Beim ROSE HOBO kommt einiges zusammen. Neben unterschiedlichen Trends (von Gravel- bis Cargo-Bike) und Anwendungsbereichen (von Abenteuer bis City-Cruisen) gibt es verschiedene Stilelemente und spezielle Zubehörteile. Und dazu auch noch Carbon und Stahl sowie eine elektronische Schaltung. Ergibt dieser Mix am Ende ein gelungenes Urban-Bike?

ROSE HOBO Rival eTap AXS XPLR I 13,74 kg (inkl. Front-Rack) I 2.499 € I Hersteller-Website

In der (urbanen) Fahrradwelt hat man in den letzten 20 Jahren folgende vier große Trends immer wieder aufkommen und abklingen gesehen:

1. Fixie-Bikes ohne Freilauf und meistens ohne Bremse, dafür oft aus Stahl, wie sie beispielsweise Fahrradkuriere verwenden

2. Gravel-Bikes, die wie Rennräder aussehen, aber mit breiten Reifen ausgestattet sind und damit auch auf unebenen Wegen gefahren werden können

3. Cargo-Bikes mit viel Stauraum

4. E-Bikes in allen Varianten, Formen und Farben

Manche hatten eine längere Halbwertszeit und sind gekommen, um zu bleiben, andere wiederum nicht. Zumindest drei dieser großen Modeerscheinungen versucht ROSE beim komplett neuen Modell HOBO zu vereinen: Fixie, Gravel und Cargo. Das Urban-Bike soll ein robustes, schickes und gleichzeitig multifunktionales Bikes sein, das Vintage-Look mit moderner Technik verknüpft. Geht das Konzept auf oder unter?

ROSE HOBO – Was macht das Urban-Adventure-Bike besonders?

Besonders auffällig beim ROSE HOBO ist die Wahl des Rahmenmaterials. Diese fällt auf Stahl, was vor den 1990er-Jahren fast das einzige Material für Fahrradrahmen war. Heute sind vor allem Rahmen aus Aluminium und Carbon beliebt und erhältlich. Stahl ist nicht gleich Stahl – zwar ist es im direkten Vergleich generell eher schwer, dafür aber auch robuster. Seit ein paar Jahren gibt es, nicht zuletzt aus Gründen des Recycling-Gedankens und der Nachhaltigkeit, einen kleinen Hype um Stahlrahmen und mittlerweile lassen sich wieder viele Bikes aus dem Material finden. Den besten Beweis dafür liefert die Bespoked-Fahrradmesse, bei der es um individuelle Fahrräder, Teile und Zubehör geht. Die absolute Mehrzahl der Bikes dort ist aus Stahl gefertigt. In diesem Kontext ist die Carbongabel am ROSE HOBO auf den ersten Blick besonders widersprüchlich dazu: Stahl als robustes, Carbon als relativ empfindliches Material. Diese Kombination wird aber sehr oft an Gravel- und Roadbikes eingesetzt, um Gewicht zu sparen.

Carbongabel kombiniert mit …
… Stahlrahmen wirkt erstmal nicht sehr stimmig. Macht aber absolut Sinn, um wenig Gewicht und Robustheit zu kombinieren.

Dicke Reifen und breiter Lenker klingen wie die Key-Facts eines Mountainbikes, sind aber auch die Features des HOBO. Die 650B-Laufräder haben einen 27,5” großen Durchmesser und kamen ursprünglich vor allem bei Mountainbikes zum Einsatz. Obwohl die Felge zwar nicht 28” groß ist wie bei den meisten Urban-Bikes, kommt am Ende eben doch fast der gleiche Umfang heraus. Für den Ausgleich sorgt der Reifen, der damit sehr hoch ist und ein hohes Luftvolumen bietet. Mit dem richtigen Luftdruck ist das Ergebnis viel Dämpfung und Komfort. Der 780 mm breite Lenker hat eine auffällig geschwungene und dem Fahrer zugeneigte Form, die an ein M erinnert. Auch hier sind Parallelen zum Mountainbike erkennbar, dort sind Lenkerbreiten um die 800 mm gängig. Ein breiter Lenker heißt viel Kontrolle, aber auch viel Windfang durch eine weit offene Armhaltung. Bei Bedarf kann der Lenker auf 680 mm gekürzt werden. Die M-Form bewirkt, dass die Breite im Hinblick auf den Winkel der Handgelenke etwas ausgeglichen wird. Die Handgelenke müssen so nicht eingeknickt werden und können in einer natürlichen Haltung bleiben.

