Im Winter gibt es genug Ausreden, um nicht aufs Mountainbike zu steigen. Kurze Tage, widriges Wetter mit Matsch und der erhöhte Pflegeaufwand fürs Bike sind nur ein paar Gründe. Mit den richtigen MTB-Reifen sieht die Winter-Welt jedoch schon wieder anders aus. Doch welcher Reifen von Continental, MAXXIS und Schwalbe hat im Test die Nase vorne?
Gründe, euer Mountainbike während den Wintermonaten in die Ecke zu stellen, gibt es genug. Aber auch spezielle Ausrüstung für den kalten und nassen Ride gibt es in unzähliger Stückzahl. Einer der wichtigsten Performance-Booster ist dabei der passende Reifen, denn er entscheidet, ob ihr Grip und Kontrolle habt oder als Passagier die Trails runterrutscht.
Denn obwohl moderne MTB-Reifen echte Allrounder sind und auf vielen Trails sehr starken Grip liefern, sind sie doch immer ein Kompromiss. Besonders im Winter, wenn auf den meisten Hometrails monatelang nasse und matschige Bedingungen herrschen, geraten Allrounder oft an ihre Grenzen. Doch wer auch in der kalten und feuchten Jahreszeit nicht auf ausgedehnte Bike-Sessions verzichten möchte, sollte daher über speziell für den Matsch entwickelte MTB-Reifen nachdenken.
Gerade bei mehreren Monaten schlechten Wetters, die viele von uns jedes Jahr erleben, ist es eine kluge Entscheidung, auf grobstolligere MTB-Reifen umzusteigen. Diese speziellen Modelle sollen genau die Kontrolle und Traktion bieten, die auf nassen, rutschigen und matschigen Trails den Unterschied ausmachen. Um euch einen Überblick über die besten Matsch-Reifen zu geben, haben wir drei Modelle von den führenden Herstellern getestet: den Continental Hydrotal, den MAXXIS Shorty und den Schwalbe Shredda Front.
Diese drei MTB-Reifen haben wir über Wochen hinweg durch klebrigen Schlamm, über nasse Wurzeln und durch steinige Passagen sowie (Schnee-)Matsch manövriert. Und obwohl alle drei Modelle als Matsch-Reifen ausgelegt sind, zeigen sich auf dem Trail doch deutliche Unterschiede. Wir verraten euch, was diese Modelle wirklich draufhaben und welcher Reifen bei winterlichen Bedingungen die Nase vorn hat.
Warum spezielle MTB-Reifen für den Winter?
Mit einem geeigneten Winterreifen könnt ihr das Beste aus den winterlichen Trail-Bedingungen herausholen – und das mit weniger Aufwand und Materialeinsatz, als viele denken. Im Prinzip reicht ein einzelner Winterreifen fürs Vorderrad aus, da dieser entscheidend für Kontrolle und Sicherheit auf dem Trail ist. Der Rollwiderstand? Den könnt ihr als Bonus-Training für die nächste Saison betrachten. Und da im Uphill der Großteil der Belastung ohnehin auf dem Hinterrad liegt, fällt er kaum ins Gewicht.
Falls ihr keine Lust habt, gleich zwei neue Reifen zu kaufen, könnt ihr euren alten Vorderreifen einfach nach hinten umziehen. So spart ihr nicht nur Geld, sondern recycelt gleichzeitig bewährtes Material und dafür eignet sich der angefahrene Vorderreifen wunderbar. Unser Test hat eindeutig gezeigt: Der Umbau-Aufwand lohnt sich! Die verbesserte Kontrolle und der zusätzliche Grip auf rutschigen Trails sind ein echter Gewinn für den Fahrspaß und vor allem für die Sicherheit in der nasskalten Jahreszeit.
Wenn ihr ohnehin beim Umbau seid, könnt ihr die Gelegenheit gleich nutzen, euren MTB-Reifen etwas Pflege zukommen zu lassen: frische Tubeless-Milch einfüllen, das Ventil gründlich reinigen oder gegebenenfalls freiblasen. Wer sich hier noch nicht sicher ist, sollte unbedingt unseren ausführlichen Tubeless-Guide auschecken. Mit einer Investition von rund 100 € für Reifen und Dichtmilch und einer halben Stunde Arbeitszeit seid ihr für fünf Monate Winterspaß auf dem Bike bestens gerüstet. Ein fairer Deal, der sich auf dem Trail auszahlt!
