Das MDE DAMPER sticht als sehr individuelles Bike mit italienischem Charme ins Auge. Das Bike lädt mit seiner potenten Geometrie und massig Federweg förmlich zum Ballern ein. Natürlich haben wir es auf italienischem Boden auf Herz und Nieren getestet.

MDE DAMPER 29 2020 | 180/165mm (v/h) | 15,56 kg
4.500 € | Hersteller-Website

Das neue MDE DAMPER verfügt über bis zu 180 mm Federweg an der Front und – je nach Dämpfermaß – 155 mm oder 165 mm am Heck. Ähnlich wie schon sein Vorgänger kann auch das 2020er-Modell mit unterschiedlichen Laufradgrößen und -Kombinationen aufgebaut werden. Möglich machen das spezielle austauschbare Ausfallenden, wodurch das DAMPER mit 27,5”-Laufrädern als 29er oder auch als Mullet-Bike (29” vorne, 27,5” hinten) gefahren werden kann. Auch wenn unser Test-Bike mit 15,56 kg nicht zu den Leichtgewichten zählt, soll es aufgrund ausgewogener Sitzposition und antriebsneutralen Fahrwerk auch bergauf und natürlich vor allem bergab eine gute Figur machen. Wir haben das Bike in verschiedenen Konfigurationen getestet: als reines 29er, mit 29” vorn und 27,5” hinten sowie mit einem Coil- und Luftdämpfer. MDE bietet das DAMPER 29 in zwei Komplett-Bike-Varianten ab 2.990 € oder als Rahmen-Kit ab 1.690 € (ohne Dämpfer) an.

Das MDE DAMPER 29 im Detail

Auf den ersten Blick fällt sofort der rustikal gestaltete Aluminium-Rahmen auf. Wer auf fließende, organische Linien und Carbon-Optik steht, wird hier enttäuscht. Dafür zieht das gelaserte Logo am Steuerrohr alle Blicke auf sich. Form follows Function, lautet das Motto. Am Rahmen überzeugen jedoch sinnvolle Details, wie ein durchgehendes und sehr steiles Sitzrohr, in das auch sehr lange Teleskopsattelstützen zur Gänze verschwinden. Außerdem wird bei einem Aufpreis von 30 € eine Fidlock-Trinkflasche geliefert, die aufgrund ihres speziellen Designs im Rahmen Platz findet. Der Hinterbau wird über einen virtuellen Drehpunkt gelagert. Sowohl der Kettenstreben- als auch Tretlagerschutz aus Hartplastik haben uns nicht überzeugt – er dämpft kaum und hat sich bei unseren Testfahrten schnell gelöst. In Serie sollen diese aber in überarbeiteter Form und Oberfläche an’s Bike kommen. Etwas altmodisch sind die Bremsleitungen sowie die Züge der Schaltung mit jeweils fünf Kabelbindern außen am Rahmen befestigt. Sie verlaufen aber klapperfrei und alle Kontaktpunkte zum Rahmen wurden mit 3M-Folie bzw. Gummihülsen versehen.

Schick gelöst:
das gelaserte Logo am Steuerrohr
Beim Farbdesign wird CUSTOM großgeschrieben.
Der Kunde kann aus 22 verschiedenen Rahmenlackierungen wählen.
Sinnvolle Features am Custom-Bike:
Das steile Sitzrohr ermöglicht eine angenehme Sitzposition bei Uphills, für 30 € Aufpreis erfrischt dabei eine passende Fidlock-Trinkflasche.
Ein neuer 3D gedruckter Kettenstrebenschutz soll beim Serienmodell besser funktionieren als der an dem von uns getesteten Prototyp.
Die Zugverlegung ist weniger elegant, wenn auch effektiv gelöst. Kabelbinder sorgen für festen Halt, Scheuerstellen werden mit Gummis und Tape vermieden.

Coil- oder Luftdämpfer – beim DAMPER geht beides

Der Hinterbau des 2020er-DAMPER wurde generalüberholt. Die bemerkenswerteste Erneuerung gegenüber dem Vorjahresmodell zeigt sich in der Möglichkeit, das Rad sowohl mit einem Coil- sowie Luftdämpfer zu fahren. Dafür hat MDE den Hinterbau des DAMPER ausreichend progressiv ausgelegt. Über den Federweg fällt das Übersetzungsverhältnis von 2,9 auf 2,3. Wir haben beide Varianten im DAMPER getestet und bevorzugen hier eindeutig Coildämpfer. Auch wenn der Luftdämpfer ausreichend Gegenhalt liefert und der Federweg dennoch genutzt werden kann – mit Coil arbeitet das Fahrwerk viel sensibler und generiert mehr Traktion. Außerdem verleiht es dem Rad mehr Pop bei Sprüngen. Das Mehrgewicht nehmen wir bei diesem Bike gerne in Kauf.

Mit dem neuen I-Link 2.0 kann das Bike sowohl mit Luft- als auch Coil-Dämpfern gefahren werden.
Aufgrund der besseren Performance bevorzugen wir Coil.

Geometrie – modern und dazu noch individuell?