Der Lenker am ROSE HOBO ist für ein ausgewiesenes Urban-Bike schon ziemlich breit. Das gibt allerdings viel Kontrolle. Außerdem lässt er sich bei Bedarf auch noch leicht kürzen.

In Sachen Anschraubpunkte und proprietäre Parts hat das ROSE HOBO einiges auf Lager. Die Vielzahl an Anschraubmöglichkeiten hat große Ähnlichkeit mit Gravel-Bikes, an denen die Anschraubpunkte vor allem fürs Bikepacking genutzt werden. Gleich vier Paar Befestigungspunkte gibt es bei diesem Urban-Bike am Rahmen für Flaschenhalter, Schloss, Taschen oder anderes Equipment. Auch an der Gabel befinden sich Anschraubpunkte, insgesamt sechs an der Zahl. Zusätzlich gibt es noch Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche. An vier ganz speziellen Anschraubpunkten kann der HOBO RACK-Frontgepäckträger angebracht werden, auf den wiederum die ROSE HOBO RACK BAG-Frontgepäckträgertasche  passt. Diese lässt sich mit Klettverschluss-Stickern im coolen Design individualisieren. Schutzblechset und Lichtsystem kommen von SKS bzw. Knog und sind universal nutzbar.

Der große Front-Rack ist speziell für das ROSE HOBO designt. Der äußere Rahmen lässt sich entfernen, sodass ein kleiner Gepäckträger übrig bleibt.
Die passende Tasche passt nicht nur optisch, sondern ist mit Kühlfach und Patches auch noch funktional und cool.

Elektrisch, mechanisch, einfach – Welche Ausstattungsvarianten gibt es beim ROSE HOBO?

Insgesamt stehen drei verschiedene Modell-Varianten beim ROSE HOBO zur Wahl. Zwei davon mit mechanischer Schaltung, also Bowdenzug, und eine Premium-Variante mit elektronischer Schaltung. Alle Modelle kommen aber mit 1-Fach-Schaltung und somit ohne Umwerfer. Der Rahmen geht in die Richtung Fixie-Bike, könnte easy auch ein Singlespeed-Bike sein, trotzdem gibt es das ROSE HOBO ausschließlich mit Schaltung. Das ROSE HOBO Deore mit zehn Gängen und TEKTRO-Scheibenbremsen sowie das ROSE HOBO GRX 810 mit elf Gängen und ebenfalls TEKTRO-Scheibenbremsen sind in den Farbdesigns Pine Green und Maliblue erhältlich. Das ROSE HOBO Rival eTap AXS XPLR mit zwölf Gängen – die elektronisch geschaltet werden – und SRAM-Scheibenbremsen ist auf 500 Stück limitiert. Die elegante Farbe Speckled White steht ausschließlich bei diesem Modell zur Auswahl. Neben einer besseren Ausstattung sinkt das Gesamtgewicht mit steigendem Preis. Zwischen 1.599 € und 2.499 € muss man für ein ROSE HOBO auf den Tisch legen.

Der Rahmen des ROSE HOBO könnte ohne Weiteres auch als Singlespeeder oder Fixie durchgehen. Aktuell bietet ROSE es allerdings ausschließlich mit Schaltung und ohne einen Umwerfer vorn an.

Über Stock, Stein und durch die City? ROSE HOBO Rival eTap AXS XPLR im Test

Als waschechtes Do-it-all-Bike sollte das ROSE HOBO überall funktionieren: in der City, bei der After-Work-Radtour, der Fahrt zum See, zum Einkaufen und sogar für eine Mehrtages-Radtour. Die Sitzposition passt schon mal für alle Einsatzbereiche, sie ist dynamisch. Zwar nicht wie auf einem sportlichen Rennrad, aber es lädt durch den breiten Lenker und einer nach vorn gebeugten Sitzposition zu einer aktiven Fahrweise ein. Damit macht es schnell Spaß, zügig durch die Stadt zu düsen. Durch die dicken Reifen wird viel Komfort auf allen Untergründen generiert: Von Kopfsteinpflaster über Stadtpark, Rad- und Waldwege fährt sich das Urban-Bike richtig smooth. Das Handling ist dabei eher stabil, was sich nach einem soliden Geradeauslauf anfühlt. Um sich in die Kurve zu lehnen, braucht es jedoch etwas Einsatz. Das kommt aber auch durch die breiten Reifen mit flacher Auflagefläche und den größeren Seitenstollen. Die WTB Byway-Reifen in 47 mm Breite kommen aus der Kategorie Gravel-Bike und rollen daher vor allem gut über Schotterpisten. Aber auch urbanen Untergründen sind sie gewachsen.

