Update: Da die Veröffentlichung der FOX 38 inmitten einer globalen Pandemie war, konnten wir wegen der Corona-Ausgangsbeschränkungen leider nur einen kurzen ersten Eindruck gewinnen. Doch mittlerweile haben wir mehrere Modelle der FOX 38-Federgabel getestet. Unser Fazit? FOX hat eine herausragende Federgabel erschaffen, die trotz Single-Crown die Performance einer DH-Gabel bietet. Wenn es doch bloß ein Problem nicht gäbe, das sich unmöglich ignorieren lässt…

Die Entwicklung der neuen FOX 38 war vermutlich eines der am schlechtesten gehütetsten Geheimnisse der Welt. Die unverkennbaren Air-Release Buttons zum Entlüften das Castings und die runde Gabelbrücke wurden bereits auf zahllosen Bildern veröffentlicht, schließlich wurden die Prototypen bei der letztjährigen EWS von den Profi-Racern direkt sprichwörtlich an vorderster Front genutzt. Was neue Produkte angeht, war es allerdings während der letzten zwei Jahre auch sehr still im Hause FOX – ohne größere Neuerungen seit dem Erscheinen der GRIP2-Dämpfungskartusche. Mit der neuen FOX 38 (und ebenso neu überarbeiteten FOX 36) scheint es, als hätte FOX diese Kreativpause bestens für einige umfassende Überarbeitungen genutzt. Die FOX 36 wird eine Schublade tiefer positioniert und ist nun als All-Mountain-Federgabel gedacht (mit reduziertem Federweg von 150–160 mm). Die FOX 38 hingegen wurde für alle Enduro- sowie gröberen E-MTB-Einsatzzwecke konzipiert und deckt den Federwegsbereich von 160–180 mm ab. Stabiler, steifer und mit neuem Innenleben ausgestattet ist die FOX 38 FLOAT nun das neue schwere Geschütz von FOX.

Die neue, 2.213 g schwere FOX 38 ist ab 1.259 € erhältlich (1.589 € für das abgebildete Modell). Sie wurde von Grund auf neu entwickelt und mit neuer Luftfeder, Dämpfungskartusche sowie neuem Casting versehen.

Die neue FOX 38 – Alles, was ihr wissen müsst, in nur einem Absatz

In der neuen FOX 38 steckt eine Menge Technik, doch wenn ihr statt Marketing-Infos und technische Abhandlungen das Wesentliche erfahren wollt, findet ihr es hier kompakt zusammengefasst: Die FOX 38 besitzt 38-mm-Standrohre und ist die neue Federgabel für alles, was nach 160–180 mm Federweg verlangt. Sie wird in den Modellvarianten Factory, Performance Elite, Performance und auch speziell für E-Bikes erhältlich sein und entweder über eine GRIP2- oder GRIP-Dämpfungskartusche verfügen. Zudem gibt es sie sowohl für 27,5”- als auch 29”-Laufräder. FOX wird von nun an nur noch konische Gabelschäfte (tapered) verwenden, die im Inneren oval sind. Zusammen mit den extra dicken Standrohren und der runden Gabelbrücke soll die FOX 38 belastbarer und steifer sein. Die Federgabel verfügt außerdem über eine neue Achsaufnahme, damit die Gabel beim Festziehen der Achse perfekt ausgerichtet ist. Im Inneren der FOX 38 sorgen große Kanäle, durch die Luft und Öl strömen können, für einen verbesserten Schmierfilm und somit für eine bessere Performance der Feder. Air-Release Buttons zum Entlüften das Castings erlauben eine Angleichung des Luftdrucks im Inneren an den Umgebungsluftdruck. Der Kolben der Luftfeder sitzt nun innerhalb eines sogenannten „Floating Air Sleeve“, anstatt direkt an den Standrohren anzuliegen, sodass die Reibung an den Dichtungen vor allem beim Flexen der Gabel nicht unnötig erhöht wird. FOX hat auch die GRIP2-Dämpfungskartusche überarbeitet und die VVC (Variable Valve Control)-Technologie bei der Highspeed-Druckstufe hinzugefügt. Die FOX 38 wiegt 2.213 g (170 mm 29er Factory-Version mit 20-cm-Schaft) und kostet 1.259 € bis 1.589 €.

