Was ist die Steigerung von Mega? Giga! Nukeproof stellt das neu entwickelte Nukeproof Giga 2021 vor, das mit mehr Federweg und einer extremeren Geometrie der große Bruder des Mega sein soll. Ob es das neue Arbeitstool von Sam Hill und Co. wird? Wir haben das Top-Modell Nukeproof Giga 290 Factory 2021 exklusiv für euch getestet.

Nukeproof Giga Factory 2021 | 180/170 mm Federweg (v/h) 15.64 kg (Größe XL)
6.999 € | Hersteller Website

Mit dem Namen Giga sind die Erwartungen hoch gesteckt und als großer Bruder des bereits sehr erfolgreichen Enduro-Bikes Mega versucht das neue Modell auch, an dessen Erfolge anzuknüpfen. Typisch Nukeproof, kommt das Giga entweder auf 27,5” oder auf 29” großen Laufrädern. Mit 180 mm Federweg an der Front, gepaart mit 180 mm (27,5”) bzw. 170 mm (29”) am Heck, rollt es mit dem Extra an Reserven vom Band, um auf den richtig anspruchsvollen Trails eine gute Figur zu machen. Das frisch entwickelte Giga hat den bereits vom Reactor und Mega bekannten neuen Look von Nukeproof erhalten und der schicke Carbonrahmen soll für mehr als nur den ein oder anderen Hingucker sorgen.

Das neue Nukeproof Giga 2021 im Detail

Beim neuen Giga setzt Nukeproof ausschließlich auf Carbon als Rahmenmaterial, und das in allen drei Ausstattungsvarianten. So wollen die Briten trotz massig Federweg und robuster Ausstattung das Gewicht niedrig halten. Unser Top-Modell Giga Factory bringt es daher lediglich auf 15,64 kg in Größe XL. Alle Modelle kommen bereits von Werk aus mit Rahmenschutzfolie, die unnötige Kratzer und Beschädigungen vermeiden soll. Auch an weiteren nützlichen Details fehlt es dem Giga nicht und so ist zusätzlich zum integrierten Toolmount am Oberrohr und dem durchdachten Rahmenschutz aus weichem Kunststoff auch das Einbaumaß des Dämpfers direkt auf dem Rahmen angegeben. Alle Züge verlaufen sehr schick im Inneren des Rahmens, allerdings klappern sie gelegentlich. Das lässt sich zum Glück leicht beheben.

Der bereits folierte Rahmen erspart das nachträgliche Anbringen, verhindert Kratzer sowie Lackabplatzer und erhöht den Erhaltungswert.
Der integrierte Carbon-Flaschenhalter ist ein absoluter Hingucker und bietet ausreichend Platz für Flaschen bis zu 750 ml.
Das integrierte Schutzblech schützt Lager und Umlenkung vor unnötigem Dreck und ermöglicht Reifen mit einer Breite von bis zu 2,6”.
Der Rahmen bietet leider nur die Möglichkeit die Bremsleitung der Hinterradbremse auf der rechten Seite einzuführen und so entsteht ein recht enger Bogen.
Der integrierte Bashguard der Kettenführung ist unserer Meinung nach von einem Super-Enduro nicht wegzudenken.
Der geschickt positionierte Toolmount bietet ausreichend Platz, um das Nötigste auf den Trail mitzunehmen.

Der Linkage-Driven Single-Pivot-Hinterbau lässt sich durch einen leicht bedienbaren Hebel in der Endprogression verstellen. Anders als bei den meisten anderen Bikes geht es beim Verstellen des Hauptlagers nicht um die Geometrie, sondern um ein noch genaueres Fahrwerks-Tuning. Denn der Griff zum Verstellhebel ändert hier die Endprogression. Wird der Hebel im sogenannten + Progressive Setting gefahren, steigert sich die Progression laut Nukeproof um 3,5 % auf 29 %. Das entspricht dem Effekt eines zusätzlichen Volumenspacers.