Die 1-Fach-Schaltung ohne Umwerfer mit zwölf Gängen stellt für alle Anstiege und Abfahrten die richtige Übersetzung bereit. Der Gangwechsel der elektronischen Schaltung funktioniert per Tastendruck, was zu einem kurzen, knackigen Schaltgefühl führt – die Gänge springen schnell und präzise über. Allerdings muss man in langen, aber regelmäßigen Abständen daran denken, den Akku zu laden. Die LED am Schaltwerk zeigt durch verschiedene Farben den Akkustand an. Beginnt sie rot zu blinken, solltet ihr den Akku laden – bis nach Hause hält er aber trotzdem noch locker. Der Ledersattel von Selle Italia passt zwar optisch durch den Vintage-Look zum Bike, ist aber mit Jeans sehr rutschig. Außerdem dauert es etwas, bis man ihn eingesessen hat. Anfangs ist der Sattel ziemlich hart und außerdem im Vergleich zu anderen Satteln eher schwer. Der Frontgepäckträger mit passender Tasche ist generell sehr praktisch. Das Set bietet verschiedene Einsatzbereiche, da die Tasche auch zum Umhängen genutzt werden kann und verschiedene Staufächer hat. Auf den nackten Gepäckträger passen auch einige Pizzakartons. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass eine Beladung des Front-Racks beim ROSE HOBO zu einer hohen Frontlast führt. Damit ist der Ständer überfordert und das Urban-Bike kippt schnell um. Bei Pizzen auf dem Boden hört der Spaß ganz schnell auf! Außerdem ist der Frontgepäckträger mit 1,9 kg ziemlich schwer und mit 149,95 € nicht gerade günstig. Mit Gepäckträger wiegt das Bike 13,74 kg, ohne 11,82 kg in Größe L. Durch sechs Schrauben auf der Unterseite lässt sich der Gepäckträger aber auch schnell und einfach verkleinern.

Dem einen passt es, dem anderen nicht: In Sachen Optik und Passform ist der Vintage-Ledersattel absolute Geschmackssache.
Clean! Keine Kabel und ein minimaler Taster sorgen für eine sehr saubere und aufgeräumte Optik.

Tuning-Tipp: Ein Sattel mit mehr Komfort und Alltagstauglichkeit.

Häng dich rein! Das ROSE HOBO vermittelt ein spaßiges Fahrgefühl und macht jede Menge Bock!

Für wen ist das ROSE HOBO das richtige Bike?

Für alle, die Style und Funktionalität verbinden wollen, ist das ROSE HOBO ein ideales Bike, aber ebenso für hippe und fitte Großstädter, die verschiedene Einsatzbereiche abdecken wollen. Auch Fixie-Rider von damals, die jetzt in der Midlife Crisis stecken, aber sich nicht trauen, wieder aufs Fixie zu steigen, matchen mit dem Bike. Das gilt auch für Sport-Lifestyle-Tourer mit Lust auf (Alltags-)Abenteuer. Nicht zuletzt sind beim ROSE HOBO alle, die noch vintage sein wollen, aber nicht bereit sind, komplett auf moderne Technik zu verzichten, richtig.

Fazit zum ROSE HOBO

Das ROSE HOBO zeigt, wie ein modernes Bike für die Stadt aussehen kann. Es ist eine gelungene Kreation aus verschiedenen Fahrradkategorien, die eine vielseitige Nutzung zulässt. Gelungen und praktisch sind die Möglichkeiten, das HOBO mit Anbauteilen voll ausstatten zu können. Einzelne Schwächen, wie der kippelige Ständer bei Beladung, der sehr schwere Frontgepäckträger oder der harte, unpraktische Sattel, gibt es allerdings. Dennoch ist der Spaßfaktor riesig und der Style dazu noch oldschool-fresh.

Tops

  • vielseitiges und spaßiges Bike
  • robuster Rahmen aus Stahl
  • viel Komfort durch fette Reifen

Flops

  • unbequemer und unpraktischer Sattel
  • mit beladenem Front-Rack kippt es auf den Ständer gestellt schnell um

Mehr Infos zum ROSE HOBO gibt es auf der ROSE-Homepage.

Words: Martin Staffa Photos: Antonia Feder, Jan Richter