Das Pivot Switchblade steht für Vielseitigkeit – auf dem Trail, bei der Ausstattung und bei der Wahl der Laufradgrößen. Wir waren beim Launch des neuen Switchblade 2020 auf Gran Canaria und haben herausgefunden, ob das edle Bike seinen Ruf als „one bike for all“ in der heutigen Zeit behaupten kann.

Pivot Switchblade Pro XT/XTR | 160/142 mm (v/h) | 13,8 kg (Herstellerangabe) | 7.649 €

Pivot-Fans werden sich freuen, denn das Warten hat ein Ende. Die Amerikaner haben das neue Switchblade voller Stolz auf Gran Canaria präsentiert. Moderner, potenter und mit jeder Menge Liebe zum Detail – das sind wohl die besten Worte, um die Neuerungen schnell zusammenzufassen. In einer Zeit, in der Enduros zu immer krasseren Ballermaschinen werden, rücken Trail-Bikes nach, werden immer potenter und sind die wahren Alleskönner. Und diesen Anspruch hat auch das Switchblade: Mit 160 mm an der Front und 142 mm am DW-Link-Hinterbau haben die Amerikaner ihrem Allround-Talent mehr Federweg spendiert. Um die Modernisierung passend abzuschließen, wurde dem Switchblade auch eine potentere und längere Geometrie verpasst. Die bekannten Features des Vorgängermodells, wie der Flip-Chip und die 27,5+ Kompatibilität, sind auch für 2020 wieder mit an Bord. Wir sind das Switchblade als 29er in der Pro XT/XTR-Version für 7.649 € gefahren.

Das Pivot Switchblade im Detail

Ja es ist Fakt: Das Switchblade ist ziemlich teuer, dafür aber auch verdammt schick. Es weiß mit seinen elegant geformten Carbon-Rohren und der cleanen Designsprache auf Anhieb zu gefallen. Die taillierten Sitzstreben sind nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch wegen dem Super Boost Plus-Hinterbau notwendig. Sie sorgen auch für enorme Reifenfreiheit und ausreichend Platz für die Fersen, um hässlichen Schuhabrieb am Rahmen zu vermeiden. Dank des Flip-Chips hat man die Qual der Wahl: High- oder Low-Setting, 27,5+, mullet oder 29” – alles ist möglich, und mit dem jeweils richtigen Steuersatzschalen bleibt die Geometrie 1:1 erhalten.

Tool-Integration
Neben dem Flaschenhalter, gibt es weitere Anschraubpunkte auf der Unterseite des Unter- und des Oberrohrs für die Integration von Tools. Diese will Pivot bald selbst auf dem Markt bringen.
Laut, lauter, Shimano XT-Bremse
Die XT-Bremsbeläge klappern extrem. Um die Trails von Gran Canaria in Ruhe genießen zu können, haben wir Beläge von TRP montiert.
Neues Dämpfer-Design
Beim neuen Switchblade ist der Dämpfer in der Waagerechten gewandert. Dadurch steht einer modernen Geometrie mit tief gezogenem Oberrohr nichts mehr im Weg.
Sexy Formen inkl. Funktion
Der taillierte Hinterbau ermöglicht die Reifenfreiheit bis 2,6” bei 29” Rädern und bis 2,8” bei 27,5” Bereifung. Der Super Boost Plus-Standard macht Laufradwechsel aber nicht gerade einfach.

Um bei allen Rahmengrößen eine große Flasche im Rahmendreieck transportieren zu können und gleichzeitig eine moderne Geometrie mit tief gezogenem Oberrohr und kurzem Sitzrohr zu ermöglichen, ist der Dämpfer aus der Waagerechten in die Vertikale gewandert. Das spart laut Pivot zudem Gewicht und ermöglicht die einfachere Integration des FOX Live Valve-Systems. Pivot bietet das moderne elektronische Fahrwerk als Upgrade-Kit in der Team- und Pro-Version an. Der bei allen Modellen verwendete DPX2-Dämpfer, der 142 mm Federweg am Heck generiert, wurde zusammen mit FOX überarbeitet, wobei viel an der Dämpfung optimiert wurde. Wie man es von einer edlen Marke erwartet, ist die Verarbeitungsqualität hoch. Trotz super Kettenstrebenschutz und effektiver Kabelklemmung macht das von uns gefahrene Pro XT/XTR-Modell richtig Lärm. Grund dafür sind die klappernden Bremsbeläge der XT-Scheibenbremse. Während unseres Tests auf Gran Canaria haben wir die Unruhestifter gegen Belege von TRP getauscht, um die rauen Abfahrten in absoluter Stille genießen zu können.

