Die Federgabeln von MRP werden de facto auf den genialen Trails von Colorado geboren. Bei solch einem Testgelände sollte die Firma einiges über Fahrwerke wissen. Kann ihre MRP Ribbon Coil in diesem Test mithalten?

MRP Ribbon Coil | 2,24 kg | 940 € | Hersteller-Website

MRP macht bei ihren Produkten keine halben Sachen: Jede Federgabel ist handgefertigt und wird in Colorado in Kleinserie montiert. Und jede fertiggestellte Federgabel wird anschließend noch auf dem Prüfstand getestet, bevor sie die Fabrik verlässt. Die Ribbon ist MRPs Enduro-Federgabel und sowohl mit Stahl- als auch Luftfeder erhältlich sowie für 27,5”-Laufräder in den Federwegsoptionen 150, 160 und 170 mm und für 29”-Laufräder mit 140, 150 und 160 mm Federweg. Die 2,24 kg schwere MRP Ribbon Coil verfügt über die einzigartige 20-stufige Ramp Control, die als Nachrüst-Option auch für andere Federgabel-Hersteller verfügbar ist. Die Ramp Control bietet eine dynamisch anpassbare Endprogression. Durch eine verstellbare Öffnung wird Luft gedrückt, wodurch die Dämpfung bei härteren Schlägen stärker ausfällt als bei sanften. Im Wesentlichen bedeutet das, dass die Ramp Control den größten Einfluss in Situationen hat, in denen die Federgabel schnell und bis ans Ende ihres Federwegs einfedert, wie etwa Landungen nach Sprüngen oder frontlastiges Aufkommen nach einer unvorhergesehenen Stufe. Neben der Ramp Control ist die Twin-Tube-Dämpfung relativ simpel gehalten. Sie besitzt eine Low-Speed-Druckstufeneinstellung mit acht Positionen und eine Zugstufen-Einstellung mit 18 Klicks. Die charakteristische, umgedrehte Brücke mit den nach vorne ausgerichteten Verstrebungen soll verhindern, dass sich Schlamm in der Gabelbrücke ansammelt. Ein nettes Ingenieurs-Gadget, aber die Style-Polizei dürfte skeptisch sein. Kleine Ventile an der Rückseite der Tauchrohre erlauben es dem in der Federgabel aufgebauten Druck, aufgrund großer Höhenänderungen zu entweichen – sinnvoll, wenn ihr in der Nähe von „richtigen“ Bergen wohnt.

Die umgekehrte Brücke verhindert auf clevere Weise Schlammanhaftungen in der Gabelbrücke und verleiht der Federgabel einen einzigartigen Industrial-Look.
Der simple Einsteller für die Low-Speed-Druckstufen mit acht Positionen ist zwar funktional, kann aber versehentlich verstellt werden.
Die MRP Ribbon-Stahlfedergabel ist super leicht abzustimmen, mit minimalen Einstellungen und der smarten Ramp Control.

Setup der MRP Ribbon Coil

Was das Setup angeht, so sind Stahlfedergabeln normalerweise die Definition von simpel. Man wählt die Feder mit der korrekten Federhärte für sein Gewicht aus, baut sie ein, bastelt noch kurz an der Zugstufe und geht biken. MRP gebührt ein Applaus dafür, dass eine weiche, mittelharte und harte Feder zum Lieferumfang gehören. Allerdings waren wir etwas frustriert von dem Umstand, dass man erst das Casting der Ribbon demontieren muss, um die Feder zu wechseln. Der Innendurchmesser der Standrohre erlaubt es schlicht nicht, die Feder von oben zu entfernen und so muss das ganze Casting abmontiert werden. Das ist zwar keine Riesenaufgabe, erfordert jedoch etwas Selbstvertrauen und macht einen Federwechsel auf dem Parkplatz (wenn man zu Beginn herumprobieren möchte) etwas problematischer. Sobald wir die richtige Feder gefunden und die Low-Speed-Druckstufe auf unsere Vorlieben eingestellt hatten, ging es dann los auf die Trails.

