Neuer Look, neues Einsatzgebiet: Die RockShox Lyrik war lange Zeit die Enduro-Gabel von RockShox, wurde aber seit der Einführung der ZEB schrittweise zur Trail-Gabel umpositioniert. In unserem Vergleichstest haben wir die RockShox Lyrik Ultimate in der 160-mm-Version mit der neuen Charger 3.1-Dämpfung über die Trails gejagt.

RockShox Lyrik Ultimate | 35 mm | 140 bis 160 mm | HSC, LSC, Rebound |
Fendermount: Ja | PM 180 | 1.199 € | 2.027 g | Hersteller Website

Die RockShox Lyrik ist eine der beliebtesten Federgabeln auf dem Markt und hat 2022 ein umfassendes Update erhalten: neues Casting, überarbeitete Luftfeder und eine neue Dämpfungskartusche. Doch auch in diesem Jahr wurde die Federgabel noch einmal weiterentwickelt und mit der Einführung der Charger 3.1-Kartusche wurde die Dämpfung noch weiter verfeinert. Sie bietet weiterhin die Möglichkeit, High- und Low-Speed-Compression sowie Low-Speed-Rebound einzustellen. Die Compression bietet fünf Klicks für die Highspeed-Druckstufe und 15 beim Lowspeed, wobei jeder Klick eine spürbare Veränderungen bewirkt, was die Feineinstellung beim Experimentieren erleichtert.

Die Klicks der Einsteller sind definiert, gut markiert und die Regler sind auch mit Handschuhen einfach zu bedienen. Ein Hase und eine Schildkröte zeigen am Rebound-Versteller deutlich, in welche Richtung man drehen muss. Bei der Compression-Verstellung ist es dafür nicht ganz so eindeutig: Hier wird mit Plus und Minus gearbeitet, wobei Plus für mehr Dämpfung (härter) und Minus für weniger Dämpfung (weicher) steht.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Federgabel – 8 Modelle im Test

Hase und Schildkröte: Hier ist eindeutig, was die Rebound-Einstellung bewirkt.
Die Klicks der Compression sind sehr definiert, die Beschriftung allerdings nicht ganz eindeutig.

Auf der linken Castingseite findet ihr eine Tabelle mit Empfehlungen für euer initiales Setup. Diese sind eine super Grundlage für euch und für detailliertere Anpassungen gibt es zusätzlich die hauseigene TrailHead App oder die Website, die beide hilfreiche Setup-Tipps bieten. Zusätzlich findet ihr dort Tipps zur Wartung und Pflege der Gabel sowie die Serviceintervalle für eure Gabel.

Die RockShox Lyrik Ultimate bleibt ihrer Linie treu und kommt weiterhin mit 35 mm Standrohren daher und bietet jetzt einen Federweg von 140 bis 160 mm, der durch einen Wechsel des Luftfederkolbens auch nachträglich angepasst werden kann. Mit 2.027 g für die 160-mm-Version liegt sie in Sachen Gewicht im Mittelfeld der Trailgabeln. Bei einem Preis von 1.199 € ist sie zudem noch die günstigste Gabel der Trailbikes.

Dank der 180-mm-Bremsscheibenaufnahme kann die Lyrik problemlos mit Scheiben bis zu 220 mm gefahren werden – je nach Bremse auch am Trailbike für einige Fahrer sinnvoll! Neben dem Ultimate-Topmodell gibt es für Endkunden noch zwei weitere Modelle zu kaufen: Select und Ultimate Flight Attendant. Die Modelle Base und Select+ sind allerdings den Bike-Herstellern vorbehalten. Farblich sind alle Versionen in Schwarz erhältlich, während Ultimate und Ultimate Flight Attendant auch in einem dunklen Grün verfügbar sind.

