We are back – racing! Als 41 Dream Team wollten wir mit dem besten Equipment und nicht vorhandener Vorbereitung beim iXS Cup in Bad Tabarz starten, bis dann durch Rennverschiebungen aufgrund von Dürre, neue Jobs, unvorhergesehene Reisen und das ein oder andere Bier nicht nur unser Plan ins Stolpern geriet. Unsere Story auf dem Weg zu den letzten drei Plätzen.

Für unser 10-jähriges ENDURO-Jubiläum zelebrieren wir nicht nur die alten Zeiten, sondern interpretieren sie auch neu. Somit hatten wir Anfang der Saison 2022 kurzerhand ein Redaktions-internes Downhill-Team – bestehend aus Robin, Ben und Peter – gegründet und uns wie in guten alten MAG41-Zeiten auf hohe Berge mit Flatterband und Startturm begeben. Mit optimaler Ausrüstung – und viel weniger Vorbereitung, wie ihr im ersten Teil unserer Story lesen könnt –, stand nun der von uns auserwählte iXS Cup Bad Tabarz vor der Tür. Unser Ziel? Erlebnisse statt Ergebnisse!

Es geht schon schief, bevor es überhaupt schief gehen sollte …

Nachdem wir uns über mehrere Monate hinweg vor der Vorbereitung zum eigentlichen Rennen gedrückt haben, mussten wir kurz vor dem geplanten Start des iXS Cup in Bad Tabarz die ernüchternde Nachricht einer Terminverschiebung akzeptieren. Der Grund lag in der erhöhten Waldbrandgefahr. Das eigentliche Problem daran: Mit unserem vollgepackten Redaktionsplan für 4 Magazine lag die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Verschiebung ein Teamfahrer nicht teilnehmen konnte, bei 99 %. Getroffen hat es in diesem Fall Verlagsgründer Robin, der dann beim neuen Termin für den Rennstart beruflich in den USA unterwegs war, um euch mit den neuesten Trends aus Übersee zu versorgen.

Dürfen wir vorstellen: Unser Plan B

Da waren es nur noch zwei …? Möglichkeiten, unser kleines Rennteam aufrechtzuerhalten, gab es viele. Man könnte einfach zu zweit antreten? Eine weitere Person aus der Redaktion könnte Robins Platz einnehmen, oder wir fragen einfach einen Bekannten? Aber hier geht es ja wie bereits erwähnt um Erlebnisse, nicht Ergebnisse, und da wir Letzteres am liebsten mit euch – also unseren Lesern – teilen, war die Entscheidung schnell klar: Eine Ausschreibung inklusive Bewerbungsgespräch und unangenehmen Fragen musste her. Das war jedoch aufgrund des sehr kurzen Zeitfensters gar keine so einfache Aufgabe und deshalb möchten wir hier noch einmal die Chance nutzen und dem gesamten Team des iXS Cups und den Partnern Specialized, SRAM, Rapha, Troy Lee Designs und Oakley für ihre Unterstützung danken. Ohne deren Willenskraft wäre das nicht erreichbar gewesen und unser neues Teammitglied hätte nackt und ohne Bike an den Start gehen müssen – you rock!

Zurück zu den unangenehmen Fragen: Nachdem wir über 200, teils sehr amüsante Bewerbungen aus aller Welt durchstöbert, unzählige Mails beantwortet und Telefongespräche geführt hatten, stand eine Entscheidung fest. Maxi – den wir bereits beim Campen unseres Vorbereitungsstrips kennenlernen konnten – bildete mit seiner unkomplizierten Art, der nicht vorhandenen Rennerfahrung und seinen 69 Style-Punkten den perfekten Match. Somit stand unser Plan wieder. Abgesehen davon, dass Ben aufgrund seines neuen Jobs den ersten Trainingstag und damit auch den Track Walk verpasste. Aber mit einem klaren Heimvorteil und dem Legenden-Status in Tabarz, seinem Geburtsort und gleichzeitig Renn-Austragungsort, sollte das ja mehr als fair sein.

Zu guter Letzt haben wir noch unser Lieblings-„Trainings“-Gerät im ENDURO-Gewand, den elektrischen Porsche Taycan Cross Tourismo Turbo S, eingesammelt, um uns dann im Tiefflug nach Bad Tabarz zu begeben. It’s race time, baby!

Der Stand der Dinge

Peter
Hat mit seinem RAAW DH Prototyp gefühlt den halben Sommer auf Jump Trails verbracht.
Ben
Sein Trek Session 9 X01 hat noch den Dreck vom Brandnertal dran.
Maxi
Ist das Specialized Demo Race vor seinem ersten Trainingslauf noch nie gefahren.

Unser Support-Team:

Juli – rasender Reporter und Bad Tabarz most wanted Party-Fotograf
Mike – der einzig Vernünftige
Tommy – ENDURO Tool-Wizzard

Da es sich zu sechst im Porsche Taycan eher unangenehm schläft und wir durch die Terminverschiebung des Rennens unsere ursprünglich reservierte Wohnung neu buchen mussten, fanden wir kurzerhand in Eisenach eine Bleibe, ca. 20 Porsche-Minuten von Bad Tabarz entfernt. Glücklicherweise hatten wir noch einen weiteren Sprinter eingeplant, der artgerecht im Rennfahrerlager in Bad Tabarz geparkt war und uns als Lager über den Tag diente.

What happens in Tabarz, stays in Tabarz

Auch wenn das ein oder andere Detail in den Tiefen des Thüringer Walds bleiben wird, konnten wir ja schlecht alle Erlebnisse für uns behalten. Zudem hatte die ganze Aktion sehr vielversprechend begonnen. Bis auf Ben waren alle motiviert und pünktlich zum Track Walk anwesend und schon nach wenigen Metern wurden die ersten Stunts deklariert und eventuelle Rennlinien auserkoren. Lediglich der tretlastige Start und der schier unendliche Zielsprint drückten etwas die Stimmung.

Für die Qualifikation war der Plan ganz simpel: ins Ziel kommen! Ben brauchte dafür stolze 2.47 Minuten, was den Stadionsprecher dann gleich veranlasste, sich mit alten Geschichten aus Bens Jugend schier den Mund fusselig zu reden. Obwohl Peters Lunge im Zielsprint schier kollabierte und Maxi auch in seinem Quali-Run noch nicht das richtige Fahrwerks-Setup gefunden hatte, schafften es aber alle erfolgreich ins Ziel. Genau diesen Moment markiert unsere letzte Tätigkeit in Bad Tabarz, die nach Plan lief …

Nach dem ein oder anderen isotonischen Sportgetränk im Zielbereich ging das Gerücht einer legendären Freibad-Party am Rennvorabend durch die Menge. Dass wir da nicht lange überlegt hatten, versteht sich von selbst. Schnell unseren elektronischen Freund nach Eisenach zurückgebracht, eine Dusche genommen und die Birkenstock gegen tanzbare Untersätze ausgetauscht, um dann vorsichtshalber und vorausschauenderweise mit dem Taxi zurück nach Bad Tabarz zu fahren. Dann passierte logischerweise das, was früher auf den Rennen auch immer passiert war: Die Party wurde irgendwann wichtiger als das Rennen, das Bier gefühlt immer günstiger und der Willen, um 8 Uhr beim Training zu stehen, immer geringer. Nachdem sich dann jeder ordentlich den Helm lackiert hatte, unser Team-Fotograf Juli die halbe Party-Meute abgelichtet hatte – jeder dachte, er wäre der offizielle Party-Fotograf – und nachdem die Tageszeit schon weit in die frühen Morgenstunden abgerutscht war, war es Zeit, zurück ins Fahrerlager zu gehen. Dort herrschte tote Hose. Natürlich wollten wir nicht diejenigen sein, die am nächsten Morgen mit bösen Blicken begrüßt werden und beschlossen deshalb, uns final ins Bett zu verziehen. Da jedoch der Taxifahrer Juli und Max nicht mehr mitnehmen wollte, wurden die beiden kurzerhand in Bad Tabarz auf der Couch einer Freundin zurückgelassen. Nachdem wir dann das Training am nächsten Morgen verpennt hatten und unser logistisches Kuddelmuddel wieder gerichtet war, wurde es Zeit, einen Plan für unseren Rennlauf zu machen.

Der erste Run des Tages: Unser Rennlauf

Die einzig vernünftige Entscheidung? Ein Party-Train! Denn keiner von uns war in der Lage, einen präzisen und sicheren Rennlauf ins Ziel zu bringen, und wir wollten ja nicht die Art von Erlebnis schaffen, die in Form von Narben zurückbleibt. Nachdem Ben dann beinahe 10 Minuten am Streckenrand warten musste – da er die langsamste Quali-Zeit vom Team hatte – folgten Maxi und Peter und der Train kam – genauso wie die Meute am Streckenrand – ins Rollen. Eingehüllt in einer Mischung aus erstaunten Ausrufen, lauten Anfeuerungen und einer riesigen Staubwolke des direkten Vordermanns rauschten wir dann Richtung Tal ins Ziel des iXC Cup Bad Tabarz. Das Resümee: Nicht gerade schnell, aber dafür legendär und eben eine unvergessliche Zeit. Eine Story, die wir immer noch gerne mit leichtem Beschämen, aber einem dicken Grinsen unseren Freunden erzählen, und mit einem – abgesehen vom massiven Kater – schmerz- und verletzungsfreien Wochenende!

Wir hatten definitiv eine geniale Zeit, mit Erlebnissen statt Ergebnissen, über die wir mit etwas Scham, aber einem großen Grinsen noch lange Zeit zurückblicken können. Auch wenn wir – vor allem in Anbetracht unseres Equipments – eher bescheiden abgeschnitten hatten, haben wir unser Ziel, am Montag wieder heil im Office zu erscheinen, erreicht.


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Text: Peter Walker Fotos: Mike Hunger, Julian Schwede, Thomas Weiß

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!