Heißer Preis, außergewöhnliche Optik und interessante Technik – das neue Lauf Elja ist nicht nur das erste Mountainbike der isländischen Bikemarke, sondern auch alles andere als durchschnittlich. Wir haben das neue Lauf Elja auf Island und in den Dolomiten bereits ausführlich getestet und sagen, was es kann, welche neuen Impulse es setzt und auf welche Kompromisse ihr euch gefasst machen müsst!
Was macht ein gutes XC-Fully bzw. Down-Country-Fully aus? Ein ausgeklügelter Hinterbau? Ein möglichst geringes Gewicht Die besten Komponenten und Federelemente? Oder ist es vielleicht doch etwas ganz anderes? Die Isländer haben sich bei der Entwicklung des neuen Lauf Elja viele Fragen gestellt und vieles infrage gestellt. Dabei rausgekommen ist ein XC-Race und Downcountry-Bike, das nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch technologisch neue Wege geht. Das selbsterklärte Ziel: ein Bike, das Siegerqualitäten für CrossCountry-Racing haben und mehr Trailspaß als viele anderen Bikes da draußen bieten soll.
Auf den ersten Blick sieht man bereits, dass das Lauf Elja nicht nur in Sachen Design etwas eigenwillig ist und erinnert dabei an das Ibis Oso, sowie Kreationen aus den Häusern Orange, Marin oder GT. Im Gegensatz zu vielen anderen XC-Bikes wirkt es wuchtig und voluminös. Doch wie schlägt sich das, mit rund 8.600 €, sehr preisaggressive Lauf Elja Topmodell des isländischen Direktversenders?
Wir waren als einziges Magazin aus der EU im Land des Feuers und Eis, um das neue Lauf Elja zu testen. Wir hatten die Möglichkeit, das Lauf Elja Trail und das Lauf Elja XC zu fahren und Letzteres auch im direkten Vergleich gegen einige der neuesten Cross Country Race-Bikes in den Dolomiten zu testen. Was das Lauf Elja auf dem Trail kann, erfahrt ihr hier!
Who the hell is Lauf Cycles?
Bislang war Lauf Cycles nur unter Dropbar-Fahrern ein Begriff. 2011 hat Benedikt Skúlason die Marke mit Sitz in Reykjavik gegründet, die sich auf den Direktvertrieb spezialisiert hat und schon immer für ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis stand.
Lauf ist die einzige isländische Bikemarke und hatte bislang nur Gravel- und Allroad-Bikes sowie eine innovative Gravel-Federgabel im Programm. Dass sie jetzt ihr erstes MTB launchen ist nur konsequent, schließlich schlägt das Herz vieler Lauf-Mitarbeiter – Benni inklusive – fürs MTB. 2022 hat das Lauf True Grit unseren Gravel- vs. Mountainbike-Vergleichstest bei unserem Schwester-Magazin GRAN FONDO gewonnen.
Zwar ist die Marke isländisch und man sieht viele Lauf Bikes auf Island. Doch der wichtigste Markt ist mit Abstand der nordamerikanische, welcher über 90% abdeckt. Das ist auch der Grund, weshalb sich die Montage in Harrisonburg, Virginia befindet. In Zukunft soll es weitere Standorte in UK und der EU geben.
Was macht das neue Lauf Elja besonders?
Nomen est Omen – Bevor wir in die technischen Details dieses außergewöhnlichen Bikes eintauchen, mit denen die Isländer neue Standards und Impulse im Cross-Country-Bereich setzen wollen, beginnen wir erstmal mit der Namenswahl: Elja (ausgesprochen Elja) ist isländisch und bedeutet soviel wie „Beharrlichkeit“, „Ausdauer“ oder „Durchhaltevermögen“. Eigenschaften, die man braucht – ganz egal ob man Berggipfel erobern, Rennen gewinnen, seine Träume verwirklichen, ein Unternehmen aufbauen oder schlichtweg den Elementen trotzen will. Falls ihr Bock auf Island-Abenteuer habt, dann lest auf jeden Fall die Blown-Away-Story in unserem Schwestermagazin GRAN FONDO.
Wie kann man das beste Fahrwerk entwickeln?
