Der taiwanesische Reifen-Gigant MAXXIS ist aus der Fahrradwelt nicht mehr wegzudenken. Vergleicht man neue Bikes, ist MAXXIS eine der am meisten verbauten Reifenmarken im High-End-Bereich. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es keinen technischen Unterschied zwischen Reifen mit einem weißen oder einem gelben MAXXIS-Logo auf der Seitenwand: Weiße Reifen sind nur für Bike-Hersteller und die gelben Reifen im Handel erhältlich. Seit Jahren überzeugt MAXXIS mit konstant hoher Performance und hat sich damit in der Branche einen Namen gemacht. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Hier findest du alles, was du über Reifen wissen musst: Der beste Mountainbike-Reifen im Test – Wir hatten sie alle!

Karkasse

Bei der Karkasse hat MAXXIS viele Versionen zur Auswahl. Für Trail- und Enduro-Biker sind vor allem EXO, EXO+ und Doubledown interessant, aber auch die noch schwerere und stabilere Downhillkarkasse kann unter Umständen am Hinterrad sinnvoll sein. EXO+ ist die neueste Karkasse im Portfolio und soll die sehr große Lücke zwischen EXO und Doubledown schließen.

EXO

Die EXO-Karkasse ist MAXXIS’ leichtestes Modell für Trail- und Enduro-Biker. Auf der Seitenwand ist das Karkassengewebe mit einem Zusatzgewebe gegen Aufschlitzen verstärkt. Die EXO-Einlage reicht vom Reifenwulst bis etwa zur Mitte der Seitenwand. In Sachen Pinch-Flat-Schutz liegt die EXO-Karkasse zwar schon deutlich über der SnakeSkin von Schwalbe, knickt in Kurven aber noch immer zu leicht weg. Dadurch ist sie für Fahrer über 90 kg vor allem am Hinterrad wenig sinnvoll.

EXO+

EXO+ soll die große Lücke zwischen der leichten EXO- und der schweren Doubledown-Karkasse schließen. Gewichtstechnisch orientiert sich die neue Karkasse an der EXO-Variante, sie ist nur geringfügig schwerer. Zusätzlich zum EXO-Einsatz auf der Seitenwand spannt sich eine weitere dünne Schutzeinlage von Reifenwulst zu Reifenwulst über die gesamte Fläche des Reifens. Dadurch soll sich vor allem der Schutz gegen Pinch-Flats erhöhen, in der Realität gelingt das dem EXO+ Aufbau jedoch leider nicht ausreichend. Schwerere, aggressive Fahrer müssen noch immer mit einem zu hohen Luftdruck fahren, um mit EXO+ Karkassen nicht allzu leicht durchzuschlagen. Auch in puncto Kurvenstabilität und Dämpfungsverhalten sind keine großen Performance-Sprünge im Vergleich zu EXO auf dem Trail erkennbar. Insgesamt ist EXO+ bei der Fahrperformance deutlich näher an der EXO-Version als an der Doubledown-Karkasse – dafür ist sie aber auch noch immer leicht.

Doubledown

Die Doubledown-Karkasse ist der Liebling der Enduro-Racer. Beim Thema Pinch-Flat-Schutz macht ihr mit Ausnahme von Schwalbes Super Gravity keine andere Enduro-Karkasse etwas vor. Auch das Dämpfungsverhalten und die Kurvenstabilität sind fast auf dem Level einer Downhill-Karkasse. Besonders am Hinterrad lohnt sich für schwerere Fahrer trotz des höheren Gewichts oft das Upgrade auf eine Doubledown-Karkasse; in Kombination mit einem EXO+ Vorderrad ergibt sich eine noch immer relativ leichte Reifenkombination. Auch wenn es um den Tubeless-Aufbau geht, ist die Doubledown-Karkasse vorbildlich. Ohne Milch hält sie relativ lange den Reifendruck.

Downhill

Die Downhill-Karkasse hat sich bereits tausendfach im Worldcup bewährt. Die schwerste Karkasse von MAXXIS überzeugt mit massiver Dämpfung und dem höchsten Pinch-Flat-Schutz im Testfeld. Besonders aggressive Fahrer, die viel auf harten, steinigen und schnellen Strecken unterwegs sind, können ihr Gewissen mit der Downhill-Karkasse beruhigen. Für die Masse an Bikern unter 100 kg ist sie aber im Enduro-Einsatz völlig übertrieben. Rollwiderstand und Eigengewicht sind einfach viel zu hoch.