Die FOX 38 wird in einer kleinen, limitierten Sonderedition in der Farbe „Pistazie“ mit schwarzen Einstellrädchen erhältlich sein. Die Modelle für den Handel werden in Schwarz und Orange ausgeliefert.

Die Eigenschaften der neuen FOX 38 auf einen Blick

  • neues Casting mit Air-Release Buttons zum Entlüften, großen Luft- bzw. Ölkanälen, schwimmend gelagerter Achse und runder sowie nach vorn gezogene Krone
  • tapered Gabelschaft mit variierender Wandstärke
  • GRIP2-Dämpfungskartusche mit VVC (Variable Valve Control) und auf acht Klicks reduziertem HSC- und HSR-Einstellbereich
  • Federweg: 160 mm–180 mm
  • 31 % höhere Biegesteifigkeit, 17 % bessere Bremssteifigkeit und 38 % verwindungssteifer als eine FOX 36
  • Laufradgrößen: 27,5″ und 29″
  • Offsets: 37 mm, 44 mm und 51 mm
  • Durchmesser der Krone: 58 mm, passend zum Profil moderner Rahmenformen
  • optional erhältlicher Mudguard
  • verfügbar als Factory, Performance Elite, Performance sowie E-Bike-Modell mit GRIP2- und GRIP-Dämpfungskartusche
  • Gewicht: 2.213 g (unser 170 mm x 29”-Modell mit 20-cm-Gabelschaft)
  • Preis: 1.259 € bis 1.589 €

Was hat es mit der neuen runden Gabelbrücke von FOX auf sich?

Die erste Neuerung, die sofort ins Auge sticht, ist die runde Gabelbrücke, anstelle des kantigeren Designs der letzten Generation. Laut FOX geht es bei der neuen, runden Gabelbrücke nicht um die Optik, sondern um ein möglichst belastbares Casting: Anhand von FEA-Untersuchungen (Finite-Elemente-Analyse) wurde analysiert, wie sich die Kräfte innerhalb des Castings verhalten. Ob einem die Optik nun gefällt oder nicht: Mit ihr soll die Gabel dank gerade ausreichendem Flex sehr komfortabel sein und Arm-Pump verhindern. Aufmerksamen Lesern wird außerdem aufgefallen sein, dass die Brücke nun deutlich weiter nach vorn vom Casting absteht. Damit kommt FOX Tunern entgegen, die für spezielle Steuersätze, mit denen der Reach angepasst wird, mehr Bauraum zwischen Gabelbrücke und Steuerrohr benötigen.

FOX führt für die komplette Modellpalette an Federgabeln ein neues Gabelbrücken-Design ein – es soll die stabilste, aber nicht die steifste Gabelbrücke sein.
Es ist deutlich sichtbar, wie viel weiter vorn die Brücke an der FOX 38 sitzt. Dadurch sind Steuerrohre mit einem größeren Durchmesser (vor allen bei E-MTBs) und Steuersätze mit Reach-Anpassung möglich.

Die neue FOX 38 ist steifer als eine FOX 36

Um die Performance zu verbessern und die Steifigkeit der gesamten Gabel zu erhöhen, hat FOX den Standrohrdurchmesser auf 38 mm erhöht. Somit positioniert sich die FOX 38 nun zwischen den Modellen FOX 36 und FOX 40. Außerdem variiert FOX die Wandstärke des Gabelschafts, sodass er an der Vorder- und Rückseite dicker ausfällt. Dadurch ist das Steuerrohr im Inneren zwar oval, aber auch steifer. Die Außenseite bleibt natürlich weiterhin rund. Kombiniert mit der neuen Gabelkrone und der runden Brücke gibt FOX an, dass die 38er um 31 % stabiler ausfällt bei quer verlaufenden Scherkräften (Biegung), 17 % steifer hinsichtlich der Längssteifigkeit (beispielsweise bei starkem Bremsen) und 38 % torsionssteifer ist als eine 36er. Daher sind die neuen 38er- und 36er-Federgabeln jetzt auch für die Verwendung von 230-mm-Bremsscheiben freigegeben.

