Das neue RockShox Flight Attendant-Fahrwerk ist mehr als ein elektronischer Lockout für Gabel und Dämpfer. Das smarte vollautomatische Komplettsystem hat das Potenzial, die gängigen Regeln der Bike-Entwicklung auf den Kopf zu stellen. Aber wie funktioniert Flight Attendant und was bedeutet es für die Zukunft des Mountainbikes?
Bei Flight Attendant denken die meisten an Boeing, Airbus und Vielfliegermeilen statt an Federgabel, Dämpfer und Mountainbikes. Mit dem kabellosen elektronischen Fahrwerk will RockShox so richtig durchstarten – und dadurch Sätze wie diesen vielleicht tatsächlich wahr machen: „Das Bike klettert wie ein Cross-Country-Bike und macht bergab alles platt wie ein Downhiller.“ Auch wenn ihr solche Marketing-Slogans schon tausendmal gehört habt, gelten sie nach wie vor als riesiges Verkaufsargument bei vielen Bikes. In Realität sind viele dieser „Alleskönner“ aber kompromissbehaftet und sowohl bergauf als auch bergab Mittelmaß. Das hat gute technische Gründe, schließlich müssen die Bike-Entwickler beim Fahrwerk die optimale Balance finden, also einen Kompromiss zwischen Uphill-Effizienz und Downhill-Performance schließen. Mit Flight Attendant will RockShox genau das ändern: Das smarte System kann Federgabel und Dämpfer im Bruchteil einer Sekunde an die aktuelle Fahrsituation anpassen, und zwar vollautomatisch. So sollen die Bikes nicht nur deutlich effizienter, sondern auch simpler werden. Alles mit dem Ziel, dass man sich als Fahrer voll und ganz auf den Trail konzentrieren kann.
Wie funktioniert RockShox Flight Attendant?
Flight Attendant ist viel mehr als ein kabelloser Lockout für Dämpfer und Gabel. Denn obwohl die Technik hinter dem System komplex ist, soll der Fahrer von einem Bike profitieren, das einfacher zu bedienen und schlichtweg besser ist. Deshalb erkennt Flight Attendant die Fahrsituation und passt die Compression-Dämpfung von Gabel und Dämpfer vollautomatisch an. Dafür greifen smarte Algorithmen auf eine Vielzahl von Sensoren an Gabel, Dämpfer und Kurbel zurück, die jede kleinste Bewegung des Mountainbikes permanent erkennen sollen.
Das Control Modul an der Federgabel ist die Schaltzentrale des gesamten Flight Attendant-Systems. Es analysiert und interpretiert die Sensordaten und entscheidet, welche Dämpfungsposition (Open, Pedal oder Lock) an Gabel und Dämpfer für die aktuelle Fahrsituation sinnvoll ist. Die eigentliche konventionelle Charger-Dämpfung an der Gabel regelt das Control Modul direkt selbst und kommuniziert zugleich über den AXS-Funkstandard mit dem Dämpfer am Heck. Auch das Fahrwerk lässt sich am Control Modul einstellen, z. B. die Lowspeed-Compression oder das Bias (dazu später mehr)
Das Dämpfermotormodul sitzt – wie das Control Modul auch – direkt an der Dämpfungseinheit, um die Compression-Dämpfung über einen kleinen Servomotor anzupassen. Darüber hinaus ermitteln die verbauten Sensoren aber auch permanent Daten über die Gegebenheiten am Heck. Sie werden genauso wie die Informationen vom Pedaliersensor von den Algorithmen im Control Modul verarbeitet. Der Pedaliersensor ist in der Kurbelachse verklemmt und erkennt jede noch so kleine Bewegung am Pedal. Er ist für die Interpretation der Fahrsituation unerlässlich und hilft dabei, das Fahrwerk so oft wie möglich vollständig zu öffnen: Wird nicht getreten, muss das Fahrwerk auch nicht auf Effizienz getrimmt sein. Im Gegensatz zum Control- und Dämpfermotormodul setzt der Pedaliersensor aus Platzgründen nicht auf die bekannten AXS-Akkus, sondern auf eine AAA-Zelle. Sie soll aber wie die Knopfzellen in den AXS-Triggern problemlos eine Saison durchhalten. Wie lange die zahlreichen Akkus im Traileinsatz tatsächlich halten, können wir euch bisher noch nicht sagen.
