Das Liv Intrigue 1 ist ein Trail-Bike, das speziell von Frauen für Frauen entwickelt wurde. Seine Geometrie, die Kontaktpunkte und das Fahrwerk sind auf die Bedürfnisse der weiblichen Anatomie angepasst. Doch macht das auf dem Trail einen Unterschied und kann das Rad so überzeugen?

Liv Intrigue 1 | 150/140 mm (v/h)
13,10 kg in Größe S | 3.410 € | Hersteller-Website

Das Intrigue gibt es im Liv-Line-up bereits seit einigen Jahren. Für diese Saison wurde eine neue Alu-Version des bereits bekannten Carbon-Modells vorgestellt. Natürlich wurde das Intrigue unter den Gesichtspunkten des Liv 3F Design Prozess entwickelt. Dabei werden Tausende von Datensätzen über die Anatomie von Frauen, ihre Kraft und Größenverhältnisse berücksichtigt, um die perfekte Geometrie zu entwickeln. Außerdem wird das Fahrwerk speziell abgestimmt.

Apropos Fahrwerk: Das besteht beim 3.410 € teuren Intrigue 1 aus einer FOX 36 Performance Elite FIT4-Federgabel mit 150 mm Federweg und einem FOX FLOAT DPS Performance-Dämpfer. Die weitere Ausstattung des 13,38 kg schweren Bikes besteht aus einem SRAM GX Eagle 12-fach-Antrieb, MAXXIS HighRoller II-Reifen und jeder Menge GIANT eigener Anbauteile, an denen es grundsätzlich nichts auszusetzen gibt. Leider nicht überzeugen kann allerdings die SRAM Guide R-Bremse mit 180 mm kleinen Scheiben und die mit 100 mm zu kurze Teleskopsattelstütze. Der Bremse fehlt es an Biss und Standfestigkeit für lange Abfahrten, wodurch eine hohe Handkraft nötig ist. Die kurze Sattelstütze limitiert die Bewegungsfreiheit auf dem Rad. Die schlechte Nachricht hier lautet, dass die meisten Fahrerinnen auch kein Upgrade durchführen können, da der Knick im Sitzrohr die Versenkbarkeit limitiert.

Überfordert
Die Bremse ist leider zu schwach dimensioniert. Speziell Fahrerinnen, die sich unsicher fühlen, wünschen sich hier mehr Power.
Sahnestück
Liv bzw. GIANT sind echte Experten, wenn es um die Abstimmung des Hinterbaus geht. Auch beim Intrigue ist das gut gelungen. Das Rad ist sensibel und definiert zugleich
Funkel Funkel
Der silberne Lack glitzert bei Sonnenlicht in allen Farben des Regenbogens – nice!

Liv Intrigue 1

3.410 €

Specifications

Fork FOX 36 FLOAT Performance Elite 150 mm
Rear Shock FOX FLOAT DPS Performance 140 mm
Seatpost Giant Contact Switch Vario 100 mm
Brakes SRAM Guide R 180/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 30 (10-50)
Stem Giant Contact SL 35
Handlebar Giant Contact TR35 780 mm
Wheelset Giant AM 30mm
Tires Maxxis High Roller II 2,5"/2,4"

Technical Data

Size XS S M L
Weight 13,10 kg


Da geht noch mehr
Für den Preis von 3.410 € hätten wir noch etwas mehr Liebe zum Detail erwartet. Das Liv macht qualitativ nichts falsch, wirkt aber nicht so hochwertig, wie viele andere Bikes in dieser Preisklasse.
Ein Ausschlusskriterium
Die beste auf Frauen abgestimmte Geometrie nützt nichts, wenn man dann den Sattel nicht weit genug absenken kann. Problem ist hier der Knick im Sattelrohr, weshalb keine lange Sattelstütze montiert werden kann.

Die Geometrie des Liv Intrigue

Das Liv Intrigue ähnelt auf den ersten Blick dem GIANT Trance. Liv nutzt das Alu-Know-how von GIANT, hat dem Intrigue aber eine eigene Geometrie spendiert. Das Rad ist insgesamt moderner als das Trance und besitzt einen um 0,5° flacheren Lenkwinkel (66,5°) und einen steileren Sitzwinkel (74,5°). Auch der Reach fällt mit 418 mm in Größe S ziemlich passend aus. Abgerundet wird das Bike mit 438 mm langen Kettenstreben, welche für gute Traktion an der Front sorgen sollen.

