Das Liteville 301 MK 14 im All-Mountain-Custom-Aufbau hat in unserem Vergleichstest von sechs edlen Trailbikes zwar bergauf absolut überzeugt, sich bergab aber signifikante Schwächen geleistet. Jo Klieber und Nathaniel Goiny, die Entwickler von Liteville konnten das Ergebnis nicht glauben und so begann nach ihrer internen Spurensuche ein ausführlicher Test des Liteville 301 MK14 in verschiedenen Varianten.

Nachgetestet: In den letzten Monaten haben wir viel Zeit auf dem Liteville 301 MK14 verbracht.

Diese Geschichte beginnt mit einem Anruf. Es war Dienstagabend, 19 Uhr, als mein Telefon klingelte, Jo Klieber war am Apparat. Der Gründer der Marke Liteville hatte gerade unseren Testbericht seines Erfolgsmodells 301 gelesen – und konnte nicht glauben, was dort stand. Dass das Rad gut klettert, war klar, doch unsere Worte zur Abfahrtsperformance machten ihn beinahe sprachlos. Im Testbericht stand:

  Neigt sich der Trail dann aber bergab, ist der Zauber leider vorbei. Das 301 MK14 fährt sich im von uns getesteten Custom-Aufbau extrem direkt und verspielt, ist aber bei höheren Geschwindigkeiten schnell nervös. In verblocktem Terrain muss man das Tempo reduzieren und wachsam bleiben. Anders als es seine Geometrie vermuten lässt, fehlt es dem Bike spürbar an Laufruhe.

Ein Urteil, das wir auch heute für das Custom-Testbike aus dem Vergleichstest unterschreiben – doch wie sich zeigen sollte, trifft es nicht auf alle Varianten des Liteville 301 MK 14 zu.

Auf den schnellen, steinigen Trails am Gardasee konnte uns das Liteville 301 MK14 im Custom-Aufbau nicht überzeugen – doch der Nachtest sollte unsere Meinung zum Bike ändern

Spurensuche – wie kam es zu dem Ergebnis?

Bereits kurz nach dem Test ging das Rad an Liteville zurück, um von Jo und seinem Team unter die Lupe genommen zu werden. Dabei fielen zwei Punkte auf, die das nervöse Fahrverhalten und die Kritik am Fahrwerk erklären könnten: Es waren eine Federgabel mit längerem Offset und ein nicht dem Serienstand entsprechender Dämpfer verbaut. Die Lösung für den Dämpfer war relativ einfach: mehr Volumenspacer für ein Plus an Progression. Um das unpassende Federgabel-Offset auszugleichen, verbaute Jos Team dann den Syntace VarioSpin-Steuersatz und flachte den Lenkwinkel damit um 1,5° ab – da Lenkwinkel und Offset sich direkt beeinflussen, ist das ein geeigneter Weg, um den Nachlauf an der Federgabel anzupassen.

Das zu lange Federgabel-Offset glich Liteville mit dem Syntace VarioSpin-Steuersatz aus. Er flacht den Lenkwinkel um 1,5° ab – ein generell sinnvolles Upgrade, wie sich später herausstellte.
Im Dämpfer kommen Volumenspacer für ein Plus an Progression und mehr Feedback zum Einsatz
Das Liteville 301 MK14 auf dem Trail
Im Vergleich zum MK13 bietet das MK14 deutlich mehr Gegenhalt und nutzt den Federweg effizienter. Mithilfe von Tokens kann die Kennlinie weiter an die eigenen Vorlieben angepasst werden.

Der zweite Test – die Updates zeigen Wirkung

Mit dem geänderten Bike ging es dann erneut auf die Trails, diesmal jedoch nicht an den Gardasee, sondern auf die Hometrails in Bayern und in den Bikepark Samerberg. Die Veränderungen von Liteville zeigten Wirkung, das MK 14 mit 140 mm Federweg besaß spürbar mehr Gegenhalt am Hinterbau und begeisterte auf flowigen, verwinkelten Trails mit einer super Balance und einem agilen Handling. Allerdings war die Laufruhe auf sehr schnellen, mit Wurzeln durchsetzen Abschnitten noch immer nicht so hoch, wie wir sie von anderen Bikes der Klasse gewöhnt waren. Oft hatten wir den Eindruck, zu kompakt auf dem Rad zu stehen und zu wenig Bewegungsspielraum zu haben. Die Kettenstreben sind eher kurz, wodurch das Rad ein sehr direktes, agiles Handling besitzt – gleichzeitig kostet das aber Laufruhe. Über die sehr guten Klettereigenschaften verfügte das überarbeitete Rad weiterhin.

Bergauf war das Liteville 301 MK 14 im All-Mountain-Aufbau von Anfang an beeindruckend. Die Updates am Lenkwinkel und dem Dämpfer verbesserten obendrein das Handling bergab.

Rahmenlänge statt Rahmenhöhe – Upsizing als Lösung

Bereits seit Jahren definiert Liteville die Größe eines Rahmens nicht über die Länge des Sattelrohrs, sondern über die Länge des Hauptrahmens. Dank der generell kurzen Sitzrohre ist es möglich, bei einem Rad in der Regel zwischen drei Rahmengrößen zu wählen: einer kleineren, sehr verspielten Version, der vermeintlich für die Körpergröße idealen Größe und einer längeren Variante. Da uns das 301 MK14 mit 140 mm Federweg in L noch immer etwas zu nervös war, entschieden wir uns für die XL-Variante – und das zahlte sich aus! Selbst Testfahrer mit einer Körpergröße von 178 cm fühlten sich darauf deutlich wohler.