Massiver, steifer und leistungsfähiger – die Wandstärke des Gabelschafts variiert, wodurch er im Inneren zwar oval, dafür aber z. B. beim Bremsen deutlich steifer sein soll.

Die Steifigkeit von Casting und Gabelkrone ist jedoch nur ein Teil der Gleichung. Ebenfalls absolut entscheidend ist die Parallelität der Tauchrohre zueinander. Hier bringen auch penible Fertigungsverfahren nichts, wenn dann die Vorderradnabe, wie leider so oft, nicht absolut maßhaltig ist. Denn fällt sie etwas zu breit oder zu schmal aus, werden die Tauchrohre gespreizt oder gequetscht, wodurch sich die Gabel verspannt und – ihr ahnt es schon – die Reibung erhöht wird. Für genau dieses Problem hat FOX zwei neue Steckachsen entwickelt. Die neue 15QR-Steckachse muss dafür einmalig mit einem Spacer auf die Breite eurer Nabe eingestellt werden. Dann lässt sie sich werkzeuglos benutzen und verhindert durch das „schwimmende“ Design das Spreizen oder Quetschen der Gabel. Auch bei der leichteren Kabolt-X ist ein Ende der Achse ebenfalls schwimmend in der Gabel gelagert. Sie kommt aber ohne den Spacer und lässt sich nur mit einem Inbus bedienen. Beim Einsetzen des Vorderrads komprimiert ihr die Federgabel in etwa zur Hälfte und zieht die Achse anschließend fest, sodass die Tauchrohre dann immer parallel zueinander stehen. Auf 20 mm breite Achsen verzichtet FOX in der 38er übrigens gänzlich.

FOX hat zwei neue Achsen entwickelt: eine 15-mm-QR- und eine neue Kabolt-X-Achse (im Bild). Beide Achsen nutzen ein schwimmendes Design und erlauben es somit, die Federgabel an die eigene Nabe anzupassen, um eine perfekte Übereinstimmung zu erhalten.
Sowohl die FOX 36 als auch die 38er sind für die Verwendung der größtmöglichen 230-mm-Bremsscheiben zertifiziert – für maximale Bremskontrolle.

Wozu sind die Air-Release Buttons an der Rückseite der FOX 38 gut?

Von außen betrachtet sind die beiden Air-Release Buttons an den Tauchrohren der FOX 38 kaum zu übersehen. Im Inneren verstecken sich hinter diesen Ventilen Kanäle, durch die die Luft im Inneren des Castings gepresst wird, wenn die Gabel ein- und ausfedert. Dieser Luftstrom reißt auch einen Teil des Öls zur Schmierung im Casting mit. So werden die oben gelegenen Buchsen und Schaumringe unter den Staubabstreifern beim Einfedern mit frischem Öl zur Schmierung versorgt. Außerdem verhindern die Kanäle einen Luftdruckaufbau im Casting, wenn die Gabel den vollen Federweg nutzt. Falls ihr häufig mit dem Lift zum viel höher gelegenen Trail-Einstieg unterwegs seid, könnt ihr mit den Air-Release Buttons den Innendruck des Castings an den Umgebungsluftdruck anpassen. Dadurch soll sich die Gabel unabhängig der Seehöhe stets gleich anfühlen.

Kanäle hinter den Entlüftungsventilen erlauben einen leichteren Fluss von Luft (und Öl) im Inneren der Federgabel, wodurch die Dichtungen, Buchsen und Schaumstoffringe geschmiert werden. Mithilfe der Entlüftungsventile kann der Innendruck des Castings außerdem an den Umgebungsluftdruck angepasst werden.

