
Tester: Peter, Ben | Dauer: 3 Monate | Hersteller-Website
Nachdem wir zum Jahresbeginn bereits den Proxim Nembo SC aus dem Hause Prologo getestet haben, kommt jetzt das neueste Familienmitglied an die Reihe. Mit dem Proxim W660 will Prologo es geschafft haben, einen Sattel zu konstruieren, der im Uphill wie im Downhill die Herzen höherschlagen lässt.
Gegenüber dem Nembo SC soll sich der W660 vor allem durch mehr Komfort im Uphill auszeichnen. Mit einem Gewicht von 235 Gramm – in der 145-mm-Version mit Tirox Rails – positioniert sich der W660 im Vergleich zu anderen Gravity-Sätteln auf der leichten Seite. Innerhalb seiner Produktfamilie ist er damit nur 15 Gramm schwerer als der Nembo. Mit einem Preis von 119 € liegt der W660 auf Augenhöhe mit vergleichbaren Sätteln gängiger Hersteller wie SQlab, Ergon oder Fizik. Zusammen mit seinem geringen Gewicht und der Erfahrung des italienischen Fahrradsättel-Herstellers soll er laut Prologo zur neuen Benchmark im Segment der Gravity-Sättel werden.
Details zum Prologo Proxim W660 MTB-Sattel
Der W660 wird in zwei Breiten angeboten: 145 mm und 155 mm. Die Italiener versprechen, dass die breitere Version mit großzügiger Sitzfläche und zusätzlicher Polsterung vor allem Fahrern mit breitem Becken mehr Komfort bieten soll. Auch wer Schwierigkeiten mit der Gewichtsverteilung auf schmalen Sätteln hat, soll hier die bessere Option für sich finden. Die 145-mm-Variante weist eine etwas schmalere Sitzfläche und weniger Polsterung auf.
Ein weiterer Teil des Konzepts ist die halbrunde Form mit kurzer Nase. Sie soll im Downhill gerade lang genug sein, um Kontrolle über die Knie zu ermöglichen, ohne dabei störend im Weg zu stehen. Im Profil zeigt sich der W660 flach und die Nase fällt nach unten ab, um den Fahrer im Uphill zu entlasten. Auch der großzügige Mittelkanal, vom Hersteller „Perineal Area System“ (PAS) genannt, ist laut Hersteller darauf ausgelegt, Druck vom empfindlichen Weichgewebe zu nehmen und Taubheitsgefühlen vorzubeugen.
Als technisches Highlight hebt Prologo das von ihnen entwickelte Multi-Sector-System hervor. Dabei wurde die Satteloberfläche in Zonen unterteilt, die mit eigenständig arbeitenden Polsterzellen ausgestattet sind. Das Ziel dabei: Die Zonen sollen sich unabhängig voneinander verformen und so eine optimale Anpassung an jede Bewegung ermöglichen.
Bei den Rails habt ihr die Wahl zwischen leichten Tirox Rails aus einer Aluminium-Stahl-Legierung oder den günstigeren Re-Steel Rails aus Stahl. Das Re-Steel-Modell wechselt für 89 € den Besitzer und bringt ein Mehrgewicht von ca. 50 Gramm, verglichen mit dem Tirox-Modell in der jeweiligen Breite. Kein schlechter Deal! Damit lässt sich – abhängig von Budget und Gewichtsvorstellungen – die passende Version auswählen.
Weniger Auswahl gibt es beim Design: Der W660 setzt auf eine markante Optik und hebt sich so klar von den klassisch schwarzen Sätteln vieler Mitbewerber ab. Das macht es aber auch schwerer, den Sattel mit einem Bike zu kombinieren. Wer es dezenter mag, könnte sich an der auffälligen Gestaltung stören – eine klassisch schwarze Variante als Ergänzung wäre wünschenswert.


Der Prologo Proxim W660 MTB-Sattel im Test
Beim ersten Aufsitzen auf unserem 145-mm-Testsattel fällt sofort auf: Der W660 ist alles andere als ein Sofa und positioniert sich – wie auch schon der Nembo SC – auf der härteren Seite. Hier macht sich Prologos Herkunft aus dem Drop-Bar-Bereich bemerkbar.
Trotz seiner Härte funktioniert der Sattel gut, nicht zuletzt wegen seiner gelungenen Form. Die Rails sind außerdem sehr lang und ermöglichen es daher, den Sattel je nach Vorliebe weit vorne oder hinten zu positionieren. Sehr cool!
Geht es in den ersten Uphill, fällt es leicht, eine recht bequeme und ausdauernde Sitzposition zum Treten zu finden. Auch in steilen und technischen Anstiegen hatten wir keine Probleme mit nervigem Gripverlust am Sattel. Der Mittelkanal ist für unsere Tester genau richtig dimensioniert und schützt zuverlässig vor Taubheitsgefühlen. Lediglich die harte Polsterung macht sich hier nach einiger Zeit störend bemerkbar. Auf kleineren Runden bietet der Sattel ausreichend Komfort, für Rides von mehr als 1 oder 2 Stunden würden wir aber einen weniger harten Sattel bevorzugen. Ausdauernde Fahrer mit etwas mehr Sitzfleisch oder Verwender einer Bib dürften im W660 dafür einen Sattel mit konstant gleichbleibendem Fahrgefühl finden.
Hat man den Uphill überwunden, vermittelt der Prologo im Downhill ein gutes Fahrgefühl. Der Sitzbereich ist nicht zu breit und die kurz gehaltene Nase hat eine gute Form, um das Bike mit dem Knie in Kurven zu drücken. Dabei steht sie zu keinem Zeitpunkt im Weg und birgt nicht die Gefahr, an ihr hängen zu bleiben.
Das Fazit zum Prologo Proxim W660 MTB-Sattel
Der Prologo Proxim W660 hat sich im Test als guter Sattel präsentiert. Bergab hilft er zuverlässig bei der Kontrollausübung, ohne durch Form oder Größe zu stören. Und auf kürzeren Ausfahrten lässt sich mit ihm effizient und angenehm ohne Taubheitsgefühle pedalieren. Dennoch lässt der Prologo Proxim W660 Raum für Verbesserungen: Im Uphill zeigt er auf längeren Rides Schwächen in puncto Komfort – die Polsterung ist dafür zu hart. Gar nicht gefallen hat uns, dass Prologo nur ein wenig dezentes Design anbietet. Dafür konnte uns die Slide-Control-Beschichtung überzeugen, die beim Treten einen sicheren Halt bietet.
Tops
- lange Rails mit weitem Verstellbereich
- geringes Gewicht
- guter Grip im Sitzen
Flops
- harte Polsterung
- nur ein Design
Alle weiteren Infos findet ihr auf der Website von Prologo.
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Text: Ben Arlom Fotos: Peter Walker