Die MTB-Reifen für den Winter im Test
Wir haben drei MTB-Reifen von den führenden Herstellern getestet, die speziell in winterlichen Bedingungen funktionieren sollen: Continental Hydrotal, MAXXIS Shorty und Schwalbe Shredda Front. Alle Reifen wurden in der weichsten Gummimischung getestet, die die jeweiligen Hersteller anbieten – ein Muss für den Winter, um auch auf nassen Wurzeln, Matsch und rutschigen Trails optimale Kontrolle zu gewährleisten. Während die Modelle von Continental und Schwalbe Matschreifen durch und durch sind, ist der MAXXIS Shorty noch nicht die aggressivste Ausführung des Herstellers und bringt dadurch etwas kürzere Stollen mit als die beiden Konkurrenten.
Mit Gewichten von 1.207 g (MAXXIS), 1.314 g (Continental) und 1.421 g (Schwalbe) zählen die getesteten Modelle zwar nicht zu den leichtesten Reifen, was aber auch zum größten Teil an der robusten Karkasse liegt. MAXXIS Doubledown und die neuen Schwalbe Radial Gravity repräsentieren die Enduro-Kategorie, während der Continental Hydrotal mit einer reinen DH-Karkasse antritt, da er nur in dieser Variante erhältlich ist. Preislich liegen alle drei Modelle dicht beieinander und zwar zwischen 80 und 90 €. Der Vorteil der robusten Karkassen: Ihr könnt den Luftdruck deutlich absenken, ohne dass ihr euch Sorgen um Durchschläge oder Pannen machen müsst. Besonders bei rutschigen Bedingungen ist das ein klarer Vorteil, da der Grip durch den niedrigeren Druck nochmals deutlich verbessert wird.
In Sachen Breite gibt es auf dem Papier kaum Unterschiede. MAXXIS und Continental kommen in 2,4”, Schwalbe in 2,5”. Nachgemessen zeigen sich jedoch Differenzen: Die Modelle von MAXXIS und Schwalbe kommen jeweils auf 60 mm, während der Conti mit einer deutlich schmaleren Breite von 58 mm aufwartet. Doch welche Vor- bzw. Nachteile bringt das?
Modell | Karkasse | Mischung | Breite | Breite (gemessen) | Gewicht (gewogen) | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|
MAXXIS Shorty | Doubledown | MaxxGrip | 2,4” | 60 mm | 1.207 g | 84,90 € |
Schwalbe Shredda | Radial Gravity | Ultra Soft | 2,5” | 60 mm | 1.421 g | 79,90 € |
Continental Hydrotal | Downhill | Super Soft | 2,4” | 58 mm | 1.314 g | 89,95 € |
Der MAXXIS Shorty im MTB-Reifen-Test
Der MAXXIS Shorty hat sich in unserem Test als solider Reifen für winterliche Bedingungen entpuppt, zeigt jedoch Schwächen im tiefen Matsch. Besonders in Kurven fehlt es ihm im Vergleich zur Konkurrenz an Grip. Beim Bremsen schlägt er sich hingegen besser, bleibt aber dennoch ein Reifen, der besser für intermediäre Bedingungen als für reinen Matsch gemacht ist, da die Seitenführung für nasse Rinnen oder tiefen Matsch nicht besonders stark ausgeprägt ist. Positiv hervorzuheben ist allerdings die gute Selbstreinigung des Reifens, die wiederum Schlamm-Anhaftungen effektiv reduziert.
Wegen der kürzeren Stollen bietet der Shorty zwar nicht den maximalen Grip im Matsch, jedoch knicken diese auch nicht ein, wenn ihr mal auf trockeneren bzw. härteren Trails unterwegs seid, oder auch auf Steinplatten lenken wollt. Das macht den MAXXIS Shorty zu einem guten Mittelding zwischen einem reinen Matschreifen und einem Sommerreifen. Solltet ihr also in einer Region leben, in der die Trails selten so richtig matschig werden oder sich trockene und matschige Bedingungen abwechseln, ist der Shorty der klare Favorit im Testfeld.
Der Schwalbe Shredda Front im MTB-Reifen-Test
Der Schwalbe Shredda bietet im Matsch ein sehr hohes Gripniveau und vermittelt dadurch viel Sicherheit. Die breiteren Stollen und der insgesamt breitere MTB-Reifen schneiden jedoch weniger tief in den Boden ein als der Continental, was ihm bei sehr weichem Untergrund gelegentlich Traktion kostet.
