Robust, einfach zu servicen und mit einem markanten Look – damit machen sich die Alu-Bikes von RAAW verstärkt einen Namen in der MTB-Szene. Auch das DH-Bike Yalla! ist auf den ersten Blick als RAAW zu erkennen und setzt neben den klassischen Markenzeichen auf enorme Anpassbarkeit. Aber wie schnell ist das Alu-Geschoss gegen die Konkurrenz?

RAAW Yalla! | 203/198 mm (v/h)
17 kg in Größe L | 29″ | 7.500 € | Hersteller-Website

RAAW mag zwar noch eine kleine Firma sein, doch von den Trails sind ihre Bikes nicht mehr wegzudenken. Auch ihr Downhill-Bike Yalla! sieht man immer öfter in Bikeparks, und das aus gutem Grund: Mit seinen 29-Zoll-Laufrädern und einem Gewicht von nur 17 kg ist es in unserem Vergleichstest nicht schwerer als so manches Carbon-Bike. Für ca. 7.500 € könnt ihr das Yalla! in der von uns getesteten Ausstattung euer Eigen nennen. Doch aufgepasst: Zu kaufen gibt es das DH-Bike nur als Frameset und über den hauseigenen Online-Shop. Dann liefert euch das RAAW Yalla! 198 mm Federweg am Heck, kombiniert mit 203 mm an der Front​​. Zudem könnt ihr unzählige Umrüst-Kits erwerben, um das Bike an eure persönlichen Vorlieben anzupassen.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Ausstattung und Detaillösungen des RAAW Yalla!

Das RAAW Yalla! zeichnet sich durch die typische RAAW-Silhouette aus, die sofort erkennbar ist. Die geraden Alu-Rohre und das überdimensionierte Hauptlager verleihen dem Bike ein robustes und markantes Erscheinungsbild. Wie bei RAAW üblich, sind alle Leitungen außen verlegt, was die Wartung erleichtert, ohne die Optik zu trüben. Sie verlaufen sauber oben auf dem Unterrohr und sind dort gut und simpel geklemmt.

Wie es sich für ein RAAW-Bike gehört, sind auch am Yalla! alle Züge außen verlegt.
Durch den Tausch der Dämpferaufnahme kann man Geometrie und Progression des Yalla! anpassen.
Auch wenn die Shimano XT-Bremsen eigentlich für Trail- und Enduro-Bikes gedacht sind, funktionieren sie auch am DH-Bike sehr gut.

Das Yalla! ist mit Shimano XT-Bremsen ausgestattet, die vorne und hinten mit 200-mm-Bremsscheiben arbeiten. Interessanterweise ist es das einzige Bike im Test, das vorne keine 220-mm-Bremsscheibe hat. Dennoch bietet es ausreichend Bremspower, um auch in anspruchsvollen Situationen zuverlässig zu verzögern. Die Schaltung besteht aus einer Shimano SAINT 1×10-Gruppe, die an unserem Test-Bike mit einer SRAM X01-Kurbel kombiniert wurde.

Zusätzliche Features wie ein Unterrohrschutz im Tretlagerbereich und seitliche Bumper am Rahmen schützen das Bike vor Beschädigungen. An der Front arbeitet eine FOX 40 Factory-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche, während am Heck ein Öhlins TTX 22 M.2-Stahlfederdämpfer verbaut ist. Beim Kauf könnt ihr euch die passende Federrate selbst auf der Website aussuchen – nice! Um auch bei langen Bikepark-Tagen ein paar Trail Essentials mitnehmen zu können, ist am Oberrohr ein Toolmount angebracht.

Hier ist der Name Programm und so kommt das Yalla! natürlich standesgemäß in schickem Raw-Alu-Finnish.
Auch im Bikepark freut man sich, ein paar Trail-Essentials am Rahmen montieren zu können.

Das Yalla! rollt auf DT Swiss FR 1500 Alloy-Laufrädern, die mit einer perfekt abgestimmten Reifenkombination bestückt sind: Vorne sorgt der MAXXIS ASSEGAI mit MaxxGrip-Gummimischung und DH-Karkasse für maximalen Grip, während am Heck der MAXXIS Minion DHR II mit MaxxTerra-Gummimischung und DH-Karkasse eine erhöhte Haltbarkeit aufweist. Ideal für Fahrer, die nicht auf Bestzeiten aus sind, sondern Wert auf zuverlässigen Grip an der Front und langlebige Traktion am Heck legen​​​.

RAAW Yalla!