Der Progressionshebel lässt sich zügig mit einem 8 mm Inbus auf dem Trail verstellen und bietet die Chance sich auf die neuen Gegebenheiten der folgenden Strecken einzustellen.
Nukeproof setzt beim Giga auf den leicht erhältlichen SRAM UDH-Hänger.

Die Geometrie und Größen des Nukeproof Giga 2021

Das Giga ist in fünf Rahmengrößen erhältlich – dadurch sollten alle Fahrer zwischen 159 und 201 cm eine passende Größe finden können.. Das von uns getestete Nukeproof Giga 290 Factory Modell in Größe XL hat perfekt für unsere Tester gepasst, die alle zwischen 186 und 190 cm groß sind. Praktischerweise hat der Hersteller die Reach-Werte passend gewählt; auch ein Blick darauf kann helfen, die richtige Größe zu finden.. Unser Modell in XL kommt mit einem Reach von 495 mm. Die Kettenstreben sind in allen Größen einheitlich 445 mm und liegen somit auf der längeren Seite. Das soll für Stabilität sorgen, besonders bei schnellen Trails. Das Team von Nukeproof konstruiert seine Rahmen auch in Bezug auf die Sitzposition und verspricht auch größeren Fahrern eine zentrale Position über dem Tretlager. Möglich macht das der steiler werdende Sitzwinkel, der bei wachsender Rahmengröße für eine optimale Gewichtsverteilung beim Treten sorgen soll. Außerdem bietet das relativ niedrig gestaltete Sitzrohr ausreichend Platz, um auch sehr lange Sattelstützen zu verbauen.

Die Geometrie des Nukeproof Giga 275

Größe S M L XL XXL
Oberrohr 564 mm 591 mm 610 mm 634 mm 654 mm
Sattelrohr 380 mm 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77,8° 77,8° 78,0° 78,0° 78,0°
BB Drop 10 mm 10 mm 10 mm 10 mm 10 mm
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
Radstand 1.204 mm 1.233 mm 1.258 mm 1.282 mm 1.307 mm
Reach 435 mm 460 mm 480 mm 500 mm 520 mm
Stack 597 mm 606 mm 615 mm 624 mm 633 mm

Die Geometrie des Nukeproof Giga 290

Größe S M L XL XXL
Oberrohr 565 mm 590 mm 609 mm 631 mm 653 mm
Sattelrohr 380 mm 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77,8° 77,8° 78,0° 78,0° 78,0°
BB Drop 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Radstand 1.216 mm 1.241 mm 1.265 mm 1.290 mm 1.314 mm
Reach 430 mm 455 mm 475 mm 495 mm 515 mm
Stack 622 mm 622 mm 631 mm 640 mm 640 mm

Die Nukeproof Giga 2021 Modelle: Preise, Ausstattungsvarianten und Verfügbarkeiten

Im Gegensatz zu den Ausstattungsvarianten der bestehenden Modellpalette wird es beim Giga keine am Race-Team-Bike angelegte RS-Variante mit etwas mehr Federweg an der Gabel geben. Nukeproof setzt hier lediglich auf drei Ausstattungsmodelle und eine Frame-Only-Option. Als Top-Modell wird die Factory-Version auf den Markt kommen, gefolgt von Elite- und Comp-Modellen. Die Preisspanne der Komplett-Bikes beträgt 4.699 €–6.999 €. Das Rahmenkit wird für 3.299 € angeboten. Verfügbar sind die Bikes ab dem 27. Januar 2021.

Nukeproof Giga Factory 2021 | 180/170 mm Federweg (v/h) 15.64 kg (Größe XL) | 29” | 6.999 €

Das von uns getestete Giga 290 Factory-Modell kommt mit einer FOX 38 Factory GRIP2-Gabel und einem FOX FLOAT X2 Factory-Dämpfer. Passend dazu gibt es Shimano XT-Vierkolbenbremsen mit 203-mm-Bremsscheiben und gleichnamiger 12-fach-Schaltgruppe. Der ausgesprochen stabile DT Swiss E1700 Aluminium-Laufradsatz ist mit Michelin Wild Enduro-Reifen in 2,4” Breite und der relativ weichen Gum-X3D-Gummimischung bestückt. Die BikeYoke-Sattelstütze rundet das stimmige Gesamtpaket ab. Beim Rest der Anbauteile setzt Nukeproof auf hauseigene Parts und so kommt der 25-mm-Aluminium-Rise-Lenker in 800 mm Breite und mit weichen Sam Hill Signature-Griffen.