Damit hatten wir nicht gerechnet: Als es hieß, dass Lauf ein Mountainbike-Fully launchen würden, hatten wir mit einem Softtail oder einer wilden Blattfeder-Konstruktion, wie man es von der Lauf Grit-Gravel-Federgabel her kennt gerechnet. Nun, es wurde auch wild. Aber ganz anders! Im Zentrum der Entwicklungsarbeit der Isländer stand eine Frage: Wie kann Lauf Cycles das beste Fahrwerk entwickeln?
Die Kurzantwort: Sie können es nicht. Gründer und CEO Benni ist der Überzeugung, dass ziemlich alles schon mal gemacht oder ausprobiert wurde, und moderne Fahrwerke mehr eine Frage des Geschmacks als von Besser oder Schlechter sind. ABER: Lauf ist der Überzeugung, dass sie das Endresultat effizienter erreichen und vor allem im Bereich Gewicht, Servicefreundlichkeit und Haltbarkeit punkten können. Herausgekommen ist ein Eingelenker-Hinterbau mit 120 mm Federweg und einigen technischen Raffinessen. Lauf nennt ihn LSP, was für Lauf Single Pivot steht.
Im Zentrum der Elja-Fahrwerksentwicklung standen keine spezifischen Anti-Squat oder Anti-Rise Ziel-Werte. Zumal diese stark von verschiedenen Variablen wie dem Schwerpunkt des Fahrers und der Kettenblattgröße abhängen. Beim Anti-Squat spielt beispielsweise eine entscheidende Rolle, in welchem Gang man fährt und wo genau das Gewicht verteilt ist. Und das Anti-Rise-Verhalten, also wie sich das Rad beim Bremsen verhält, wird ebenso davon beeinflusst, wie weit vor oder hinten der Schwerpunkt liegt und wie viel Bremskraft man tatsächlich auf das Hinter- oder Vorderrad gibt. Stattdessen lag das volle Augenmerk auf der Positionierung des Drehpunktes. Diesen haben die Isländer recht weit vorne und etwas höher positioniert als bei vielen ihrer Mitbewerber, was ihrer eigenen Aussage zufolge besser gegen Bremsstempeln sein soll.
Das Besondere dabei ist die hochgezogene Hinterbaukonstruktion, die oberhalb des Kettenblatts bis vor zum Unterrohr wandert und als Hauptlager ein standard DUB-Tretlager verwendet. Lauf verspricht sich davon eine höhere Haltbarkeit und Servicebarkeit. Funky: Schaut man am Bike runter, sieht man zwei identische Tretlager für unterschiedliche Zwecke.
Der asymmetrische Hinterbau ist so konstruiert, dass er vom Drehpunkt bis zum Ausfallende sehr steif ist. Die Verbindung zum Dämpfer hingegen ist sehr dünn konstruiert, damit der Dämpfer weniger Querbelastungen abbekommt und somit geschont wird. Eine weitere Besonderheit der Hinterbaukonstruktion ist, dass Lauf so deutlich mehr Reifenfreiheit bieten kann als die meisten Fully-Hinterbauten. Ins Lauf sollen bis zu 3.0” breite Schlappen reinpassen.
Lauf Elja – sind die Reifen wichtiger als das Fahrwerk?!
Für Lauf ist das keine Frage, sondern eine Aussage: Wider is faster! Seit Jahren sind breitere Reifen im Rennsport immer mehr im Kommen. Nicht nur im Rennrad- und Gravelbereich, sondern auch im XC-Weltcup. Nino Schurter war hier ein Trendsetter, der immer breitere Reifen und niedrigere Drücke im XC-Weltcup gefahren ist – und die Titel gaben ihm Recht. Dennoch sind die meisten Hersteller im XC-Bereich recht moderat unterwegs: egal ob Specialized Epic oder Canyon Lux – 2.35″ ist der aktuelle Standard. Und den will Lauf verschieben.
Wie man sich doch täuschen kann… NHV verarscht uns schon ganz gerne. Man kennt es nicht nur vom Auto, sondern auch vom Bike, aber die Automobiler haben einen Fachbegriff dafür: NHV. Das steht für Noise, Harshness, Vibration, zu deutsch Geräusch, Rauigkeit, Vibration. Die Quintessenz? Was sich schnell anfühlt, ist meist nicht schnell. Man ist einfach nur am technologischen Limit. Wie in einem modernen Sportwagen, muss man schon illegal schnell fahren, bis es sich schnell anfühlt. Beim Bike ist das nichts anderes.