Die Flight Attendant-Komponenten im Detail
Neben den elektronischen Bauteilen benötigt Flight Attendant noch viele weitere Komponenten, um als Komplettsystem zu funktionieren. Nahezu alle Komponenten des Systems sind auf das Zusammenspiel miteinander ausgelegt und angewiesen. Die offensichtlichen Highlights sind sowohl der neue Super Deluxe Flight Attendant-Dämpfer als auch die drei neuen Gabeln: Pike, Lyrik und ZEB. An ihnen wird klar, dass RockShox in Flight Attendant das Potenzial sieht, fast alle vollgefederten Mountainbikes zu verbessern – mit Ausnahme von Cross-Country- und Downhill-Rennmaschinen. Die leichteste Gabel der Reihe ist die Pike mit 120 mm bis 140 mm Federweg. Auch die Lyrik setzt wie die Pike nach wie vor auf 35-mm-Standrohre und bringt es auf 140 mm, 150 mm oder 160 mm Federweg. Die bullige ZEB mit ihren fetten 38-mm-Standrohren beginnt bei 150 mm und bringt es in der längsten Variante auf happige 190 mm Federweg. Neben einem neuen Chassis bekommen alle drei Gabeln sowohl Updates an der DebonAir-Luftfeder als auch an der Charger-Dämpfungseinheit. Wir sind uns sicher, dass diese Updates in Zukunft auch an den RockShox-Gabeln ohne Flight Attendant Einzug halten werden.
Die neue RockShox Lyrik Flight Attendant-Federgabel
Für das Flight Attendant hat RockShox der Lyrik nicht nur ein neues Chassis, sondern auch jede Menge Updates an Luftfeder und Dämpfung spendiert. Die gesamte Gabel soll leichter als die herkömmliche Lyrik sein, verzichtet dazu aber auf die Varianten mit 170 mm und 180 mm Federweg. Über zwei Ventile können mögliche Druckunterschiede zwischen Casting und Umgebung ausgeglichen werden und dank der sogenannten Stiffness Reducer-Adapter fällt der Ein- und Ausbau von Vorderrädern ohne Torque Caps jetzt um einiges leichter.
Neben dem neuen Chassis sollen vor allem sogenannte ButterCups die Performance der neuen Flight Attendant Lyrik gegenüber der herkömmlichen Lyrik verbessern. Das sind Elastomere, die am Ende der Luftfeder und der Charger-Dämpfung sitzen und feine Vibrationen und Schläge filtern – dadurch sollen sie vor allem Armpump reduzieren. Die Charger Flight Attendant-Dämpfung bietet euch die Möglichkeit, den Rebound und die Lowspeed-Compression der Gabel anzupassen. Die Highspeed-Compression lässt sich im Gegensatz zu den bisherigen Ultimate-Federgabeln nicht einstellen.
Der RockShox Super Deluxe Ultimate Flight Attendant-Dämpfer
Der Super Deluxe Ultimate Flight Attendant-Dämpfer wurde ebenfalls neu für das elektronische Fahrwerk entwickelt und unterscheidet sich nicht nur durch das Dämpfermotormodul vom herkömmlichen Super Deluxe. Anders als bei den Gabeln steht den Bike-Herstellern nur dieses eine Dämpfermodell zur Auswahl, und es erfordert aufgrund seines Steuerungsmoduls etwas mehr Platz zum Einbau ins Bike. Die RCT3-Dämpfungseinheit bietet neben der elektronisch geregelten Compression-Dämpfung auch 15 Klicks zur Einstellung des Rebounds sowie einen optionalen hydraulischen Durchschlagschutz. Durch das neue AirCan-Design kann man das Volumen der Positiv- und der Negativ-Luftkammer mit Spacern anpassen.
