Norco hat das brandneue Norco Optic Carbon vorgestellt. Trotz wenig Federweg soll es vor allem bergab so richtig abgehen. Wir haben es auf vielfältigen Trails ausführlich getestet – und uns verliebt!

Norco Optic C2 | 140/125 mm (v/h) | 13,8 kg | 4.399 €

Norco hat das Optic grundlegend überarbeitet und ein aggressives 29”-Trail-Bike mit Carbon-Hauptrahmen auf die Beine gestellt. Mit 125 mm am Heck und 140 mm an der Front fällt der Federweg des Optic für ein Trail-Bike eher gering aus. Dennoch soll es dank seiner Ausstattung und Geometrie aber auch bergab glänzen. Mit 13,8 kg ist das von uns getestete, 4.399 € teure Norco Optic C2 zwar kein Leichtgewicht, soll dank ausgewogener Sitzposition und effizientem Fahrwerk aber auch bergauf eine richtig gute Figur machen.

Das Norco Optic Carbon C2 im Detail

Auf den ersten Blick könnte man das Norco Optic auch mit einem waschechten Enduro-Bike verwechseln. Sowohl die Proportionen des langen und flachen Rahmens als auch die Ausstattung mit Piggyback-Dämpfer und super griffiger Reifenkombination sieht man in der Art selten an Trail-Bikes. Obwohl die Fahr-Performance im Vordergrund steht, fehlt es dem Hauptrahmen nicht an durchdachten Details. Alle Rahmengrößen bieten Platz für eine große Trinkflasche und an einer zusätzlichen Aufnahme im Oberrohr lassen sich problemlos ein Multitool und ein Schlauch befestigen. Alle Kabel werden klapperfrei im Inneren des Hauptrahmens geführt und auch im Bereich der Gelenke am Hinterbau clever verlegt, wodurch Scheuer- oder Klapperstellen ausbleiben. Der Hinterbau wurde anscheinend mit etwas weniger Liebe zum Detail designt. Der viel zu kurze Kettenstrebenschutz kann Kettenklappern und Lackabplatzer nicht verhindern. Hier hilft es, sofort mit etwas Slapper-Tape nachzuhelfen. Auch die etwas grobschlächtigen Schweißnähte passen nicht ganz ins Gesamtbild des sonst hochwertigen Hauptrahmens.

Federgabel RockShox Pike Select Plus
Dämpfer RockShox SuperDeluxe Ultimate DH
Schaltung SRAM GX Eagle 1×12
Bremse Shimano BR-MT520 180/180 mm
Sattelstütze X-Fushion Manic 170 mm
Vorbau Norco 60601 Alloy 45 mm
Lenker TranzX 6061 DB Alloy 760 mm
Laufradsatz Stans Flow S1/DT Swiss 350 29″
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf 2,35”

Sauber und leise
Alle Züge werden klapperfrei im Inneren des Rahmens verlegt.
Nicht konsequent genug
Der Kettenstrebenschutz am Norco Optic C2 ist nicht nur zu kurz, sondern auch aus zu hartem Material gefertigt. Lautes Kettenschlagen und Lackabplatzer sind die Folge. Schade: Ansonsten ist das Optic absolut leise.
Wasser für alle
Eine große 750-ml-Flasche hat bei allen Rahmengrößen Platz im Norco Optic. An den Gusstes im Oberrohr kann man ebenfalls gut Werkzeug und Ersatzteile befestigen.

Norco verzichtet beim Optic C2 bewusst auf Bling-Bling und verbaut robuste Parts, die top Performance auf dem Trail liefern.

Leicht, schnell, griffig
Die Reifenkombination aus Schwalbes Hans Dampf hinten und dem super griffigen Magic Mary an der Front steht dem Optic hervorragend. Schwerere Fahrer sollten am Hinterrad aber einen Reifeninsert installieren, um Pinch-Flats der dünnen Karkasse zu vermeiden.
Gut und günstig
Die Shimano Vier-Kolben-Bremse bietet trotz kleiner 180-mm-Scheiben vorne wie hinten genügend Bremskraft und eine gute Modulation. Nach dem Entlüften wandert auch der Druckpunkt der Hinterradbremse nicht mehr.
Volle Performance
Der RockShox Super Deluxe DH wurde speziell für das Norco Optic angefertigt. Fette Drops macht er genauso mit wie ewig lange Wurzelfelder.

