Live your Dreams! Zwei, die es geschafft haben, im Interview
Das Hobby zum Beruf machen – wer träumt nicht davon? Andi und Mirja Beger haben es geschafft! Sie haben ihre sicheren Jobs gekündigt und führen seit nunmehr über 11 Jahren Menschen mit dem Rad über die Alpen und veranstalten Bikereisen. Wir haben die beiden zu Hause besucht, um mehr über sie und ihren Job zu erfahren.
ENDURO: Hi Mirja, servus Andi! Stellt euch doch bitte unseren Lesern einmal kurz vor!
Mirja:
Hallo, ich bin die Mirja. Im Norden aufgewachsen hatte ich das Glück, dass meine Eltern schon früh viel Zeit mit mir in den Bergen verbracht haben. So hat es mich nach der Schulzeit schnell in Richtung Alpen gezogen und ich habe meine Heimat hier in Ohlstadt gefunden. Sommer wie Winter genieße ich jede freie Minute in der Natur, ob mit dem Radl, zu Fuß oder auf Skitour. Die Berge und der Sport sind meine Leidenschaft und darin meinen Job bei Alpenevent gefunden zu haben, freut mich natürlich sehr.
Andi:
Servus! Ich bin der Andi und darf nun schon 40 Jahre auf dieser schönen Welt sein. Aufgewachsen bin ich hier am Rande der Alpen und wohne und arbeite in Ohlstadt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Die Gegend hat mich wohl sehr geprägt, denn Bergsport und insbesondere das Biken stehen seit meiner Jugend ganz oben auf der Leidenschafts-Liste. So habe ich dann vor 11 Jahren in meinem damaligen Beruf eine komplette Kehrtwende gemacht und die Firma Alpenevent gegründet. Seitdem versuche ich, unseren Gästen die Berge so zu zeigen, wie ich sie selbst kennenlernen durfte: von ihrer schönsten Seite.
Viele Leute träumen davon, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Wie habt ihr das geschafft und was habt ihr vorher gemacht?
Mirja:
Eigentlich war mein Traum schon immer, Sport zu studieren und einen coolen Job zu finden. Daraus wurde dann leider ein trockenes Jurastudium, das ich zwar nie mochte, aber mein Ehrgeiz hat mich dazu gebracht, es durchzuziehen. Nach dem Examen habe ich mich selbst mit einem Jahr Auszeit auf Hawaii belohnt. Die Schönheit der Insel hat mir gezeigt, dass das Leben offensteht und ich mich nicht als Jurist mit streitenden Mandanten ärgern muss. Die Natur gab mir so viel Zufriedenheit und damit den Mut, das Anwaltsdasein an den Nagel zu hängen. Ein weiteres Jahr mit vielen Reisen und Gelegenheitsjobs brachte mich zu einem Transalp-Reiseveranstalter. Radeln, Berge und Gästen einen schönen Urlaub zu bescheren – das waren die Faktoren, die mich von Anfang an glücklich machten. Als ich dann auf einer Tour noch Andi von Alpenevent traf, war mein Glück perfekt. Ich wechselte die Firma, aber nicht den Job, denn bei Alpenevent habe ich genau den gleichen Job weitergemacht.
Andi:
Ich habe nach einem Mathematik- und BWL-Studium ein paar Jahre im Management einer großen Autovermietung gearbeitet. Auch wenn der Job interessant war und mich gefordert hat, war ich nie richtig erfüllt. Ich war damals ohne Familie nur mir selbst verpflichtet und habe so den Sprung gewagt und den Beruf hingeschmissen. Damals war allerdings noch nicht klar, was ich genau machen würde. Ich habe Auto, Wohnung und alle anderen Fixkosten gestrichen und bin mit dem Radl Richtung Nordkap aufgebrochen. Das war so eine Art Wende für mich. Denn auf der Fahrt sind die ersten Gedanken gereift und einige Monate nach meiner Rückkehr wurde dann meine Firma Alpenevent Realität. Das erste Jahr war für mich ein Lernjahr. Ich habe Hilfsjobs angenommen, um zu überleben und nebenher das Unternehmen auf gesunde Beine gestellt. So lief es dann nach einem Jahr auch schon sehr rund.
Leute mit dem Rad über die Alpen zu führen klingt nach jeder Menge Spaß, doch wie viel Arbeit steckt wirklich hinter einer Tour?
Tatsächlich macht es sehr viel Freude, wenn man dann mit den Gästen unterwegs ist. Entspannte Stimmung, grandiose Gegenden, biken, chillen, lachen. Das ist der Lohn für die Arbeit und das macht den Job auch zu etwas Besonderem. Doch selbst auf Tour haben wir alles Mögliche im Kopf. Man ist nach einer Woche in den Alpen dann meist richtig leer. Zwischen den Touren und auch im Winter heißt es für uns im Büro alles auf Vordermann zu bringen. Die Arbeit im Office ist sehr vereinnahmend.
