Reise | Trailmagie im malerischen Marokko
Tausendundeine Nacht und Singletrails ohne Ende – nicht umsonst ist Marokko das Lieblingsreiseland meiner Ehefrau und mir. Okay, es hängt auch damit zusammen, dass ihr Bruder seit mehreren Jahren aus beruflichen Gründen in der Nähe der marokkanischen Hauptstadt Rabat in einem schönen Haus am Meer lebt und somit für mich die Pflicht eines Familienbesuches etwas erleichtert wird. Als jetzt der vierte Pflichtbesuch in Marokko beschlossen war, konnte ich als Verhandlungsergebnis für mich einen Tag auf dem Bike herausschlagen.
Da Marrakesch als Endpunkt unserer Marokkoreise gesetzt war, nahm ich sofort mit meinem langjährigen Facebook-Freund Pierre-Alain Renfer Kontakt auf, um mit ihm eine Schnuppertour im Atlas-Gebirge zu verabreden. Pierre-Alain, der seit 1985 Mountainbike fährt, lebt seit 20 Jahren in Marrakesch und bietet von dort aus mit seiner Firma Marrakech Bike Action geführte Touren im nahe gelegenen Atlas-Gebirge an und seit jüngster Zeit auch Stadttouren mit City-Bikes.
Die an der Atlantikküste gelegene Hafenstadt Essaouira ist von Marrakesch aus in einem Tagesausflug zu erreichen. Ein längerer Aufenthalt lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur zur Besichtigung der Altstadt (Medina), die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde, sondern auch zum Kitesurfen. Essaouira ist übrigens immer noch der Hippie-Treffpunkt Marokkos, seit sich Jimi Hendrix 1967 für einige Zeit dort aufhielt.
Die marokkanische Königsstadt Marrakesch gilt als Inbegriff von Tausendundeiner Nacht. Die Altstadt mit ihren drangvollen Gassen, dem Geruch von Gewürzen, Leder, Parfüm und leider auch Mopeds, bietet in den größten Souks des Landes mit ihren eigenen Viertel für das Kupferhandwerk, Textilien, Wollfärber, Holzhandwerk usw.
Bei Sonnenuntergang lohnt sich ein Blick von der Dachterrasse des „Café de France“ auf den berühmten Place Djemaa el-Fna. Tagsüber mag er unscheinbar und enttäuschend sein, aber abends wird er mit seinen Gauklern, Schlangenbeschwörern und den Duftschwaden der unzähligen Garbuden zum Muss.
Der Place Djemaa el-Fna verwandelt sich jeden Abend in ein riesiges Freiluftrestaurant mit unzähligen Grillbuden. Dort gibt es neben Brochettes (Fleischspieße), Tajine (Gericht aus dem Tontopf) und Harira (Suppe) auch exotischere Speisen wie z. B. Hammelhirn und Schnecken.
Wie vereinbart holte mich Pierre-Alain am frühen Morgen in unmittelbarer Nähe meines Riad ab – so heißen die traditionellen Gästehäuser in der Medina mit orientalischem Charme und westlichem Komfort. Die Fahrt ging Richtung Süden und war äußerst kurzweilig, was nicht nur an der Landschaft, sondern auch an unserem beiderseitigen Interesse, dem Biken, lag. Wir unterhielten uns sowohl über aktuelle Trends in der Bikebranche/-technik als auch über gemeinsame Freunde, mit denen Pierre-Alain im Atlas-Gebirge auf Tour oder bei Fotoshootings als Location Scout unterwegs war.
Nach ca. einer Stunde Fahrzeit erreichten wir den Ort Tahanaout, wo wir für unsere Tour Verpflegung einkauften. Bereits hier ist mir aufgefallen, dass Pierre-Alain offensichtlich eine sehr gutes Händchen im Umgang mit der einheimischen Bevölkerung hat, die mehrheitlich aus Berbern besteht.
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Pierre-Alain bietet auch geführte Eintagestouren mit dem E-Mountainbike für seine nicht ganz so trainierten Kunden an und dieses Angebot habe ich – zunächst zögernd – angenommen. Bei der Mittagshitze hat sich die Entscheidung für das E-Bike dann aber als äußerst klug erwiesen.
Weitere Informationen:
Der Schweizer Pierre-Alain stammt aus dem französischen Jura und spricht neben seiner Muttersprache (französisch) auch englisch, deutsch und im ausreichenden Umfang die Sprache der Berber, einer im Westen Marokkos weit verbreiteten Bevölkerungsgruppe. Er bietet mit seiner Firma Marrakech Bike Action seit über 20 Jahren geführte Bike-Touren im Atlas-Gebirge an. Die Touren werden anhand der Bedürfnisse der Teilnehmer, deren Fahrtechnik und Ausdauer zusammengestellt. Den Schwierigkeitsgrad der Trails, die für die jeweilige Gruppe geeignet sind, kann Pierre-Alain aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Bike-Guide sehr gut einschätzen. In der Regel handelt es sich um 6-Tages-Touren mit täglich 45–60 km und 5–6 Stunden Fahrtzeit. Was zunächst nicht nach viel klingt, relativiert sich durch die hohen Temperaturen und einen Singletrailanteil von 80 %. Die Teilnehmer bringen in der Regel ihr eigenes Bike mit. Das Gepäck wird transportiert, übernachtet wird in kleinen Guesthouses bzw. auch auf einer einsam gelegenen Berghütte auf über 2.000 m Höhe. Wie mir Pierre-Alain versicherte, ist dort abends für das eine oder andere kühle Bier gesorgt. Auch wenn ich letztendlich nur zwei Tage mit Pierre-Alain unterwegs war, so bin ich der Meinung, dass seine Touren das Prädikat „sehr empfehlenswert“ verdient haben!
Reisezeit: ganzjährig mit Ausnahme von Juli und August (zu heiß)
Nähere Infos zu den Touren und Preise gibt es auf
marrakechbikeaction.com und marrakech-city-bike-tour.com.
Text & Bilder: Manne Schmitt
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