Bei unserem letzten Federgabel-Vergleichstest holte sie sich den Sieg und ist noch immer diejenige Gabel, die es zu schlagen gilt. Ja, es gibt mittlerweile steifere und dickere Optionen als die RockShox Lyrik, dennoch trifft sie den Sweet Spot. Ist ein neues DebonAir-Upgrade genug, um die Spitzenposition zu halten?

RockShox Lyrik Ultimate 2021 | 2,06 kg | 1.039 € | Hersteller-Website

Die Lyrik RC2 war ohne Zweifel die Federgabel, die RockShox im Enduro-Sektor wieder aufs Radar geholt hat. Ihre Performance war außerordentlich: klasse Ansprechverhalten bei gleichzeitig straffer Performance mit viel Gegenhalt im Mittel- bis Endbereich ihres Federwegs. Dieses Jahr verkündete RockShox ein neues 2021er DebonAir-Upgrade für die Lyrik-Plattform, das auch rückwärtskompatibel ist – genial! Ihr habt richtig gelesen, wenn ihr eine 2019er RockShox Lyrik oder jünger besitzt, dann könnt ihr ein Upgrade auf die neue Luftfeder bekommen – für nur 29 €. Das neue DebonAir-Upgrade verschiebt den Kolben der Luftfeder ein Stück nach oben, indem die Fußmutter des Luftfederschafts länger ausfällt. Dadurch wird der Überströmkanal („Dimple“) zum Ausgleich zwischen Positiv- und Negativkammer verschoben. Normalerweise befindet dieser sich an der Position des SAGs – bisher. Neuerdings gewährleistet er den Ausgleich jedoch bei voll ausgefederter Gabel. Dadurch wird die Größe der positiven Luftfeder reduziert und fällt progressiver aus. Doch durch die Verwendung eines hohlen Dichtungskopfs wird das oft übersehene Luftvolumen im Casting erhöht, was wiederum in weniger Progression resultiert und den Ramp-Up der positiven Luftfeder ausgleicht. Auf der Dämpfungsseite verfügt die Charger 2.1-Dämpfung über ein Einstellrädchen für die High-Speed-Druckstufe mit 5 einstellbaren Klicks und 20 Klicks an Low-Speed-Druckstufe. Das neueste Modell läuft nun mit Maxima Plush-Öl und besitzt neue SKF-Staubdichtungen. Die Federgabel ist erhältlich mit 140, 150, 160, 170 und 180 mm Federweg und ist kompatibel mit 220-mm-Bremsscheiben. Verglichen mit den dickeren Modellen der Konkurrenz sehen die 35-mm-Standrohre und das schicke Casting zwar schmächtig aus, doch lasst euch nicht täuschen: Die Federgabel ist steif. Auch wenn sie natürlich nicht an die brutale ZEB oder FOX 38 heranreicht, fühlt sie sich steifer an als die FOX 36 und mit ihr lassen sich völlig problemlos aggressive Linien durch wahnwitzige Kompressionen halten.

Die Luftfeder an der 2021er-Version wurde komplett überarbeitet, damit die Gabel höher im Federweg steht. Sie ist zudem rückwärtskompatibel mit älteren Modellen.
Die Charger 2.1-Dämpfungskartusche ist altbewährt, einfach einzustellen und liefert top Performance.
Lasst euch von ihren dünneren 35-mm-Standrohren nicht täuschen – die RockShox Lyrik fühlt sich in puncto Verwindungssteifigkeit auf dem Trail ein wenig steifer an als die FOX 36 und hält Linien sehr gut.

Setup der RockShox Lyrik Ultimate 2021

Selbst ohne die hervorragende Trailhead Suspension Setup-App von RockShox lässt sich die Lyrik mühelos einstellen. Für uns lagen die empfohlenen Einstellungen verdammt nah an dem Setting, das wir fahren würden, und das einzige Tuning, das wir vornahmen, war die Demontage eines Spacers und die Erhöhung des Luftdrucks um ein paar psi. Die High-Speed-Druckstufeneinstellung hat einen spürbaren Effekt auf das Fahrgefühl und besitzt keine Millionen Rasterpunkte, die beim Setup nur unnötig verwirren. Mit einem Körpergewicht von 80 kg empfanden wir die Federgabel als relativ schwach gedämpft, daher fügten wir drei Klicks (ausgehend von „geschlossen“) an HSC (High-Speed-Druckstufe) hinzu, um mehr Durchschlagschutz zu erhalten. Mit der neuen Position des DebonAir-Dimples müssen die Positiv- und Negativkammern nicht erst abgeglichen werden – pumpt einfach Luft in die Federgabel und geht shredden. Der Sweet Spot der Federgabel ist äußerst breit und selbst Einstellungen rechts und links unseres optimalen Setups fühlten sich auf dem Trail gut an. Die SAG-Markierungen auf den Standrohren der Federgabel sowie die Symbole Schildkröte bzw. Hase am Rebound-Einsteller vereinfachen das Setup, sodass selbst jemand, der keinerlei Erfahrung hat, die RockShox Lyrik einstellen kann.

Geschwister aus gutem Haus: Die ZEB ist zwar dicker und steifer als die Lyrik, doch für viele Fahrer nicht wirklich besser.

