Nun ist die Katze aus dem Sack – oder besser gesagt, der Hinterbau! Bereits bei der Enduro World Series in Punta Ala, im Frühjahr 2013, konnten wir den frisch unter Vertrag genommenen Fabien Barel auf einem Strive-Prototypen mit geheimnisvoller Hinterbauabdeckung gewinnen sehen.
Fab sollte das Rad von dort an die gesamte Saison fahren und war Anfang 2014 bei der EWS in Chile, mit einer Carbon-Version in Erlkönig-Lackierung zu sehen. Nun wurde uns im Elsass das Rad offiziell vorgestellt.

Again Canyon is doing something interesting with their shocks.  What lies under this bag, its certainly a Fox but has it got a remote lockout?
Der abgedeckte Hinterbau des Canyon Strive CF Erlkönigs von Teamfahrer Ludo May bei der EWS in Chile. In Foren kursierten zahlreiche Gerüchte und Vermutungen darüber, was tatsächlich unter der Abdeckung stecken würde.

Während der Präsentation wurde das Mysterium, was hinter der kuriosen Dämpferabdeckung mit dem Namen „Shape your ride“ steckt, nun endlich gelüftet. Herzstück des Bikes ist der Shapeshifter, eine Technologie, die das Strive CF ebenso wie das klassische „Bike-Kategorien-Denken“ grundlegend verändern soll. Aber dazu später mehr.

Die Präsentation des neuen Canyon Strive CF. Photo: Markus Greber
Die Präsentation des neuen Canyon Strive CF. Foto: Markus Greber

Laut Canyon steht Enduro für den ursprünglichen Gedanken des Mountainbikens und ist weit mehr als Racing, der Begriff steht vor allem für Vielseitigkeit. Dies gilt für die Strecken ebenso, wie für die Anforderungen an das eingesetzte Bike.

Heutige Trailbikes klettern wie XC-Bikes und fahren bergab wie DH-Bikes von vor 10 Jahren. Wenn man die Bikegeschichte verfolgt wird man sehen, welche herausragende Entwicklung stattgefunden hat. Mit dem neuen Shapeshifter will Canyon nun einen Schritt weiter gehen, und legt mit ihm den Grundstein für zukünftige Entwicklungen in der Modellpalette des Koblenzer Direktvertriebs.

Fabien Barel und Canyon-Entwickler Vinzenz Thoma auf der Bühne. Foto: Markus Greber
Fabien Barel und Canyon-Entwickler Vinzenz Thoma auf der Bühne. Foto: Markus Greber

Der Grundgedanke Canyons war: „Wie können wir ein Enduro konstruieren, das klettert wie ein XC-Bike und sich bergab anfühlt wie ein Downhiller?“ Mit dem Shapeshifter will Canyon den Spagat zwischen Variabilität, Bedienfreundlichkeit und Performance gefunden haben. Fabien Barel höchstpersönlich, stellt uns hier die Technologie und deren Benefits vor.

Soweit die Theorie, let’s get into detail!

Das Canyon Strive CF 9.0 Race CFET mit 160 mm Federweg und 27.5" Laufrädern.
Das Canyon Strive CF 9.0 Race mit 160 mm Federweg und 27.5″ Laufrädern. Die abgestimmten Farbakzente im CFET-Look sorgen für eine schnelle Optik, doch die wahre Besonderheit des 12,6 kg schweren Bikes bleibt auf den ersten Blick verborgen.

Der Rahmen des Canyon Strive CF ist – bis auf die Wippe – vollkommen aus Carbon gefertigt. Der in aufwendigen Labor-Prozeduren sowie bei der EWS getestete Rahmen soll laut Canyon enorm resistent und haltbarer als die meisten Aluminium-Downhillrahmen sein. Das Gewicht von 2.400 Gramm ohne Dämpfer ist in diesem Federwegsbereich nicht das Nonplusultra, aber in Anbetracht des zusätzlichen Mehrgewichts des Shapeshifters von rund 200 Gramm ist dies definitiv ein sehr guter Wert. Zumal das Gewicht nicht den ultimativen Maßstab im Enduro-/Trailbereich darstellt.