Die Bedienelemente des RockShox Flight Attendant und die SRAM AXS-App
Die SRAM AXS-App ist ein zentrales Element beim ersten Setup des Fahrwerks: Selbst wenn ihr die App später auf dem Trail nicht braucht, ist sie hilfreich, wenn ihr das System das erste Mal kalibriert. Dank intuitiver Anleitung gelingt die Kalibrierung problemlos in zwei Minuten. Wer will, kann auch Feineinstellungen wie die Lowspeed-Compression von Gabel und Dämpfer oder das Bias in der App vornehmen. Alternativ können dafür auch die Tasten auf dem Control Modul genutzt werden.
Um Flight Attendant auch auf dem Trail zu kontrollieren, hat RockShox den Zwei-Tasten-Trigger der AXS-Schaltung gespiegelt. So lassen sich mit dem linken Daumen sowohl die Reverb AXS-Sattelstütze als auch das Fahrwerk kontrollieren. Wechselt man vom automatischen zum manuellen Modus, kann man die drei Fahrmodi (Open, Pedal, Lock) mit dem Trigger durchschalten. Viel spannender ist aber der Override-Modus, in dem sich der Automatik-Modus mit dem Trigger auch bei voller Fahrt deaktivieren lässt.
Die Fahrmodi von RockShox Flight Attendant
Open, Pedal und Lock: Wer denkt, Flight Attendant würde die Dämpfung von Gabel und Dämpfer in unendlich feinen Inkrementen an die Sensorwerte anpassen, der irrt. Stattdessen kontrolliert das System die Compression-Dämpfung in den Stufen, wie ihr es auch von den herkömmlichen RockShox-Gabeln und -Dämpfern mit dreistufigem Lockout (RT3, RCT3) kennt – nur eben viel schneller und bei Bedarf reagieren Front und Heck unabhängig voneinander. Im manuellen Modus seid ihr der Boss und wechselt mit dem Trigger zwischen den Fahrpositionen. Dann lässt sich der manuelle Modus mit den konventionellen Lockouts einer Lenkerremote vergleichen, nur eben ganz ohne störende Kabel. Statt im manuellen Modus liegt die große Stärke von Flight Attendant im Auto-Modus. Hier kommen die Sensoren und Algorithmen zum Einsatz, wodurch Flight Attendant die Fahrsituation in Echtzeit erkennt und selbstständig die Entscheidung fällt, welche Fahrposition an Gabel und Dämpfer die passende ist. Über die Bias Adjust-Funktion lässt sich der Auto-Modus weiter an die persönlichen Vorlieben anpassen. Wird der Bias erhöht, legt Flight Attendant den Fokus auf mehr Vortrieb und versucht, das Fahrwerk so oft wie möglich in Pedal oder Lock zu schalten. Bei einem reduzierten Bias tendiert Flight Attendant dazu, das Fahrwerk länger und häufiger voll aktiv in der Open-Position zu belassen. Spannend ist auch der Override-Modus: In der App könnt ihr wählen, ob er das Fahrwerk in Open, Pedal oder Lock versetzen soll. Aktiviert und deaktiviert wird der Override-Modus auf dem Trail mit dem Flight Attendant-Trigger. So könnt ihr zwischen dem Auto-Modus und einer fixen Dämpfungsposition wählen, ohne die Hand vom Lenker zu nehmen.
Unser YT JEFFSY UNCAGED 6-Test-Bike mit RockShox Flight Attendant
YT ist einer der ersten Hersteller, die auf das RockShox Flight Attendant-System setzen. Das 8.999 € teure YT JEFFSY UNCAGED 6 rollt ausschließlich auf 29”-Laufrädern an und holt aus dem Flight Attendant-Fahrwerk 150 mm Federweg an Front und Heck. Auch bei Schaltung und Sattelstütze setzt YT auf die kabellose AXS-Technologie, wodurch das JEFFSY super clean und aufgeräumt ist. Einzig die zahlreichen überflüssigen Kabelports durchbrechen das schicke Gesamtbild mit dezenter Sonderlackierung. Abgerundet wird die Highend-Ausstattung vom Crankbrothers Synthesis Carbon-Laufradsatz und dem mega aufgeräumten Renthal-Carboncockpit.