Nukeproof Giga Elite 2021 | 180/170 mm Federweg (v/h) | 29” | 5.799 €

Das 5.799 € teure Nukeproof Giga Elite steht dem Factory-Modell in fast nichts nach. Die FOX 38 Performance Elite-Federgabel gleicht dem Factory-Modell in Sachen Fahrperformance stark, sie kommt nur ohne die Kashima-Beschichtung aus. Auf die Einstellbarkeit von High-Speed-Rebound und Kompression muss man beim FLOAT X2-Dämpfer allerdings verzichten. Auch die etwas schwerere Shimano SLX-Bremse und -Schaltung arbeitet, mit Ausnahme der Multi-Release-Schaltfunktion, wie die XT-Variante im Topmodell. Abstriche muss man lediglich bei der Variostütze und dem schwereren DT Swiss E1900 SPLINE-Laufradsatz machen. Cockpit und Reifen sind die gleichen wie beim Factory-Modell. Von allen neuen Nukeproof Giga-Modellen liefert das Elite auf dem Papier das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nukeproof Giga Comp 2021 | 180/170 mm Federweg (v/h) | 29” | 4.699 €

Beim 4.699 € günstigen Ausstattungsmodell Comp wird die Einsteigergabel RockShox ZEB R verbaut, die nur eine Rebound-Verstellung ermöglicht. Kombiniert wird sie mit einem RockShox Super Deluxe Select R ohne Lockout-Hebel – schade, denn genau die Funktion haben wir beim Test unseres Top-Modells häufig für längere Uphills benutzt. Bei Antrieb und Bremse hat das Team von Nukeproof erneut Shimano-Parts gewählt und die DEORE-Vierkolbenbremse arbeitet mit der DEORE 12-Speed-Schaltgruppe zusammen. Doch auch bei der günstigsten Variante werden die hochwertigen Michelin Wild Enduro-Reifen verbaut.

Das Nukeproof Giga 290 2021 Factory auf dem Trail

Wir hatten bereits die exklusive Chance, das neue Nukeproof Giga 290 2021 Factory-Modell für 6.999 € knapp zwei Monate lang zu testen. Auf unseren schnellen Hometrails in Stuttgart, auf verblockten Trails im Schwarzwald und auf fetten Jumplines musste sich das Giga in dieser Zeit unter Beweis stellen. Dabei wurde schnell klar: Am liebsten fährt das Giga über Forststraßen zum Traileinstieg, dort lässt es sich dank seiner zentralen Sitzposition und des niedrigen Gesamtgewichts angenehm treten. In steileren Uphill-Passagen im Stehen und allgemein im Wiegetritt raubt der wippende Hinterbau einiges an Kraft. Bergab glänzt das Nukeproof Giga durch eine tiefe im Bike integrierte und stabile Fahrerposition, die viel Vertrauen bei Highspeed aufbaut und den Eindruck verschafft, mit allem klarzukommen, was der Trail zu bieten hat.

The stoke…
…is real!