Die Ultimate-Topmodelle sind mit ButterCups ausgestattet, also kleinen Elastomeren zwischen Casting und Feder bzw. Dämpfung, die feine Vibrationen abfangen sollen. Die Gabel verfügt über die Q-Maxle-Steckachse, die es sowohl als Schnellspanner als auch mit Inbusschlüssel gibt. Für den Mudguard gibt es eine Halterung, sodass er direkt angeschraubt wird – Kabelbinder sind somit nicht nötig. Allerdings gibt es den Lyrik-Mudguard nur in einer kurzen Version.

Die RockShox Lyrik Ultimate-Federgabel auf dem Trail

Die RockShox Lyrik Ultimate präsentiert sich auf dem Trail als zuverlässiger Partner. Die Gabel spricht sensibler an als die Formula und bietet dadurch hervorragenden Grip – sei es auf feuchten, rutschigen Wurzeln oder in weiten, offenen Kurven. Dabei erreicht sie allerdings nicht ganz die Feinfühligkeit der FOX 36 GRIP X, die in Bezug auf Sensibilität und Ansprechverhalten noch ein Stück besser ist.

Im Midstroke zeigt sich die Lyrik straffer als die FOX und bietet, ähnlich wie die Formula, ein spürbares Feedback vom Trail. Das bedeutet, dass sie einen aktiven Fahrstil belohnt: Wer mit Schwung über Wellen pushen oder das Bike auf Absätzen mit einem dynamischen Bunny Hop abziehen will, findet hier genau das richtige Setup. In steinigen Abschnitten, die aktive Körperarbeit erfordern, bringt die Lyrik ein lebendiges Fahrgefühl – nicht zu steif, aber dennoch mit starkem Gegenhalt, was eine dynamische Verbindung zum Trail fördert.

Das Casting der Gabel und die 35-mm-Standrohre bringen jedoch gewisse Einschränkungen mit sich: Ein merklicher Flex in Torsionsrichtung kann auf besonders ruppigen Streckenabschnitten zu einem spürbaren Drehimpuls am Lenker führen. Vor allem in groben Steinfeldern vermittelt die RockShox Lyrik dadurch ein etwas schwammiges Fahrgefühl, was Präzision und Sicherheit beeinträchtigen kann.

Trotzdem zeigt sich die RockShox Lyrik Ultimate insgesamt gut ausbalanciert. Der Grip ist stark, der Gegenhalt überzeugt und insgesamt läuft die Gabel ruhig und vermittelt ein direktes, lebendiges Fahrgefühl. Die Dämpfung arbeitet leise, es klappert nichts, und die Rückmeldung vom Trail ist präzise. Doch bei aggressiver Fahrweise und sehr rauem Terrain – etwa bei High-Speed-Abfahrten, auf felsigen Trails oder in wurzelübersäten Steilstücken – zeigt sich, dass die FOX 36 GRIP X und die Formula in Bezug auf Stabilität und Laufruhe überlegen sind.

Fazit zur RockShox Lyrik Ultimate-Federgabel

Die RockShox Lyrik Ultimate wird ihrem Ruf gerecht und bleibt eine verdammt gute Gabel mit einfachem Setup und einem sinnvollen Verstellbereich. Auf dem Trail bietet die RockShox Lyrik starken und definierten Gegenhalt. Das macht sie besonders für aktive Fahrer interessant, kann sich für manche Fahrer jedoch recht straff anfühlen. Schwere oder aggressive Fahrer spüren allerdings deutlichen Flex im Chassis. Dennoch bietet sie ein ausgewogenes Fahrverhalten, das auf allen Arten von Trails überzeugen kann.

Tops

  • ausgewogenes Fahrverhalten
  • starker Gegenhalt
  • sinnvoller Verstellbereich

Flops

  • Flex im Chassis deutlich spürbar
  • etwas straffes Fahrgefühl

Mehr Infos findet ihr auf der Website von RockShox.


Alle Federgabeln im Test:
DVO Onyx D1 38 SL | EXT ERA V2.1 | Formula Selva S | FOX 38 GRIP X2 | FOX 36 GRIP X | Öhlins RXF38 | RockShox ZEB Ultimate | RockShox Lyrik Ultimate |


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker