Revolutionär? Die neue elektronische Shimano XTR Di2
Im Rahmen des UCI XC-Worldcups in Albstadt präsentierte Shimano die erste elektronische Komponentengruppe für den Mountainbike-Sektor, die XTR Di2 (M9050). Die XTR Di2 ergänzt die bereits vor kurzem vorgestellte mechanische XTR M9000.
Bereits seit längerem kursierten im Internet Gerüchte über eine elektronische Schaltung aus dem Hause Shimano. Als 2008 die Dura-Ace Di2 auf den Markt kam, hatte man bereits recht zeitnah mit einem Mountainbike-spezifischen XTR-Modell gerechnet.
Fakt ist, nun ist sie da, die neue Shimano XTR Di2. Insgesamt hat es länger gedauert als erwartet, so wurde über 3 Jahre hinweg gezielt an der elektronischen Schaltung gearbeitet. Die größte Herausforderung in der Adaption der Straßengruppe war, eine sehr stabile und robuste Schaltperformance zu erreichen.
So sollte auch die Shadow+ Technologie zum Einsatz kommen, was einen stärkeren Motor voraussetzte. Dieser wiederum hatte einen entsprechend größeren Batterie-Verbrauch zur Folge.
Die wesentlichen Vorzüge der Di2-Plattform gegenüber einem mechanischen Schaltsystem sollen extrem präzise und schnelle Schaltvorgänge sein. Schalten erfordert hier deutlich weniger Kraftaufwand und erfolgt buchstäblich auf Knopfdruck.
Die Besonderheit der elektronischen Schaltgruppe und vor allem der größte Unterschied zur mechanischen Version besteht in der Programmierbarkeit des gesamten Systems. So lässt sich die XTR Di2 auf den individuellen Fahrstil und die persönlichen Vorlieben anpassen.
Basis dieser Programmierbarkeit ist die E-Tube Plattform, welche bereits bei den Di2-Rennrad-Gruppen Anwendung findet. Über Kabel sind alle Di2-Komponenten per Plug-and-Play-Verbindung miteinander vernetzt und erhalten zudem Strom von der Batterie, die entweder in der Sattelstütze oder im Vorbau (Gabelschaft) positioniert ist.
Um die sensiblen Kabel besser zu integrieren und zu schützen, bringt Shimanos Eigenmarke PRO eine eigene Komponentenlinie. So verschwinden die Kabel beispielsweise in Aussparungen des Lenkers.
Dank des E-Tube-Systems lassen sich den einzelnen Schaltknöpfen unterschiedliche Schaltfunktionen gezielt zuordnen. So lässt sich beispielsweise die Bedienung des Umwerfers vom linken auf den rechten Schalter legen oder die des Schaltwerks auf den linken Schalter. Außerdem gibt es die Multi-Shift-Funktion, welche aktiviert wird, wenn der Schalter gedrückt gehalten wird. So kann man die Schaltgeschwindigkeit und auch die Anzahl der per Multishift geschaltenen Gänge (ein Gang, zwei Gänge oder auch die gesamten 11 Gänge) beliebig wählen.
Ein Vorteil des elektronischen Kabelsystems soll zudem die verminderte Anfälligkeit für Funktionsbeeinträchtigungen verglichen mit mechanischen Schaltzügen sein (Zug-Längung oder Korrosion). Dennoch müssen alle Komponenten durch Kabel zur Steuerung und Stromversorgung verbunden sein.
Die Synchro-Shift Option ist eine spezielle Funktion der XTR Di2, die es erlaubt, dass Schaltwerk und Umwerfer nur noch mit einem Schalter kontrolliert werden. Dabei erkennt der Umwerfer permanent die Position des Schaltwerks und führt automatisch entsprechende Schaltvorgänge vorne aus, um die optimale Übersetzung und eine ideale Kettenlinie zu gewährleisten. Dies soll den Fahrer auch dahingehend entlasten, dass er keine Ausgleichsschaltungen mehr durchführen muss und sich voll auf die Strecke konzentrieren kann.
Es gibt zwei vorinstallierte Schalt-Layouts für Synchro-Shift, die standardmäßig zur Wahl stehen. Mit dem E-Tube-System lassen sich die Synchro-Shift-Modi jedoch jederzeit verändern oder gar eigene Schalt-Layouts programmieren. Während der Fahrt kann zwischen den beiden Synchro-Shift-Modi und dem manuellen Modus hin und her geschaltet werden.
Das folgende Video erklärt die Synchro-Shift-Funktion:
Die Zentrale des XTR Di2-Systems ist das digitale Systemdisplay, das wichtige Informationen wie Batterieladezustand, Gang-Position, Schaltmodus (Manuell oder Synchro) sowie Federungsmodus anzeigt. Ein Auswahlknopf am Displaygehäuse erlaubt zudem die Wahl des gewünschten Schaltmodus – Synchro 1, Synchro 2 oder Manuell.
Zudem dient die Displayeinheit als Ladeanschluss für die Batterie und als Verbindungsport für die E-Tube-Software.
Eine weitere intelligente Funktion der XTR Di2 ist die Auto-Trimm-Funktion des Umwerfer. So nimmt er bei allen Gangkombinationen die korrekte Position zum jeweiligen Kettenblatt ein.
Im Falle eines Crashes besitzt das Schaltwerk die Möglichkeit sich wieder neu auszurichten.
Gewichte
- Umwerfer: (FD-M9070 D-Type): 115 Gramm
- Schaltwerk (RD-M9050-GS): 289 Gramm
- System-Display (SC-M9050): 30 Gramm
- Schalter (SW-M9050): 64 Gramm
Erster Eindruck:
Die neue Shimano XTR Di2 bietet ein großes Potential in Richtung intelligente Bike-Systeme. Einerseits ist es natürlich eine sehr teure und komplexe Technologie, andererseits kann sie dem Nutzer viele Vorteile bieten, indem Funktionen automatisiert übernommen und Informationen verarbeitet werden. So werden wir in Zukunft sicherlich noch eine weitere Vernetzungen von Bikekomponenten sowie Equipment erleben.
Die Haptik und Optik der gesamten Schaltgruppe ist sehr hochwertig, was man in Anbetracht des sicherlich recht hohen Preises (voraussichtlich etwa 40% teurer als eine mechanische XTR) auch erwarten kann. Die Herausforderung, trotz der vielen Kabel einen sauberen Look zu erreichen, wurde durch die clevere Integration in die PRO-Komponenten gut gemeistert.
Die wahre Innovation liegt in den Auto-Justage-Funktionen der einzelnen Komponenten sowie den Synchro-Shift-Modi, welche ein vollkommen neues Schalterlebnis und -logik zulassen.
Unser Testbericht mit Praxiseindrücken wird in Kürze folgen! Vorab schonmal ein erster Eindruck von Sound und Optik der Shimano XTR Di2 im Stand:
Shimano XTR Di2 First Impression from WWW.ENDURO-MTB.COM on Vimeo.
Text & Fotos: Robin Schmitt
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