Die Reifen sind nicht nur für die Traktion super wichtig, sondern auch ein Teil der Federung bzw. Absorption von Schlägen, Vibrationen und Unebenheiten. Serienmäßig sind am Lauf Elja 2.6” breite Goodyear Peak TC mit 120 TPI Karkassen verbaut. Natürlich kann Goodyear nicht hexen und die Reifen sind schwerer als vergleichbare 2.4” breite Schlappen. Wer viel bremst und beschleunigt für den wird das Mehrgewicht des größeren Reifens ein Thema sein. Wer hingegen konstant fährt, dem wird das Mehrgewicht nicht so sehr auffallen. Ob die breiteren Reifen einen merklichen Unterschied machen, erfahrt ihr später beim Fahreindruck! Wer aus dem Lauf Elja ein quasi-Fatbike machen will, der kann das fast tun: hinten hat das Elja für 29×3.08” breite Reifen Platz, vorne ist der limitierende Faktor die Federgabel: rund 2.6” bei der RockShox SID und 2.8” bei der RockShox Pike.
Warum bislang nicht mehr XC-Bikes mit breiteren Reifen ausgestattet wurden liegt laut Lauf daran, dass bislang keine oder kaum Speed-orientierte Reifen in diesen Dimensionen gefertigt wurden – Goodyear und Lauf haben das nun geändert! Weitere Faktoren mögen sein, dass viele sich nicht trauen, dem NHV-Phänomen auf den Leim zu gehen, konstruktionsbedingt keine Hinterbauten mit mehr Reifenfreiheiten hinbekommen, das Mehrgewicht fürchten oder die Luftdrucksensiblität der großvolumigeren Reifen als Problem sehen.
High oder robust? Das Gewicht des Lauf Elja-Rahmens fällt mit 1960g (in Größe M, ohne Hardware) vergleichsweise gering aus – vor allem in Anbetracht der Sache, dass es sehr robust sein soll, sehr viel Reifenfreiheit bietet und auf hochmodulares Carbon verzichtet, wie man es an (fast) allen Highend-XC-Race-Bikes findet. Das niedrige Gewicht erreichen die Isländer durch einige klare Entscheidungen, die Gewicht sparen:
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1. Simpler LSP-Hinterbau
2. Kein Staufach im Rahmen
3. Nur Wireless Schaltung
4. Titanschrauben
Der Verzicht auf die Highmodulus-Carbonfasern spart deutlich Kosten, soll jedoch die Haltbarkeit deutlich erhöhen, da die Highmodulus-Fasern spröder sind und Impacts deutlich schlechter wegstecken. Doch Crashen kommt beim XC-Race- und Traileinsatz sicherlich mal vor. Am Ende bleibt die Waage für das Elja XC mit RockShox Sid-Gabel bei 11,68 kg in Größe L stehen. Das Elja Trail mit RockShox Pike wiegt knapp 400 g mehr.
Die verschiedenen Ausstattungsvarianten des Lauf Elja 2025: Elja XC und Elja Trail
Das neue Lauf Elja Crosscountry Bike ist in zwei Varianten erhältlich: XC- und Trail-Version. Die Bikes sind ab September vorbestellbar und ausgeliefert wird ab Q1 2025. Beide Varianten unterscheiden sich primär durch die Federgabel, welche auch den Gewichtsunterschied ausmacht. Die XC-Variante kommt hier mit Race-üblichen 120 mm Federweg, während die Trail Variante auf 130 mm setzt. Der Einstieg in die Elja-Welt beginnt bei 4.590 USD. Wer Bock auf Racing hat, kann das jeweilige Top-Modell direkt mit einem Startplatz für das legendäre „The Rift“-Rennen in Island kaufen – legt dann aber auch satte 12.790 USD hin. Ein fetter Batzen Kohle, aber man spart ganze 1.000 USD im Vergleich zum separaten Kauf von Bike und Startplatz, der 5.500 USD kostet.
Das Elja Trail wird in vier verschiedenen Ausstattungsvarianten angeboten: Die zwei Modelle Weekend Warrior und Race kommen ohne RockShox Flight Attendant, sodass man die Fahrmodi manuell verändern muss. Bei den zwei Modellen Race Flight Attendant und Ultimate Flight Attendant ist der Name Programm. Alle Modelle setzen auf SRAMs elektrische Eagle AXS Dropperpost, verbauen jedoch unterschiedliche SRAM Transmission Schaltungen.
