Alles, was ich sehe, sind erstaunte Gesichter. Unser Testfahrer Pirmin ist eben ein fettes Roadgap gesprungen – mit einem 10 kg leichten Carbonhardtail.
Zugegeben, das GHOST ASKET LC 9 ist kein gewöhnliches Hardtail. Zwar erwecken der leichte Carbonrahmen, ein präziser Shimano XTR-Antrieb und edle Carbon-Laufräder im ersten Moment den Eindruck, dass es sich beim ASKET lediglich um ein weiteres hochgezüchtetes Race-Bike handelt. Steif und schnell, aber leider auch unbarmherzig und komfortlos. Doch das Bike ist anders und das merkt man bereits nach wenigen Metern.
Ein Bike, das Gefühle weckt
Das ASKET ist Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Sexy aufgrund seines extravaganten Designs, der markanten Rahmenform und der aggressiven schwarz-weißen Lackierung. Drugs wegen der restlichen Ausstattung, die man im ersten Moment gerne übersieht und die so manch selbstbewusstseinserweiternde Wirkung entfaltet: eine potente 34 mm FOX-Federgabel, eine Teleskopsattelstütze, ein kurzes und breites Cockpit, sowie griffige Schwalbe Nobby Nic-Reifen.
Doch die beste Party wäre nichts ohne die richtige Musik. Womit wir beim Rock’n’Roll-Aspekt des ASKET wären. Auf dem Trail brüllt es den Fahrer förmlich mit den Worten des legendären Scorpions-Klassikers „Rock you like a Hurricane“ an:
„My body is burning, it starts to shout
Desire is coming, it breaks out loud
Lust is in cages till storm breaks loose
Just have to make it with someone I choose“
Brennende Beine und das Verlangen nach mehr spürt man bei kaum einem Bike stärker als mit dem GHOST ASKET. Aufgrund seines geringen Gewichts, der ausreichend leicht rollenden Reifen und der direkten Kraftübertragung vermittelt es massiven Vortrieb und nötigt den Fahrer dadurch nahezu, sich bereits nach wenigen Metern völlig zu verausgaben. Sich auf das ASKET zu setzen fühlt sich an, wie in einen aufgemotzten Porsche zu steigen – man kann einfach nicht langsam fahren.
Zumindest für all jene, die zuvor noch nicht auf einem waschechten XC-Bike gesessen sind. Im Vergleich dazu fällt nämlich auf, dass das ASKET eine deutlich komfortablere und weniger gestreckte Geometrie besitzt.
Das ASKET in der genaueren Betrachtung
GHOST hat hier nicht einfach nur robuste Parts an einen bereits vorhandenen Carbonrahmen geschraubt, sondern das gesamte Geometriekonzept von Grund auf an den Einsatzzweck angepasst. Und der lautet: Trails heizen!
Der 67,5° flache Lenkwinkel und die superkurzen 423-mm-Kettenstreben verleihen dem Rad ein messerscharfes Handling. Sehr direkt setzt das ASKET sämtliche Lenkimpulse um. Fahrer, die gern Kurven driften und generell nichts gegen etwas weniger Traktion am Heck haben, werden das ASKET lieben. Legt man bewusst etwas mehr Gewicht auf die Front, flickt bzw. driftet das Heck herrlich kontrolliert, wohin man möchte. Gleichzeitig sind Manuals ein Kinderspiel und verspielte Fahrmanöver ein Muss. Allgegenwärtig: das geringe Gewicht.
Wie ein Hurricane fegt man über den Trail, wirbelt Staub auf, lässt Dreck spritzen und hebt regelmäßig ab. Auch größere Sprünge sind mit dem ASKET kein Problem. Es ist aber weder ein superkompaktes Dirtbike noch ein langes und übertrieben robustes Enduro-Hardtail. Es ist ein XC-Bike auf Steroiden, mit dem man Uphills geradezu hinauffliegt und bergab keinen Trail auslassen will.
[/emaillocker]Spezifikation
Gabel: Fox 34 Float Factory
Sattelstütze: KS Lev Integra
Laufräder: Ghost Carbon Wheelset
Vorbau: RaceFace Turbine
Lenker: RaceFace Next Carbon 760mm
Antrieb: Shimano XTR
Bremsen: Shimano XT 180mm/160mm
Reifen: Schwalbe Nobby Nic Evo
Am meisten Fahrspaß vermittelt es in gemäßigtem Terrain und überall dort, wo man durch Pushen ordentlich Speed aufbauen kann. Es ist wie gemacht für gebaute Flowtrails, macht aber auch in ruppigeren Passagen keine schlechte Figur. Hier ist allerdings ein beherzter Fahrstil nötig, um mit dem Rad sicher auf Kurs zu bleiben – aber der empfiehlt sich bei Hardtails ohnehin. Wer bei einem Marathon nicht unbedingt aufs Podium fahren will, wird auch dort jede Menge Spaß mit dem ASKET haben.
Stärken:
- enormes Spaßpotenzial
- sehr stimmige Ausstattung
- schickes Design
Schwächen:
- in anspruchsvollem Terrain kommt selbst dieses Hardtail an seine Grenzen
Fazit
Das GHOST ASKET ist feinster Rock’n’Roll im modernen Electro-Gewand. Das Rad vereint die Vorzüge einer leichten XC-Maschine mit dem Spaßpotenzial moderner Trailbikes und begeistert dank gelungener Geometrie und stimmiger Ausstattung mit einem agilen und direkten Handling sowie dem auch in anspruchsvollem Terrain ausgewogenen Fahrverhalten.
Weitere Informationen erhaltet ihr auf der Ghost Website.
Text und Bilder: Christoph Bayer
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