Wie sie sehen, sehen sie nichts … Schlecht, wenn es gerade mit Highspeed durchs Wurzelfeld geht. Schlechtes Wetter, viel Schwitzen oder der letzte Sprint im Rennlauf sind nur einige Gründe für beschlagene Gläser. R-Flow bietet mit dem patentierten System eine denkbar einfache Lösung, aber ist es wirklich so simpel?

R-Flow NEXT | Preis 129 € | Gewicht 155 g | Hersteller-Website

Beschlagene Gläser nerven und auch wenn der ein oder andere behauptet, damit nie Probleme zu haben, gibt es ausreichend Situationen, bei denen wir in der Vergangenheit plötzlich nichts mehr gesehen haben. Schlechtes Wetter, übermäßiges Schwitzen, das Tragen einer herkömmlichen Brille unter der Goggle oder der Sprint im Rennlauf sorgen schnell mal für schlechte Sicht. Das nervt nicht nur, sondern kann auch richtig gefährlich werden. Denn Mountainbiken ist Präzisionsarbeit.

Die kleine französische Firma R-Flow bietet hierfür eine denkbar einfache Lösung an. Dafür hat R-Flow ein System an ihren Goggles patentieren lassen, welches das Brillenglas in drei Stufen einstellen lässt. Weit offen, leicht geöffnet oder ganz geschlossen. So kann zusätzliche Luft unter das Brillenglas und in euer Gesicht gelangen, was wiederum verhindern soll, dass das Glas beschlägt. Ursprünglich sind die Brillen und Systeme für den Hard-Enduro-Einsatz – sprich für den Motorsport – gedacht, doch hier gibt es viele Parallelen und die Nutzung beim Mountainbiken macht genauso viel Sinn. Der französische Hersteller bietet gleich mehrere Goggle-Modelle und schier unendliche Farbkombinationen an. Das System funktioniert dabei immer ähnlich, wobei wir uns für diesen Test auf das NEXT-Top-Modell konzentrieren, das ihr für 129 € auf der – zugegebenermaßen – etwas chaotischen Website erwerben könnt.

Die R-Flow NEXT-Goggle im Test

Im Lieferumfang sind neben der R-Flow NEXT-Goggle auch eine praktische Aufbewahrungsbox und ein Brillentuch enthalten – geschickt. Auch Ersatzgläser lassen sich auf der Website direkt bestellen. Die Goggle selbst macht einen soliden Eindruck, während der Verschlussmechanismus 3D-Druck-Optik hat und dementsprechend etwas rough aussieht. Allerdings hat das Verschlusssystem auch nach mehreren Monaten Einsatz keinerlei Verschleiß oder Probleme gezeigt, somit ist es eine rein optische Sache. Im Vergleich zu gängigen Goggles von z. B. 100% oder Oakley bietet die R-Flow NEXT ein etwas größeres Sichtfeld und schmiegt sich dennoch gut ans Gesicht an, ohne unbequem zu werden. Aber aufgepasst: Aufgrund ihrer Größe kann es eventuell Kompatibilitätsprobleme geben und wir mussten feststellen, dass die Brille nicht in einen Troy Lee Designs D4-Helm in Größe L passt. Alle anderen Modelle, wie z. B. ABUS, FOX oder Giro, die wir probiert haben, waren kein Problem.

Der Hebel für das Verschlusssystem ist schlicht, aber dennoch groß genug, um ihn auch während der Fahrt zu bedienen.
Ist das System komplett geöffnet, kann ausreichend Luft in die Brille gelangen. Allerdings tritt dann das Verschlusssystem in euer Sichtfeld.
Durch die zackige Rasterung kann das Glas in drei unterschiedliche Stufen gebracht werden.

Der Goggle-Rahmen besitzt – wie die meisten Goggles – Schaumstoff in zwei verschiedenen Härten an den Rändern, welcher verhindern soll, dass z. B. Dreck oder kleine Tiere in die Brille fallen können. Haltet ihr also das Verschlusssystem geschlossen, verhält sich die R-Flow NEXT-Goggle wie eine herkömmliche Goggle. Habt ihr jetzt das Bedürfnis, etwas frische Luft hereinzulassen, könnt ihr einfach mit einem Finger den Verschluss an der jeweiligen Seite um eine Rasterung öffnen. Der Hebel dafür lässt sich durch seine Größe leicht ertasten und das Öffnen funktioniert intuitiv und zuverlässig. So könnt ihr auch beim Fahren und mit Handschuhen das Verschlusssystem bedienen. Solltet ihr noch mehr Frischluft benötigen, lässt sich das Brillenglas auch in die ganz offene Rasterung stellen. So kann viel Luft ins Innere der Brille und in euer Gesicht gelangen, allerdings ist jetzt der Rand des Brillenglases in eurem Sichtfeld und bei großen Erschütterungen federt das Glas etwas mit. Nach etwas Eingewöhnung ist das aber wieder vergessen.

Wollt ihr euer Brillenglas nun wieder verschließen, könnt ihr einfach das Glas zurück in seine Rasterung drücken. Auch das klappt meistens beim ersten Versuch und während der Fahrt. Lediglich beim vollständigen Verschließen ist manchmal etwas Fingerspitzengefühl nötig, um das Glas in seine Rasterung zu bekommen. Für den MTB-Einsatz sind wir meistens in der mittleren Rasterung gefahren und hatten so während des gesamten Testzeitraums nicht mit beschlagenen Gläsern zu kämpfen. Zudem kommt etwas mehr frische Luft in euer Gesicht, was für einen kühlen Kopf sorgt. Einziges Problem: Sollten eure Kumpels vor euch sehr viel Staub aufwirbeln, setzt sich dieser auch im Inneren eurer Brille ab und ihr müsst das System gegebenenfalls ganz schließen. Durch die seitliche Öffnung kann aber nichts so leicht in die Brille fallen und wir hatten dementsprechend kein Problem mit Dreck oder Tierchen.

Wir haben die Brille primär im mittleren Setting benutzt, was einen leichten Luftfluss ermöglicht.

Wir sind definitiv Fans des R-Flow SYSTEMS und fragen uns, warum nicht mehr Brillen ein solches System besitzen? Auch wenn man für den MTB-Einsatz auf die ganz geöffnete Rasterung verzichten könnte, macht eine Ventilations-Möglichkeit sehr viel Sinn und hat aus unserer Sichtweise keinen nennenswerten Nachteil.

Das Fazit zur R-Flow NEXT

Die Idee und Umsetzung rund um das R-Flow SYSTEM sind denkbar simpel und dennoch erfüllt es seinen Job super. In Kombination mit der NEXT-Goggle bekommt ihr so ein großes Sichtfeld, einen bequemen Sitz und ausreichend Luftfluss, um euch nicht mit beschlagenen Brillen rumzuärgern. Der Verschlussmechanismus funktioniert dabei intuitiv – selbst mit Handschuhen und on the fly – und hat auch nach mehreren Monaten der Nutzung keine Probleme gezeigt.

Tops

  • großes Sichtfeld und bequemer Sitz
  • intuitives und robustes System
  • ausreichende Belüftung, um Beschlagen zu verhindern

Flops

  • Staub kann in die Brille

Alle weiteren Infos findet ihr auf der Website von R-Flow.


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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!