Gummimischungen

Bei seinen High-End-Reifen setzt das Team von MAXXIS vor allem auf Triple-Compound-Mischungen. Für den Einsatz bei Trail- und Enduro-Bikes eignen sich vor allem 3C MaxxGrip und 3C MaxxTerra. Bei einigen Hinterreifen setzt MAXXIS auch auf einen Dual-Compound.

DualCompound

Der DualCompound von MAXXIS eignet sich sowohl am Trail- als auch am Enduro-Bike nur für den Hinterreifen. Die insgesamt relativ hart abgestimmte Mischung rollt super schnell auf jeglichem Untergrund und verschleißt vergleichsweise langsam. Damit schont ihr den Geldbeutel, vor allem wenn ihr viel im steilen und felsigen Terrain unterwegs seid. Für den Einsatz am Vorderrad fehlt es der Mischung vor allem bei feuchten Bedingungen an Grip. Hier kann der DualCompound weder auf den Mittel- noch auf den Seitenstollen überzeugen.

3C MaxxTerra

3C MaxxTerra heißt der mittelhart abgestimmte Triple-Compound von MAXXIS. Für Trail-Biker ist er die bevorzugte Gummimischung sowohl fürs Vorder- als auch fürs Hinterrad. Der geringe Rollwiderstand auf den Mittelstollen macht sich nicht nur bergauf, sondern auch auf flowigen Strecken mit weniger Gefälle positiv bemerkbar. Die Seitenstollen bei dieser Mischung könnten für den richtig harten Enduro-Einsatz am Vorderrad gerne ein wenig weicher sein und mehr Grip generieren. Für den Enduro-Einsatz bietet 3C MaxxTerra trotzdem den idealen Kompromiss aus Langlebigkeit, Grip und Dämpfung. Das haben auch die meisten Bike-Hersteller erkannt und verbauen zum größten Teil Reifen mit 3C MaxxTerra.

3C MaxxGrip

Grip, Grip, Grip: So in etwa kann man den Triple-Compound von MAXXIS beschreiben – eigentlich müsste er 3G heißen. Auf der Bremse, in Kurven, unter staubigen oder feuchten Bedingungen ebenso wie auf hartem Untergrund greifen Reifen mit 3C MaxxGrip richtig zu. Auch das Dämpfungsverhalten der weichen Gummimischung ist enorm. Die Stollen können sich so gut verformen, dass sie bei warmen Bedingungen sogar kleine Steine aufwirbeln und gegen den Rahmen schleudern. So viel Grip geht selbstverständlich zulasten des Rollwiderstands. Wer seinen Kumpels im Uphill davonradeln will, hat mit dem 3C MaxxGrip Compound keine Chance. Auch in Sachen Verschleiß sind die härteren Compounds von MAXXIS dem 3C MaxxGrip überlegen. Dennoch macht er auch längere und härtere Bikepark-Einsätze mit, ohne alle zwei Tage ausgewechselt werden zu müssen. Unser Liebling am Vorderrad!

Profile

Hier tun sich scheinbar unendliche Weiten auf – so viele unterschiedliche Mountainbike-Reifen wie bei MAXXIS findet man sonst nirgendwo. Dabei haben die Taiwanesen nicht nur Spezialisten für ganz konkrete Einsatzzwecke im Angebot, sondern auch viele Allround-Reifen. Von super schnell rollend bis zu fest in den Schlamm beißend, bei MAXXIS ist alles zu kriegen.

HighRoller II

Die zweite Generation des HighRoller ist mittlerweile schon einige Jahre auf dem Markt. Besonders bei losen Böden und feuchten Bedingungen kann er seine Stärken ausspielen: Das offene Profil mit den großen Abständen zwischen den Stollen sorgt für gute Selbstreinigung. Die relativ schmalen, aber dafür hohen Seitenstollen krallen sich regelrecht in weiche Off-Camber-Sektionen oder in Kurven am Boden fest. Dafür sind sie weniger stabil und knicken in Anliegern oder bei hartem Untergrund schneller weg. Vor den Mittelstollen hat MAXXIS eine „Rampe“ angebracht, die den Rollwiderstand signifikant verringern soll. Trotz ihrer Breite können die Mittelstollen wegen ihrer geringen Höhe nicht die beste Bremstraktion liefern. Der relativ grobe Übergang von Mittel- zu Seitenstollen erfordert, dass das Fahrrad in Kurven weit auf die Seite gelehnt werden muss. Das kann besonders Anfänger vor einige Herausforderungen stellen. Wer aber eine saubere Fahrtechnik hat, kann mit dem HighRoller II unglaublich viel Traktion in Kurven generieren.