Neu 2024: Das RockShox Flight Attendant am Specialized Epic 8
Neu am Flight Attendant-Fahrwerk des Specialized Epic 2024 ist im Vergleich zu den Vorgängern des Systems an Trail- und Enduro-Bikes, dass am XC-Bike das System nun auch mit dem Powermeter in der Kurbel verbunden ist und damit sogenannte Adaptive Ride Dynamics ermöglicht. Das System lernt durch einen Algorithmus, wie ihr fahrt, um dann vier individuelle Leistungszonen zu berechnen und das Fahrwerk entsprechend anzupassen: Sprint-Zone sowie hohe, mittlere und niedrige Leistungszone.
Sprint-Zone: Wenn euer Leistungsniveau die Sprint-Zone erreicht, wird das System in die Sprint-on-Lock-Position bei Dämpfer und Gabel gehen. Damit bekommt ihr maximalen Vortrieb beim Finish-Line-Sprint. Oder natürlich auch beim Ortsschild-Sprint gegen die Kumpels.
Hohe Leistungszone: Wenn euer Output in die hohe Leistungszone eintritt, passt Adaptive Ride Dynamics das Fahrwerk an, um eine effizientere Leistung zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass das Fahrwerk straffer eingestellt wird, um eine präzise Fahrkontrolle bei hohem Tempo und aggressiver Fahrweise zu gewährleisten.
Mittlere Leistungszone: Sobald euer Output in die mittlere Leistungszone sinkt, sorgt das System für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Komfort und Effizienz. Das Fahrwerk wird so kalibriert, dass es eine angenehme Fahrt bietet, ohne dabei die Leistungsfähigkeit einzuschränken.
Niedrige Leistungszone: In eurer niedrigen Leistungszone und wenn ihr entspannter fahrt, tendiert Adaptive Ride Dynamics zu mehr Komfort. Das Fahrwerk wird weicher eingestellt, um Unebenheiten im Gelände sanft zu absorbieren und eine angenehme Fahrt zu gewährleisten.
Zusätzlich zur Anpassung des Fahrwerks zeigt Adaptive Ride Dynamics mit verschiedenen Farben an der Gabel an, in welcher Leistungszone ihr euch gerade befindet, um eine intuitive Rückmeldung während der Fahrt zu bieten. Wer trotz allen smarten Algorithmen selbst eingreifen möchte, für den besteht die Möglichkeit, die Override-Funktion über den linken AXS-Pod zu verwenden, mit der für eine kurze Zeit die Automatik ausgeschaltet wird und das Fahrwerk in ein vorher definiertes Override-Setup geht. Was man allerdings beachten sollte, ist, dass bei dem XC-Flight-Attendant die Einstellung der Compression nicht mehr möglich ist, wie man es von älteren Flight Attendant-Gabeln kennt. Alle Einstellungen können über die AXS-App vorgenommen werden. Da die Einstellungen abhängig sind von den persönlichen Powerzones und der Steigung, werden sie sich je nach Fahrer und Trail auch unterschiedlich anfühlen.
Obwohl wir im gesagt hatten, dass es am meisten Sinn an Longtravel-Bikes macht, so müssen wir zugeben: Wir lagen falsch. Sorry! Das elektronische Fahrwerk am Cross-Country-Bike macht krass Sinn! Das neue Epic 8 S-Works zeigt: Damit sind unterschiedlichste Fahrstile von Marathon über technische XC-Rennen bis hin zu langen Trail-Touren möglich und das Epic hat wirklich eine brutal große Bandbreite durch das neue RockShox Flight Attendant! Den vollen Test zu dem Bike lest ihr hier.