Wer sich für die XC-Variante interessiert, hat nur zwischen zwei unterschiedlichen Modellen die Wahl: Race Flight Attendant oder Ultimate Flight Attendant. Der Unterschied? Kaum einer. Carbon-Laufräder, Fahrwerk mit Flight Attendant und elektrische Dropper-Post sind bei beiden Modellen Serie. Die Race Variante setzt auf das SRAM Eagle AXS X0 Transmission Schaltwerk und einen einseitigen Powermeter, während das Ultimate Modell mit der XX SL Schaltgruppe und beidseitigem Powermeter anrückt. Mit den dicken 2,6” Goodyear Reifen und dem breiten 780 mm Lenker tritt das Elja für die sonst eher schlank gehaltene Cross-Country-Kategorie ganz schön bullig auf.
Die Ausstattung unseres Lauf Elja Trail Ultimate Flight Attendant Testbike
Das von uns getestete Lauf Elja Trail Ultimate Flight Attendant ist das Topmodell für rund 8.600 €. Das RockShox Fahrwerk mit Flight Attendant kommt bei der Trail Variante mit einer Pike mit 130 mm Federweg an der Front. Hinten arbeitet ein RockShox SIDluxe Ultimate Dämpfer und regelt elektrisch die 120 mm Federweg. Die beiden Flight Attendant Steuer-Elemente sind mit dem beidseitigen Powermeter in der Kurbelachse verbunden und wechseln so in Abhängigkeit der Trittfrequenz und getretenen Leistung zwischen den drei Fahrmodi: Lock, Pedal und Open. So muss man sich im Uphill oder flachen Transfer Stücken nie Sorgen um die maximale Effizienz machen und man startet nie aus Versehen mit gesperrtem Fahrwerk in die Abfahrt – Top! Auch bei den restlichen Komponenten vertraut Lauf fast ausschließlich auf SRAM. Verzögert wird mit SRAM Level Ultimate Vierkolben-Bremsen auf 180 mm großen Bremsscheiben und die Gangwechsel erfolgen elektrisch per leichter SRAM Eagle AXS XX SL Transmission Schaltgruppe. Für Bewegungsfreiheit in der Abfahrt soll die RockShox Reverb AXS Sattelstütze sorgen, die in Größe L 150 mm Hub bietet – was im Cross Country Kosmos zwar üppig erscheint, aber auf harten Trails gern auch etwas mehr sein dürfte.
Lauf Elja Trail Ultimate Flight Attendant
8.600 €
Specifications
Fork RockShox Pike Ultimate Flight Attendant 130 mm
Rear Shock RockShox SIDLuxe Ultimate Flight Attendant 120 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 125 mm
Brakes SRAM Level Ultimate Stealth 180/180 mm
Drivetrain SRAM XX SL Eagle AXS Transmission 1x12
Stem FSA Comet 50 mm
Handlebar Lauf MTN Bar 780 mm
Wheelset Zipp 1Zero HiTop 29"
Tires Goodyear Peak 2,6"
Technical Data
Size S M L XL
Gewicht, Größen und Geometrie des Lauf Elja 2025
Das Elja wird in vier Größen angeboten: S, M, L, XL. Die Geometrie des Elja ist auf moderne Ansprüche abgestimmt. Kurze Vorbauten von 35 mm in Größe S und 50 mm in den größeren Größen (M, L, XL) sorgen für ein agiles Handling. Alle Bikes kommen mit dem hauseigenen Lauf MTN Bar, einem 35 mm Carbon-Lenker, der auf 780 mm Breite kommt. Der Lenkwinkel variiert je nach Gabel: 66° bei der SID und 65,5° bei der Pike – das sind ähnliche Werte wie im letzten Trailbike Vergleichstest. Das Bike bleibt mit einer kurzen Kettenstrebenlänge von 435 mm bei 29” Laufrädern wendig, während der Sitzwinkel bei sportlichen 76° liegt.
Das Lauf Elja XC wiegt 11,68 kg in Größe L, das Elja Trail rund 12,1 kg – der einzige Unterschied zwischen den Bikes ist die Federgabel, die entsprechend das Gewicht beeinflusst.
