. Zum Schutz der Kids muss das Bike darauf vorbereitet sein. Außerdem muss das Rad selbst solide und verlässlich sein, damit wir keine Angst vor Beschädigungen und Defekten haben müssen, wenn sie mal wieder richtig wild gerockt und unsanft geparkt werden. Und ein Preis von bis zu 3.000 € will gerechtfertigt sein, denn auch Osterhase und Nikolaus müssen am Ende bezahlt werden …

Doch als Elternteil will man noch viel mehr als das. Man will, dass sich die eigenen Kinder gesund entwickeln, dass sie an gemeisterten Herausforderungen wachsen und lernen, an sich selbst zu glauben. Man will, dass die Knirpse wertvolle Lektionen lernen, ihren eigenen Weg entdecken und herausfinden, wer sie sind, wer sie sein können und wer sie sein wollen. Und man will, dass die Kids guten Menschen begegnen, erfüllende Bekanntschaften machen und Freundschaften fürs Leben knüpfen. Und wisst ihr was: All das kann euer Kind durch ein Fahrrad tatsächlich finden!

Okay, natürlich nicht alles auf einmal. Aber schon mit den ersten Touren im Anhänger oder auf dem Kindersitz vermittelt ihr euren Kids Begeisterung für gemeinsame Aktivitäten draußen in der Natur und für den Fahrtwind, der in der Nase kitzelt und sie zum Grinsen bringt. Mit einem Laufrad unterm Hintern geht die Tür zu einer ganzen Fülle an Lektionen auf, die weit über zwei Reifen hinaus wertvoll sind: Sie lernen, zu balancieren, zu reagieren und schulen ihre koordinativen Fähigkeiten. Mit ihrem Können wachsen auch ihre Herausforderungen und aus dem Straßenkreiden-Slalom vor der Garage wird schon bald der erste Bordstein, den sie hinunterhopsen. Wenn Kinder miteinander auf ihren Rädern umherfetzen, sind ihrer Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Fangen spielen auf dem Fahrrad? Genial! Klar wird es beim Verschieben von Grenzen und beim Ausprobieren auch mal krachen – daher sollte ein Helm eh Standard sein. Doch hey, außer ein paar Schrammen nehmen die Kleinen aus ihren Abenteuern auf zwei Rädern noch so viel mehr mit, dass es die ein oder anderen Krokodilpflaster allemal wert ist. Gleichzeitig können sie mit anderen Kids Freundschaften schließen oder über Vorfahrtsregeln diskutieren – Persönlichkeitsschule pur! Und was auch cool ist: Der Spaß kann mit den Jahren mitwachsen, indem sie irgendwann mal mit den besten Freundinnen und Freunden als Bike- Crew gemeinsam Trails buddeln, schrauben und fahren!

Indem ihr euren Spross auf ein Fahrrad setzt, leistet ihr nicht nur einen wertvollen Beitrag zu seiner persönlichen Entwicklung, sondern tut damit auch gleich etwas Gutes für eure Familienfreizeit. Ihr habt keinen Bock, euch während des Fußballtrainings die Beine in den Bauch zu stehen? Dann ab mit der ganzen Familie auf die Bikes und raus in den Wald! Wie euch das gelingt, haben wir schon einmal beschrieben. Ihr werdet die gemeinsame Zeit neu entdecken! Hauptsache, ihr fahrt zusammen und habt Spaß dabei. All das sind gute Gründe, eurem Kind schon heute ein Fahrrad anzuschaffen und es auf zwei Rädern in seine Zukunft losrollen zu lassen.

Welches Konzept ist das beste?