RockShox Flight Attendant im ersten Test
Aufsteigen und losfahren: Ebenso wie die SRAM AXS-Schaltungen oder die Reverb AXS-Variostütze erkennt auch Flight Attendant, dass sich das Bike bewegt. Dann aktiviert es sich automatisch und wechselt direkt in die passende Fahrposition. Natürlich lässt sich Flight Attendant im manuellen Modus nutzen, doch der Vorteil des Systems liegt klar im Auto-Modus, in dem wir das System überwiegend getestet haben. Den automatischen Wechsel zwischen Open, Pedal und Lock signalisiert das System – ähnlich wie Schaltung oder Variostütze – mit einem hörbaren „Bzzzt“ und zeigt die Position über LEDs am Control Modul an.
Sobald man in der Ebene oder bergauf über glatten Untergrund wie Asphalt oder feinen Schotter rollen, blockieren Gabel und Dämpfer und verwandeln das Bike in einen laktathungrigen Kletterspezialisten. Denn der Dämpfer steht sowohl gelockt als auch in der Pedal-Position höher im Federweg und sorgt für eine zentrale Sitzposition. Während das auch ein konventioneller Lockout schafft, sind technische Anstiege mit Flight Attendant eine andere Welt: Sobald es verblockt und rutschig wird, ist das Fahrwerk immer dann im Pedal- oder Open-Mode, wenn es über Kanten und Hindernisse geht, und generiert so ausreichend Traktion, um nicht durchzudrehen. Sobald es der Untergrund zulässt, blockiert Flight Attendant Gabel und Dämpfer, um möglichst viel Energie in Vortrieb umzuwandeln. So erklimmt das Bike dank Flight Attendant auch richtig technische Passagen mit einer Leichtigkeit, die sich weder im manuellen Modus noch mit einem konventionellen Fahrwerk erreichen lässt.
Auf flachen Trails mit vielen Wurzeln, Kanten und Gegenanstiegen zeigen sich die Unterschiede zwischen den Bias-Einstellungen deutlich: Mit niedrigem Bias (Tendenz zu Open) reagiert Flight Attendant auch auf kleinste Wurzeln sowie Unebenheiten im Trail und lässt das Fahrwerk sehr lang in der Open-Position. Mit einer hohen Bias-Einstellung (Tendenz zu Effizienz) ist das JEFFSY spritziger und lebendiger. Ein Clou: Flight Attendant kann Gabel und Dämpfer auch individuell ansteuern, wodurch kleine Kanten mit offener Gabel und dem Dämpfer in Pedal-Position überrollt werden. Selbst wenn man einen hohen Bias einstellt, ist das Fahrwerk an harten Schlägen oder bei Landungen nach kleinen Sprüngen stets voll aktiv. Cool! Einzig im richtig kraftvollen Wiegetritt waren die Algorithmen nicht einer Meinung mit unseren Testfahrern. Schließlich blieb das Fahrwerk trotz erhöhtem Bias bei Vollgas im Gegenanstieg meistens open, wo wir es uns zumindest in der Pedal-Position gewünscht hätten. Im Eifer des Trailheizens verschafft auch der Override-Modus keine Abhilfe. Denn um ihn zu aktivieren, muss die Taste am Trigger für fast eine Sekunde gedrückt werden – das dauert einfach zu lange. Stattdessen macht der Override-Modus Sinn, um das Bike vor dem Einstieg z. B. auf einen Flowtrail abzustimmen (Pedal-Position). Dann liefert das Fahrwerk auch bergab richtig viel Gegenhalt zum Pushen und Abziehen, gibt den Federweg bei harten Landungen aber dennoch frei.