Die Ausstattungsvarianten des Norco Optic

Bei der Ausstattung des von uns getesteten Optic C2 setzt Norco auf maximale Fahr-Performance und verzichtet auf überflüssige Bling-Bling-Teile und übertriebenen Leichtbau. Das Fahrwerk mit eigens angefertigtem Super Deluxe DH-Dämpfer und RockShox Pike Select Plus lässt absolut keine Wünsche offen. Die SRAM GX Eagle-Schaltung steht ihrem teureren Pendant in Sachen Schaltperformance in nichts nach und auch die Shimano Vier-Kolben-Bremse lässt zwar das SLX- oder XT-Kürzel missen, beißt aber dennoch ebenso stark zu. Auch die Reifenkombination mit dem schnell rollenden Schwalbe Hans Dampf und dem griffigen Magic Mary an der Front wirkt auf den ersten Moment sehr abfahrtslastig, steht dem Bike aber dennoch hervorragend. Einzig die schwache SnakeSkin-Karkasse am Hinterrad erfordert eine saubere Linienwahl von schwereren Fahrern.

Norco Optic C1

Federgabel RockShox Pike Ultimate
Dämpfer RockShox SuperDeluxe Ultimate DH
Schaltung Shimano XTR
Bremsen Shimano XTR 180/180 mm
Sattelstütze X-Fushion Manic 170 mm
Vorbau Norco 60601 Alloy 45 mm
Lenker Race Face Next R Carbon 760 mm
Laufradsatz Stans Flow S1/DT Swiss 350 29″
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf 2,35”

Norco Optic C3

Federgabel RockShox Pike Select
Dämpfer RockShox SuperDeluxe Ultimate DH
Schaltung SRAM NX Eagle 1×12
Bremsen Shimano BR-MT420 180/180 mm
Sattelstütze X-Fushion Manic 170 mm
Vorbau Norco 60601 Alloy 45 mm
Lenker TranzX 6061 DB Alloy 760 mm
Laufradsatz Stans Flow S1/Novatec 29″
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf 2,35”

Bei allen Modellen setzt Norco mit absoluter Überzeugung auf die Performance des RockShox Super Deluxe DH-Dämpfers, der extra für das Optic designt wurde. Das Einstiegsmodell Norco Optic C3 liegt preislich bei fairen 3.399 € und verzichtet wie das von uns getestete Optic C2 auf jegliches Bling-Bling. Allerdings kommt bei der Pike Select noch die alte Charger RC-Kartusche zum Einsatz. In Sachen Schaltperformance steht die NX-Gruppe der GX in nichts nach, aber die Kassette ist bedeutend schwerer und verfügt über eine etwas geringere Bandbreite. Dennoch ist das 1.000 € günstigere Optic C3 unser geheimer Preistipp. Für 5.499 € ist das Optic C1 mit einer RockShox Pike Ultimate ausgestattet, bei der die High-End Charger 2.1-Dämpfung zum Einsatz kommt. Bei der Schaltung und der Bremse setzt Norco auf Shimanos XTR-Gruppe.

Die Geometrie des Norco Optic

Norco ist davon überzeugt, dass die Gewichtsverteilung auf dem Bike eine elementare Rolle beim Handling spielt. Deshalb wächst nicht nur der Hauptrahmen mit den Größen, auch der Hinterbau wird entsprechend länger, um den Schwerpunkt des Fahrers möglichst zentral zwischen den Reifen zu halten. Norco nennt das Konzept der mitwachsenden Kettenstreben Gravity Tune und kombiniert es mit einem langen Reach, flachen Lenkwinkel, einem relativ steilen Sitzwinkel und tiefen Tretlager.