Der gute Gegenhalt in Anliegern lässt das Bike trotz sehr viel Federweg um Kurven fliegen und der schier unendliche Grip sorgt für eine Menge Sicherheit auf dem Trail. Das potente Fahrwerk lädt trotz seiner Schluckfreudigkeit dazu ein, an Kanten abzuziehen, und bietet durch sein starken Gegenhalt ausreichend Pop dazu. Härtere Einschläge nimmt das Giga solide hin und vermittelt Downhill-Bike-Feeling. Stellt man den Hebel im Rahmen auf das progressivere Setting, spürt man zusätzlich zum etwas tiefen Stand im Bike ein Extra an Support zum Ende des Federwegs. Das Rad hält dadurch selbst bei schnell aufeinanderfolgenden großen Stufen oder Schlägen sehr gut die Balance und bietet auch am Ende einer harten Sektion den nötigen Gegenhalt, um beispielsweise größere Anlieger ohne Einknicken zu meistern. Bei engen und langsamen Trails fehlt es dem Giga an Wendigkeit. Dennoch lässt es sich mit einem höheren Kraftaufwand und dank seines relativ geringen Gewichts mit Präzision um Ecken zirkeln. Werden die Trails flach, ist das Giga schnell unterfordert – daran kann man sehen, dass es einfach nicht für Flowtrails konstruiert wurde. Wer allerdings das Plus an Sicherheit sucht und meistens mit dem Shuttle oder dem Lift den Berg erklimmt, wird mit dem Giga eine Menge Spaß haben.

Dicke Steine und steile Passagen sind für das Nukeproof Giga kein Problem.
Oben gab’s Schnee …
… und unten Flow

Mega vs. Giga – Geschwister oder doch ein ganz neues Bike?

Den Vergleich des Giga mit dem ebenfalls neuen Nukeproof Mega konnten wir uns nicht verkneifen. Das Mega gilt als Race-Enduro im Nukeproof-Lineup und macht zusätzlich einen starken Eindruck mit Allround-Eigenschaften. Wenn es um die Klettereigenschaften der Bikes geht, wird schnell klar, dass das Mega hier den Punkt für sich entscheidet und den wesentlich ruhigeren Hinterbau aufweist. Doch sobald es bergab geht, zeigen beide Räder die gewohnten positiven Eigenschaften eines satten und potenten Fahrwerks, beide vermitteln unglaubliche Sicherheit und eine Menge Grip. Während das Mega auf flacheren Trails mit extra viel Spritzigkeit glänzt, spielt das Giga seine Stärken im Steilen und im harten Terrain aus. Für den Enduro-Renneinsatz würden wir meist zum Mega greifen und nur bei wirklich anspruchsvollen, abfahrtslastigen Events wie der EWS Whistler das neue Giga wählen. Wer jedoch oft im harten Gelände und Bikepark unterwegs ist, hat mit dem Giga genau das richtige Rad gefunden. Das neue Giga 290 Factory kostet lediglich 100 £ mehr als das gleich ausgestattete Mega 290 Factory, jedoch steigen die Euro-Preise durch die momentane Situation enorm für alle Kunden, die nicht in Großbritannien leben. Weitere Informationen zum Bike-Boom in der Krise findet ihr hier.

Up up we go.
Wir können nicht anders.
Helm Giro Montaro | Shampoo Schwarzkopf Schauma Frucht & Vitamin | Jersey Monserat J01 Jersey | Pants Specialized Demo Pro Pants | Schuhe Shimano SH-AM9

Fazit

Das neue Giga hat sich seinen Platz im Nukeproof-LineUp definitiv verdient und steht als großer Bruder des Mega gut da. Wer Downhill-Bike-Feeling mit Singlecrown sucht, wird hier definitiv fündig. Das satte Fahrwerk bietet hohes Vertrauen und Stabilität mit ausreichend Gegenhalt für Airtime. Für den Großteil der Enduro-Rennen – EWS inklusive – wird das Mega zwar die bessere Wahl sein. Wer aber mehr Sicherheit sucht und meist shuttelt oder den Lift nimmt, wird mit dem Giga viel Spaß haben.

Tops

  • sattes und vertrauenserweckendes Fahrwerk
  • schicker Look; bereits mit Rahmenschutzfolie bestückt
  • zügig verstellbare Endprogression des Hinterbaus
  • coole Features am Rahmen

Flops

  • Kabelports und Zugverlegung am Cockpit
  • Lager lockern sich schnell (wir empfehlen etwas LOCTITE)

Mehr Infos: https://nukeproof.com/


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!