Sobald das JEFFSY in einen Singletrail einbiegt, lässt Flight Attendant nur einmal von sich hören. Wird es ruppig und geht bergab, ist das Fahrwerk nämlich immer voll aktiv in der Open-Position. Mit gelocktem Dämpfer in den Downhill zu starten, gehört somit der Vergangenheit an. Wie sich die Updates an der Hardware der Lyrik wie z. B. die ButterCups oder die neue Luftfeder auf das Fahrverhalten auswirken, kann nur ein direkter Vergleich mit dem konventionellen Pendant zeigen. Einzig Fahrer, die besonders viel oder besonders wenig Highspeed-Compression benötigen, könnten einen Nachteil gegenüber der konventionellen Charger-Dämpfung haben. Sie lässt sich beim Flight Attendant nicht extern einstellen.
Was bedeutet Flight Attendant für die Bike-Entwicklung?
Bei der Hinterbaukinematik eines Bikes gehen die Entwickler (fast) immer Kompromisse ein. Denn die entscheidenden Kenngrößen wie Anti-Squat, Pedalrückschlag und Co. stehen oftmals in komplexen Verhältnissen zueinander. Mit Ausnahme von Spezialisten wie Cross-Country- oder Downhill-Race-Bikes versuchen die Entwickler in der Regel, ein ausgewogenes Verhältnis dieser Eigenschaften zu finden, das auf dem Trail sowohl bergauf als auch bergab funktioniert. Flight Attendant macht es den Bike-Herstellern mit seiner wählbaren Plattformdämpfung am Dämpfer – zumindest in der Theorie – möglich, die Bike-Kinematik auf Abfahrtsperformance zu trimmen. Schließlich kann das smarte System die dadurch entstehenden Defizite im Uphill ausgleichen: Warum hat das dann noch keiner gemacht? Das teure Flight Attendant-Komplettsystem wird vorerst nur in den Topmodellen der Bike-Hersteller Einzug finden, sodass die möglichen Defizite in der Uphill-Performance in günstigeren Ausstattungsvarianten auf dem Trail klar zu spüren wären. Solange elektronische Fahrwerke noch nicht in allen Preisklassen verfügbar sind, wird kaum ein Hersteller ein komplettes Mountainbike rund um Flight Attendant entwickeln. Um die Kinematik eines Bikes zu verändern, bedarf es aber nicht immer einer neuen Rahmenplattform. Bereits kleine Verschiebungen der Lagerpunkte können das Fahrverhalten signifikant verändern. Es ist also auch möglich, nur durch die Änderungen eines Hinterbau-Rockers das Bike für Flight Attendant oder andere elektronische Fahrwerke zu optimieren. Wir sind gespannt, ob, wann und wie die Bike-Hersteller solche Möglichkeiten in Betracht ziehen. Die Vorteile scheinen auf der Hand zu liegen: Mit Flight Attendant klettern die meisten Bikes vermutlich um einiges besser und decken dadurch auch einen viel größeren Einsatzbereich ab.
Fazit
Mit Flight Attendant integriert RockShox das elektronische Fahrwerk perfekt ins kabellose AXS-System. So lässt es sich einfach in Komplett-Bikes verbauen. Auf dem Trail spielt es seine Stärken vor allem bergauf und auf flachen Trails aus; bergab zeigt es keine offensichtlichen Nachteile. Flight Attendant kann dadurch den Einsatzbereich abfahrtsorientierter Bikes enorm vergrößern! Nach dem Test des Systems am neuen Specialized Epic müssen wir aber sagen: Das elektronische Fahrwerk am XC Bike macht krass Sinn! Dadurch sind unterschiedlichste Fahrstile möglich und das Bike bekommt einen sehr großen Einsatzbereich.
Tops
- kann den Einsatzbereich des Bikes enorm erweitern
- klasse Integration ins Bike und in die digitale SRAM-/RockShox-Infrastruktur
Flops
- viele individuelle Akkus und Batterien am Bike
- keine einstellbare Highspeed-Compression an der Gabel
Mehr Infos unter sram.com
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Text: Felix Stix, Peter Walker Fotos: Peter Walker, Daniel Geiger, Robin Schmitt