Da das Angebot an Kids-Bikes so groß ist, geben wir euch zunächst einen Überblick über die bestehenden Optionen. Dabei wollen wir mit euch auf alle grundsätzlichen Typen von Kids-Bikes blicken, die für euer Kind interessant sein könnten – ob nun Kleinkind oder schon Teenager. Deshalb beginnen wir ganz bewusst bereits mit Anhängern, in denen euer Spross tatsächlich nur Passagier ist. Das Kind kann festgegurtet werden, darf während der Fahrt ruhig auch mal einschlafen und lässt sich ansonsten mit Keksen, Trinkflasche und Sandschaufel in den Seitentaschen entspannt chauffieren. Deutlich aktiver muss euer Kind schon sein, wenn es vor euch auf einem Sitz auf dem Oberrohr hockt und sich mit eigener Kraft an eurem Lenker festhält. Hier braucht es Körperspannung, volle Aufmerksamkeit und ein Nickerchen ist keine Option mehr! Weiter geht’s mit Laufrädern oder auch Push-Bikes, auf denen die Kinder im Fred-Feuerstein-Modus mit den Füßen auf dem Boden Schwung holen und sich abstützen, ansonsten aber bereits echtes Bike-Handling erleben. Wenn zum Laufrad dann noch Pedale hinzukommen, gelangen wir bei den Kinderfahrrädern an. Doch auch innerhalb dieser Gruppierung müssen wir differenzieren: Für Kinder von 100 bis 165 cm gibt es eine bunte Vielfalt. Die Gefährte, die wir uns angesehen haben, kommen mal ohne Federung aus und rollen leichtfüßig zur Schule, zum Spielgefährten und wieder nach Hause. Manche besitzen eine Federgabel am Vorderrad und locken damit schon zu ersten Ausflügen in holpriges Gelände. Wieder andere sind sogar vollgefedert und rollen wie regelrechte Mini-Downhill-Bikes daher: enorm geländegängig, abfahrtsorientiert und auch optisch schon ganz nah dran an den großen Brüdern aus dem Bikepark! Außerdem steht euch im Prinzip jedes dieser Konzepte sowohl mit und als auch ohne Motorunterstützung zur Verfügung.

Die Zusammenfassung bis hierher: Es gibt eigentlich alles! Und in allen Bereichen haben wir sowohl mangelhafte als auch richtig gute Ideen und Detaillösungen gefunden. Um nun wirklich herauszufinden, welches Konzept für euer Kind aufgeht, müssen wir erst noch genau ansehen, wer denn am Ende auf dem Bike drauf sitzen soll.

Fahrertypen

Bei der Auswahl eines Kinderfahrrads nur nach Alter, Geschlecht und aktuellem fahrerischen Können zu urteilen, ist ein recht ungenaues Verfahren. Gleich alte Kinder unterscheiden sich in ihren Körpermaßen oft enorm, und ob Junge oder Mädchen spielt beim Bike kaum eine Rolle. Auch das fahrerische Können ist angesichts steiler Lernkurven und wachsender Ansprüche immer nur eine Momentaufnahme, die in wenigen Wochen ganz anders aussehen kann. Wir fragen deshalb nicht, wo euer Kind gerade steht – sondern wo es einmal hin will. Welcher Fahrertyp ist euer kleiner Nachwuchspilot?

Welcher Fahrertyp ist euer Kind? Wo will es einmal hin?

Richtig gelesen, wir sprechen von Fahrertypen! Und nein, ihr sollt euer Kind jetzt nicht fragen, ob es lieber Rennradfahrer oder Mountainbiker werden will (Mountainbiker, ist ja eh klar …). Die Einteilung in die folgenden zwei ganz simplen Fahrertypen ist vielmehr eine hervorragende Entscheidungshilfe bei der Wahl des richtigen Bikes. Verschiedene Hersteller bieten für Kinder im selben Größenbereich völlig unterschiedliche Interpretationen und Konzepte von Kinderfahrrädern an. Wir fragen euch: Ist euer Junge oder Mädchen ein Easy Rider oder ein Shredder? In Verbindung mit der Größe und dem Gewicht könnt ihr dank dieser Einteilung viel genauer herausfinden, worauf es eurem Stöpsel beim Biken wirklich ankommt und wie ihr diesen Wünschen richtig begegnet.

Easy Rider

Der Easy Rider steckt in vielen Kids. Sie wollen ein Rad zum Herumfetzen, zum Spielen und um von A nach B zu kommen – in die Schule, zu einem Freund oder ins Schwimmbad. Easy Rider lieben ihr Bike, weil es auf Straßen und Wegen gut rollt, schön leicht ist oder sie auf längeren Runden vielleicht sogar per E-Antrieb beim Treten unterstützt. Ein Laufrad oder Kinderfahrrad für Easy Rider muss vom Schulweg bis zur ausgedehnten Tour mit den Eltern jeden Spaß mitmachen, praktische Features besitzen und dabei natürlich auch cool aussehen. Es muss sich aber auch gut mit anderen Hobbys vertragen.