Die FOX 38 hat eine neue GRIP2-Dämpfungskartusche

Auch die GRIP2-Dämpfungskartusche (die auch an der neuen FOX 36 2021 genutzt wird) wurde überarbeitet. Die VVC-Technologie (Variable Valve Control) kommt jetzt auch bei der Highspeed-Druckstufe zum Einsatz. Das Ganze lässt sich schwer erklären, wenn man dazu nicht gerade das Innere der Federgabel betrachtet. Bisher wurde beim Einstellen am Rädchen der Shimstack mit einer Feder mehr oder weniger stark vorgespannt. Beim VVC-System hingegen wird nicht die Vorspannung, sondern der Flex des Shimstacks mit einer Blattfeder bestimmt, die sich mit dem Einstellrädchen anpassen lässt. Das Ganze ähnelt eher einer Anpassung des gesamten Shimstacks mit geschmeidigerem Ansprechverhalten, weil beim Einfedern kein anfänglicher Schwellenwert überwunden werden muss. Außerdem hat FOX die Anzahl der Klicks am Einstellrädchen auf acht reduziert, um das Setup zu vereinfachen – und zwar sowohl hinsichtlich der Highspeed-Zugstufe als auch der Highspeed-Druckstufe.

Die FOX 38 GRIP2-Dämpfungskartusche verfügt nun auch auf Seiten der Highspeed-Druckstufe (wie auch im Kreislauf der Highspeed-Zugstufe) über das innovative VVC(Variable Valve Control)-System von FOX. Das verleiht mehr Kontrolle über den Shimstack. FOX hat außerdem die Anzahl an Klicks an den beiden Einstellrädchen auf acht reduziert, passend zu den Einstellmöglichkeiten an ihren Dämpfern.

Veränderungen an der FOX 38 EVOL-Luftfeder

Auch an der Luftfeder der FOX 38 hat sich einiges geändert. Anders als bei den meisten Federgabeln (inklusive der FOX 36), bei denen der Trennkolben an der Innenseite der Standrohre der Federgabel entlang gleitet, nutzt FOX bei der 38er ein spezielles Air-Sleeve. Das ist eine spezielle Hülse, die sich minimal im Inneren der Gabel bewegen kann. Dadurch wird sie nicht verwunden, auch wenn die Gabel zum Beispiel beim Bremsen oder in Off-Camber-Sektionen flext. Die Reibung der Dichtung zwischen Trennkolben und Air-Sleeve bleibt somit auch im harten Gelände konstant. Natürlich verändert sich dadurch auch der Durchmesser der Luftfeder, sodass FOX bei der 38 auf denselben Kolbendurchmesser wie bei der 34er-Gabel setzt. Dank kleinerer Oberfläche erfährt somit auch die Dichtung weniger Reibung. Das kleinere Luftvolumen der Luftfeder erfordert dafür aber einen minimal höheren Luftdruck.

Setup der FOX 38

Jeder, der zuvor eine FOX 36 besessen hat, dürfte zunächst vom hohen Luftdruck überrascht sein, der in der Luftfeder der FOX 38 benötigt wird. Diese besteht nämlich aus einer separaten Einheit, dem „Floating Air Sleeve“. Dadurch wird das Volumen in der Luftfeder im Vergleich zur 36 kleiner und ähnelt dem der 34, weshalb wir uns zu Beginn für die empfohlenen 93 psi Luftdruck und zwei Spacer bei unserem 80 kg schweren Testfahrer entschieden. Das sorgte für einen SAG von 17 % (FOX empfiehlt 15 % für ein hartes und 20 % für ein weiches Setup). Wir hielten uns anfangs ebenfalls an die empfohlene Einstellung von 5 Klicks LSR bzw. vier Klicks HSR sowie fünf Klicks HSC und 10 Klicks LSC. Bereits die ersten Testfahrten mit diesem Setup beeindruckten uns, denn die Federgabel bot viel Support sowie Stabilität. Das Ganze stellt generell ein gutes Setup für harte DH-Strecken mit starken Kompressionen dar. Als wir die FOX 38 dann auf den steileren und technischeren Tweed Valley Enduro-Trails testeten, landeten wir schließlich bei einem optimierten Setup. Mit 95 psi wählten wir einen geringfügig höheren Luftdruck als empfohlen, so liefert die Feder mehr Gegenhalt. Die zuvor ausprobierten 98 psi fühlten sich doch zu straff an. Sowohl die Highspeed- als auch die Lowspeed-Druckstufe konnten wir dank des höheren Luftdrucks weiter öffnen (12 Klicks HSC, 6 Klicks LSC), wodurch sich vor allem das Ansprechverhalten auf den rutschigen, wurzeligen Trails verbesserte, ohne dass die Gabel wegsackte.

