E-Mountainbike oder Mountainbike? Mit dem Orbea Rise M-Team stellt sich diese Frage in Zukunft nicht mehr. Dank exzellentem Handling, modularem Akkukonzept und starker Motor-Integration muss es sich im Downhill nicht vor der Konkurrenz ohne Motor verstecken und zieht im Uphill alle mit einem dicken Grinsen ab! Zu schön, um wahr zu sein? Wir haben das Rise für euch gegen Bikes mit und ohne Motor getestet.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test
Wo steht eigentlich geschrieben, dass richtig gute Mountainbikes keinen Motor haben dürfen? Dass es deutlich mehr braucht, als in ein erfolgreiches Mountainbike einen Motor zu stecken, liegt auf der Hand. Und auch wenn sich das Orbea Rise nicht nur optisch, sondern auch technisch an seinem analogen Bruder Occam orientiert, ist jede Menge Entwicklungsarbeit in das komplett neue (E-)Mountainbike geflossen. Herzstück des Rise ist der Shimano EP8 RS-Motor, der von Orbea für ein natürlicheres Fahrgefühl neu abgestimmt und auf 60 Nm maximales Drehmoment begrenzt wurde. Seine Energie zieht er aus einem 360-Wh-Akku, der im Inneren des Unterrohrs fest verbaut sitzt. Für besonders lange Touren wird er von einem optional erhältlichen 252-Wh-Range Extender (499 € Aufpreis) unterstützt, der trotz seines Gewichts von 1,5 kg sicher im Flaschenhalter untergebracht werden kann. Display und Remote des Shimano-Motors sind kompakt und modular. So könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr ein Display oder eine Remote am Cockpit haben wollt. Zusätzlich lassen sich die Unterstützungsstufen und -charakteristika via App individualisieren. Typisch Orbea kann man auch den Look des Bikes im MyO-Konfigurator anpassen: Unzählige Farb- und Detail-Kombination stehen zur Auswahl und machen fast jeden Carbon-Rahmen des Rise zum schicken Unikat.
Mit Mini-Konfigurator zur Wunschausstattung? Das MyO-Programm des Orbea Rise
Nicht nur der Look, sondern auch die Ausstattung des Orbea Rise lässt sich in kleinem Umfang im MyO-Konfigurator anpassen. Das FOX Factory-Fahrwerk unseres 9.338 € teuren Test-Bikes besteht aus einer FOX 36 mit GRIP2-Dämpfung mit 150 mm und einem DPX2-Dämpfer, der 140 mm Federweg am Heck generiert. Statt der XTR FREEZA-Scheiben verbaut Orbea GALFER-Scheiben mit 200 mm und 180 mm, die von Shimano XTR-Vierkolbenbremsen gestoppt werden. Auf das knapp 800 € teure Upgrade zu Carbon-Laufrädern haben wir bewusst verzichtet – denn je nach Einsatzbereich, Terrain, Fahrergewicht und Reifenkarkasse sind Carbon-Felgen auch ein riskantes und kostspieliges Downgrade. So kommt das Rise mit einem 29” Race Face Turbine R30 Alu-Laufradsatz, auf dem MAXXIS Minion-Reifen in der pannenanfälligen EXO-Karkasse aufgezogen sind. Robustere Reifen sind im Konfigurator leider nicht erhältlich, was gerade beim Mehrgewicht eines E-MTBs sehr sinnvoll wäre. Auch das steife Cockpit mit 780 mm breitem Carbon-Lenker kommt von Race Face. Am Lenker setzt Orbea auf den ergonomischen I-SPEC Standard von Shimano und kombiniert die Shimano Dropper-Remote mit einer 175 mm FOX Transfer-Sattelstütze. Die Shimano XTR-Schaltung verwaltet ihre 12 Gänge trotz extra Belastung durch den Elektromotor problemlos, präzise und schnell.
Das modulare Akkukonzept und Fahrverhalten des Rise sind phänomenal! Das Klappern des EP8 RS-Motors hingegen gar nicht.