Die Shapeshift-Technologie:

Die aus Aluminium gefertigte Wippe sagt nur die halbe Wahrheit. Denn das Strive CF bietet mehr als "nur" 160 mm Federweg. Unter der Wippe verdeckt sitzt der Shapeshifter, welcher den Hinterbau per Click auf 130 mm reduziert und gleichzeitig Geometrie, sowie Kennlinie verändert.
Die aus Aluminium gefertigte Wippe zeigt auf den ersten Blick nur die halbe Wahrheit. Denn das Strive CF bietet mehr als “nur” 160 mm Federweg. Unter der Wippe verdeckt sitzt der Shapeshifter, welcher den Hinterbau per Click auf 130 mm reduziert und gleichzeitig Geometrie, sowie Kennlinie verändert.
Der Remote-Hebel des Shapeshifters am Lenker.
Der Remote-Hebel des Shapeshifters am Lenker.
Dieses zusätzliche Ventil oberhalb des Dämpfers ist der optische Hinweis auf den Shapeshifter.
Dieses zusätzliche Ventil oberhalb des Dämpfers ist der optisch sichtbare Hinweis auf den Shapeshifter. Rechts neben der silbernen Schraube befindet sich eine mechanische Anzeige, die den aktuellen “Shape” wiedergibt. Schwarz steht für DH-Mode, Grün für XC-Mode.
Darunter verbirgt sich eine Gasfeder (Aktuator) welcher mittels einer von Canyon patentierten Dämpferanlenkung die gesamte Radcharakteristik verändert. Der Hub beträgt circa 1.5 cm.
Darunter verbirgt sich eine Gasfeder (Aktuator) welcher mittels einer von Canyon patentierten Dämpferanlenkung die gesamte Radcharakteristik verändert. Der Hub beträgt circa 1.5 cm.
Die Gasfeder federt in keinster Weise und übernimmt keine Fahrwerksfunktion, sie dient lediglich dazu den Dämpfer von der XC-Position in die DH-Position zu bringen.
Die Gasfeder federt in keinster Weise und übernimmt keine Fahrwerksfunktion, sie dient lediglich dazu den Dämpfer von der XC-Position in die DH-Position zu bringen.
Links : Die Gasfeder im DH-Mode, Rechts: Die Gasfeder im XC-Mode.
Links : Die Gasfeder im DH-Mode, Rechts: Die Gasfeder im XC-Mode.
Im XC-Mode steht der kleine Umlenkhebel, über den der Dämpfer mit der Wippe verbunden ist in einer Linie mit dem Dämpfer. Das Resultat: Eine straffere Kennlinie, eine Federwegsreduzierung auf 130 mm und eine Geometrieveränderung.
Im XC-Mode steht der kleine Umlenkhebel, über den der Dämpfer mit der Wippe verbunden ist in einer Linie mit dem Dämpfer. Das Resultat: Eine straffere Kennlinie, eine Federwegsreduzierung auf 130 mm und eine Geometrieveränderung von 1,5°.
Im DH-Mode ist die Umlenkung angewinkelt, was für eine softere Kennlinie und eine flachere Geometrie sorgen soll. Zudem bietet der Hinterbau in diesem Modus 160 mm Federweg.
Im DH-Mode ist die Umlenkung angewinkelt, was für eine softere Kennlinie und eine flachere Geometrie sorgen soll. Zudem bietet der Hinterbau in diesem Modus 160 mm Federweg.

Die Besonderheit des Systems ist, dass sich einerseits Geometrie, Federweg und Kinematik ändern, andererseits aber kein spezieller Dämpfer notwendig ist. So stattet Canyon die Strive-Modelle mit Cane Creek DBinline, Fox Float X und RockShox Monarch Plus DebonAir aus.

Das mechanische Kabel für den Shapeshifter wird im Sattelrohr in den Rahmen geführt.
Das mechanische Kabel für den Shapeshifter wird durch das Sattelrohr des Rahmens geführt.
Die Geometrieveränderung von DH- zu XC-Mode beträgt 1.5° bei Sitz- und Lenkwinkel, sowie 20 mm Tretlagerhöhendifferenz.
Die Geometrieveränderung von DH- zu XC-Mode beträgt 1.5° bei Sitz- und Lenkwinkel, sowie 20 mm Tretlagerhöhe-Differenz.

Im XC-Mode soll das höhere Tretlager (365 mm) für ordentlich Bodenfreiheit sorgen, um gerade in technischen Uphills (Wurzeln oder Stufen) ungewollten Bodenkontakt der Kurbel zu vermeiden. Der steilere Lenkwinkel soll für ein ruhigeres, weniger kippeliges Lenkverhalten sorgen, der steilere Sitzwinkel eine optimale Kraftübertragung und mehr Gewicht auf der Front garantieren. So wird laut Canyon das Steigen des Vorderrads im Uphill effektiv unterdrückt.

