Was haben ein zerknittertes Hemd und ein fieser Wurzelteppich gemeinsam? Für beide benötigt man ein anständiges Bügeleisen. Da man im Wald jedoch selten eine Steckdose findet, ist das Pivot Firebird dort die erste Wahl – wie unser Test beweist.

Pivot Firebird im Test – Bock auf Bügeln?
Pivot Firebird | 170 mm/170 mm (v/h) | 13,20 kg | 8.299 €

Antonia hat ein Problem: Die meisten speziell für Frauen entwickelten Bikes werden dem Fahrstil der ENDURO-Testfahrerin nicht gerecht. Häufig lautet die Devise der Hersteller: „Shrink it and pink it.“ Die Geometrien der Ladybikes sind kürzer und steiler, die Lenker sind schmaler und obendrein verbauen viele Hersteller dann auch noch 2-fach-Antriebe und leichtere Reifen. Doch was machen kleine Fahrerinnen und auch Fahrer, die ein Bike für richtig grobes Gelände suchen? Am besten greifen sie zu einem Unisex-Rad. Das Pivot Firebird ist mit seinen 170 mm Federweg genau eine solche Maschine. Statt ein spezielles Ladybike mit Downgrade-Geometrie anzubieten, produzieren die Amerikaner das Firebird in vier Größen von S–XL, andere Modelle von Pivot gibt es sogar in fünf Größen (XS–XL).

  Ladybikes mit steiler Geometrie und schmalen Lenkern sind nichts für Antonia – sie will ein Bike zum Ballern!

das Pivot Firebird dort die erste Wahl – wie unser Test beweist.

Die Ausstattung des Pivot Firebird

Federgabel FOX 35 Float Factory
Dämpfer FOX Float X2 Performance
Schaltung SRAM X01 Eagle
Bremsen Shimano XT 180 mm/180 mm
Lenker Pehonix Team Carbon 800 m
Vorbau Phoenix Team ENduro 45 mm
Sattelstütze FOX Transfer 125 mm
Reifen Maxxis Minion DHF 2,5″/Minion DHRII 2,4″
Laufräder DT Swiss M1700 SPLINE Two

Zugegeben, mit einer Körpergröße von 160 cm ist Antonia beim Firebird an der unteren Grenze, dennoch ist es für sie aber möglich, eine 125-mm-Teleskopstütze zu verbauen. Das zahlt sich besonders in anspruchsvollem, steilem Terrain aus – und genau da gehört das Firebird ja hin. Mit einem Preis von 8.299 € ist das Firebird in der X01-Ausstattung wahrlich kein Schnäppchen. Dafür bekommt man aber einen sehr durchdachten Rahmen mit vielen smarten Features und herausragender Verarbeitung. Auch nach 8 Monaten harter Nutzung laufen die Lager noch geschmeidig und der Lack sieht größtenteils sehr gut aus, einzige Ausnahme ist eine Stelle am unteren DW-Link, wo Steine und Staub beim Einfedern den Lack zerkratzt haben. Pivot hat hier nachgebessert und bietet nun einen Schutz-Aufkleber an. Die Zugführung ist durchdacht und absolut stressfrei. Zwar kann man einen Flaschenhalter am Unterrohr montieren, dort ist die Flasche aber ständigem Dreckbeschuss ausgesetzt. Auch die Ausstattung konnte größtenteils überzeugen. Einzig die Shimano XT-Bremsen nerven mit dem bekannten, ständig wandernden Druckpunkt – ein Problem, das bei der neuesten Generation jedoch behoben wurde. Das FOX-Fahrwerk, bestehend aus einer 36 FLOAT Factory-Federgabel und einem X2-Dämpfer, lässt sich problemlos an das geringere Körpergewicht (65 kg) anpassen. Auch das geringe Gewicht des Bikes von 13,2 kg kommt leichten Fahrern entgegen. Wem der Preis für die edle Ausstattung zu hoch ist, der findet bei den unzähligen Modellvarianten von Pivot eine günstigere Alternative.