Größe XS S M L
Sattelrohr 380 mm 406 mm 445 mm 482 mm
Oberrohr 565 mm 580 mm 595 mm 620 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 105 mm 125 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Kettenstrebe 438 mm 438 mm 438 mm 438 mm
Tretlagerabsenkung 15 mm 15 mm 15 mm 15 mm
Radstand 1.135 mm 1.151 mm 1.167 mm 1.195 mm
Reach 405 mm 418 mm 432 mm 452 mm
Stack 577 mm 582 mm 587 mm 605 mm

Das Liv ist keine Bergziege, klettert insgesamt aber solide

Bevor man mit dem Liv Intrigue 1 lange Abenteuer in Angriff nimmt, lohnt es sich, erst einmal den Sattel nach vorn zu schieben. Andernfalls fällt die Sitzposition hecklastig aus. Nutzt man aber die Möglichkeit, sitzt man ausreichend zentral, um auch lange und steile Anstiege zu bewältigen. Dank des 30er-Kettenblatts ist dafür auch eine passende Übersetzung montiert. Nur in engen technischen Sektionen bergauf muss Frau etwas arbeiten, um das Intrigue zu kontrollieren. Der Hinterbau ist angenehm antriebsneutral und wippt nicht. Den Dämpfer bräuchte man also eigentlich nicht verhärten. Leider ist der Verstellhebel des FOX-Federbeins aber so leichtgängig, dass es von selbst in den Trail-Modus wechselt – nervig.

Agil und verspielt macht das Intrigue auf fast allen Trails jede Menge Spaß!

Helm MET Roam | Brille Oakley Jawbreaker | Weste Vaude Air Weste
Shirt ION Scrub Amp | Short ION Scrub Amp | Schuhe ION Rascal

Das Intrigue macht vieles richtig gut, leider nervt aber der geringe Hub der Sattelstütze enorm!

Bergab wird schnell klar: Liv hat das Ziel, ein gutmütiges und einfach zu fahrendes Bike zu entwickeln, hier erreicht. Das Intrigue fordert keinerlei Eingewöhnungszeit und fährt sich sehr agil. Lenkimpulse und Richtungswechsel setzt es flink und präzise um. Auf flachen und flowigen Trails sorgt das für viel Spaß. Enge Sektionen meistert man bergab gelassen und der Hinterbau besitzt einen guten Mix aus Sensibilität, um Schläge abzudämpfen, gibt aber dennoch genug Federweg, um seine Fahrerin nicht komplett vom Untergrund zu isolieren. So weiß man immer, was gerade passiert. Bei höheren Geschwindigkeiten vermittelt das Intrigue wenig Selbstvertrauen und motiviert seine Pilotin auch nicht dazu, noch schneller zu fahren. Wer gern möglichst schnell einen Trail herunterheizt, wird hier eher enttäuscht und ist vermutlich mit dem Liv Hail besser beraten. Was speziell auf steilen Trails stört, ist der Sattel bzw. die Tatsache, dass er aufgrund der Sattelstütze mit wenig Hub sehr weit aus dem Rahmen herausragt. Wir empfehlen hier einen Schnellspanner zu montieren, um die Stütze für steile Abfahrten von Hand noch weiter absenken zu können. Die verbauten MAXXIS HighRoller II-Reifen bieten bei trockenen Trails guten Grip, können insgesamt aber nicht mit dem Minion DHR II mithalten. Letzterer bietet mehr Traktion und ist die insgesamt universellere Lösung.

Tuning-Tipps: Sattel nach vorn schieben | größere Bremsscheiben | Schnellspanner, um Sattelhöhe anzupassen | Reifen upgraden auf Minion DHR II

Fazit

Das Liv Intrigue 1 punktet mit seinem sehr gutmütigen und agilen Handling. Es macht es auch weniger versierten Fahrerinnen einfach, viel Spaß auf unterschiedlichsten Trails zu haben. Bei höheren Geschwindigkeiten und im steilen Gelände gerät das Bike zwar nicht ans Limit, motiviert seine Fahrerin aber auch nicht, an ihr eigenes zu gehen. Den positiven Gesamteindruck trüben die zu geringe Einstecktiefe der Sattelstütze und die schwache Bremse.

Tops

  • gutmütiges und intuitives Handling
  • hohe Agilität
  • gute Allrounder

Flops

  • geringe Einstecktiefe der Sattelstütze
  • Bremse zu schwach
  • hecklastige Position, wenn der Sattel mittig montiert ist

Mehr Informationen findet ihr unter liv-cycling.com


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Text: Antonia Buckenlei Fotos: Christoph Bayer