Orbea Rise M-Team
9.338 €
Specifications
Motor Shimano EP8 RS 60 Nm
Battery Orbea RS Internal 360 Wh
Display Shimano SC-EM800
Fork FOX 36 Factory 150 mm
Rear Shock FOX DPX2 Factory 140 mm
Seatpost FOX Transfer Factory 175 mm
Brakes Shimano XTR M9120 200/180 mm
Drivetrain Shimano XTR 1x12
Stem Race Face Turbine R 50 mm
Handlebar Race Face Next 35 780 mm
Wheelset Race Face Turbine R30 29"
Tires MAXXIS Minion DHF EXO 3C MaxxTerra/DHRII EXO Dual 2,5/2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 18,46 kg
Specific Features
Optionaler RS Range-Extender mit 252 Wh (499 €)
Die Geometrie des Orbea Rise im Detail
Nicht nur die Silhouette, auch das Fahrwerk und die Geometrie des in vier Größen erhältlichen Orbea Rise ist an das analoge Orbea Occam angelehnt. Durch den Motor wachsen die Kettenstreben jedoch auf 445 mm an. Den langen Hinterbau kombiniert Orbea mit einem geräumigen Front-Center (474 mm Reach, 627 mm Stack in Größe L). Der Sitzwinkel des Rise ist mit 76,5° relativ steil, sodass es seinen Fahrer zentral über dem Bike positioniert. Für lange Touren in der Ebene lastet deshalb etwas viel Druck auf den Händen. Wird es steiler, ist das Rise hingegen in seinem Element. Der EP8-RS-Motor lässt sich in allen Unterstützungsstufen intuitiv über den Druck am Pedal und die Trittfrequenz kontrollieren: Das vermittelt in Kombination mit dem leisen Motor ein sehr natürliches Fahrgefühl.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 381 mm | 419 mm | 457 mm | 508 mm |
Oberrohr | 565 mm | 592 mm | 619 mm | 649 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 105 mm | 120 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 65,5° | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Sitzwinkel | 76,5° | 76,5° | 76,5° | 76,5° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
BB Drop | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm |
Radstand | 1.180 mm | 1.205 mm | 1.229 mm | 1.225 mm |
Reach | 425 mm | 450 mm | 474 mm | 500 mm |
Stack | 604 mm | 613 mm | 627 mm | 646 mm |
Bergauf im Drift? Das Rise erschließt bisher verborgene Fahrspaß-Reserven
Während eure Kumpels mit analogen Bikes fluchend auf der Forststraße strampeln, erklimmt ihr mit dem Rise den Gipfel mit maximalem Fahrspaß auf dem Singletrail. Im Drift in eine Kurve, im Powerwheelie aus ihr raus? Mit dem Rise kein Problem: und zwar bergauf! Das Specialized Levo SL mit spürbar weniger Motor-Power schafft das nicht. Und obwohl das MERIDA eONE-SIXTY sogar noch mehr Bumms liefert, ist es bergauf weniger spaßig und intuitiv als das Rise. Auch ohne Motorunterstützung pedaliert das Rise problemlos gemächlich und ohne spürbaren Zusatzwiderstand aus dem Motor.
Träge, schwer, langweilig … – das Orbea Rise räumt mit allen E-Mountainbike Vorurteilen auf und ist stattdessen: mega spaßig und super potent!