Im DH-Mode soll das auf 345 mm abgesenkte Tretlager sowie der flachere Sitz- (73.5°) und Lenkwinkel (66°) einen tiefen Schwerpunkt, mehr Stabilität, sowie eine optimale Radlastverteilung und bessere Kurveneigenschaften sicherstellen.

Die Geometrieänderung ist dabei eine Kombination aus reiner Geometrieverstellung über den Shapeshifter und sich anpassendem SAG aufgrund des sich ändernden Übersetzungsverhältnisses.

Die zwei Kennlinien von XC- und DH-Mode.
Die zwei Kennlinien von XC- und DH-Mode.

Canyon empfiehlt für den DH-Mode einen SAG (Negativ-Federweg) von 25-30% bei 160 mm Federweg. Schaltet man in den XC-Mode ergibt sich aufgrund des veränderten Übersetzungsverhältnisses ein SAG von circa 15%. Zusätzlich zur Geometrie-Verstellung sitzt der Fahrer dann bergauf weniger tief im Federweg, was zudem Fahrwerkswippen minimieren und die Tret-Effizienz steigern soll. Zusätzlich hat der Fahrer unabhängig vom “Shape-Shift” noch die Wahl, die Druckstufendämpfung zuzuschalten, um das Fahrwerk vollkommen ruhig zu stellen. Laut Canyon sei dies aber absolut nicht notwendig.

Die Rahmendetails:

Die Formsprache des Strive ist dem Spectral sehr ähnlich und besticht durch gerade Linien und "technische" Kanten im Stealth Look.
Die Formsprache des Strive basiert auf dem Design des Spectral und besticht durch gerade Linien und “technische” Kanten im Stealth Look.
ZU dem cleanen Look tragen zweifelsohne die innenverlegten Züge bei. Ungenutzte Öffnungen werden per Gummiabdeckung verschlossen.
Zu dem cleanen Look tragen zweifelsohne die innenverlegten Züge bei. Ungenutzte Öffnungen werden einfach per Gummiabdeckung verschlossen.
Die innenverlegten Züge verlassen im Tretlagerbereich den Rahmen.
Die innenverlegten Züge verlassen den Rahmen im Tretlagerbereich.
Unterrohrschutz für das Carbon.
Der Protektor am Unterrohr schützt das Carbon vor Steinschlägen und anderen Beschädigungen.
Der Kettenstrebenschutz im Detail.
Der Kettenstrebenschutz wird direkt in den Rahmen geschraubt und dient gleichzeitig als Führung für den Schaltzug.
"World Series" - aufgrund von Namens-rechtlichen Problemen verzichtet Canyon auf den Zusatz "Enduro". Auch im Bild: Die Canyon Through Axle mit 12 mm Steckachse.
“World Series” – aufgrund von Namens-rechtlichen Problemen verzichtet Canyon auf den Zusatz “Enduro”. Auch im Bild: Die Canyon Through Axle mit 12 mm Steckachse.

Die Ausstattung des Canyon Strive CF 9.0 Race CFET:

Mit einem Preis von 4.299 Euro bietet das Strive CF 9.0 Race CFET ein extrem hochwertiges Package mit einer Komponentenliste, die jedem ambitionierten Trailbiker das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Ebenso das Gewicht: leichte 12,6 Kilogramm soll das Bike wiegen!