Die Geometrie entspricht der eines modernen Enduro-Bikes: Das Bike in Größe Large verfügt über einen Reach von 485 mm. Der sehr steile Sitzwinkel von 77,9° sowie die langen Kettenstreben von 442 mm deuten schon auf ein gutes Kletterverhalten hin. Der Lenkwinkel von 65,5° fällt flach aus, der BB-Drop liegt bei 22 mm. Je nachdem, ob das Bike mit 29”-Laufrädern oder als Mullet gefahren wird, verändert sich die Geometrie: Auch wenn die Unterschiede auf dem Papier sehr gering aussehen, wirken sie sich merklich auf das Fahrverhalten aus.

Aufgrund der kürzeren Kettenstreben hebt sich das Vorderrad am Mullet bei sehr steilen Passagen eher ab, außerdem rollt das Hinterrad merklich schlechter über Hindernisse. Im Downhill geht das Bike mit gemischten Laufradgrößen einerseits leichter aufs Hinterrad, andererseits verliert es jedoch ein wenig an seiner Balance: Auf flachen Streckenabschnitten muss man deshalb mehr nach vorne arbeiten, um genügend Traktion am Vorderrad zu generieren. Der minimal flachere Lenkwinkel wirkt sich beim Mullet beim Bewältigen von Steilpassagen positiv aus. Insgesamt finden wir das 29er-Set-up stimmiger und potenter als das Mullet. Neben den vier Rahmengrößen (S – XL) können Individualisten gegen einen Aufpreis von gerade einmal 180 € die Geometrie an ihre Wünsche anpassen.

Das MDE DAMPER als 29er.
Die Unterschiede der Geometrie vom Mullet zum 29er sind gering, wirken sich aber auf das Fahrverhalten des Bikes aus.

Geometrie 29/29

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 420 mm 450 mm 480 mm
Oberrohr 565 mm 590 mm 615 mm 640 mm
Steuerrohr 100 mm 105 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 77,9° 77,9° 77,9° 77,9°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlagerabsenkung 22 mm 22 mm 22 mm 22 mm
Radstand 1.193 mm 1.218 mm 1.243 mm 1.268 mm
Reach 435 mm 460 mm 485 mm 510 mm
Stack 615 mm 620 mm 625 mm 635 mm

Die Geometrie des MDE DAMPER im Mullet-Setup 29/27,5

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 420 mm 450 mm 480 mm
Oberrohr 569 mm 594 mm 619 mm 644 mm
Steuerrohr 100 mm 105 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 77,4° 77,4° 77,4° 77,4°
Kettenstrebe 428 mm 428 mm 428 mm 428 mm
BB Drop 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.188 mm 1.213 mm 1.238 mm 1.263 mm
Reach 440 mm 465 mm 490 mm 515 mm
Stack 615 mm 620 mm 625 mm 635 mm

Die Ausstattungsvarianten des MDE DAMPER

Das Bike kann entweder in zwei verschiedenen Standardausstattungen Comp-Bike (2.990 €) bzw. Race-Bike (3.990 €) oder als Frameset (beginnend bei 1.690 €) erworben werden. Zusätzlich kann aber auch das Bike ganz individuell aus einem Pool an Komponenten konfiguriert werden. Besonders sinnvoll finden wir hier auch die Möglichkeit, einzelne Bauteile wegzulassen, weil man so beispielsweise bewährte Teile aus dem ehemaligen Bike weiterverwenden und somit Geld sparen kann.

Unser Test-Bike stammt auch aus dem Konfigurator: Hier wurde der Fokus eindeutig auf italienischen Charme und Performance statt übertriebenen Leichtbau oder Exklusivität gelegt. Die Gabel sowie Bremsen von Formula waren während des Tests noch nicht im Konfigurator erhältlich, sollten aber ab Februar 2020 dort zu finden sein.

MDE DAMPER Test-Bike

4.500 €

Specifications

Fork Formula Selva S 180 mm
Rear Shock RS SUPER DELUXE SELECT+
Seatpost SWITCH SWR150 150 mm
Brakes Formula Cura 200/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem TRUVATIV DESCENDANT 40/31,8 mm
Handlebar TRUVATIV DESCENDANT Riser Bar DH 800 mm
Wheelset PMP XL27 27,5"
Tires MAXXIS HighRoller II EXO 2,4”

Technical Data

Size S M L XL
Weight 15,56 kg

Die Formula Selva S mit 180 mm Federweg verwandelt sich bei aktiviertem Lockout zur Starrgabel. Sie arbeitet definiert und bietet viel Tuning-Potenzial – allerdings muss man sich sehr ausgiebig mit ihr beschäftigen.
Die 150 mm Verstellbereich der SWITCHR sind uns zu wenig. Mehr wäre am DAMPER auf jeden Fall sinnvoll und auch machbar.
Unser Custom-Bike wird mit der italienischen FORMULA Cura verzögert. Die Dosierbarkeit ist anfangs aufgrund des kurzen Hebelwegs und des harten Druckpunkts etwas gewöhnungsbedürftig. Obendrein verlangt sie dem Fahrer einiges an Fingerkraft ab. Deswegen empfehlen wir vorne und hinten 200-mm-Scheiben.
In Punkto Schaltperformance gibt es beim SRAM GX-Antrieb nichts zu meckern.
Die sehr harten Griffe am TRUVATIV DESCEDANTLenker finden wir unangenehm. Sie ließen unsere Hände schnell ermüden.