Tuning-Tipps: Züge im Cockpit bündeln und am rechten Cableport mit Tape verstärken | Hinterreifen mit robusterer Karkasse (z. B. MAXXIS Doubledown) | 200-mm-Bremsscheibe am Heck (leider nicht im MyO-Konfigurator wählbar)
Bergauf schnell, bergab noch schneller? Das Orbea Rise M-Team im Downhill
Neigt sich der Singletrail Richtung Tal, merkt man dem Orbea Rise nicht an, dass ein Motor und Akku in ihm stecken. Mit einer Einschränkung: Denn rein akustisch kämpft auch das Rise mit einem für den Shimano-Motor typischen Problem. Bereits bei kleinen Schlägen klappert es metallisch aus dem Inneren des sonst so leisen Motors … schade! Ähnlich wie das Canyon Spectral – ganz ohne Motor – hat auch das Orbea Rise einen unbändigen Hunger nach Geschwindigkeit auf dem Trail, wird seinem Appetit aber auch mit hoher Laufruhe gerecht. Das Orbea liegt super satt auf dem Trail und beschleunigt trotz der Masse von 18,46 kg durch aktives Pushen willig. Nicht unbeteiligt daran ist unter anderem das straffe Fahrwerk, durch das sich das Rise, ebenso wie das Levo SL, problemlos an jeder Kante in die Luft ziehen lässt. Im direkten Vergleich klebt das MERIDA eONE-SIXTY am Boden. Dem Fahrwerk des Orbea Rise gelingt es aber dennoch, auch auf feuchten Wurzeln Traktion zu generieren und gleichzeitig bei harten Einschlägen gelassen zu bleiben. Mountainbike-Einsteiger und gemäßigte Fahrer finden im Levo SL ein Bike mit gutmütigerem Handling. Denn das Rise fordert vor allem in offenen Kurven einen aktiven Fahrstil, bei dem die Front belastet wird. Gelingt das, ist es nicht mehr zu stoppen und verbläst auf flowigen Trails ebenso wie auf ruppigen und anspruchsvollen Enduro-Stages auch die Konkurrenz ohne Motor und ist hier auf Augenhöhe mit dem super schnellen Nukeproof Reactor.
Fazit
Das Orbea Rise räumt mit allen Vorurteilen gegenüber E-Mountainbikes auf und vereint das Handling der besten und schnellsten Mountainbikes im Downhill mit maximalem Fahrspaß bergauf! Nicht nur der konfigurierbare sexy Look ist einzigartig, sondern auch das modulare Akku- und Motorsystem, das die herausragenden Fahrleistungen des Rise erst möglich macht. Einziger Wermutstropfen: Bergab klappert der Motor. Das Orbea Rise ist eines der besten (E)-Mountainbikes und punktet mit einem riesigen Einsatzgebiet und starkem Preis-Leistungs-Verhältnis. So sichert sich das Orbea Rise M-Team absolut verdient den Kauftipp auf der Suche nach dem besten Mountainbike 2021.
Tops
- nahezu perfekt umgesetztes Motor- und Akkukonzept
- spaßig im Uphill und potent im Downhill
- individualisierbarer Look/Konfigurator
Flops
- Geräuschkulisse im Downhill
- erfordert (erfahrenen) Piloten mit aktiver Fahrtechnik
- selbst in der puristischen Display-Konfiguration unaufgeräumtes Cockpit
Mehr Informationen findet ihr unter orbea.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF SLX 9 (Zum Test) | Canyon Spectral 29 LTD (Zum Test) | Canyon Stoic 4 (Zum Test) | FOCUS THRON 6.9 (Zum Test) | Ibis Ripmo V2 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | MERIDA NINETY-SIX 8000 (Zum Test) | Nukeproof Reactor 290C (Zum Test) | Orbea Rise M-Team | Propain Hugene (Zum Test) | RAAW Jibb XTR Build (Zum Test) | Rocky Mountain Instinct C70 (Zum Test) | Santa Cruz 5010 X01 (Zum Test) | Santa Cruz Tallboy CC X01 (Zum Test) | SCOTT Ransom 900 Tuned AXS (Zum Test) | Specialized S-Works Stumpjumper (Zum Test) | Specialized S-Works Stumpjumper EVO (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | Trek Fuel EX 9.8 GX (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 X01 (Zum Test) | Yeti SB115 TURQ3 (Zum Test) | YT IZZO BLAZE 29 (Zum Test)
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Text: Fotos: Diverse