Die Ausstattung des Pivot Firebird
Eine Klasse für sich
Der DW-Link-Hinterbau überzeugt sowohl bergauf als auch bergab mit grandioser Performance!
Nervig
Der ständig wandernde Druckpunkt der Shimano XT-Bremse ließ sich auch nach unzähligen Entlüftungen nicht vollständig beseitigen
Unpraktisch
Der Flaschenhalter an der Rahmenunterseite ist mehr als suboptimal. Die Flasche ist ständig verdreckt und kann schnell verloren gehen.
Das Finish des Pivot Firebird ist über jeden Zweifel erhaben.
Edel
Das Finish des Firebird ist über jeden Zweifel erhaben. Klappernde Züge oder Lackschäden sucht man vergebens.

Satte 170 mm Federweg besitzt das Pivot Firebird, am Heck werden sie durch einen DW-Link-Hinterbau zur Verfügung gestellt. Dank der cleveren Umlenkung bleibt das Heck trotz der enormen Reserven beim Pedalieren bergauf angenehm ruhig und generiert gleichzeitig sehr viel Grip und Traktion. Auf technischen Uphills ist das genial! Auf Teerstraßen lohnt aber der Griff zum Verstellhebel am Dämpfer. Die Sitzposition ist angenehm zentral. Trotzdem ist das Firebird bergauf keine Rakete, bringt seinen Fahrer aber garantiert zu jedem Traileinstieg. Mehr erwartet man von einem solchen Bike aber auch nicht.

  Mit 170 mm Federweg heißt es beim Firebird bergab „Volldampf voraus“!

Die Stunde des Pivot schlägt in der Abfahrt. Das Pivot Firebird gleitet so smooth über die härtesten Trails wie das neueste Dampfbügeleisen über ein zerknittertes Seidenhemd. Der Hinterbau arbeitet sehr feinfühlig und stellt seinen Federweg bereitwillig zur Verfügung. Selbst die fiesesten Steinfelder und Wurzelteppiche bringen dieses Rad nicht aus der Ruhe. In der von uns getesteten Größe S passt die Progression am Heck perfekt, wer sich hier mehr wünscht, kann via Spacer die Luftkammer verkleinern.

Größe S M L XL
Sattelrohr 394 mm 426 mm 457 mm 495 mm
Oberrohr 594 mm 616 mm 638 mm 661 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Tretlager Höhe 349 mm 349 mm 349 mm 349 mm
Radstand 1175 mm 1204 mm 1228 mm 1252 mm
Reach 420 mm 445 mm 465 mm 485 mm
Stack 586 mm 595 mm 604 mm 613 mm

Das Firebird vermittelt eine enorme Laufruhe und ein hohes Maß an Sicherheit. Es motiviert den Fahrer geradezu, noch schneller zu fahren, und Chicken-Lines gehören mit ihm der Vergangenheit an. Das Selbstvertrauen steigt ähnlich schnell wie der Adrenalinspiegel bei zunehmender Geschwindigkeit. Dennoch ist das Firebird keineswegs behäbig oder träge. In Kurven punktet das Rad mit seinem sehr ausgewogenen Handling. Auch ohne große Gewichtsverlagerung ist der Grip am Vorderrad top, wodurch sich das Firebird sehr berechenbar und gutmütig fährt. Auf flachen Trails saugt das Fahrwerk etwas Energie und das Rad fährt sich etwas träge – doch dafür wurde das Firebird auch nicht gemacht.

Helm Specialized Ambush | Brille 100% Speedcraft | Jersey MONS Royale Womens Phoenix ¾ | Short Specialized Andorra Short

Fazit

Das Pivot Firebird ist die Art von Bügelmaschine, mit der sowohl Männer als auch Frauen jede Menge Spaß haben. Dank seines grandiosen Fahrwerks, der gelungenen Geometrie und der stimmigen Ausstattung ist es der perfekte Begleiter für die härtesten Trails dieser Welt. Es vermittelt viel Sicherheit und pusht das Selbstvertrauen, erfordert aber leider einen dicken Geldbeutel.

Uphill  | Downhill  | Laufruhe  | Agilität 
Preis-Leistung 

Stärken

– super ausgewogene Geometrie, vermittelt viel Sicherheit
– geniales, schluckfreudiges Fahrwerk
– edles Finish

Schwächen

– auf flachen Trails etwas behäbig
– teuer *Heul*

Mehr Informationen findet ihr unter pivotcycles.com

Südtirol
Naturpark Fanes-Sennes-Prags

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Text: Antonia Buckenlei, Christoph Bayer Fotos: Valentin Rühl, Christoph Bayer