Häufig hört man den Satz: „Ich brauch gar kein so gutes Bike, so gut fahr ich sowieso nicht.“ Wir sagen: Bullshit! Schließlich macht ein gutes Bike aus dir einen besseren Fahrer. Was aber, wenn dir dein neues Bike Angst macht, so wie das Norco Range C9.2 uns bei diesem Test?
Norco hat in den vergangenen Monaten ordentlich Gas gegeben und das eigene Mountainbike Line-up überarbeitet. Neben dem Sight wurde auch das Range grundlegend überarbeitet und ist wahlweise mit 27,5″- oder 29″-Laufrädern verfügbar. Für unseren Test erhielten wir das 5.499 € teure Norco C9.2 mit 150 mm Federweg am Heck und 160 mm in Front. Kontrolliert wird dieser von einem hochwertigen RockShox-Fahrwerk, bestehend aus einem Super Deluxe-Dämpfer und einer Lyrik RC-Federgabel. Ein echter Hit: die edle SRAM X01 Eagle-Schaltung. Die restliche Ausstattung ist funktional. Im Testverlauf zeigten sich aber auch Mängel. Die Race Face-Turbine-Sattelstütze verfügt zwar über einen angenehmen Verstellbereich (150 mm), sackte aber im Verlauf immer mehr weg. Den SRAM Guide RS-Bremsen mit 180-mm-Scheiben fehlt es auf langen Abfahrten an Power und Standfestigkeit und der Auslösewinkel der Race Face-Laufräder erwies sich bei technischen Anstiegen als zu groß. Die MAXXIS Minion DHF 2,5″ WT-Reifen hingegen passen perfekt ins Gesamtkonzept.
Das Norco Range C 9.2 im Detail
Federgabel RockShox Lyrik RC 160 mm
Dämpfer Rockshox Super Deluxe RC3 150 mm
Schaltung SRAM XO1 Eagle
Bremsen SRAM Guide RS
Lenker Race Face Atlas 800 mm
Vorbau Race Face Aeffect 35 mm
Sattelstütze Race Face Turbine Dropper
Reifen Maxxis DHF WT / Maxxis DHR II WT
Naben SRAM MTH
Felgen Race Face AR 30
Die Geometrie des Norco Range C 9.2
Norco legt beim Design des Bikes viel Wert auf die richtige Balance und verändert daher nicht nur die Länge des Hauptrahmens je nach Rahmengröße, sondern auch die des Hinterbaus (Gravity Tune). So wachsen die Kettenstreben bei jeder Rahmengröße um 5 mm. In Größe Large besitzt das Range C9.2 einen Reach von 461 mm und einen Hinterbau von 435 mm. Das Ganze wird gepaart mit einem flachen 65,5°-Lenkwinkel, einer Tretlagerabsenkung von 33 mm und einem aktiven Hinterbau – das ergibt schon auf dem Papier ein äußerst potentes Bike.
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sitzrohr | 435 mm | 470 mm | 510 mm |
Horizontale Oberrohrlänge | 607 mm | 637 mm | 667 mm |
Steuerrohrlänge | 90 mm | 94 mm | 104 mm |
Lenkwinkel | 65,5 ° | 65,5 ° | 65,5 ° |
Sitzwinkel (effektiv) | 74,5 ° | 74,1 ° | 73,7 ° |
Kettenstreben | 430 mm | 435 mm | 440 mm |
Tretlagerhöhe | 340 mm | 340 mm | 340 mm |
Radstand | 1187 mm | 1217 mm | 1249 mm |
Reach | 437 mm | 461 mm | 483 mm |
Stack | 614 mm | 618 mm | 627 mm |
Das Norco Range C 9.2 auf dem Trail
Klar, das Norco Range C9.2 ist eine Abfahrtsmaschine, dennoch muss das Bike sich aber auch bergauf beweisen. Die Sitzposition ist komfortabel und dank des steilen Sitzwinkels auch angenehm zentral. Das Fahrwerk arbeitet effizient, ohne nerviges Wippen, und vermittelt guten Vortrieb. Mit 14,4 kg geht das Gewicht in Ordnung und so pedaliert man mit dem Bike entspannt bergauf. In technischen Sektionen muss man aber etwas auf seine Pedalstellung achten, um nicht an Steinen aufzusetzen.
Der Grund für unsere geweiteten Pupillen und die schwitzigen Hände offenbart sich in der Abfahrt. Das Norco läuft bei Highspeed wie auf Schienen und erst, wenn es nahezu zu spät ist, realisiert man als Fahrer, wie schnell man doch gerade auf die nächste Kurve zuheizt. Hat man in solchen Momenten nur die nicht gerade kraftvollen SRAM Guide-Bremsen am Start, dann sorgt das auf anspruchsvollen Trails für ordentlich Herzklopfen. Größere Bremsscheiben schafften jedoch zumindest zum Teil Abhilfe. Trotz seiner enormen Laufruhe fährt sich das Range C9.2 auch in Kurven nicht behäbig, erfordert aufgrund der kurzen Kettenstreben jedoch etwas Nachdruck und einen aktiven Fahrstil, um genügend Druck und damit Grip am Vorderrad zu erzeugen. In steilen Abfahrten wäre außerdem ein etwas längeres Steuerrohr wünschenswert. Abhilfe kann hier ein Lenker mit mehr Rise schaffen. Er erhöht die Front, ohne den Reach zu beeinflussen, und bringt so noch mehr Sicherheit und Kontrolle im steilen Terrain. Das Fahrwerk des Range ist über jeden Zweifel erhaben und arbeitet sehr feinfühlig und definiert. Gerade der Dämpfer vermittelt ständig das Gefühl, über viel mehr als 150 mm Federweg zu verfügen und harmoniert sehr gut mit der RockShox Lyrik-Federgabel. Die breiten MAXXIS-Reifen begeistern nicht nur mit ihrem sehr guten Grip, sondern auch mit den angenehmen Dämpfungseigenschaften.
Fazit
Jeder, der ohne großes Training bergab schneller werden will, wird beim neuen Norco C9.2 fündig. Es ist ein Bike, mit dem selbst die härtesten Trails ihren Schrecken verlieren. Allerdings erfordert es einen aktiven Fahrstil. Racer werden es lieben, weniger versierte Fahrer sollten beim Kauf am besten noch einen Fahrtechnikkurs buchen.
Stärken
– bei Highspeed eine Macht!
– sehr sicheres Handling
– gute Preis-Leistung
Schwächen
– benötigt einen aktiven Fahrstil
– Bremsen unterdimensioniert
– defekte Sattelstütze
Mehr Infos findet ihr unter: norco.com
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