Die MRP Ribbon Coil auf dem Trail

Auf dem Trail liefert die MRP Ribbon eine gemischte Performance ab. Zu Beginn stellten wir fest, dass die Federgabel ein äußerst sensibles Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen bietet. Unebenheiten des Trails saugt die Gabel begierig auf. Doch als es lhärter zur Sache ging, geriet der positive erste Eindruck ins Wanken. Feder und Dämpfung arbeiteten zwar tadellos, doch nachdem wir bereits mit den Federgabeln mit dickeren Standrohren und auch anderen 35-mm-Federgabeln, wie der Lyrik, unterwegs waren, fiel die MRP Ribbon im Vergleich spürbar weniger präzise aus und flexte stärker. Die 35-mm-Standrohre der MRP fühlten sich bei großen Schlägen geradezu elastisch an, mit mehr Verwindung an der Achse als bei der Marzocchi Z1 Coil, RockShox Lyrik und FOX 36. In Steinfeldern und Kurven mit starken Kompressionen fiel es uns mit der MRP schwer, eine saubere Linie zu halten und wir griffen früher zu den Bremshebeln. Natürlich gab es auch Positives: Die Ramp Control arbeitete äußerst effektiv darin, den Endbereich des Federwegs bei harten Landungen abzudämpfen. Doch für unseren 80 kg schweren Tester fiel die grüne „Medium“-Feder der Federgabel zu weich im mittleren Federwegsbereich aus und im steilen Gelände sackte die Gabel tief in ihren Federweg ein. Wir mussten die Low-Speed-Druckstufe daher relativ stark einstellen, um die Federgabel auf steilen Trails oder Absprüngen daran zu hindern, durch ihren Federweg zu rauschen. Auch wenn das kein wirklicher Kritikpunkt ist: Die Gabel ist außerdem sehr laut und gibt bei Schlägen rauschende und mahlende Geräusche von sich. Sie ist jedoch eine sehr leichte Federgabel und passt daher zu Trail-Bikern, die ein komfortables Fahrgefühl mit weniger Vibrationen am Lenker wünschen. Kleine bis mittlere Schläge saugt sie mühelos auf und klebt dabei sehr gut am Untergrund. Wir haben uns einiges von ihr erwartet, und die MRP Ribbon ist beileibe keine schlechte Federgabel für ein Trail-Bike, aber von den super souveränen Enduro-Federgabeln in diesem Vergleichstest wird sie schnell in den Schatten gestellt.

Die Ramp Control reguliert dynamisch den Endbereich der Dämpfung und gestaltet den Endbereich des Federwegs straffer oder geschmeidiger.
Entlüftungsventile an der Rückseite der Federgabel erlauben es internen Druckanstiegen zu entweichen.

Wir haben uns einiges von ihr erwartet, aber von den super souveränen Enduro-Federgabeln in diesem Vergleichstest wird sie schnell in den Schatten gestellt.

Wie schlägt sich die MRP Ribbon im Vergleich zu den anderen Federgabeln?

Die MRP Ribbon ist eine äußerst schluckfreudige und komfortable Federgabel mit herausragendem Ansprechverhalten, doch sobald man sie härter rannimmt, verhält sie sich unvorhersehbar und flext zu stark. Die Marzocchi Bomber Z1 ist die deutlich bessere Wahl für all jene, die nach einer Stahlfedergabel suchen, auch wenn diese einen erheblichen Gewichtsnachteil mit sich bringt. Die MRP Ribbon Coil würde sich als Trail-Federgabel gut schlagen, ist den Heavy-Hittern in diesem Test jedoch weit unterlegen.

Fazit

Insgesamt erwies sich in unseren Tests die MRP Ribbon Coil als komfortable und extrem feinfühlige Trail-Federgabel, wenngleich sie für eine solche schwer ist. Doch wenn man sie in ruppigem Terrain hart rannimmt, dann flext die Gabel zu stark und es fehlt ihr an Support. Die richtige Federhärte zu finden, ist ebenfalls frustrierend. Wenn ihr nach einer ordentlichen Enduro-Federgabel sucht, dann solltet ihr euch woanders umsehen.

Tops

  • seidenweiche Performance bei kleinen Schlägen
  • Ramp Control verbessert Kontrolle über den Endbereich des Federwegs

Flops

  • Tauchrohre müssen für einen Wechsel der Feder demontiert werden
  • Casting-Flex führt zu Unvorhersehbarkeit
  • lineares Feeling und wenig Gegenhalt

Mehr Infos gibt es auf der Hersteller-Website. Ihr wollt wissen wie sich die MRP Ribbon im Vergleich zur Konkurrenz schlägt? Dann seid ihr hier fündig!

Alle Federgabeln im Test: DVO Onyx SC D1 | FOX 36 2021 Grip2 Factory | FOX 38 2021 Grip2 Factory | Manitou Mezzer PRO | Marzocchi Bomber Z1 Coil | MRP Ribbon Coil | Öhlins RXF36 M2 Air | RockShox Lyrik Ultimate 2021 | RockShox ZEB Ultimate


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Finlay Anderson