Größe S M L XL
Sattelrohr 395 mm 415 mm 445 mm 485 mm
Oberrohr 572 mm 605 mm 637 mm 669 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 425 mm 430 mm 435 mm 440 mm
BB Drop 38 mm 38 mm 38 mm 38 mm
Tretlager Höhe 337 mm 337 mm 337 mm 337 mm
Radstand 1.157 mm 1.196 mm 1.235 mm 1.275 mm
Reach 420 mm 450 mm 480 mm 510 mm
Stack 611 mm 620 mm 629 mm 638 mm
Helm Specialized Ambush ANGI | Jacke Scott Trail MTN Stretch 50 Hoody | Knieschoner ION K-Pact ZIP | Schuhe ION Rascal

Das Norco Optic C2 auf dem Trail

Bergauf zeigt das Norco, dass die Uphill-Performance eines Bikes zu einem großen Teil nicht vom Gewicht, sondern vielmehr von der Sitzposition abhängt. Durch den relativ steilen Sitzwinkel positioniert das Optic seinen Fahrer angenehm zentral zwischen den 29”-Laufrädern. Die Sinnhaftigkeit von Mitwachsenden-Kettenstreben mit der Rahmengrößen zeigt sich auch im Uphill. Mit 435 mm (in Größe L) verhindern sie auch an steilen Rampen zusammen mit dem Sitzwinkel, dass das Vorderrad den Bodenkontakt verliert. Auf hartem Untergrund wippt der Hinterbau des Optic minimal unter dem Input des Fahrers, generiert dafür auf losem Terrain mehr als ausreichend Traktion und Vortrieb.

Das neue Norco Optic C2 ist perfekt für sprunglastige, gebaute Trails, die einen hohen Grundspeed haben.

Neigt sich der Trail zurück ins Tal, zeigt das Norco Optic C2, dass es für hohen Speed und maximalen Fahrspaß designt wurde. Auch bergab steht der Fahrer wieder zentral und dank des niedrigen Tretlagers extrem tief im Bike integriert. Das super tief gezogene Oberrohr und der lange Hauptrahmen bieten mehr als ausreichend Bewegungsfreiheit. Richtig verspielt ist das Optic bei langsamen Geschwindigkeiten nicht. Sobald es jedoch schneller zur Sache geht, ist es in seinem Element, überzeugt mit seinem sehr direkten Handling und glänzt dennoch mit viel Laufruhe. Das straffe Fahrwerk vermittelt dabei ein ebenso direktes Feedback vom Untergrund, bietet aber mehr als ausreichend Reserven für große Sprünge und miese Steinfelder. In Kurven und Anliegern ist das Optic super ausgewogen und generiert massig Traktion. Richtig komfortabel ist das Norco Optic C2 zwar nicht, lässt aber dank seiner Reserven deutlich mehr Geschwindigkeit zu, als es andere Bikes dieser Kategorie tun. Und das führt uns unweigerlich zur nächsten Frage:

Tuning-Tipp: Schwere Fahrer greifen am besten zu einem Reifeninsert fürs Hinterrad oder montieren gleich einen Hans Dampf in der Super Gravity-Karkasse.

Für wen ist das Norco Optic geeignet?

Die Ausstattung und die Geometrie des Norco Optic lassen es bereits vermuten: Das Trail-Bike legt seinen Fokus bewusst auf schnelle, harte Abfahrten. Wer ein komfortables Touren-Bike sucht, wird beim Optic nicht fündig. Stattdessen belohnt es aggressive und sportliche Fahrer mit schier endlosen Reserven und viel Laufruhe. Durch den geringen Federweg und das straffe Fahrwerk liefert es außerdem viel Feedback vom Untergrund und spendiert dadurch deutlich mehr Agilität als andere Trail- oder Enduro-Bikes, die auf einfachen, flachen Trails allzu oft im Federweg „versacken“.

Fazit

Das Norco Optic C2 kämpft im Downhill deutlich über seiner Federwegsklasse und kann es bergauf dennoch auch mit richtig vortriebsorientierten Trail-Bikes aufnehmen. Die Ausstattung und das Fahrwerk sind konsequent auf Performance konzipiert. Das Norco Optic C2 ist ein echtes Vollgas-Trail-Bike, das auf gebauten Strecken mit fetten Sprüngen und hohem Trailspeed jede Menge Fahrspaß liefert. Gleichzeitig punktet es auf flachen Trails mit sehr guter Beschleunigung und seinem direkten Fahrverhalten – wer allerdings ein sattes Fahrwerk sucht, sollte sich woanders umschauen.

Tops

  • in Kurven sehr ausgewogen
  • top Fahrwerk
  • souverän bei highspeed und im harten Gelände
  • hoher Fahrspaß auf flachen Trails

Flops

  • ineffizienter Kettenstrebenschutz
  • kein komfortorientiertes Trail-/Touren-Bike

Mehr Informationen findet ihr unter: norco.com


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Text: Fotos: Christoph Bayer