Befreit von den Pandemie-Einschränkungen konnten wir der FOX 38 endlich standesgemäß auf den Zahn fühlen
Die neue GRIP2-Dämpfungskartusche setzt nun auch bei der Highspeed-Druckstufe auf VVC, mit weniger Klicks für ein einfacheres Setup
Wir waren überrascht, als die Air-Bleeder-Ventile beim Drücken kleine Öltröpfchen freiließen

Die Performance der FOX 38 VVC GRIP2-Dämpfungskartusche und Luftfeder

Eine der größten Veränderungen gegenüber der FOX 38 GRIP2-Dämpfungskartusche ist der Wechsel zu VVC auf Seiten der High-Speed-Druckstufe. Das Einstellrädchen für die VVC High-Speed-Druckstufe besitzt nun acht Positionen. Damit ist der Einstellbereich zwar verringert, er vereinfacht aber das Setup der Federgabel. All unsere Tester fanden ein passendes Setting innerhalb des Spektrums. Ohne Frage bietet die Druckstufendämpfung massig Support und wir waren in der Lage, weniger Low-Speed-Druckstufe zu nutzen als üblich, um somit die Sensibilität bei kleinen Schlägen zu maximieren. Andererseits konnten wir sie auch nicht komplett offen nutzen, da die HSC etwas LSC für die Aktivierung der Shim-Stacks benötigt. Die Progression im Endbereich des Federwegs glichen wir ebenfalls mit der HSC aus, um so harte Durchschläge zu vermeiden.

Super leichte Fahrer könnten eventuell Probleme mit der stark gedämpften Zugstufe bekommen, denn bereits unsere 80 bis 90 kg schweren Tester wählten eine Einstellung am äußersten Rand des Spektrums, nahezu komplett geöffnet. Daher liegt die Befürchtung nahe, dass leichtere Fahrer, die mit niedrigeren Luftdrücken unterwegs sind, ein wenig damit zu kämpfen haben könnten, die Gabel schnell genug ausfedern zu lassen. Ein wenig enttäuscht waren wir außerdem darüber, dass an einer unserer vier Test-Gabeln die Klicks am Einsteller für die Low-Speed-Zugstufe nahezu kaum spürbar waren. Der Rest der Einstellungs-Rasterpunkte hingegen vermittelte ein äußerst positives Feedback. Eine Besonderheit, die wir ebenfalls nicht erwartet hätten: Wenn wir nach wilden Abfahrten die Entlüftungsventile betätigten, trat aus diesen eine geringe Menge Öl aus. Das machte uns natürlich ein wenig Sorge, sollte ein solches Öltröpfchen einmal seinen Weg entlang der Gabelbeine zu den Bremsbelägen finden. Wir haben FOX in dieser Sache kontaktiert und erhielten die Auskunft, dass eine Labyrinthdichtung das Öl normalerweise daran hindern sollte, auszutreten. Jede Kleinstmenge, die sich doch einmal an den Ventilen vorbeischleicht, sollte jedoch von den Handschuhen des Fahrers aufgesaugt werden.

In einem solchen Gelände ragt die FOX 38 heraus, denn beim Durchqueren von Wurzelfeldern mit Vollgas ist auf maximalen Grip Verlass. Die neue VVC GRIP2-Dämpfungskartusche verfügt dabei über eine perfekte Balance zwischen Sensitivität bei kleinen Schlägen und Support bei härtesten Impacts.