Large vs. Extra-Large – dank kurzem Sitzrohr kann man beim Liteville 301 in der Regel problemlos zur größeren Rahmengröße greifen

Das liegt nicht nur an dem längeren Hauptrahmen, sondern auch an den mitwachsenden Kettenstreben. Sie sind 5 mm länger; gemeinsam mit dem Plus an Reach verleiht das dem Rad ein deutlich laufruhigeres Handling. Zwar ist das XL-Modell in sehr engen Sektionen nicht mehr ganz so spritzig und agil wie das Large, von einem behäbigen Handling ist es jedoch meilenweit entfernt. Plötzlich waren wir deutlich schneller unterwegs, hatten in offenen Kurven mehr Grip und im steilen Gelände mehr Sicherheit. Allerdings verstärkt sich speziell dort das Gefühl, dass die FOX 34-Federgabel mit 140 mm Federweg etwas tief baut und das Rad in seiner Performance limitiert – es folgte der nächste Umbau.

Zwischen der Rahmengröße M bis XL wächst das Sattelrohr beim MK14 nur wenig – so kann man als Fahrer die Rahmengröße anhand der Länge und nicht der Höhe wählen. Perfekt!
Länge läuft! Auf schnellen, wurzeligen Trails spielt die XL-Variante ihre Stärken aus. Allerdings geht der Federgabel nun die Puste aus.

Mehr Federweg = mehr Fahrspaß

Als Letztes wollten wir beim Test des 301 MK 14 wissen, wie sich das Rad in der Enduro-Konfiguration mit 160 mm Federweg fährt. Der Tausch der FOX 34 durch eine 36 machte das Rad gerade einmal rund 230 g schwerer. Zusätzlich tauschten wir die Umlenkwippe, wodurch auch das Heck über 160 mm Federweg verfügte und die Geometrie wieder an die längere Einbauhöhe der Federgabel angepasst wurde – das ging ohne Mehrgewicht. Nachdem wir das Setup auf das veränderte Übersetzungsverhältnis angepasst und ein paar Spacer unter dem Vorbau entfernt hatten, ging es auf den Trail. Schon beim ersten Aufsitzen spürte man den Unterschied: Der Hinterbau fühlte sich schon im Stand noch mal spürbar satter an. Doch keine Angst – wir können alle beruhigen, die befürchten, das Rad würde nun deutlich an Uphill-Performance verlieren. Die Sitzposition ist in diesem Aufbau dank des steilen Sitzwinkels noch immer sehr zentral und selbst an steilsten Rampen bleibt das Vorderrad problemlos am Boden. Wie auch bei der 140-mm-Version wippt der Hinterbau leicht, sackt aber nicht weg und lässt sich via Verstellhebel auch komplett ruhig stellen.

Kleines Teil, große Wirkung! Mit dem Tausch der Wippe verfügt der Hinterbau über 160 mm Federweg.
Mehr Federweg… Ein 160er Gabel steht dem Liteville 301 gut
Absolut empfehlenswert: Eine Federgabel mit 160 mm Federweg bringt dem 301 ein deutliches Performance-Plus. Das minimale Mehrgewicht ist zu vernachlässigen.

Seine volle Stärke offenbart das Liteville 301 MK 14 in Größe XL in der 160-mm-Konfiguration und mit dem 1,5°-VarioSpin-Steuersatz in der Abfahrt. Der Unterschied zum Bike aus unserem Vergleichstest könnte größer nicht sein. Nervöses Handling? Fehlanzeige! Der Hinterbau arbeitet super feinfühlig, begeistert mit hoher Traktion und gibt dennoch gutes Feedback. In steilen Situationen vermittelt das Rad sehr viel Sicherheit. Anders als beim 140-mm-Modell steht man noch integrierter im Rad und die Front bleibt höher im Federweg. Dennoch hat das Rad auch in engen Sektionen fast nichts von seiner Agilität verloren. An Kanten und bei Wellen bietet das Fahrwerk guten Gegenhalt und so kann man problemlos abziehen oder das Rad in den Manual ziehen.

Upgrade Option – FOX FLOAT DPS- statt RockShox Super-Dämpfer

Liteville bietet den FOX FLOAT DPS-Dämpfer als Upgrade zum RockShox Deluxe-Dämpfer. Wir haben die beiden Varianten in der 140-mm-Variante im direkten Vergleich gefahren. Der DPS-Dämpfer verleiht dem 301 einen noch satteren Hinterbau, vermittelt gleichzeitig aber etwas weniger Feedback; dennoch ist der Gegenhalt gut. Mit ihm arbeitet der Hinterbau noch etwas feinfühliger bei kleinen Schlägen und bietet so mehr Komfort und Grip.

In diesem Setup überzeugt uns das Liteville 301 MK14: 160 mm Federweg, Rahmengröße XL (bei 180 cm) und VarioSpin-Steuersatz.

Fazit

Das vielseitig anpassbare Liteville 301 MK 14 hat uns im Laufe der letzten Monate ausgesprochen positiv überrascht. Es klettert super bergauf, besitzt ein feinfühliges Fahrwerk und einen gelungenen Mix aus Laufruhe und Agilität bergab. Voraussetzung ist allerdings, dass man im Zweifelsfall zur größeren Rahmengröße greift und sich für das Fahrwerk mit 160 mm Federweg entscheidet. In dieser Konfiguration kann das Bike sein volles Potenzial entfalten und in dieser Konfiguration geht auch das Konzept des Bikes voll auf. Die Version mit 140 mm Federweg blieb dagegen bis zum Ende ein Kompromiss.

Weitere Informationen zum Liteville 301 MK 14 findet ihr auf der Hersteller-Website.


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