Shredder

Der Shredder ist schon mit einem rostigen Nagel im Kopf auf die Welt gekommen. Den Schulweg mit dem Fahrrad zu fahren ist schon okay, doch eigentlich wollen Shredder mehr: Sie wollen Waldboden unter den Reifen und Staub im Gesicht. Vor ersten kleinen Sprüngen werden sie nicht ängstlich, sondern hellwach. Längere Touren sind eher nicht so ihr Ding, sondern vielmehr Trails und selbst geschaufelte Wege und Kurven im Gelände. Ein Laufrad oder Kinderfahrrad für Shredder muss alles mitbringen, was ihnen den Weg vom kleinen hin zum großen Shredder ebnen kann – Stollenreifen inklusive!

Darauf kommt es bei der Wahl des Kinderfahrrads an

Der Fahrertyp hat auf die Wahl des richtigen Gefährts großen Einfluss. Hinzu kommen die Faktoren Größe, Gewicht und nicht zuletzt eure Vorstellungen zu Kaufpreis, Optik und Wandelbarkeit, also wie lange das Rad mit eurem Kind mitwachsen soll. Auf diese Punkte kommt es beim Anhänger, Laufrad und Kinderfahrrad an.

Größe des Rads

Um den Kids Spaß zu machen und für sie gut und sicher fahrbar zu sein, muss ein Rad zu allererst einmal passen. Alle Hersteller in unserem Vergleich geben zu ihren Modellen konkrete Größenempfehlungen von beispielsweise 128 cm bis 145 cm beim Woom OFF 5. Die Hersteller verbauen entsprechend große oder kleine Laufräder und Rahmen, auf dem das Kind Platz findet. Doch nur auf Zoll-Größen der Reifen zu achten, bringt euch nicht ans Ziel eurer Suche! Manche Hersteller versprechen sogar Räder, die über mehrere Jahre mit dem Kind mitwachsen. Wie gut das klappt und ob das überhaupt sinnvoll ist, klären wir weiter unten.

Gewicht des Rads

Ein ausgewachsener Mann mit 85 kg Körpergewicht mag sein Mountainbike mit 14 kg Gewicht relativ leicht finden. Ein zehnjähriges Kind mit nur 35 kg Eigengewicht und 130 cm Körpergröße findet sich in unserer Auswahl auf unmotorisierten Rädern zwischen 7 kg und 13,8 kg wieder – fast so schwer wie das Erwachsenenrad! Stellt euch vor, ihr müsstet einen Drahtesel von 35 kg Gewicht bewegen! Diese Rechnung ist nicht zu unterschätzen. Wenn es also nicht gerade ein Mini-Downhill-Bike für Shredder sein soll, sollte ein gutes Kinderfahrrad, das auch Easy Ridern gerecht wird, verhältnismäßig leicht sein – oder einen Elektroantrieb besitzen, falls das eine Option für euch ist.

Kindgerechte Bauteile

Gut gewählte Bauteile an Kids-Bikes halten nicht nur das Gewicht im Rahmen, sondern berücksichtigen auch die Anatomie von Nachwuchs-Bikern. Manche Kids-Bikes, die wir uns angeschaut haben, hatten Lenker in der Standarddicke von Erwachsenenrädern, auf die dann logischerweise auch nur Standardgriffe passen. Das ist in etwa so, als müsstet ihr euch an eurem eigenen Unterarm festhalten. Deutlich besser finden wir hier kinderspezifische Lösungen mit kleineren Durchmessern – denn auch die gibt es! Dasselbe trifft auf die Standbreite der Füße zu. Bei manchen Bikes müssen die kurzen Kinderbeine fast im Spagat auf den Pedalen stehen und treten. Klasse sind hier die schmaleren Bauweisen einiger Hersteller, die die Füße näher zusammenbringen. Kinderspezifische Bauteile sind aber nicht nur an den Kontaktpunkten wichtig, sondern auch bei der Federung, falls das Bike eine hat. Eine Federgabel kann nur dann ein Gewinn sein, wenn ihr Einstellbereich auch bis zu dem geringen Körpergewicht der Kinder reicht. Nur Federgabeln und Hinterraddämpfer, die mit Luftdruck arbeiten, könnt ihr selbst in wenigen einfachen Handgriffen anpassen.