Die RockShox Lyrik Ultimate 2021 auf dem Trail

Begibt man sich auf den Trail, dann wird jeder Zweifel daran, ob ein relativ simples Luftfeder-Upgrade das ohnehin geniale Fahrgefühl der originalen RockShox Lyrik RC2 verbessern kann, umgehend beseitigt. Die neue 2021er Lyrik rockt einfach, ihre DebonAir-Luftfeder bringt spürbare Performance-Vorteile mit sich und die Lyrik steht höher in ihrem Federweg. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie sensibler anspricht als das 2020er-Modell. Bei kleinen Schlägen kann sie sogar ein kleines bisschen ihrer Sensitivitäteinbüßen. Anders als die FOX 36, die sich so anfühlt, als wäre man mit einer zwar äußerst sensitiven, aber linear arbeitenden Feder unterwegs, ist die RockShox Lyrik von Beginn an sensibel, bevor sie ihren massiven Support im Mittel- und Endbereich des Federwegs zeigt und in einfach jeder Situation herausragend gut funktioniert. Mit der Lyrik erlebt man nie böse Überraschungen – kein einziges Mal rauschten wir in einer Kurve unerwartet durch unseren Federweg oder erlebten eine kurzzeitige Spitze in der Dämpfung und erhöhte Reibung an den Dichtungen bei stark wirkenden Querkräften im Off-Camber-Terrain. Der Grip ist einfach gigantisch. Dadurch werden selbst flache Kurven und loser Untergrund zum Kinderspiel. Aber was ist mit der ZEB? Wenn wir ehrlich sind, dann ist bereits die Lyrik eine steife Federgabel. Und selbst wenn die ZEB noch steifer ist: Wenn ihr in monströsen Kompressionen nicht gerade regelmäßig Flex in eurer Federgabel spürt, dann ist die ZEB zu viel des Guten. Für die meisten Fahrer trifft die Lyrik genau den Sweet Spot, denn sie ist steif genug und bewahrt sich dennoch eine gewisse Nachgiebigkeit, die eure Hände schont.

Für die meisten Fahrer dürfte die Lyrik genau den Sweet Spot treffen, denn sie bietet Komfort und Steifigkeit in perfekter Balance und damit ein grandioses, vorhersehbares und aktives Fahrgefühl.

Die SAG-Markierung auf den Standrohren erlaubt einen schnellen und einfachen Check des SAGs.
Verwirrung ausgeschlossen: Schildkröte für langsam, Hase für schnell – simpel, aber effektiv!
Die Art und Weise, wie die RockShox Lyrik Ultimate arbeitet, fühlt sich absolut einzigartig an: geschmeidig von Beginn an, aber mit gigantischem Support, sobald die Federgabel härter arbeiten muss.

Wie schlägt sich die RockShox Lyrik im Vergleich zu den anderen Federgabeln in diesem Test?

Die RockShox Lyrik liefert eine herausragende Performance. Sie ist ein wenig steifer als die FOX 36, auch wenn das auf dem Trail kaum spürbar ist. Zudem ist sie die Federgabel im Test, die sich am leichtesten einstellen lässt, und bietet nahezu eine identische Performance wie die FOX 36, schlägt diese – was den Preis angeht – jedoch um Längen. Die Lyrik arbeitet gelassener als die DVO und sensibler als die Manitou Mezzer Pro. Verglichen mit der ZEB ist sie zwar nicht so brutal darin, eine Linie zu halten, bietet jedoch ein verzeihenderes Fahrgefühl, das noch dazu bei langen Tagen im Bikepark die Hände schont. Wenn ihr nicht gerade mit einem E-MTB in Kurven hineindonnert oder wirklich hart am Limit fahrt, dann würden wir die Lyrik stets der ZEB vorziehen.

Fazit

Die RockShox Lyrik RC2 sicherte sich 2018 den Testsieg, und das jüngste Ultimate-Modell ist noch immer die Messlatte für alle anderen Federgabeln. Die FOX 38 und ZEB mögen zwar die bessere Wahl für schwergewichtige Bikepark-Shredder sein, doch auf ruppigen alpinen Natur-Trails ist die Lyrik Ultimate wirklich alles, was man braucht. Mit einer 1A-Performance, ihrem unkomplizierten Setup und einem hervorragenden Preis ist die Lyrik noch immer unsere wärmste Empfehlung – und nicht umsonst unser Kauftipp.

Tops

  • bestes Preis-Performance-Verhältnis
  • herausragende Ansprechverhalten und Performance
  • müheloses Setup

Flops

  • nicht ganz so präzise für Fahrer am absoluten Limit

Andere Lyrik-Modelle

Die Lyrik ist in drei Modellvarianten erhältlich: Select, Select+ und Ultimate. Die größten Performance-Unterschiede bestehen in der Dämpfung: Das Einstiegsmodell Lyrik Select (819 €) nutzt die einfache Charger RC-Dämpfung mit einstellbarer Low-Speed-Druckstufe. Die Lyrik Select+ gibt es nur für Bike-Hersteller und sie verfügt über das gleiche schicke Casting-Finish wie das Ultimate-Modell. Zudem nutzt sie ebenfalls die identische hochwertige Charger 2.1 RC-Dämpfungstechnologie. Selbst wenn diese nicht die 5 Klicks an extern einstellbarer High-Speed-Druckstufe bietet wie die Ultimate, so liegt die Trail-Performance auf dem gleichen Level. Das macht die Lyrik Select+ für die meisten Fahrer zu einer exzellenten Federgabel an Komplett-Bikes.

Mehr Infos gibt es auf der Hersteller-Website. Ihr wollt wissen wie sich die RockShox Lyrik im Vergleich zur Konkurrenz schlägt? Dann seid ihr hier fündig!

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Text: Fotos: Finlay Anderson