MDE DAMPER Race-Bike

3.990 €

Specifications

Fork RS LYRIC SELECT+ 160 mm
Rear Shock RS SUPER DELUXE SELECT+
Seatpost SWITCH SWR 150/170 mm
Brakes SRAM G2 RSC 180/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem TRUVATIV DESCENDANT 40/31,8 mm
Handlebar TRUVATIV DESCENDANT Riser Bar 760 mm
Wheelset PMP XL27 27,5"
Tires MAXXIS HighRoller II EXO 2,4”

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,20 kg

MDE DAMPER Comp-Bike

2.990 €

Specifications

Fork RS 35 GOLD 160 mm
Rear Shock RS DELUXE SELECT
Seatpost SWITCH SWR 150/170 mm
Brakes SRAM Guide RE 180/180 mm
Drivetrain SRAM NX Eagle 1x12
Stem TRUVATIV DESCENDANT 40/31,8 mm
Handlebar TRUVATIV DESCENDANT Riser Bar 760 mm
Wheelset MDE ROVER 27,5"
Tires MAXXIS HighRoller II EXO 2,4”

Technical Data

Size S M L XL
Weight 13,20 kg

Helm POC Tecal Race SPIN | Brille POC Aspire | Shirt iXS VIBE 7.1 | Hose iXS FLOW Short Graphite | Knieschoner iXS TRIGGER | Schuhe ION Raid Amp II

Kletterkönig, laufruhig und schnell – Das MDE DAMPER 29 auf dem Trail

Der steile Sitzwinkel des MDE fällt sofort auf und macht sich auch schon vor dem Trail direkt bemerkbar. Steigt man in der Ebene auf das Rad und pedaliert zum Beginn des Uphills, liegt viel Gewicht auf den Händen und man sitzt sehr aufrecht und super kompakt. Längere Fahrten in der Ebene sind so eher unangenehm – allerdings ist das Rad auch nicht für lange flache Touren konzipiert. Sobald es dann steil bergauf geht, sitzt man deutlich komfortabler, entspannter und vor allem sehr zentral. In dieser nun sehr angenehmen Sitzposition spürt man kaum ein Wippen im Fahrwerk.

Selbst im Wiegetritt wippt das Bike kaum. Somit wird viel Vortrieb generiert.

Insbesondere auf technisch schwierigen Uphill-Passagen spielt das DAMPER seine Stärken aus: Mithilfe des sensiblen Hinterbaus und steilen Sitzwinkels klettert es mit viel Traktion zuverlässig und effizient. Einziger Nachteil des Bikes bei langen Uphills ist das mit 15,56 kg hohe Gewicht.

Bergab fühlt sich das Bike sehr ausgewogen an. Das DAMPER integriert seinen Fahrer sehr gut im Bike. Die Gewichtsverteilung ist ausgewogen, sodass auch auf flacheren Passagen genügend Grip am Vorderrad ohne großes Zutun des Fahrers generiert wird.
Auf schnellen und ruppigen Strecken fühlt sich das MDE DAMPER am wohlsten. Es liegt sehr satt und leise am Boden, der Hinterbau spricht super feinfühlig an, man schwebt quasi über Wurzelteppiche und Rockgardens nur so hinweg.

Das Fahrwerk des MDE bietet bei Sprüngen und Drops massig Reserven

Außerdem bietet das Bike genügend Reserven und das Fahrwerk schlägt auch bei Drops und harten Hits nie durch. Bei schnellen Richtungswechseln wirkt das Bike insgesamt ein wenig träge und lädt nicht unbedingt zu Spielereien am Trail ein.

Tuning-Tipp: Wir empfehlen auf jeden Fall das Coil-Set-up und weichere Griffe, sowie eine Sattelstütze mit mehr Hub.

Fazit

Das MDE DAMPER ist ein potentes Enduro-Bike für anspruchsvolle schnelle und ruppige Trails. Dank der progressiven Geometrie bleiben sowohl bei Vollgas bergab als auch beim entspannten Uphill keine Wünsche offen. Flowtrails oder ausgedehnten Touren mit langen Flachstücken zählen dafür aber nicht zu seinen Stärken. Wir empfehlen ganz klar das Set-up mit Stahlfederdämpfer.

Tops

  • gute Sitzposition und viel Traktion im technischen Uphill
  • mit Coil-Dämpfer sattes sensibles Fahrwerk mit viel Pop
  • gute Preis-Leistung
  • Custom-Geometrie und Konfigurator

Flops

  • etwas träge bei schnellen Richtungswechseln
  • hohes Gewicht
  • Rahmen lässt etwas Liebe zum Detail missen

Mehr Infos unter mdebikes.com


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Text: Markus Frühmann Fotos: Jonas Müssig, Markus Frühmann