Extra für Kids oder nicht? Kindgerechte Bauteile verbessern das Fahrerlebnis für die Kleinen.

Sicherheit

Beim Erlernen neuer Skills auf dem Rad gehören Stürze, Schrammen und das ein oder andere Tränchen dazu, und das ist auch in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, sind unnötige zusätzliche Gefahren, die vom Rad ausgehen. Kinderhände greifen nicht so bedacht wie die eines Papas mit Werkstatterfahrung. Kann man an den Schraubenköpfen, Hebeln oder Anbauteilen leicht hängenbleiben oder sich einklemmen? Außer in schmerzhaften Ecken und Kanten können Sicherheitsmängel auch im E-Antrieb der Kids-Bikes stecken. Stoppt der Motor seine Unterstützung verlässlich, sobald die Kinderfüße zu treten aufhören – oder schiebt er einfach noch weiter? Und wie gut kommen die Racker mit dem weiter unten vorgestellten Mondraker Grommy zurecht, das gar keine Pedale besitzt, sondern per Gashahn beschleunigt wie ein Motorrad? Gilt das dann überhaupt noch als Fahrrad?

Neben der Frage nach der Sicherheit solltet ihr auch wissen, was in eurem Land überhaupt erlaubt ist. In Österreich gelten z. B. strengere Regeln für die Anbringung von Kindersitzen als in Deutschland. Sie dürfen dort nur hinter dem Sattel des Fahrers positioniert werden.

Der Sitz von Kids Ride Shotgun – der auf dem Oberrohr befestigt wird – wäre dort also keine Option. In anderen Ländern können weitere Einschränkungen und Regeln greifen. Erkundigt euch danach und fragt im Zweifel auch beim jeweiligen Hersteller nach!

Mitwachsend?

Einige Hersteller versprechen euch, dass ihr Laufrad oder Kinderfahrrad mit euren Kids mitwachsen und so über lange Zeit hinweg nutzbar bleiben wird. Diese Vorstellung ist schön und würde den Geldbeutel schonen. Doch tatsächlich gelingt das Konzept des mitwachsenden Kids-Bikes in unserer Übersicht nur Leg&go mit dem hölzernen Laufrad in Modulbauweise, das mit verblüffender Wandelbarkeit verschieden große Grundformen annehmen kann. Andere Hersteller ermöglichen kleinere Anpassungen wie das Nachrüsten größerer Laufräder, während wieder andere Modelle ganz explizit nur für einen engen Größenbereich geeignet sind – und auch das macht Sinn! Denn das Konzept des über Jahre hinweg mitwachsenden Laufrads oder Kinderfahrrads ist vielleicht gar nicht das, was ihr braucht! Stattdessen profitiert euer Kind manchmal mehr von Bikes, die ihm in dem Moment, wo es darauf fährt, wirklich perfekt passen. Wenn die Größe sitzt und sich für die Kinder alles stimmig anfühlt, lernen sie wahrscheinlich schneller und mit der größten möglichen Freude. Bei einem bewusst zu groß gekauften Rad, das dann umso länger halten soll, stehen die klobigen Abmessungen dem Fahrspaß oft im Weg anstatt ihn zu befeuern.
Je älter die Kids dann werden, desto schwerer lassen sich wirklich mitwachsende Systeme überhaupt noch umsetzen. Das liegt auch daran, dass mit steigendem Können auch speziellere Anforderungen an die Kinderfahrräder gestellt werden. Das YT JEFFSY PRIMUS etwa ist weniger ein Alltagsrad als vielmehr ein Sportgerät mit einem sehr gezielten Einsatzgebiet. Wer seinen kleinen Shredder auf so ein Bike setzt, sollte auch bei der Größenwahl keine Kompromisse machen, weil hier Fahrposition und Geometrie eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Um die Kosten dennoch im Rahmen zu halten, lohnt es sich, eure Räder weiterzugeben, sobald sie eben nicht mehr richtig passen. Sind sie in einem guten Zustand, bekommt ihr dafür auf Marktplätzen oft noch erfreulich gutes Geld! Schließlich nutzen die Kinder die Fahrräder nur bedingt ab, wodurch ihr Wert ganz gut erhalten bleibt. Verkauft lieber öfter mal wieder, anstatt die guten Dinger im Keller für einen vermeintlichen späteren Anlass alt werden zu lassen. Der Hersteller Woom nimmt euch die Räder sogar selbst wieder ab, wenn sie nicht mehr passen. Und auch auf einem Rad, das ihr selbst gebraucht aufgestöbert habt, gehen eure Sprosse bestimmt richtig ab – wenn ein paar coole Aufkleber den ein oder anderen Lackkratzer überdecken und das Bike einfach gut passt!