Die Geometrie des Lauf Elja Trail
Grösse | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 406 mm | 443 mm | 453 mm | 463 mm |
Oberrohr | 415 | 445 | 476 | 503/td> |
Steuerrohr | 95 mm | 106 mm | 117 mm | 127 mm |
Lenkwinkel | 65,6° | 65,6° | 65,6° | 65,6° |
Sitzwinkel | 77,1° | 76,4° | 75,8° | 75,3° |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
BB Drop | 37 mm | 37 mm | 37 mm | 37 mm |
Radstand | 1153 mm | 1187 mm | 1222 mm | 1253 mm |
Reach | 415 mm | 445 mm | 476 mm | 503 mm |
Stack | 599 mm | 608 mm | 619 mm | 628 mm |
Das neue Lauf Elja Trail im Test – was kann das erste MTB der Isländer?
Draufspringen und losfahren? Das kann man auch mit dem Lauf Elja. Allerdings ist man bestens beraten, mit dem Setup des RockShox Flight-Attendant-Fahrwerks und vor allem mit dem Luftdruck der 2.6” dicken Reifen zu spielen. Wir hatten nicht nur die Möglichkeit, das Lauf Elja Trail sowie das Lauf Elja XC zu testen, sondern es auch gegen andere moderne XC-Race-Bikes zu fahren, die teilweise noch gar nicht vorgestellt sind – deshalb nennen wir hier keine Namen ;)
Wir beginnen erstmal mit der XC-Version: Wie schnell das Lauf Elja XC ist, merkt man erst im direkten Vergleich mit anderen Bikes: das Lauf Elja gibt sich sehr laufruhig und traktionsstark für ein Bike seiner Klasse. Das Fahrwerk in Kombination mit den 2.6” breiten Goodyear Peak TC-Reifen bietet eine gute Dämpfung und sorgt für ein sattes Fahrgefühl, das viel Selbstvertrauen gibt. Keine Frage: NVH is real!
Der Hinterbau ist per se nicht der antriebsneutralste, aber dank elektronischem RockShox Flight Attendant-Fahrwerk ist das Bike dennoch sehr effizient im Uphill. Die Reifen spielen vor allem im technischen Uphill sowie auf schlechteren Untergründen ihre Vorteile aus – dabei fühlen sie sich nicht minder-effizient an als vergleichsweise XC-Bikes mit schmaleren Pneus. Wichtig ist jedoch, dass man den richtigen Luftdruck fährt: bei einem Fahrergewicht von 70 kg haben wir erst mit 18/22 psi begonnen und sind dann auf bis zu 14/18 psi runter gegangen – bei halbwegs steinigem Gelände inklusive Anliegern. Platten hatten wir keine, aber das ist natürlich auch stark abhängig von der Fahrweise und Linienwahl. Unsere Reifen verloren über die Testtage hinweg etwas Luft, weshalb es wichtig ist, regelmäßig den Reifendruck nachzuprüfen – andernfalls drohen Platten oder Felgenschäden!
Für den XC-Einsatz sind die Reifen top. Die SRAM Level Ultimate-Bremsen bei mittleren und kürzeren Abfahrten ebenfalls. Echte Racer werden die 150 mm Hub der SRAM AXS Dropper Post bei Größe L akzeptabel finden, das Gewicht der Dropper ist jedoch vergleichsweise hoch – hier ließen sich problemlos über 200 g an Gewicht gegenüber manuellen Droppern sparen.
Der Grund? Lauf versucht so wenig wie möglich Ausstattungsvarianz in ihre Modellpalette zu bringen. Denn weniger Varianten sorgen für weniger Aufwand in Produktion und Verwaltung – Stichwort SKUs – und vielleicht bringen die höheren Abnahmemengen auch bessere Einkaufspreise bei den Zulieferern. Das ist wichtig, um die sportlichen Preispunkte, die Lauf bietet, zu erreichen. Dennoch liegt hierin eine Crux bzw. Kompromiss: der einzige Unterschied zwischen Lauf Elja XC und Lauf Elja Trail ist die Federgabel, was man deutlich im Handling merkt: das Lauf Elja Trail ist im Uphill etwas träger und fühlt sich weniger spritzig, leichtfüßig und reaktiv an – was in der Abfahrt zweifelsohne ein Plus an Downhillqualitäten mit sich bringt. ABER: Der Rest der Ausstattung ist nicht auf mehr Abfahrtsperformance ausgelegt, was das Bike mit der Pike Federgabel etwas inkonsequent werden lässt. Insbesondere würden wir uns standfestere Bremsen, mehr Hub an der RockShox AXS Dropper und eventuell auch robustere Reifen für den Traileinsatz wünschen.
