Wer sagt eigentlich, dass man bei wenig Federweg auch weniger kraftvolle Bremsen verbauen sollte? Das MERIDA ONE-TWENTY 8000 bricht mit solchen Konvention. Das Ergebnis ist eine vielseitige Trail-Rakete, die selbst die langweiligsten Trails in einen Spielplatz verwandelt.
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Das 6.799 € teure MERIDA nimmt die wenig beneidenswerte Position des zweitteuersten Bikes in diesem Test ein. An ihm finden sich jedoch derart viele fantastische Features, dass wir nur konstatieren können: Das Geld wurde an der richtigen Stelle eingesetzt. Der Carbon-Rahmen mit 120 mm Federweg ist ein wahres Kunstwerk mit seinen fließenden Linien und den Sitzstreben, die in vertikaler Ebene sehr dünn geformt sind, horizontal jedoch breiter ausfallen. So wird der Flex in die eine Richtung und die Steifigkeit in die andere erhöht. Die (Hobby-)Mechaniker unter uns werden erfreut sein, zu sehen, dass sich die gesamte Rahmen-Hardware von einer Seite warten lässt. Als Befestigungsmaterial dienen dabei große T30-Schrauben und was die innere Zugverlegung angeht, so sind die Kabel allesamt fest verankert – es ist genau diese akribische Detailverliebtheit, die MERIDAs Anspruch auf höchste Qualität demonstriert. Lediglich die dünne und empfindliche Lackierung hat zur Folge, dass die oberflächliche Schönheit etwas zu leicht beschädigt werden kann. Am MERIDA ONE-TWENTY 8000 arbeitet eine RockShox Pike-Federgabel mit 130 mm Federweg, die über eine weitaus höhere Steifigkeit verfügt, als die an den anderen Bikes in unserem Vergleichstest verbaute FOX 34 Step-Cast. Auch die SRAM X01 Eagle-Komplettgruppe überzeugt – eine rundum überragende Ausstattung!
Das MERIDA ONE-TWENTY ist ein Bike für jedes Fahrerlevel: Komfortabel und vertrauenserweckend für Anfänger und eine absolute Waffe in erfahrenen Händen.
Das Merida ONE TWENTY 8000 im Detail
Federgabel RockShox Pike RTC3 130 mm
Dämpfer RockShox Deluxe RT3 120 mm
Bremsen SRAM Code RSC 180/180 mm
Antrieb SRAM X01 Eagle
Sattelstütze KS Lev Integra 150 mm
Vorbau Merida Expert TR 50 mm
Lenker Merida Expert TR 760 mm
Laufradsatz FSA Gradient LTD
Reifen MAXXIS Minion DHRII / Forekaster 2,35″
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Oberrohr | 572 mm | 592 mm | 614,4 mm | 636,8 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 95 mm | 105 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 67,3° | 67,3° | 67,3° | 67,3° |
Sitzwinkel | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlager-Offset | 40 mm | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Radstand | 1.140,7 mm | 1.160,7 mm | 1.184,6 mm | 1.208,4 mm |
Reach | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 607,1 mm | 607,1 mm | 616,3 mm | 625,5 mm |
Das Merida ONE TWENTY 8000 auf dem Trail
Sowohl bergauf, als auch bergab fühlt sich der steife und direkte Carbon-Rahmen des MERIDA kraftvoll und lebendig an. Schon die kleinste Kurbelumdrehung resultiert in einem Beschleunigungsrausch. Das wirkliche Highlight ist jedoch in jedem Fall das Full Floater-Fahrwerk. Die Lager in der oberen Dämpferbefestigung sorgen für ein feines Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen, was ergänzt wird vom herausragenden Support im mittleren Federwegsbereich. All das steht im absoluten Einklang mit dem verspielten Charakter des Bikes. Das progressive Fahrgefühl bewirkt zudem, dass sich das Bike nie schwammig anfühlt. Vielmehr liebt das MERIDA es, in Kompressionen Energie zu tanken und dann von jeder noch so kleinen Kante abzuziehen. Die SRAM CODE RSC-Bremsen sind in diesem Vergleichstest eine Offenbarung. Kraftvoll und mit einem gigantischen Maß an Modulation ausgestattet, verlangsamen sie das 12,8 kg leichte MERIDA mühelos und vermitteln dabei mehr Kontrolle und Präzision, als jedes andere Modell im Test. Die leichtgewichtigen FSA Gradient LTD-Carbon-Laufräder beschleunigen rasant, selbst mit dem fantastischen, jedoch schwereren MAXXIS Minion DHR II als Frontreifen.
All das macht wellige Trails, auf denen man hart am Gas hängt und auch immer wieder voll in die Eisen gehen muss, zu einem Kinderspiel. Regelmäßig waren wir mit dem MERIDA ONE-TWENTY 8000 in gröberem Gelände unterwegs, viel mehr, als es sein Federweg vermuten ließ. Obendrein hatten wir auch ordentlich Spaß, Rider mit mehr Federweg über den Trail zu scheuchen. Das MERIDA ist ein Bike, das bei schnellen, zweistündigen Feierabendrunden oder einer flinken Ausfahrt auf den Hometrails brilliert. Ein paar Spacer unter dem Vorbau machen die Sitzposition weniger gestreckt und verbessern den Komfort auf langen Touren und epischen Ausflügen in den Bergen. Was uns jedoch am meisten beeindruckt, ist die stimmige und sinnvolle Ausstattung, die weder Wünsche offen lässt, noch Upgrades erfordert. Ein würdiger Testsieger.
Fazit
Wie auch eine High End E-Gitarre entfaltet das MERIDA ONE-TWENTY 8000 sein volles Potenzial am besten in den Händen eines erfahrenen Akteurs. Mit seinem sicheren Handling, das den Fahrer für jeden Input belohnt, ist es ein Bike, das für Fahrspaß geschaffen wurde – völlig unabhängig von der Tourenlänge oder dem Gelände. Wenn jede Unebenheit einen Absprung darstellt und man keine Kompromisse bei der Ausstattung eingehen will, findet man mit dem MERIDA das richtige Bike – unser Testsieger!
Tops
- präzises Handling und definiertes Fahrwerk
- fantastische Ausstattung für spaßiges Trail-Biken
Flops
- empfindlicher Lack
- Prologo-Sattel bei allen Testern unbeliebt
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF 8.0 | Specialized Epic Expert Evo | Trek Top Fuel 9.9 | Whyte S-120C RS | Yeti SB100 C GX
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040
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