Fahreindruck zur FOX 38 Factory

Als die Corona-Einschränkungen endlich gelockert wurden, haben wir es auf den Trails natürlich ordentlich krachen lassen und die FOX 38 hart rangenommen. Vor dem Test stellten wir uns die Frage, ob eine 38er im Enduro-Segment überhaupt notwendig ist. Schließlich ist die FOX 36-Plattform absolut bewährt und wohl kaum zu schwach auf der Brust. Doch nach einiger Zeit im Test mit der FOX 38 stand fest, dass die 200 g an Zusatzgewicht einen erheblichen Performance-Gewinn, mehr Grip, besseren Support und erhöhte Lenkkontrolle zur Folge haben. Im Vergleich mit der FOX 36 sticht die FOX 38 vor allem in Situationen heraus, in denen die Federgabel unter Volllast arbeiten muss, wie etwa beim harten Bremsen oder bei hohen Geschwindigkeiten in Anliegern. Lenkimpulse werden präziser und leichtgängiger umgesetzt – ganz so, als wäre der Lenker einen Hauch breiter.

Die Vorteile der FOX 38 sind am deutlichsten zu spüren, wenn die Gabel flext – die Luftfeder bleibt dann nämlich super sensibel, ohne spürbare Reibung. Überrascht waren wir auch davon, dass wir krassere Linien in schnellen, wurzeligen Off-Camber-Passagen besser halten konnten, ohne dass unser Bike dabei an Traktion verlor. Wir wissen zwar nicht, wieviel davon mit der erhöhten Casting-Steifigkeit zu tun hat, oder mit der mittels Air-Sleeve schwimmend gelagerten Luftfeder bzw. dem neuen Design der KaboltX Pinch-Bolt-Steckachsenklemmung, das dafür sorgt, dass die Tauchrohre stets parallel zueinander stehen. Doch Fakt ist, dass die FOX 38 eine butterweiche Performance abliefert, völlig unabhängig davon, wie hart sie beansprucht oder in welchem Winkel sie belastet wird. Bei starkem Bremsen mit einer fetten 225-mm-Bremsscheibe ist die gesamte Gabel steifer und flattert spürbar weniger. Wo wir gerade von der Achse sprechen: Die neue, schwimmend gelagerte KaboltX-Achse ist eine clevere Lösung, die dafür sorgt, dass die Federgabel jederzeit perfekt mit der Nabe übereinstimmt. Allerdings muss man vorsichtig sein und die Klemmschraube zu Beginn korrekt anziehen. Denn ignoriert man diese, reduziert sich die Torsionssteifigkeit der Federgabel – was jedoch nicht sofort auffällt, da die Achse auch ohne Klemmschraube hält. Gerade Fahrer, die die Einfachheit der FOX 36-Steckachsen gewohnt sind, sollten daher darauf achten. Im Vergleich zur FOX 36 waren wir auf DH-Trails in der Lage, schneller zu fahren, härter zu bremsen und Landungen in Wurzelfeldern mehr zu vertrauen. Auch wenn wir natürlich niemals empfehlen würden, dass jeder nun sofort seine spindeldürre FOX 36 gegen eine FOX 38 austauschen sollte – wenn ihr regelmäßig im Bikepark oder auf anständigen Downhill-Strecken unterwegs seid, dann ist die FOX 38 schlicht und einfach die bessere Wahl.

Durch die verbesserte Sensibilität in Off-Camber-Passagen und Situationen, in denen die Federgabel stark unter Last steht, konnten wir mehr mit Kurven spielen und öfter außerhalb unserer Komfortzone fahren

