Project Unbreakable | Teil 3 – Die Abrechnung
Eine alte Redensart sagt „Leicht, stabil oder günstig – wähle zwei davon“ – das wurde durch das Projekt ‚Unbreakable‘ wohl nachdrücklich unter Beweis gestellt. Jims Mission war es, das Gewicht seines Orange Alpine 160 Dauertestbikes zu reduzieren und Gramm für Gramm stiegen die Kosten in schwindelerregende Höhen. Nun sind alle Umbauten erledigt und es wird Zeit, die Kosten zusammenzurechnen.
Hier findet ihr Teil 1 und Teil 2 von Project Unbreakable (auf Englisch).
Die kürzesten und dunkelsten Tage des britischen Winters sind zwar vorbei, er zieht sich aber immer noch ganz schön hin und zwischen all den trüben, nasskalten Tagen gibt es nur sporadisch mal ein paar Sonnenstrahlen. Die Offseason dauert gefühlt schon ewig. Was also habe ich in der Zwischenzeit mit dem Alpine 160 gemacht, wie hat es sich geschlagen und vor allem wie zuverlässig war es?
Gewichtsersparnis
Als ich das Bike bekam brachte es (Originalausstattung mit tubeless-Umbau und Time Carbon-Pedalen) stattliche 15,90 kg auf die Waage. Es war klar, dass sich das ändern musste! Die Frage war nur, sollte ich es möglichst billig angehen oder lieber Geld in die Hand nehmen und es so richtig aufmotzen? Naja, ihr kennt mich, natürlich konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, spätestens nachdem ich mitbekam, mit wie viel edlen Parts viele andere Orange Alpine-Besitzer ihre Trailhobel so ausstaffieren.
Als erstes waren die Kurbeln dran. Ich tauschte die Raceface Respond-Kurbeln gegen die schicken Raceface Carbon Six-C ein, die quasi nur die Hälfte wiegen, aber eben auch 572 € kosten. Apropos Carbon, auch der Standard-Laufradsatz (Mavic 319 Alufelgen, Hope Pro 2 Naben) wurde ersetzt durch die 1600 Gramm leichten, superedlen Enve 60/40 Felgen mit Chris King Naben und Messerspeichen. Das sparte einen Haufen Gewicht und brachte richtig viel Steifigkeit.
Somit hatte ich mich bereits der schlimmsten Übeltäter im Bereich Gewicht entledigt, doch ich hatte Blut geleckt und wollte wissen, was da noch geht! Die Kore Torsion-Lenker-Vorbau-Kombi tauschte ich gegen einen Renthal 780 Carbonlenker mit 40mm Renthal Apex-Vorbau. Anstelle des SDG Falcon Cro-Mo Sattels montierte ich den San Marco Protek, was das Gewicht weiter reduzierte. Auch die MRP Lopes SL-Doppelkettenführung ersetzte ich durch das leichte Hope Slick-Modell mit Direct-Mount. Bei den Pedalen verabschiedete ich mich von meinen üblichen Time-Stahlpedalen und montierte die sehr viel leichtere Titanversion. Die kosten allerdings mit 299 € auch eine Menge Holz.
Im Namen des Dauertest!
Weitere Teile wurden vor allem im Hinblick auf unseren Dauertest ausgetauscht, schließlich ist das Orange auch Testbasis. So wurde die RockShox Reverb-Sattelstütze gegen eine KindShock Lev getauscht, mit der Hope T-Rex Ritzelerweiterung die Übersetzungsbandbreite erhöht und die neuen SRAM Guides ersetzten die hervorragenden Shimano XT-Modelle.
Styling
Wie ich nun schon dabei war, dachte ich, warum nicht auch den Look ein wenig verändern? Also entfernte ich die Standardaufkleber von Rahmen, Gabel und Dämpfer und ersetzte sie durch ein schickes gelbes Stickerset von Slick Graphics. Slick Graphics produziert verschiedene Decals für alle möglichen Räder, Dämpfer und Gabeln. Diese hier kosten 106,70 €. Die weiß/grauen Aufkleber auf den ENVE-Felgen ersetzte ich durch blaugelbe für 26,70 € das Set.
Außerdem nahm ich noch ein paar Veränderungen nach meinen persönlichen Vorlieben vor. So montierte ich anstelle des Continental Trail King den schwereren, aber in Schlamm sehr viel griffigeren Schwalbe Magic Mary, was ein ordentliches Plus an Traktion brachte. Die Griffe ersetzte ich durch meine absoluten Favoriten, die ergonomisch geformten ERGON GE1. Ich mag sie sehr und mit ihnen fühlt sich jedes Bike wie meins an.
Down sides
Der Sinn dieses Winterprojekts bestand ja vor allem darin, herauszufinden wie robust das Bike ist. Zugegeben, ich habe das ein oder andere zugunsten des Gewichts und der Performance umgebaut, aber die eigentliche Frage ist ja, wie sich der Rahmen geschlagen hat, nach 31 üblen Winterfahrten und 563,3 Kilometern?
Genau drei Teile haben das nicht ganz mitgemacht: Die Clips, mit denen die Kabel am Rahmen befestigt sind, sitzen zu locker und so scheuerten die Kabel beim Einfedern immer am Rahmen. Auch der Schaltzug wurde in Mitleidenschaft gezogen und bis runter auf den Stahl abgescheuert. Abhilfe schafften engere Clips.
Nummer zwei und drei sind keine Rahmenprobleme sondern betreffen den Dämpfer: Nach etwa zwei Monaten zeigte die hintere Buchse Verschleißerscheinungen und entwickelte etwas Spiel. Daher wurde sie durch eine von J-Tech ersetzt. Und der letzte Punkt, der die Performance bis jetzt jedoch nicht spürbar beeiträchtigt, ist der Abrieb der schwarzen Eloxierung am Dämpferkolben. Wie gesagt, diese Mängel sind vernachlässigbar. Ich kann also mit gutem Gewissen sagen, dass, das Orange Alpine 160ein Rad ist, bei dem drin ist was draufsteht: Ein robuster und verlässlicher Eingelenker.
Verdict
Ich weiß, ich hab es vielleicht ein bisschen übertrieben mit dem Tuning. Vermutlich weil ich nicht ganz glauben wollte, dass ein Rad im Originalzustand robust genug für die englischen Winter ist. Doch das Orange wäre es mit Sicherheit gewesen, wenn auch ein ziemlich schweres! Aber wie bereits erwähnt ist das Orange ein Rad das man entweder hasst oder liebt – die Besitzer dieser Bikes jedenfalls sind sehr loyal und geben wirklich Geld für sie aus.
Aber wieviel haben die verschiedenen Tuningmaßnahmen denn nun wirklich gebracht für die Performance?
Kurz gesagt: Es kommt ganz drauf an wo. Gesparte Gramm merkt man vor allem an Teilen, die sich bewegen und so war der Performancegewinn hauptsächlich ein Verdienst der neuen Kurbeln und Laufräder. Vor allem das Handling in Kurven hat sich deutlich verbessert.
Addiert man die Kosten aller gewichtsbedingten Umbauten (also von Laufärdern, Kurbeln, Lenker, Kettenführung, Sattel und Pedale), stehen satte 4716 € unter dem Strich – für 1390 g Gewichtsersparnis und somit ein Endgewicht von 14,51 kg. Das bedeutet, dass jedes eingesparte Gramm 3.39 € gekostet hat. Unnützes Wissen oder ein Grund sich ernsthaft Sorgen zu machen? Das überlasse ich euch.
Text: Jim Buchanan Fotos: Doc Ward, Trev Worsey
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