Worauf unsere Kids abfahren

Welche Modelle füllen ein Konzept am besten aus und welche Stärken und Schwächen haben sie? Braucht ihr ein Bike für Easy Rider oder doch eher eines für Shredder? Was folgt, ist nicht wie gewohnt ein knallharter Schlagabtausch zwischen verschiedenen Testkandidaten, denn die vielfältigen Ansätze bei Kids-Bikes sind nur bedingt miteinander vergleichbar. Und jede gute Lösung kann auf ihre Weise verdammt cool sein! Vielmehr wollen wir euch ermöglichen, aus den existierenden Konzepten genau das auszuwählen, das aktuell am besten zu eurem Kind passt – und mit dem es am besten die nächsten Meter in seine Zukunft rollt!

Alle von uns getesteten Kinderfahrräder, Kinderlaufräuder und Anhänger im Überblick

Tout Terrain Singletrailer
Kinder-Anhänger, 3 Monate bis 5 Jahre
1.390€ | Zum Test
Shotgun Pro Kindersitz
Kindersitz, ab 2 Jahre bis 27 kg
220€ | Zum Test
Leg&Go Laufrad
Kinder-Laufrad, 85–110 cm Körpergröße
295€ | Zum Test
Mondraker Grommy
Kinder-E-Laufrad, 95–135 cm Körpergröße
800 € | Zum Test
Early Rider Hellion 16
Kinderfahrrad, 100–120 cm Körpergröße
899€ | Zum Test
Woom OFF 5- / OFF AIR 5
Kinderfahrrad, 128–145 cm Körpergröße
799/950€ | Zum Test
Woom UP 5 E
E-Kinderfahrrad für 128–145 cm Körpergröße
2.899€ | Zum Test
Ben-E-Bike TWENTYFOUR-SIX E-POWER
E-Kinderfahrrad, 140–165 cm Körpergröße
2.999€ | Zum Test
SCOTT Ransom 600
Kinderfahrrad, 122–133 cm Körpergröße
1.899€ | Zum Test
VPACE MORITZ26
Kinderfahrrad, 130–150 cm Körpergröße
2.399€ | Zum Test
YT JEFFSY PRIMUS 24
Kinderfahrrad, 135–150 cm Körpergröße
2.199€ | Zum Test
NIZE ONE 24
Kinderfahrrad, 125–145 cm Körpergröße
1.547€ | Zum Test

Fazit

Es gab keine bessere Zeit für Kinder, um die Welt auf zwei Rädern zu erobern! Das Angebot an Kids-Bikes ist riesig und die besten Ideen schlummern oft nicht hinter den dicksten Preisschildern. Egal ob cooler Easy Rider oder absoluter Shredder – findet ein passendes Bike für eure Kids und lockt sie nach draußen! Das bringt Spaß, befeuert ihre Entwicklung und steigert eure Quality Time als Familie. Auf zwei Rädern starten eure Kleinen steil in eine gute Zukunft!


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Text: Moritz Geisreiter, Peter Walker, Felix Stix Fotos: Peter Walker, Daniel Geiger