Kommen wir nun zur großen Frage, die sich wohl jeder Fahrer stellt, der auf der Suche nach einem richtig dicken Kaliber ist: FOX 38 oder RockShox ZEB? Der Kampf der 38er! Was den Preis angeht, unterbietet die RockShox ZEB Ultimate für 1.089 € mit Leichtigkeit die FOX 38 Factory für 1.589 € – und für viele dürfte das bereits der entscheidende Faktor sein. Die ZEB Ultimate holt sich auch den Sieg in puncto Setup, da man bei ihr weniger Einstellungen vornehmen muss, um ein gutes Setup zu erhalten. Doch einmal vernünftig abgestimmt ist die FOX 38 die Federgabel mit der besseren Performance. Wenngleich die Kontrolle bei großen Schlägen und der generelle Support der Gabeln auf dem Trail sich im Gelände kaum unterscheiden, empfanden wir die FOX 38 gerade bei kleineren Schlägen als die sensiblere und geschmeidigere Gabel, die zudem mehr Grip in Wurzelpassagen und flachen Kurven generiert. Ohne die Castings auf einem Prüfstand einem Steifigkeitstest unterzogen zu haben – nach unserem Gefühl liegt die Steifigkeit des Castings der FOX 38 irgendwo zwischen der Lyrik und ZEB, ein guter Sweetspot. Auch wenn die FOX 38 nicht so brutal steif ausfällt wie die RockShox ZEB, dürfte die FOX 38 für die meisten Fahrer – mit Ausnahme vielleicht von E-Mountainbikern – ein äußerst präzises Fahrgefühl bieten und in Steinfeldern weniger Vibrationen an die Hände des Fahrers weiterreichen. Insgesamt fühlt sich die ZEB wie eine massiv aufgemotzte Enduro-Federgabel an, wohingegen die FOX 38 eher wie eine abgespeckte DH-Federgabel wirkt, mit verbesserter Sensitivität und erhöhtem Grip. Ein noch besseres Fazit werden wir am Ende unseres Federgabel-Vergleichstests ziehen können, der schon bald erscheint.

Auch wenn es an der FOX 36 nichts auszusetzen gibt – für alle Fahrer, die gern durch die Luft segeln, fühlt sich die FOX 38 vertrauenserweckender an

Warum zur Hölle knarzt unsere FOX 38?

Was ihre Performance angeht, ist die FOX 38 also ein voller Erfolg. Allerdings sind wir auf ein Problem gestoßen. Eines unserer vier Testmodelle entwickelte bei starkem Bremsen und harten Schlägen rasch ein lautes Knarzen im Bereich des Übergangs vom Gabelschaft zur Krone. Da wir die Federgabel zwischen verschiedenen Bikes hin und her tauschten, konnten wir die Geräusche unzweifelhaft der Gabel zuordnen. Ohne Frage ist das Knarzen super nervtötend und zerstört einen guten Teil des Vertrauens, das vom fetten Casting vermittelt wird. Für ein solches Spitzenprodukt ist ein derartiger Mangel natürlich völlig inakzeptabel, und das sieht auch FOX so. Wenngleich sie zur Ursache der Knarz-Geräusche keine Angaben machen wollten, versichern sie, den oberen Steuerrohr-/Standrohrbereich einer jeden knarzenden Federgabel zu ersetzen. Und zwar als Gewährleistungsfall innerhalb von 48 Stunden. Mit unserer FOX 38 stellten wir uns dem Prozess und erhielten nach knapp einer Woche unsere Testgabel mit neuer Gabelkrone. Nachdem wir die Ersatz-Federgabel im Bikepark hart rangenommen haben, konnten wir bis jetzt keinerlei Probleme hinsichtlich Knarzen mehr feststellen. Es sieht also so aus, als hätte FOX das Problem gelöst.

Fazit

Die neue FOX 38 ist mehr als nur eine aufgemotzte 36. Stattdessen fühlt sie sich eher wie eine mini FOX 40 an, mit herausragender Dämpfung und erstklassigem Support. Mit 170 – 180 mm Federweg ist sie die perfekte Wahl für die neuesten knallharten, abfahrtsorientierten 29er Enduros und E-MTBs. Die anfangs auftretenden Knarzgeräusche waren zwar zunächst ein fader Beigeschmack, doch FOX tauscht Problem-Gabeln schnell und unkompliziert gegen leise Gabeln aus. Für alle die im Bikepark Vollgas geben und über ihr Grenzen hinauswachsen wollen ist die FOX 38 die beste Enduro-Federgabel auf dem Markt.

Mehr Informationen findet ihr unter ridefox.com


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