Auf festeren Böden, insbesondere auf Hard Pack wie Steinen, Wurzeln oder auch auf sandigeren Trails, die weniger matschig sind, zeigen sich allerdings die Grenzen des Designs. Hier knicken die Stollen schnell ab, was zu einer schwammigen Seitenführung führt und das präzise Handling erschwert.
Auf weichen Trails hingegen spielt der Shredda seine Stärken voll aus. Er bietet viel Sicherheit und überzeugt mit viel Kontrolle über das Vorderrad sowie eine sehr starke Selbstreinigung. Insgesamt eignet sich der MTB-Reifen sehr gut für winterliche Bedingungen auf weichem Untergrund, während er auf festem Terrain einige Abstriche hinnehmen muss.
Der Continental Hydrotal im MTB-Reifen-Test
Der Continental Hydrotal bietet im Matsch hervorragenden Grip und vermittelt dadurch ein hohes Maß an Sicherheit. Das Gripniveau liegt noch etwas über dem des Schwalbe Shredda, doch der schmalere MTB-Reifen und die schmalen Stollen des Hydrotal schneiden sich besser in den Boden, was auf weichem Untergrund noch das letzte Extra an Kontrolle liefert.
Die Stollen des Hydrotal sind stabiler als die des Shredda und sorgen für eine verbesserte Seitenabstützung. Diese Stabilität macht sich vor allem auf härteren Böden, Steinen oder Wurzeln bemerkbar, wo der Hydrotal auch noch eine solide Seitenführung und ein präzises Handling bietet.
Eine weitere Stärke des Hydrotal ist seine ausgezeichnete Selbstreinigung. Der große Abstand zwischen den Stollen verhindert das Festsetzen von Schlamm und sorgt dafür, dass der Reifen auch unter extrem matschigen Bedingungen effektiv bleibt. Für Matsch-Trails ist der Hydrotal daher die beste Wahl, da er Grip, Stabilität und Vielseitigkeit optimal vereint.
Welcher ist der beste MTB-Reifen für den Winter?
Alle drei getesteten Modelle – der MAXXIS Shorty, Schwalbe Shredda und Continental Hydrotal – bieten ein spürbares Upgrade im Vergleich zu Standard-Allround-Reifen, insbesondere bei nassen und matschigen Bedingungen. Doch wie schlagen sie sich, wenn der Untergrund härter wird? Auf Hardpack, wie Steinplatten, trockenen Böden oder sandigen Abschnitten, kämpfen alle drei Modelle mit der gleichen Herausforderung: Die langen Stollen sorgen für ein schwammiges Fahrgefühl, was die Kontrolle am Vorderrad reduziert. Aber Steine und Wurzeln auf dem Trail bleiben auch im Winter hart und so müssen die Reifen auch hier noch ausreichend Kontrolle bieten.
Der MAXXIS Shorty ist in dieser Kategorie der beste Allrounder. Seine kürzeren Stollen knicken weniger schnell ab, bieten aber dennoch eine gute Performance auf nassen Trails. Durch die geringere Auflagefläche fehlt es zwar auch hier etwas an Grip, doch für gemischte Bedingungen ist der Shorty eine gute Wahl.
Die beiden anderen Modelle fühlen sich auf festeren Trail-Segmenten deutlich schwammiger an. Ihre längeren Stollen bieten dort wenig Seitenführung. Dafür punkten sie, sobald die Bedingungen richtig matschig werden. Besonders in Kurven greifen die langen Stollen besser und sorgen für deutlich mehr Halt, Kontrolle und Sicherheit.
Hier setzt sich der Continental Hydrotal an die Spitze: Mit seinen schmaleren Abmessungen schneidet er sich besser in den Boden ein, während die stabileren Stollen für weniger Einknicken sorgen. Dadurch habt ihr auch unter den matschigsten Bedingungen eine sehr starke Bike-Kontrolle, was den Hydrotal zur besten Wahl für matschige Trails macht.
Das Fazit zu den besten MTB-Reifen für den Winter
Der Unterschied mit MTB-Reifen für den Winter ist enorm: mehr Grip, Kontrolle und Spaß auf rutschigen Trails – und das bei minimalem Aufwand. Der MAXXIS Shorty ist ein guter Allrounder und auch auf trockenen Böden noch solide. Im Matsch übernehmen jedoch Schwalbe Shredda und Continental Hydrotal die Führung, wobei der Conti mit mehr Grip und stabileren Stollen punktet. Wer im Winter sicher und mit Freude fahren will, sollte auf Winterreifen setzen, der Aufwand lohnt sich – versprochen!
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Julian Schwede