Mit dem neuen Propain Hugene 2021 stellt die Kultmarke aus Ravensburg ihr überarbeitetes Trail-Bike vor. Mit neuem Design, neuer Kinematik, mehr Federweg und bekannten Individualisierungsoptionen über den hauseigenen Konfigurator verspricht das optisch super sexy wirkende Bike Großes. Wir verraten euch in unserem ersten Test, was das neue Propain Hugene 2021 kann.

Propaine Hugene 2021 | 140/140 mm Federweg (v/h) | 13,18 kg (Größe L)
7.114 € | Hersteller Website

„One bike to rule them all“ – klingt ziemlich verlockend, nicht? Die Jungs der württembergischen Kultmarke Propain wissen, wie man Interessen weckt. Durch seinen neuen Look und dem frisch überarbeiteten Carbon-Rahmen ähnelt das neue Hugene nun seinen großen Brüdern Tyee und Spindrift. Mit längerem Reach, mehr Federweg und aggressiverer Geometrie verspricht das leichte Trail-Bike ordentlich Performance im Up- und Downhill und soll von flotten Trail-Runden, Tagestouren bis hin zum Alpencross alles mitmachen. Wer möchte, bekommt sogar ein Upgrade auf 150 mm Federweg an der Front und kann seinen eigenen Schriftzug auf dem Oberrohr gestalten.

Das neue Propain Hugene 2021 im Detail

Das neue Propaine Hugene kommt wie sein Vorgänger mit 29”-Laufrädern und dem von Propain entwickelten Pro10-Federungssystem. Mit 10 mm mehr Federweg im Heck und überarbeitetem Carbon-Rahmen verspricht es potenter im Downhill und effizienter im Uphill zu sein. Der zugunsten des Gewichts neu konstruierte Rahmen enthält jetzt auch eine Wippe aus Carbon.

Propain bietet, wie viele andere Marken auch, eine Halterung für zusätzliche Tools.
Austauschbarer Ketten-
und Unterrohrschutz – top!
Das Upgrade der Zugführung sieht besser aus und bietet mehr Schutz für die Leitungen.

Alle Züge verlaufen mit Führungen innerhalb des Rahmens und kommen nun oberhalb des Tretlagers heraus, um unnötige Schäden zu vermeiden und einen sauberen Look zu ermöglichen. Die Lager des Rahmens erhalten wie bei den Modellen Tyee und Spindrift die von Propain entwickelten „Dirt-Shields“, welche mehr Schutz vor Staub, Dreck und Wasser bieten sollen. Ebenfalls wird das von SRAM entwickelte und auf dem breiten Markt erhältliche UDH-Schaltauge verbaut.

Die Propain „Dirt-Shields” sollen vor Dreck und Wasser schützen.
Schöner Look durch die kabellose SRAM AXS-Schaltgruppe

Die Geometrie des Propain Hugenes 2021

Der überarbeitete Carbon-Rahmen bietet so einige Neuerungen in Sachen Geometrie und Fahrwerk. Das in vier Größen von S–XL erhältliche Hugene rollt auf 29”-Felgen, jedoch wurden Reach, Sitzwinkel und Kettenstrebenlänge auf das erweiterte Einsatzgebiet angepasst. Mit 20 mm mehr Reach und einem Lenkwinkel von 65° soll es mehr Stabilität im Highspeed, mit wenig Abstrichen auf langsamen Trails bieten. Alle Größen besitzen eine 445 mm lange Kettenstrebe, die in Kombination mit dem um 2,5° gesunkenen Lenkwinkel ausgewogene Balance verspricht. Auch der effektive Sitzwinkel wurde verändert: Er wurde auf 76,5° gehoben, wodurch Propain eine Optimierung der Sitzposition im Uphill erreichen möchte.

Hier die Geometrie des Propain Hugenes 2021 140 mm auf einen Blick:

Größe S M L XL
Oberrohr 577 mm 604 mm 631 mm 659 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
BB Drop 34 mm 34 mm 34 mm 34 mm
Kettenstreben 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Radstand 1184 mm 1213 mm 1242 mm 1271 mm
Reach 430 mm 455 mm 480 mm 505 mm
Stack 612 mm 621 mm 630 mm 640 mm

Was bietet der Konfigurator und wie viel kostet das neue Hugene?

Custom-Bikes sind eine geile Sache und Propain bietet mit ihrem eigenen Konfigurator die Möglichkeit, jedes Bike direkt beim Kauf individuell hinsichtlich Ausstattung und Design zu gestalten. Zudem werden drei vorgefertigte Ausstattungsvarianten angeboten, die nach eigenen Vorlieben verändert werden können. Als Einstieg bietet Propain das für 3.399 € erhältliche Modell „Start“, gefolgt von den Modellen „Performance“ (4.549 €) und „Highend“ (7.114 €). Falls etwas mehr Federweg gewünscht ist, bietet Propain in allen Varianten die Möglichkeit, eine 150 mm FOX 36 Factory GRIP2 zu verbauen.

Das „Start“-Modell des Propain Hugene kommt mit einer RockShox Pike Select RC, an der sich Lowspeed Zug- und Druckstufe feintunen lassen. Als Dämpfer wird der RockShox Deluxe Select+ RT verbaut – somit ist selbst beim Einsteigermodell die Möglichkeit eines Lockouts gegeben.
Bei dem „Performance“-Modell bietet Propain zwar die RockShox Pike Ultimate RCT3 an, jedoch hat diese einen für das Bike unnötigen Lockout und die etwas schlechter einstellbare Charger-Kartusche verbaut. Als Dämpfer findet sich hier der RockShox Deluxe Ultimate RCT.