HighRoller 3

Der neue MAXXIS HighRoller 3 reiht sich zwischen dem Allrounder ASSEGAI und dem Matschreifen Shorty ein. Konzipiert ist er als Intermediate-Reifen für den Downhill- und Enduro-Einsatz. Durch die Größe und Stärke der Stollen bringt der Reifen vor allem bei feuchtem Untergrund viel Grip und eine gute Selbstreinigung mit. Gleichzeitig knicken die stabilen Seitenstollen in harten Anliegern nicht ab, was dem HighRoller 3 gute Allround-Eigenschaften beschert. So ist der neue MAXXIS HighRoller 3 ein starker Allrounder, der besonders in den Zwischensaisons und im Winter seine Stärken ausspielt. Denn sind wir mal ehrlich: Wer wechselt ständig seinen Vorderreifen, sobald sich die Streckenbedingungen verändern? Mit dem HighRoller 3 habt ihr – solange ihr nicht gerade in Australien lebt – einen super Reifen, der sich den Großteil des Jahres an eurem Vorderrad sehr wohl fühlt.


Minion DHF

Vom MAXXIS Minion DH gibt es zwei verschiedene Versionen. Der Minion DHF (Downhill Front) ist dabei aber nur dem Namen nach der Spezialist fürs Vorderrad. Er eignet sich auch sehr gut am Hinterrad, sowohl am Trail- als auch am Enduro-Bike. Das vergleichsweise runde Erscheinungsbild des großvolumigen Reifens trügt nicht, im Vergleich zum DHR II lässt er sich etwas leichter in Schräglage bringen. Unser Favorit ist die 2,5” breite Version, die noch einmal deutlich voluminöser ist als der 2,4er Minion DHR II. Bremstraktion ist am Minion DHF dank seiner massiven Mittelstollen ausreichend vorhanden.


Minion DHR II

Der Minion DHR II (Downhill Rear) wurde einst als Spezialist für Downhill-Hinterräder entwickelt. Doch eigentlich ist bei dem Allround-Reifen, der ein absoluter Liebling in unserer Redaktion ist, weder der Einsatzzweck noch die Position am Vorder- oder Hinterrad in Stein gemeißelt. Wenn es um Vielfalt geht, ist er den anderen MAXXIS-Reifen weit voraus – ihn gibt es in fast jeder erdenklichen Größe, Karkassenversion und Gummimischung. Mit dem Minion DHF teilt er sich die Seitenstollen, die ihm zu seinem Ruhm verholfen haben. Sie sind so breit und gut abgestützt, dass sie nahezu nicht umgeknickt werden können. In Anliegern und auf hartem Untergrund verleiht das dem Minion DHR II ein super direktes Fahrgefühl. Es gibt ihn auch in der WT-Variante, bei der das Profil speziell für Felgenbreiten zwischen 30 und 35 mm angepasst wurde. Dennoch baut er im Vergleich zum Minion DHF etwas eckiger, weshalb sich seine Seitenstollen etwas besser in losen Untergrund graben können. Weiche Waldböden sind nicht die Stärke des DHR II; er kann auf Schotter und rutschigen Bikepark-Strecken am meisten überzeugen.


Minion SS

Der Minion SS ist MAXXIS’ Semislick fürs Hinterrad. Und er ist wirklich nur fürs Hinterrad gemacht! Solange der Boden trocken ist, können die minimalistischen Mittelstollen sogar beim Bremsen überzeugen. Tiefe, feuchte Böden funktionieren mit dem Semislick aber nicht mehr – ein Tauschhandel, den man zugunsten des Rollwiderstands eingehen muss. Die Seitenstollen kommen vom klassischen Minion und überzeugen in losen Schotterkurven genauso wie im Anlieger. Anders als es die Optik vermuten lässt, geht der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen sehr geschmeidig vonstatten. Allerdings wünschen wir uns vor allem für 29”-Reifen etwas mehr Auswahl.