Da sind einmal all die Dinge, die für eine gelungene Tour nötig sind: die ganze Logistik auf die Beine zu stellen, Kundenkontakt, Homepagepflege etc. Das alleine ist eigentlich schon fast ein Vollzeitjob. Dann kommen halt die Dinge dazu, die jeden Selbständigen beschäftigen. Behörden, Finanzamt, Verwaltung … Und natürlich kümmern wir uns auch um das Team, planen Schulungen, Meetings, weisen in neue Touren ein – auch das braucht Zeit. Unterm Strich sitzen wir genauso viel im Büro wie im alten Job. Die Tage auf Tour sind eigentlich zusätzlich. Fast ein 24/7-Job.
In der Bikeindustrie jagt eine Innovation die nächste. Hat der technische Fortschritt auch eure Arbeit verändert?
Oh ja, in jedem Fall! Das Bike und das Einsatzspektrum haben sich extrem verändert. Früher mit langem Oberrohr, Sattelüberhöhung und ellenlangen Vorbauten war die Tourauswahl sehr eingeschränkt. Da ging es erstmal ums Strecke und Höhenmeter machen. Abfahrten waren oft Mittel zum Zweck. Scheibenbremsen, flache Lenkwinkel, lange Federwege, veränderte Geometrien waren die prägnanten Veränderungen. Da konnte man plötzlich Trails und Touren fahren, die davor als extrem oder gar unfahrbar galten. Dann kamen 29″-Bikes, die gerade Einsteigern noch mehr Sicherheit bergab vermittelten. Ich denke, diese grundlegenden Erkenntnisse über die Bike-Geometrie haben den Sport am stärksten geprägt. All die anderen Innovationen wie elektronische Schaltungen und Fahrwerke, neue Normen und Größen-Standards und vieles andere machen unseren Sport sicher kurzweilig und spaßig. Das Biken an sich wird dadurch in meinen Augen jedoch nicht groß verändert.
Das Bergabfahren macht plötzlich auch dem Tourenfahrer Spaß. Auf einmal fährt man auch mal mit der Gondel hoch, um einen feinen Trail zu fahren. Wir als Tourenveranstalter dürfen da natürlich auch nicht schlafen und passen unser Programm ständig an die Wünsche an. Maximaler Fahrspaß bergab steht da neben dem sportlichen Anspruch ganz oben auf der Prioritätenliste!
Ihr kennt die Berge mittlerweile ja wie eure Westentasche. Findet ihr noch ab und an neue, bis dato unentdeckte Trail-Highlights?
Na klar, immer wieder, sogar in nächster Umgebung! Die Alpen sind so groß und vielfältig und bieten so viel Abwechslung für den Biker wie kein anderes Gebirge der Welt. Da wird es nie langweilig und es tun sich immer wieder wahre Schätze auf! Die Alpen sind ja „dank“ Krieg, Schmuggel und Handel übersät mit tollen Wegen und Trails!
Wie sieht der perfekte Urlaub für einen Reiseveranstalter aus?
Perfekt ist es schon mal, richtig Urlaub zu haben (lacht)! Im Ernst: Am liebsten fahren wir einfach los, planen nichts, lassen uns überraschen und genießen den Tag. Und am liebsten schlafen wir dann, wo nur möglich, unter freiem Himmel. Im Sommer sind wir ja oft genug im Hotel. Und ja, wir haben eigentlich immer das Bike dabei.
Gibt es Top-Spots, die eurer Meinung nach jeder Biker einmal gesehen haben sollte?
Da gibt es in den Alpen sehr viele, wir würden hier nicht fertig werden mit einer Best-of-Liste. Ein ambitionierter Biker sollte auf jeden Fall mal alpine Luft schnuppern, das ist eine ganz eigene Atmosphäre, wenn es an oder sogar über die 2.500-Meter-Grenze geht. Da gibt es unzählige Möglichkeiten, das zu erleben. Persönlich finden wir hochalpine Touren reizvoll mit Abfahrten, die durch verschiedene Klimazonen führen. Das kann man prima im Vinschgau oder Engadin finden, aber auch auf den Kanaren, z. B. auf La Palma.
Es gibt viele Routen über die Alpen, was ist eure liebste?
Schwer zu sagen, alle Routen haben etwas Besonderes. Persönlich finden wir die Route von Oberstdorf an den Comer See und die Dolomitentouren extrem schön.
Wollt ihr unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Habt einen Blick dafür, wie schön ihr es habt in eurer Heimat. Respektiert und schützt eure Umgebung, geht raus und habt eine Menge Spaß beim Biken in der Natur!
Vielen Dank für das Interview! Und natürlich für den grandiosen Kaffee!
Wer jetzt mehr über Andi, Mirja oder das Tourenangebot von Alpenevent erfahren will, besucht: Alpenevent.de
Text: Christoph Bayer | Bilder: Andreas Beger/Christoph Bayer
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