Des Racers Liebling: Die Fox PIKE RCT3 ist am Strive CF 9.0 Race verbaut - mit schicken, passenden Decals.
Des Racers Liebling: Die RockShox PIKE RCT3 ist am Strive CF 9.0 Race verbaut. Mit schicken auf den Rahmen angepassten Decals passt sie perfekt ins Gesamtbild.
Am Heck befindet sich der der Rock Shox Monarch Plus RC3 Debon Air.
Am Heck arbeitet derRock Shox Monarch Plus RC3 DebonAir.
Am hochwertigen Renthal-Lenker finden Ergons GE1 Griffe Platz, die den begehrten Design & Innovation Award 2014 gewonnen haben.
Am hochwertigen Renthal-Lenker finden Ergons GE1 Griffe Platz, die bereits den begehrten Design & Innovation Award 2014 gewonnen haben.
Das SRAM X01 1x11-Setup kommt mit E.13-Kettenführung.
Das SRAM X01 1×11-Setup wird durch eine E.13 XCX+ Kettenführung ergänzt.
In Zeiten von Teleskopstützen könnte man meinen, dass Sattelklemmen mit Schnellspanner überflüssig seien. Doch leider ist am Strive CF nur eine Reverb mit 125 mm Hub verbaut, da nur diese in dem Sattelrohrdurchmesser verfügbar ist.
In Zeiten von Teleskopstützen könnte man meinen, dass Sattelklemmen mit Schnellspanner überflüssig seien. Doch leider ist am Strive CF nur eine RockShox Reverb mit 125 mm Hub verbaut, da nur diese ,in dem für das Rad nötigen, Sattelrohrdurchmesser verfügbar ist.
Hochwertige Anbauteile wohin das Auge reicht. Im Bild: RockShox Reverb und Ergon SME3 Pro Enduro-Sattel.
Hochwertige Anbauteile wohin das Auge reicht. Im Bild: RockShox Reverb und Ergon SME3 Pro Enduro-Sattel. In Serie kommt das Strive CF 9.0 Race jedoch mit SDG Circuit Sattel.
Renthal Apex Vorbau.
Der Renthal Duo Vorbau passt wunderbar ins Gesamtbild des Rades.
SRAM Guide Bremsen werden an allen Race-Modellen verbaut.
SRAM Guide Bremsen werden an allen Race-Modellen verbaut.
Bewährte Maxxis Highroller II TR MaxxPro 2.4  in der Front.
An der Front kommen bewährte Maxxis Highroller II TR MaxxPro 2.4 Reifen zum Einsatz.
Am Heck kommt ein Maxxis DHR II TR MaxxPro 2.4 auf SRAM Rail 50 Laufrädern zum Einsatz.
Ebenso am Heck. Die Reifen werden auf SRAM Rail 50 Laufrädern montiert.

Die Geometrie-Varianten des Strive CF:

Ein Bike, zwei Modi, 7 Größen! Bei Canyon hat man keinen Aufwand gescheut!
Ein Bike, zwei Modi, 7 Größen! Bei Canyon hat man keinen Aufwand gescheut!

Canyons Statement zu den Geometrie-Optionen “Regular” und “Race”: Die Anforderungen beim Enduro gehen weit auseinander. Der eine sieht darin Abenteuertouren in extremstem Gelände, der andere Racing pur, ein Dritter sucht ein spaßiges und agiles Bike für Flowtrail und Bikepark-Action. Alles mit einer Geometrie abzudecken ist unmöglich. Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir neben der Regular Geometry zusammen mit Fabien Barel die Race Geometry entwickelt. Diese zeichnet sich durch einen längeren Stack und Reach aus, woraus sich ein längeres Front Center und ein zentraler Schwerpunkt ergibt. Dadurch wird das Bike laufruhig und stabil für schnelle und extreme Downhillpassagen. Ein direktes und agiles Lenkverhalten erhält das Bike durch die Verwendung kürzerer Vorbauten. Ready to race!
Wer einen wendigen Allrounder will, greift zu den Bikes mit Regular Geometry, die an unsere Spectral Serie angelehnt sind. Stack und Reach und somit auch Front Center sind, im Vergleich zur Race Geometry, entsprechend kürzer, woraus sich ein verspieltes und agiles Handling ergibt. Genau richtig für flowige Trails.

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Wie schlägt sich die Shapeshifter-Technologie in der Praxis? Ist das Strive CF ein reinrassiges Racebike oder kann es mehr? Stay tuned!
Wie schlägt sich die Shapeshifter-Technologie in der Praxis? Ist das Strive CF ein reinrassiges Racebike oder kann es mehr? Stay tuned! Foto: Jérémy Reullier.

Soweit die Eckdaten und technischen Details des neuen Strive CF. Wie fährt sich das Bike tatsächlich? Hält es was es verspricht? Den Fahrbericht lest ihr in den kommenden Tagen hier bei uns! Stay tuned! Infos zu der gesamten Modell-Palette (Strive CF 9.0 Team, Strive CF 9.0 SL, Strive CF 9.0 Race, Strive CF 8.0, Strive CF 8.0 Race), die im Preisbereich von 3.699 € bis 4.999 € rangiert, sowie die gesamten Ausstattungslisten findet ihr auf www.canyon.com.

Text & Fotos (sofern nicht anders gekennzeichnet): Robin Schmitt


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.