Unser Test-Bike kam in der Version „Highend“, bei der Propain auf ein FOX-Fahrwerk setzt. Wir haben eine FOX 34 Factory GRIP2 verbaut, in Kombination mit dem FOX DPX2 Factory-Dämpfer, der eine starke Performance liefert. Leider ist die FOX 34 Factory GRIP2-Gabel im Konfigurator nicht wählbar. Als Bremse setzt Propain hier, wie auch bei den anderen beiden „Komplett-Bikes“, auf eine SRAM G2-Bremse. Wir würden jedoch für mehr Power ein Upgrade zu Formula Cura 4 oder Magura MT7 empfehlen. Auch beim Antrieb wird auf SRAM-Komponenten gesetzt, was ein einfaches Kombinieren der einzelnen Teile der Schaltgruppe ermöglicht. In der Version „Highend“ ist so auch die elektronische, kabellose SRAM AXS X01-Schaltung wählbar. Als eher hinderlich sehen wir die Wahl der Lenkerbreite, die bei allen Modellen mit 805 mm sehr groß ausfällt und somit ein nachträgliches Kürzen erfordert. Ebenso kommen die montierten Schwalbe Nobby Nic SuperTrail im gröberen Gelände sehr schnell an ihre Grenzen. Wir empfehlen das kostenlose Update zur Schwalbe Magic Mary/Big Betty-Kombination.
Ebenfalls lässt Propain freie Wahl bei der Anpassung der restlichen Parts an eurem Bike. So kann man von verschiedenen Sattelstützenlängen bis hin zur Decal-Farbe auf dem Oberrohr alles wählen – top! Das neue Hugene wird es dann ab dem 2. Februar 2021 zu bestellen geben.

Das Propain Hugene 2021 auf dem Trail

„One bike to rule them all“ verspricht Propain und weckt damit hohe Erwartungen. Bei winterlichen Bedingungen haben wir einen ersten Fahreindruck gesammelt. Für gewöhnlich gilt „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, doch das neue Hugene vermittelt auch im Uphill puren Spaß. Die Lockout-Funktion des Dämpfers haben wir nur selten gebraucht und der sehr ruhige Hinterbau wippt trotz offener Compression kaum. Ebenfalls laden der steilere Sitzwinkel und das niedrige Gewicht in Kombination mit einem hohen Anti-Squat zu spaßigen Sprinteinlagen und extra Höhenmetern ein und verhindern nerviges Abheben des Vorderrads. Klettern? Kein Problem!

Auch im Wiegetritt bleibt der Hinterbau ruhig.

Oben angekommen glänzt das Hugene durch ein präzises Handling im Downhill. Allerdings wird durch den sehr breiten Lenker unseres Test-Bikes viel Gewicht auf die Front verlagert. Bei nassen und rutschigen Bedingungen wird so der fehlende Grip des Schwalbe Nobby Nic-Reifens verstärkt. Wir haben die Reifen getauscht und so erhält man trotz winterlichen Bedingungen mehr Kontrolle und Bremskraft.

Unsere bevorzugte Art aus der Kurve zu fahren.
Jede Chance für Airtime wird genutzt.

Mit einer aktiven Fahrweise und geübter Gewichtsverlagerung lässt sich das Bike jedoch schnell um enge Turns manövrieren und vermittelt auch im ruppigen Gelände Sicherheit. Der sehr sensible Hinterbau generiert guten Grip und bietet dennoch ausreichend Gegenhalt für Spielereien und kleinere Flugeinlagen. Seine Geometrie lädt dazu ein, das neue Hugene aufs Hinterrad zu ziehen und bietet dennoch genug Balance für grobes Gelände. Im direkten Vergleich zum Hugene der Vorgängerversion wirkt das neue Rad durch seinen etwas flacheren Lenkwinkel ruhiger, deutlich präziser und steifer, ohne jedoch zu hart zu sein.

Mit Präzision durch’s Steinfeld
Auch Spielereien machen mit dem Hugene richtig Bock!

Fazit

Propain hat beim Re-Design seines Hugene nicht nur einen schicken Look, sondern auch einige gelungene Updates in Sachen Geometrie und Fahrwerk erreicht. Die bereits sehr guten Klettereigenschaften des Vorgängers wurden verbessert und die ruhige und präzise Fahreigenschaft schafft ein gelungenes Gesamtpaket. Leider limitieren die Wahl der Reifen und der zu breite Lenker das Potenzial des Bikes, jedoch bietet der Konfigurator ausreichend Möglichkeiten, um die angesprochenen Probleme zu beheben und auf persönliche Ansprüche anzupassen.

Tops

  • sehr präzises Lenkverhalten
  • antrittsneutraler Hinterbau
  • geiler Look mit coolen Features
  • einfach bedienbarer und übersichtlicher Konfigurator

Flops

  • Reifen limitieren das Potenzial des Bikes
  • Lenker sehr breit

Mehr Informationen findet ihr auf der Website von Propain


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Text: Peter Walker Fotos: Jonas Müssig, Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!