Ausgabe #033 Test

The Lab: Öhlins RXF 36 Coil Gabel im Test

In der Kategorie „The Lab“ präsentieren wir spannende Produkte, die wir für euch ausprobiert haben. Manche waren monatelang im Einsatz, andere haben wir nur kurz abgecheckt. Diesmal verraten wir euch, wie sich die Öhlins RXF 36 Coil Gabel im Test geschlagen hat.

Nachdem sie schon fast in Vergessenheit geraten waren, feiern Stahlfedern ein kleines Comeback im Trail- und Enduro-Sektor und dienen mittlerweile schon fast als Statussymbol dafür, wie krass ihr Fahrer bergab heizt. Wenn es um Dämpfer geht, können Stahlfedern bei hoher Belastung viele Vorteile aufweisen, die Reibung ist ohne die Dichtungen der Luftfeder viel geringer und Stahlfeder-Modelle sprechen feinfühliger an. Aber gilt das auch für Gabeln? Öhlins ist jedenfalls der Meinung und bietet die 29er RXF-Gabel auch als Stahlfederversion an, mit 140, 150 und 160 mm Federweg. Die Gabel hat 51 mm Offset und setzt auf den bewährten TTX-Dämpfer. Nach 6 Monaten Test der Luftversion war unser UK-Tester Trev sehr gespannt auf die Stahlfeder. Mit 7 verschiedenen verfügbaren Federhärten und einem ziemlich durchschnittlichen Fahrergewicht von 80 kg hatte er jedenfalls keine Bedenken, eine passende Feder zu finden. Gestartet hat Trev mit einer weißen Feder mit 9,7 N/mm, die für Fahrer mit 82 kg ausgelegt ist.

Die einstellbare Federvorspannung erlaubt es, die Kennlinie geringfügig zu ändern um so ein Wegsacken zu kontrollieren. Eine Feder anstatt einer Luftkammer ergibt eine sorgenfreie Performance … jedoch nur, wenn man eine zum Gewicht passende Feder findet
Die einstellbare Federvorspannung erlaubt es, die Kennlinie geringfügig zu ändern um so ein Wegsacken zu kontrollieren
Die Öhlins RXF 36 Coil nutzt den TTX-Dämpfer mit einem 22-mm-Kolben

Die Gabel spricht butterweich an und ist schon ab Werk sehr feinfühlig. Der SAG passte mit 19 % und nur ein bisschen Preload sehr gut. Die RXF-Feder arbeitet um den SAG-Punkt unglaublich sensibel und bewegt sich scheinbar ohne Reibung mühelos durch den Federweg. Die RXF-Chassis ist angenehm steif und hält präzise die Spur, in Kurven werden ganz neue Lines möglich. Allerdings konnte die Gabel Trev auch nach langem Testen und Herumspielen an der Druckstufen-Dämpfung im mittleren Federweg nicht den Support bieten, den er sich gewünscht hätte. Gerade in steilem Gelände fühlt sie sich zu linear an und steht tief im Federweg, was die Balance stört. Wenn man die High- und Lowspeed-Compression weiter reduziert, wird es zwar etwas besser, aber man verliert das tolle Ansprechverhalten. Mit der stärkeren Feder mit 10,6 N/mm für Fahrer mit 91 kg hatte Trev zwar mehr Support auf schnellen Passagen und harten Trails, aber die Gabel ist eben auch viel härter und selbst bei heftigen Schlägen konnte er nicht den ganzen Federweg nutzen. Vielleicht liegt es ja daran, dass er genau zwischen zwei Federhärten steht. Aber ohne die Progression über Tokens anpassen zu können – wie das bei guten Luftgabeln üblich ist –, konnte Trev einfach kein passendes Setup für sich finden. Auch wenn das Gefühl und die Zuverlässigkeit der Gabel außer Frage stehen, fühlt sich der Wechsel zu einer reinen Stahlfeder in Zeiten von modernen Luftfedergabeln mit ihrer Anpassbarkeit und ihrem „fast Stahlfeder-Feeling“ eher wie ein Rückschritt an.

Fazit

Die Öhlins RXF 36 Coil spricht butterweich an und ist einfach einzustellen. Allerdings sollten Fahrer, die Support für einen aggressiven Fahrstil suchen, eher zur Luftversion der RXF 36 greifen.

Stärken

  • tolles Ansprechverhalten
  • esteifes und potentes Chassis

Schwächen

  • Progression nicht einstellbar
  • enttäuschender Support im mittleren Federweg

Tester: Trev
Dauer: 6 Monate

Preis: 1.235 €
Gewicht 2.295 g (mit 9.7 Feder)
Mehr Infos: ohlins.com

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #033

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