Die elegant geformten Rohre, das edle Design und die hohe Verarbeitungsqualität lösen den Haben-Will-Effekt aus

Custom-Dämpfer
Um die Performance zu verbessern, wurde am DPX2-Dämpfer zusammen mit FOX die Dämpfung optimiert. Zudem verbaut Pivot einen praktischen SAG-Indikator.
Griffe à la Pivot
Neuerdings produziert Pivot auch ihre eigenen Griffe mit angenehmen Dämpfungseigenschaften. Die Besonderheit: außen 2 mm dicker als innen und oval.
Geräuscharm
Der Kettenstrebenschutz ist effektiv und schützt sogar die Sitzstrebe

Moderner und potenter – Die Geometrie des Pivot Switchblade

Die Geometrie des Switchblade wurde grundlegend modernisiert. Ein kurzes Sitzrohr und ein tief gezogenes Oberrohr ermöglichen nicht nur eine Sattelstütze mit viel Hub, sondern erhöhen auch die Bewegungsfreiheit. Im Vergleich zur Vorgängerversion wurde die Front höher, der Reach in Größe L 10 mm länger, der Sitzwinkel 1° steiler und der Lenkwinkel 1° flacher. Das lässt schon vermuten, dass das neue Switchblade in der Abfahrt potenter und beim Klettern effektiver geworden ist. Im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz ist die Geometrie nicht auf der extremen Seite, sondern spiegelt das Mittelmaß eines modernen Trail-Bikes wider. Lediglich die Länge der Kettenstreben ist mit 431 mm recht kurz und die Tretlagerabsenkung von 28 mm in der tiefen Einstellung recht gering. Im Low-Setting wird der Lenk- und Sitzwinkel um 0,5° geändert. Das Bike gibt es in fünf Rahmengrößen von XS bis XL.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 343 368 394 432 470
Oberrohr 569 mm 592 mm 620 mm 638 mm 661 mm
Steuerrohr 85 mm 90 mm 102 mm 108 mm 120 mm
Lenkwinkel (low/high) 66/66,5° 666/66,5° 66/66,5° 66/66,5° 66/66,5°
Sitzwinkel (low/high) 75,5/76° 75,5/76° 75,5/76° 75,5/76° 75,5/76°
Kettenstrebe 431 mm 431 mm 431 mm 431 mm 431 mm
Tretlagerabsenkung (low/high) 28/19 mm 28/19 mm 28/19 mm 28/19 mm 28/19 mm
Radstand 1147 mm 1169 mm 1.193 mm 1.216 mm 1.241 mm
Reach 410 mm 430 mm 455 mm 470 mm 490 mm
Stack 610 mm 614 mm 625 mm 630 mm 641 mm

