Ausgabe #046 Test

PUSH ELEVENSIX-Dämpfer – Stahlfederdämpfer speziell für DICH abgestimmt

Der PUSH ELEVENSIX-Stahlfederdämpfer wird erst auf Kundenwunsch und speziell auf Bike, Gewicht und Fahrstil abgestimmt zusammengebaut. Mehr Custom-Tuning, Individualität und Einstellmöglichkeiten bietet kein anderer Dämpfer. Rechtfertigt das den extrem hohen Preis?

Unser Race-Bike-Vergleichstest hat es uns wieder gezeigt: Viele Bikes funktionieren mit einem speziell auf Bike und Fahrer abgestimmten Dämpfer um ein Vielfaches besser als ihre Pendants aus der Großserie. Ohne Rude, Moir oder Vouilloz im Nachnamen bleibt ein ausführliches Test- und Tuning-Camp zur perfekten Abstimmung aber meistens der feuchte Traum eines jeden Bike-Nerds. Mit entsprechend tiefen Taschen kommt man mit dem 1.363 € teuren PUSH ELEVENSIX-Stahlfederdämpfer aber verdammt nah an dieses Feeling ran. Denn der von Hand in Colorado gefertigte Stahlfederdämpfer der Suspension-Spezialisten wird speziell auf den Hinterbau, das Gewicht und den Fahrstil abgestimmt. Deshalb ist der Dämpfer auch nicht für jedes Bike erhältlich, sondern nur mit einer Auswahl spannender Bikes kompatibel. Unser Testchef Felix hat sich den Dämpfer speziell für ein Specialized Enduro, 95 kg Gewicht und aggressiven Fahrstil abstimmen lassen.

Just look at it
Der in Colorado handgefertigte Dämpfer wird aus zahlreichen CNC-Frästeilen fast schon zu einem Kunstwerk zusammengesetzt.

Zugegeben: Die Hinterbau-Performance im Specialized Enduro ist bereits mit dem serienmäßigen FOX FLOAT X2-Dämpfer auf absolutem Spitzenniveau und verhalf dem Bike 2020 zum Testsieg im Vergleichstest. Müsste der ELEVEN SIX-Stahlfederdämpfer im Hinterbau des Enduros, das für Luftdämpfer konzipiert ist, nicht permanent durchschlagen? Genau hier setzen nicht nur die spezielle Dämpfungsabstimmung aufs Bike, sondern auch jede Menge weitere Technik im Dämpfer an: Denn der typische Bottom-out Schaumstoff-Bumper (ebenfalls auf zahlreiche Faktoren angepasst) bekommt beim ELEVENSIX Unterstützung von einem hydraulischen Durchschlagschutz. Dieser sorgt auf den letzten 15 % des Federwegs für eine ordentliche Erhöhung der Dämpfung. Auch sonst geht PUSH bei der Dämpfung besondere Wege. Denn über einen Hebel lässt sich zwischen zwei unabhängig voneinander arbeitenden Druckstufen-Einstellungen wählen. Auch wenn es wie ein gewöhnlicher Climb-Switch aussieht, hat der Hebel so eine viel krassere Funktion, als nur die Plattform zu aktivieren. Denn in beiden Kreisläufen lassen sich High- und Lowspeed-Compression mit je 25 Klicks anpassen. Der Low-Speed-Rebound verfügt über 18 Klicks und arbeitet unabhängig vom gewählten Compression-Setting: in Summe 118 Klicks und auf den ersten Blick verdammt verwirrend.

Von sehr, sehr gut zu mega
Der Hinterbau unseres Specialized Enduro-Test-Bikes ist bereits in Serie mit einem FOX FLOAT X2 sehr, sehr gut. Erst nach dem Wechsel auf den ELEVENSIX-Dämpfer wurde uns klar, wie viel Performance sich noch aus einem Hinterbau herauskitzeln lässt.
Knapp, aber passt
Der ELEVENSIX ist nur für ausgewählte Bikes verfügbar und jeweils auf deren Hinterbauten abgestimmt: Nicht nur Dämpfung, sondern auch Form und Position des Ausgleichsbehälters werden für den perfekten Fit im Rahmen variiert.
Mehr als ein Climb-Switch
Der ELEVENSIX ermöglicht zwei komplett voneinander unabhängige Compression-Setups, zwischen denen schnell mit einem Hebel gewechselt werden kann.

Doch auch dafür hat PUSH eine Lösung und liefert den Dämpfer schon mit einem – in unserem Fall sehr gut passenden – Grund-Setup aus. Dabei sind alle Dämpfungseinstellungen, Federhärte und Vorspannung schon auf den Fahrer abgestimmt. Ein kleiner Spickzettel hilft dabei, die Grundeinstellungen wiederzufinden, sollte man es beim Testen mal übertreiben. Unser Testchef Felix hat in 6 Monaten Testzeitraum aber fleißig am Setup experimentiert und keines der zwei Compression-Setups für den Uphill abgestimmt. Denn statt aus eigener Kraft erklimmt Felix die meisten Berge mit dem Lift oder Shuttle. Während das eine Setting auf maximalen Grip und kraftsparend abgestimmt ist, liefert das zweite Setup extrem viel Support beim Pushen und massive Reserven für verpatzte Landungen oder Drops ins Flat. Kurz gesagt: Felix hat sich den einen Modus für Enduro-Races und Natur-Trail-Rides und den anderen Modus für Party-Laps im Bikepark abgestimmt und kann mit dem Einstellhebel schnell zwischen ihnen wechseln. Unabhängig vom Setting funktioniert der ELEVENSIX im Hinterbau des Specialized Enduro sehr gut und kitzelt noch mehr Performance aus dem ohnehin überragenden Bike. Trotz linearer Stahlfeder gibt es einfach keine harschen Durchschläge und das, obwohl der Federweg, wenn nötig, gut zur Verfügung gestellt wird. Im Enduro-Setting klebt das Hinterrad förmlich am Boden und liefert genug Traktion für die krassesten Hero-Lines. Doch auch bei deutlich stärkerer Dämpfung kommt der PUSH-Dämpfer mit den nicht enden wollenden Bremswellen ebenso zurecht wie mit fetten Gaps und Drops auf klassischen Bikepark-Strecken.

Der PUSH ELEVENSIX ist der teuerste Dämpfer, den wir uns je in ein Bike gebaut haben, und er ist für viele Bikes und Fahrer sicherlich zu viel des Guten. Doch wer mit einem Bike sehr unterschiedliche Trails fährt oder ohnehin am Limit der Möglichkeiten mit dem Seriendämpfer ist, findet im PUSH ELEVENSIX einen einzigartigen Stahlfederdämpfer, der dem Hinterbau eine ordentliche Performance-Spritze verpassen kann.

Tops

  • perfekt auf Bike und Fahrer abgestimmt
  • zwei individuelle Setups
  • hervorragende Bottom-out-Control

Flops

  • verdammt teuer
  • nur für einige wenige Bikes verfügbar

Tester: Felix
Dauer: 6 Monate
Preis: 1.363,73 €
Gewicht: 943 g (575 lb/in-Feder)
Mehr Infos unter pushindustries.com


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