Specifications

Fork FOX 40 Factory GRIP2 203 mm
Rear Shock Öhlins TTX 22 M.2 198 mm
Brakes Shimano XT 200/200 mm
Drivetrain Shimano SAINT 1x10
Stem OneUp 45 mm
Handlebar OneUp Alloy 780 mm
Wheelset DT Swiss FR 1500 Alloy 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, DH Casing/MAXXIS Minion DHR II, MaxxTerra, DH Casing 2,5/2,5

Technical Data

Size M L XL
Weight 17 kg

Specific Features

Kettenstrebenlänge
Tretlagerhöhe
Progression
Reach

Tuning-Tipp: keiner

Helm Troy Lee Designs D4 | Brille Oakley Airbrake | Shirt Flow Style Flex Jersey | Hose Flow Style Flex Trousers | Schuhe Adidas Five Ten Hellcat | Handschuhe Leatt Glove 1.0

Die Geometrie des RAAW Yalla!

Das RAAW Yalla! wird in nur drei Größen angeboten: M, L und XL, wobei der Reach zwischen 455 mm und 505 mm liegt. Unser Test-Bike in Größe L hat einen Reach von 480 mm. Trotz der begrenzten Größenauswahl bietet das Yalla! dank des sogenannten Toolbox-Kits super viele Konfigurationsmöglichkeiten. Hier können Kettenstrebenlänge, Tretlagerabsenkung, Lenkwinkel und sogar Hinterbauprogression in jeweils drei Stufen angepasst werden. Das Bike wird standardmäßig in den mittleren Einstellungen ausgeliefert, die laut RAAW die ausgewogensten Fahreigenschaften bieten. Für den Umbau werden allerdings immer neue Parts benötigt. Ihr könnt also nicht ohne Weiteres eine kürzere Kettenstrebe ausprobieren, ohne das passende Ersatzteil zu kaufen.

Die serienmäßige Konfiguration umfasst einen Lenkwinkel von 63°, der durch den Einsatz von speziellen Headset-Schalen um einen Grad steiler oder flacher gemacht werden kann. Die Kettenstrebenlänge variiert je nach Rahmengröße: 440 mm in M, 445 mm in L und 450 mm in XL. Durch den Tausch der hinteren Steckachse und der Bremsenaufnahme kann die Kettenstrebenlänge um 5 mm verlängert oder verkürzt werden.

Auch die Tretlagerabsenkung könnt ihr auf eure Vorlieben anpassen. Standardmäßig beträgt sie 26,5 mm, kann jedoch durch den Austausch der unteren Dämpferaufnahme um plus oder minus 3 mm angepasst werden. Ebenso lässt sich die Hinterbauprogression, die standardmäßig bei 25 % liegt, durch den Austausch derselben Dämpferaufnahme um 3 % erhöhen oder reduzieren. Trotz dieser vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten bleibt das Yalla! ein reines 29er-Bike. Es gibt offiziell keine Möglichkeit, es auf eine Mullet-Konfiguration umzurüsten​​.

Größe M L XL
Sattelrohr 400 mm 400 mm 400 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 110 mm
Lenkwinkel 63° 63° 63°
Sitzwinkel 78° 78° 78°
Kettenstrebe 440 – 450 mm 445 – 455 mm 450 – 460 mm
Tretlagerabsenkung 26,5 mm 26,5 mm 26,5 mm
Radstand 1.270,1 mm 1.300,1 mm 1.330,1 mm
Reach 455 mm 480 mm 505 mm
Stack 639,9 mm 639,9 mm 639,9 mm

Das RAAW Yalla! auf dem Trail

Abfahrt! Sobald man die ersten Meter auf dem RAAW Yalla! zurücklegt, fühlt man sich mit dem Bike sofort als eine Einheit. Das Bike positioniert den Fahrer gut zentriert zwischen Vorder- und Hinterrad, was typisch für RAAW-Bikes ist. So steht man tief integriert im Bike, ohne dass man die Front übermäßig belasten muss, um Kontrolle über das Vorderrad zu haben. Diese Position vermittelt von Beginn an viel Sicherheit und ermutigt dazu, die Bremsen offen zu lassen. Dadurch könnt ihr mit einer Seelenruhe in fiese Wurzel- oder Steinfelder halten, denn das RAAW Yalla! bietet eine sehr hohe Laufruhe und wird von nichts so schnell aus der Bahn geworfen. Allerdings geht diese Stabilität auf Kosten der Agilität. In engen Kurven wirkt das Yalla! etwas träge und sperrig, und besonders in verwinkelten Trail-Sektionen braucht man viel Nachdruck, um das Bike zu steuern.