SRAM oder Shimano? Ihr habt beim Pivot Switchblade die freie Wahl

Pivot bietet das Switchblade in drei Ausstattungsvarianten an: Pro, Team und Race. Bei allen drei habt ihr die Wahl zwischen einer Ausstattungsvariante mit Komponenten von Shimano oder SRAM. Zudem besteht bei der Pro- und Team-Variante die Upgrade-Option auf das FOX Live Valve. Das kostet euch mit 2.200 € aber einen ganz schönen Haufen Scheine. Nach unseren Tests in der Vergangenheit würden wir euch bei einem potenten Trail-Bike jedoch nicht dazu raten. In jeder Ausstattungsvariante könnt ihr bestimmen, ob das Bike mit 27,5”- oder 29”-Laufrädern kommt. Während bei der 29”-Variante MAXXIS Minion DHF/DHR in 2,4”- bzw. 2.5”-Breite mit EXO-Karkasse zum Einsatz kommen, sind auf der kleineren Laufradvariante 2,8” MAXXIS Rekon mit EXO-Karkasse aufgezogen. Unserer Meinung nach kann man mit einem Reifenwechsel noch einiges aus dem Bike herausholen. In der Pro-Version habt ihr die Möglichkeit, ein Upgrade auf Reynolds Blacklabel Enduro Carbon-Laufräder durchzuführen. Unser Test-Bike war die Pro XT/XTR-Version in Größe L mit 29” DT Swiss M1700-Laufrädern, FOX Factory-Fahrwerk mit GRIP2-Kartusche, XT-Scheibenbremsen und FOX Transfer-Sattelstütze mit 175 mm Hub. Und natürlich ausgestattet mit dem überarbeiteten FOX Factory DPX2-Dämpfer. Damit kommt das Rad auf einen Preis von satten 7.649 €. Wir empfehlen die Pro-Ausstattung, denn die Race-Versionen, die ab 6.199 € erhältlich sind, kommen mit der schlechteren GRIP-Kartusche in der Gabel. Wer das Geld für ein High-End-Bike ausgibt, sollte keine Kompromisse beim Fahrwerk eingehen.

Team XX1 AXS Team XTR Pro X01 Pro XT/XTR Race X01 Race XT
Gabel FOX 36 Factory FIT GRIP 2 160 mm FOX 36 Performance GRIP 160 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory FOX DPX2 Performance
Bremsen SRAM G2 Ultimate Shimano XTR SRAM G2 RSC Shimano XT SRAM Guide RE Shimano SLX
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS Shimano XTR SRAM X01 Eagle Shimano XT/XTR SRAM X01/GX Eagle Shimano XT/SLX
Laufräder Reynolds Blacklabel Enduro (29″) / Reynolds Blacklabel 27,5 Plus (27,5″) DT Swiss M1700 (29″) / M1700 (27,5″) DT Swiss M1900 (29″) / M1700 (27,5″)
Reifen Maxxis Minion DHF 2.5 WT / DHRII 2.4 (v/h) – EXO/MaxxTerra (29) / Maxxis Rekon 2.8 – EXO/MaxxTerra (27,5+)
Sattelstütze FOX Transfer Factory 100 mm (XS), 125 mm (S), 150 mm(M) 175 mm (L, XL) FOX Transfer 100 mm (XS), 125 mm (S), 150 mm(M) 175 mm (L, XL)
Preis 11.849 € 10.149 € ab. 8.249 € ab. 7.649 € ab. 6.549 € ab. 6.0199 €
Neben der von uns gefahrenen Version in Horizont-Blau wird das Switchblade noch in einem schicken Treeline-Grün angeboten

Das Pivot Switchblade auf dem Trail

Wie es die Geometrie schon vermuten lässt, ist das Bike-Feeling super intuitiv. Man fühlt sich auf dem Switchblade sofort wohl und möchte schnellstmöglich auf den Trail. Die hohe Front und der fein ansprechende Hinterbau sorgen für viel Komfort auf dem Weg ins gewünschte Terrain. Gibt man dem Switchblade die Sporen, sprintet es voran wie ein Ross, das mit der Peitsche getrieben wird. Der Anti-Squad ist gut gewählt und der Hinterbau arbeitet im Wiegetritt, ohne viel zu wippen – das Live Valve-System kann man sich hier eigentlich sparen, denn der Griff zu Dämpfer ist ohnehin überflüssig.

Das Pivot beschleunigt willig wie ein junges Ross, dem man die Sporen gibt

Bei dem mit FOX überarbeiteten Modell des DPX2 bringt der mittlere Modus nur eine geringe Veränderung. Der Sitzwinkel positioniert den Fahrer zentral im Bike und sorgt für ein entspanntes Klettern. Technische Uphill-Sektionen machen dank viel Traktion, gepaart mit dem direkten und flinken Charakter, so richtig Spaß. Sobald man sich aber in wirklich steiles Gelände vorwagt, ist entspanntes Klettern nicht mehr möglich. Aufgrund der kurzen Kettenstreben muss das Bike dann mit einem aktiven Fahrstil gefahren werden, um das Vorderrad am Boden zu halten. Die steigende Front ist das Einzigste, was das Bike im Uphill limitiert. Hat man sie aber unter Kontrolle, geht so einiges!