Dissector

Der MAXXIS Dissector ist in Zusammenarbeit mit Troy Brosnan entstanden, der einen noch schneller rollenden Reifen für harte Untergründe, wie z. B. im Bikepark, wollte. Und obwohl der Dissector relativ große Abstände zwischen den Mittelstollen hat, rollt er dank der geringen Blockhöhe verdammt schnell. In der Kurve hat der Dissector einen ähnlichen Charakter wie der HighRoller II, mit einem sehr definierten Übergang zwischen Mittel und Seitenstollen. Wer den Dissector also nur halbherzig in die Kurve lehnt, erntet nur wenig Grip. Im Gegensatz zum HighRoller II knicken die Seitenstollen aber nicht so schnell weg, sodass der Dissector im Anlieger gut zu kontrollieren ist. Sowohl auf dem Trail-Bike oder aber für den Park-Einsatz ist der Dissector gut geeignet. Denn auch bei feuchten Bedingungen ist die Selbstreinigung dank des großen Blockabstands und geringer Profiltiefe deutlich besser als z. B. beim Aggressor. Für den Einsatz am Enduro-Bike fehlt bisher eine Version mit Doubledown-Karkasse, die MAXXIS aber sicherlich bald nachschieben wird. Am Vorderrad ist der Dissector auch in der 2,6” breiten Version nur als Spezialist für ganz harte und trockene Bikepark-Strecken geeignet. Hier fehlt es ihm einfach an Bremstraktion.


Aggressor

Der Name ist Programm, der MAXXIS Aggressor könnte fast nicht mehr Stollen haben! Interessanterweise rollt er dennoch hervorragend bergauf. Das liegt an der speziellen Anordnung der Mittelstollen, die ein relativ geschlossenes Profil bilden. Als Resultat eignet sich der Aggressor mit seinen griffigen Seitenstollen hervorragend als schnell rollender Hinterreifen am Enduro- oder Trail-Bike. Paart man ihn mit einem griffigen Vorderreifen (z. B. Minion), sind auch alpine Abenteuer mit vielen Höhenmetern machbar. Zu haben ist der Aggressor ausschließlich mit der härteren Dual-Gummimischung, die am Hinterrad bei trockenen Bedingungen aber absolut ausreichend ist. Durch den geringeren Verschleiß schont das den Geldbeutel!


Shorty Generation 2

Der MAXXIS Shorty ist als Spike-Reifen für winterlich-nasse oder sehr staubige Bedingungen bekannt. Der weiterentwickelte MAXXIS Shorty Gen 2 erhält eine neue Stollenanordnung und eine Karkasse mit kleinen Einkerbungen. Durch die gute Selbstreinigung ist die Traktion auch bei nassen und matschigen Bedingungen gleichbleibend. Der neue Shorty schneidet sich gekonnt durch Off-Camber-Sektionen und Pfützen und bietet auch auf nassen Wurzel gute Traktion. Wird der Untergrund jedoch steinig oder sehr hart, neigen die langen Seitenstollen trotz der zusätzlichen Verstärkung zum Abknicken und vermitteln so ein etwas schwammiges Fahrgefühl. Alle verfügbaren Modelle haben eine einheitliche Breite von 2,4”. Aber aufpassen: Egal ob Sommer oder Winter, am Hinterrad ist der Rollwiderstand für den Shorty zu groß – nur ans Vorderrad montieren!


ASSEGAI

Der MAXXIS ASSEGAI stammt aus der Feder von Downhill-Legende Greg Minnaar. Beim ASSEGAI hat er all die positiven Eigenschaften der MAXXIS-Reifen, die er in der Vergangenheit gefahren ist, zu seinem persönlichen Lieblingsreifen kombiniert. Die Seitenstollen bieten dabei eine interessante Mischung aus HighRoller II und Aggressor. Sie können sich tief in weiche Böden eingraben und knicken in Anliegern trotzdem erst spät weg. Bei den Mittelstollen wechseln sich massive Zentralblöcke mit Doppelblöcken ab. Beim Bremsen macht dem ASSEGAI so schnell kein anderer Reifen etwas vor – selbst bei harten Bremsungen auf dem Schräghang hält er souverän die Linie. Dass der ASSEGAI als Downhill-Reifen konzipiert wurde, merkt man auch beim Rollwiderstand, der ist nämlich sehr hoch. Trotzdem gibt es ihn mittlerweile auch in allen leichteren Karkassen-Variationen. So macht er auch als Vorderreifen am Enduro eine klasse Figur.

Unsere Empfehlung

Enduro – Vollgas (v/h): ASSEGAI, 3C MaxxGrip, Doubledown / Minion DHR II, 3C MaxxTerra, Doubledown
Enduro – Allround (v/h): Minion DHR II 3C MaxxTerra EXO+ / Minion DHR II, 3C MaxxTerra Doubledown
Trail – leicht rollend (v/h): Minion DHR II, 3C MaxxTerra, EXO / Aggressor, DualCompound, EXO


Mehr Informationen findet ihr unter maxxistires.de

Der große ENDURO-Reifentest im Überblick

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Text: Aaron Steinke Fotos: Valentin Rühl

Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!