Mit seinen 29-Zoll-Laufrädern und einem Gewicht von nur 17 kg ist das Yalla! nicht schwerer als manche Carbon-Bikes und bietet trotzdem die bewährte RAAW-Robustheit.

Das Fahrwerk des Yalla! bietet eine starke Traktion und soliden Gegenhalt, wobei man etwas tiefer im Federweg steht. Dennoch versinkt man nicht im Federweg und das Bike lässt sich dynamisch fahren. Auch eure Sprunggelenke können aufatmen: Selbst im mittleren Progressions-Setting bietet es ausreichend Endprogression, sodass auch bei harten Landungen keine unangenehmen Durchschläge spürbar sind. Ein kleiner Schwachpunkt zeigt sich bei schnellen Schlägen: Beim Anbremsen auf Bremswellen kann das Hinterrad dem Untergrund nicht folgen und springt leicht, was etwas Unruhe ins Bike bringt. Zudem machen sich die Bremsbeläge der Shimano XT durch lautes Klappern bemerkbar, was etwas nervig ist. Auf unserer gezeiteten Teststrecke landete das RAAW meist im Mittelfeld. Es kommt hier sehr auf die Strecke an: Bei schnellen Baller-Strecken, bei denen Laufruhe und Sicherheit wichtig sind, punktet das RAAW, in engen Kurven verliert man dagegen wieder etwas Zeit.

Das RAAW Yalla! ist ein Bike für Highspeed-Ballerer, die auf den Trails eine hohe Sicherheit schätzen, auch wenn dies auf Kosten der Agilität geht.

Das Yalla! vermittelt vom ersten Meter an viel Sicherheit und ermutigt dazu, die Bremsen offen zu lassen, selbst in hartem Gelände.
Das Yalla! fährt sich genauso massiv, wie es aussieht: extrem stabil und sicher, was viel Vertrauen vermittelt, aber in engen Kurven spürbar mehr Nachdruck erfordert.

Für wen ist das RAAW Yalla!?

Das RAAW Yalla! ist ein ideales Bike für Alu-Fetischisten und all jene, die auf ein schlichtes, funktionales Design stehen und extrem viel fahren. Es spricht besonders Heimschrauber und Tüftler an, die gerne selbst am Bike arbeiten und Freude daran haben, mit der Geometrie zu experimentieren. Und die dabei keine Probleme damit haben, viele neue Parts dafür zu kaufen. Das Yalla! ist perfekt für Highspeed-Ballerer, die auf den Trails eine hohe Sicherheit schätzen und nicht ihr Heck von einer Kurve in die andere schnalzen lassen möchten.

FAHREIGENSCHAFTEN

UPHILL

  1. schwerfällig
  2. effizient

AGILITÄT

  1. träge
  2. verspielt

LAUFRUHE

  1. nervös
  2. laufruhig

HANDLING

  1. fordernd
  2. gutmütig

FAHRWERK

  1. unsensibel
  2. feinfühlig

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

PREIS-LEISTUNG

  1. schlecht
  2. sehr gut

EINSATZBEREICH

Downhill

Das Fazit zum RAAW Yalla!

Mit dem Yalla! bleibt RAAW seiner Linie treu. Das Bike besticht durch seinen klassischen Look und bietet, wie gewohnt, eine hohe Einstellbarkeit. Es fährt sich genauso massiv, wie es aussieht. Ihm mangelt es etwas an Agilität, doch die Stabilität und das sichere Fahrgefühl des Yalla! vermitteln dem Fahrer viel Vertrauen, sodass man damit ordentlich moshen kann. Wer nach einem Bike sucht, an dem man einfach selbst schrauben kann und Highspeed-Abfahrten zum No-Brainer macht, findet im Yalla! einen treuen Begleiter​​.

Tops

  • sehr hohe Laufruhe
  • sehr variabel
  • einfach zu servicen
  • auf lange Haltbarkeit ausgelegt

Flops

  • geringe Agilität
  • Umbau-Parts müssen gekauft werden

Mehr Infos auf der Website von RAAW.


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: GIANT Glory Advanced (Zum Test) | Pivot Phoenix V5 (Zum Test) | RAAW Yalla! | ROSE Scrub DC 3 (Zum Test) | Santa Cruz V10 DH X01 (Zum Test) | YT TUES MK4 CORE4 (Zum Test)


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“