Wie viel Spaß macht das Pivot Switchblade in der Abfahrt?

Geht es bergab wird schnell klar: Das Pivot Switchblade ist vielseitig. Egal ob auf anspruchsvollen, verblockten Trails oder auf flowigen Strecken – beides macht mit dem potenten Trail-Bike jede Menge Spaß. Es ermutigt zum Draufhalten und kommt auf schnellen Downhill-Strecken erst auf richtig rauen Passagen an seine Grenze. Kleine Schläge und Unebenheiten bügelt der Hinterbau problemlos glatt, ohne sich vom Untergrund zu isolieren. Bei Kompressionen ist es stabil und in Kurven behält es seinen Speed bei. Trotz der relativ kurzen Kettenstreben ist das Bike ausgewogen und generiert in Kurven viel Grip auf beiden Rädern. Dank der gut gewählten Endprogression kommt es selbst bei Drops nicht zu Durchschlägen. Große, sich schnell wiederholende Schläge werden allerdings an den Fahrer weitergegeben. Hier fällt auf, dass das Switchblade doch nur 142-mm-Federweg am Heck besitzt. Wer das Bike ausfahren möchte, sollte Reifen mit stärkerer Karkasse aufziehen.

Wird es steil, vermittelt das Switchblade dank der hohen Front und ausreichend Bewegungsfreiheit jede Menge Sicherheit

Tuning-Tipp:Bremsbeläge der XT-Bremse tauschen
| ggf. Reifen mit stabilerer Karkasse aufziehen

Das Switchblade ermutigt an jeder Kante und jedem Stein abzuziehen

Geht es steil bergab, vermittelt die hohe Front und die ausreichende Bewegungsfreiheit viel Sicherheit. Man steht gut integriert im Bike und hat jederzeit alles unter Kontrolle, egal wie technisch es wird. Auf flachen und gebauten Trails profitiert das Switchblade von seinem lebendigen Charakter. Der gute Antritt, das geringen Gewicht und der poppige Hinterbau regen zum Spielen und Pushen an. Es möchte bei jeder Gelegenheit abziehen, liebt es, Kurven anzuflicken und verwandelt nahezu jeden Trail in einer Spielwiese.

Im Downhill ist das Switchblade ein wahres Multitalent und im Uphill ermutigt es, die Grenzen des Machbaren auszuloten.

Das Switchblade konnte auf den rauen Trail von Gran Canaria beweisen, dass es super Allround-Eigenschaften besitzt und in der Lage ist, einiges wegzustecken. Wer immer mit Highspeed unterwegs ist und hauptsächlich ballern möchte, wünscht sich mehr Reserven am Heck – hierfür gibt es dann aber ja das Firebird 29. Ist man nicht auf super rauen Trails unterwegs, ist es eine Wucht! Jeder, der das Switchblade aktiv fährt, wird aus dem Grinsen nicht mehr herauskommen.

Helm: MET Roam | Knieschoner: iXS FLOW ZIP | Jersey: iXS VIBE B.1 | Shorts: iXS TEMA | Schuhe: ION Raid Amp II

Unser Fazit zum Test des 2020er-Pivot Switchblade

Pivot hat sein Multitalent Switchblade sinnvoll überarbeitet und den Charakter modernisiert. Egal ob technische Singletrails oder gebaute Flowtrails, das Switchblade macht eine super Figur und steht für Fahrspaß pur. Der überarbeitete DW-Link-Hinterbau und die ausgewogene Geometrie sorgen für Traktion, Spieltrieb und effektive Uphill-Eigenschaften. Die kurzen Kettenstreben erfordern im steilen Gelände bergauf allerdings eine aktive Fahrweise.

Tops

  • super Fahrwerk
  • effektive Klettereigenschaften
  • verspielt und zugleich potent
  • edles Design und hohe Verarbeitungsqualität

Flops

  • kurze Kettenstreben limitieren Uphill-Performance
  • laute XT-Scheibenbremse

Für mehr Infos besucht pivotcycles.com


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Text: Fotos: Stephan Peters, Jonas Müssig