Ganz schön fett! WTB hat sein Reifen-Portfolio ordentlich erweitert und bringt die beliebten, aber schmalen Modelle Vigilante und Trail Boss in breiteren Versionen, mit kleinen Updates im Profil, neuen Gummimischungen und überarbeiteten Karkassen. Obendrein will ein New Kid on the Block die Reifenwelt ordentlich aufmischen.

Neue Karkassen und Gummimischungen

TriTec nennt WTB die neu entwickelte Gummimischung. Dabei werden die Eigenschaften dreier unterschiedlich harter Gummis kombiniert. Die Seitenstollen sollen mit den weicheren Gummimischungen besonders viel Grip generieren. An den Mittelstollen kommt eine etwas härtere Gummimischung für geringeren Rollwiderstand zum Einsatz, die Basis darunter besteht aus der härtesten Gummimischung. Um die weichen Stollen zu unterstützen und am Walken zu hindern, füllt die Basis-Mischung die Stollen zur Hälfte aus.

TriTec ist in den Varianten Fast Rolling und High Grip erhältlich. Bei der Karkasse hat man die bekannte Qual der Wahl aus zwei Optionen: Tough oder Light. Die leichtere einlagige Karkasse soll dank verstärkter Seitenwand ausreichend Pannenschutz bei geringem Gewicht liefern. Für die harten Anforderungen an den Reifen im Gravity- und Enduro-Einsatz soll die zweilagige Tough-Karkasse ausreichend Dämpfung und Pannenschutz bieten.

Tubelessready, tough und mit viel Grip

Bigger is Better – neue Breiten für Vigilante und Trail Boss

Neben dem brandneuen Judge hat WTB auch an den beliebten Modellen Vigilante und Trail Boss gearbeitet. Beide Reifen wird es in Zukunft mit den TriTec-Gummimischungen und in beiden Karkassen-Varianten geben. Die Stollen des Vigilante wurden für mehr Grip minimal erhöht. Außerdem ist er jetzt auch in 2,4” und 2,6” Breite erhältlich. Auch die Seitenstollen des schnell rollenden Trail Boss blieben nicht unangetastet. Ein größerer Abstand zwischen den Blöcken soll mehr Traktion auf weichem oder nassem Untergrund ermöglichen. Mit 2,25” war er immer sehr schmal und soll in den neuen Breiten von 2,4” oder 2,6” sogar am Vorderrad zum Einsatz kommen können.

Den WTB Vigilante gibt es jetzt auch in 2,5” und 2,6” Breite
Der WTB Trail Boss ist endlich auch breiter geworden und in 2,4” oder 2,6” erhältlich

Der neue WTB Judge im Detail

Der Judge soll WTBs Hinterreifen für den ganz harten Einsatz sein, deshalb gibt es ihn gar nicht erst mit der leichten Karkasse. Tough-Casing und 2,4” Breite sind Programm. Wählen kann man zwischen der Fast Rolling- oder High Grip-Gummimischung und 27,5” oder 29” Reifendurchmesser. Höhenmeterfresser möchte WTB mit dem Reifen gar nicht erst ansprechen. Dafür gibt es ja den Trail Boss, der wie spezielle Hinterreifen anderer Hersteller nur sehr kleine Stollen auf der Lauffläche hat. Aber wir sind der Meinung, dass ein geringer Rollwiderstand nicht das Einzige ist, was einen guten Hinterreifen ausmacht. Wenn der Uphill nur Mittel zum Zweck ist, sind Grip, Dämpfung und Pannenschutz deutlich wichtiger.

Die massiven Seitenstollen sollen dank der Kombination aus harter Gummimischung im Inneren und weicher Gummimischung außen in Anliegern nicht zu stark wegknicken und gleichzeitig massig Traktion liefern. Auf der Lauffläche wechseln sich Paare aus langen und weiten Stollen ab, um viel Bremstraktion bei gleichzeitig akzeptablem Rollwiderstand zu generieren.

Der WTB Judge und der überarbeitete Vigilante auf dem Trail

Nur fürs Hinterrad? Wir konnten es zunächst nicht glauben. Das Profil des Judge sieht schon im Stand so aggressiv aus, dass wir ihn uns zumindest optisch auch gut am Vorderrad vorstellen können. An unserem Vorderrad aber ist ein alter Bekannter montiert: WTBs Reifen für alles, der Vigilante – allerdings in der neuen, 2,5” breiten Version. Obwohl wir den neuen Judge im harten Bikepark-Einsatz auf die Probe gestellt haben, haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch einige Höhenmeter aus eigener Kraft mit ihm zu bezwingen. Überraschend entspannt geht es mit dem Judge in der Fast Rolling-Version bergauf. Bergsprints lassen sich mit ihm sicher nicht gewinnen. Trotzdem hat man im Uphill nicht das Gefühl, permanent an der Hinterradbremse zu ziehen.

Sobald aus Höhenmetern jedoch Tiefenmeter werden, ist der Judge voll und ganz in seinem Element. Auf der Bremse liefert er viel Grip und hält dabei ganz von alleine die Spur. Zum Ausbrechen bringen ihn dabei nur viel Körpereinsatz oder Schläge von der Seite. Dadurch bleibt der Reifen auch bei blockiertem Hinterrad in Steilstücken gut kontrollierbar. Auch das Verhalten im Wechsel von den Mittelstollen auf die Seitenstollen lässt sich gut vorhersagen, denn die Stollen wurden für etwa 30 mm breite Felgen optimiert, um ein flacheres Reifenprofil zu erzeugen. Dadurch greifen die Seitenstollen schon bei geringer Schräglage und überzeugen dank der weicheren Gummimischung mit gutem Halt. In offenen Kurven graben sich die Seitenstollen tief in den Untergrund und führen das Hinterrad wie auf Schienen ums Eck. Lediglich in super schnellen Anliegern reicht die Abstützung der großen Stollen nicht aus und sie knicken weg. Der Judge sitzt so gut auf der neuen WTB KOM i29-Felge, dass wir trotz harter Fahrweise in Anliegern keine Probleme mit Burping hatten. Außerdem hat der Reifen mehrere harte Durchschläge auf die Felge ohne Pinch Flat überstanden. Die Reifenkombination mit dem Vigilante am Vorderrad hat uns bereits überzeugt und ist trotz unterschiedlicher Reifenbreiten sehr ausgewogen. Um sein volles Potenzial auszuschöpfen und die Seitenstollen auf die Probe zu stellen, werden wir den Judge in der weichen Gummimischung in Zukunft auch am Vorderrad testen. Dass ein aggressiver Hinterreifen auch am Vorderrad exzellent funktioniert, zeigt der Mitbewerber mit dem großen gelben M.

Um den Judge in den Drift zu bekommen, ist viel Körpereinsatz gefragt

Fazit

WTB hat sein Produktportfolio sinnvoll erweitert und mit dem neuen Judge einen aggressiven Reifen speziell fürs Hinterrad vorgestellt. Gemeinsam mit den überarbeiteten Vigilante und Trail Boss schließt er die Lücken im Reifenangebot der Amerikaner. Wem Grip, Pannensicherheit und Kontrolle wichtiger sind als Rollwiderstand und wer es bergauf eher gemütlich angeht, der liegt mit dem Judge genau richtig. Wir sind gespannt, wie er sich im Nassen verhält, wie es um die Haltbarkeit der massiven Stollen gestellt ist und wie er sich gemeinsam mit dem Vigilante im Trail-Alltag schlägt.

Mehr Infos unter: wtb.com


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Text: Fotos: Anthony Pease