Das Flight Attendant der RockShox Pike fühlt sich übrigens anders an als das der Sid: es verfügt über keinen so harten Lockout und ist für den Trail-Einsatz konzipiert, was etwas mehr Komfort bringt und gut zum Lauf passt! Mehr Infos findet ihr in unserem separaten Test zum RockShox Flight Attendant.
Die Goodyear Reifen bieten wie gesagt gute Traktion in offenen Kurven. Auf losem schottrigen Untergrund neigen sie jedoch dazu, schnell aufzuschwimmen – fühlt sich ähnlich an wie Aquaplaning im PKW und macht das Bike schwer zu steuern. Cool: Selbst in Anliegern neigen die Reifen kaum zum Walgen. Je nach Luftdruck verliert man jedoch etwas an Lenkpräzision. Der 780 mm breite hauseigene Lauf MTN Lenker vermittelt viel Sicherheit und gute Draufhaltequalitäten. We like!
Das Lauf Elja bietet Platz für 2 kleine Flaschen im Rahmendreieck (ab Größe M). Zudem kann man eine große Flasche “Schlamm-exponiert” unten am Unterrohr befestigen. Die Flaschenpositionen sind insgesamt jedoch recht hoch, was dem Schwerpunkt nicht zuträglich ist. Nervig: die Fidlock-Flaschen haben während unseres Tests ständig laut geklappert!
Wer größere Füße hat oder mit seinen Fersen eher nach innen auf den Pedalen steht, wird Schuhspuren auf seinem Hinterbau finden, der durch den BB-Drehpunkt fast genauso breit wie die Kurbeln dimensioniert ist.
Für wen ist das Lauf Elja? Für wen nicht?
Egal ob Cross Country-Racer oder Trailabenteurer: Das Lauf Elja ist für technik-affine Rider, die Bock auf Neues haben. Das Bike ist nicht nur optisch außergewöhnlich, sondern auch technisch – und setzt dabei neue Impulse. Der Preis ist heiß, die Ausstattung jedoch sowohl für den ultimativen XC-Race-Einsatz wie auch für den richtigen Traileinsatz kompromissbehaftet. Je nach Gusto kann man das Bike jedoch als Basis für individuelles Tuning nutzen.
Man kann bei dem kompletten SRAM-Spec darüber diskutieren, ob man 4 separate AXS-Akkus, die es immer zu laden gilt, an seinem Bike haben will. Das gleiche gilt für die Luftdrucksensiblen Reifen, die man regelmäßig checken sollte. Soll heißen: man muss sich regelmäßig um das Bike kümmern! Außer Diskussion steht, dass das Lauf Elja richtig schnell ist – bergauf wie bergab. Dahingehend geht das Konzept der Isländer auf!
Das Fazit zum Lauf Elja 2025
Bei Lauf läuft’s! Beim Lauf Elja sind nicht nur die Ausstattung und der Preis heiß, sondern auch die Performance. Optisch wie technisch ist das Bike alles andere als Standard und setzt damit zugleich neue Impulse für den Cross Country-Bereich. Der Spagat zwischen Lauf Elja XC- und Trail-Version klappt ausstattungsbedingt nicht perfekt, sodass man individuell und bedarfsgerecht nachrüsten sollte. Ob das Elja seinem Namen auch gerecht wird, erfahrt ihr in der Abenteuerstory „Blown away by Iceland“ unseres Schwestermagazins GRAN FONDO.
Tops
- hohe Laufruhe und souveränes Handling
- schnell
- außergewöhnlich in Optik und Technik
- attraktiver Preis
Flops
- Kompromisse in der Ausstattung und Ausrichtung
- zu kurze Dropper und schwache Bremsen für Traileinsatz
Für mehr Infos besucht laufcycles.com
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Text: Robin Schmitt, Julian Schwede Fotos: Antoine Daures, Robin Schmitt