Was hat das ROSE PIKES PEAK EN 3 mit einem Rotwein gemeinsam? Seine Entwicklung bis zur vollen Reife hat ähnlich lange gedauert, um es voll auszukosten, braucht es Erfahrung und es ist kraftvoll im Abgang. Wer sein Bike ähnlich wie den Wein nach dem Etikett kauft, würde vermutlich nicht direkt zum PIKES PEAK greifen – doch das ist ein Fehler!

ROSE PIKES PEAK EN 3 | 160/165 mm (v/h) | 13,16 kg | 4.799 €

Wer glaubt, moderne Mountainbikes seien teuer, der sollte sich mal die Liste der teuersten Weine der Welt ansehen. Aber hier wie da gilt eben auch: Gutes muss nicht unbedingt teuer sein. Das ROSE PIKES PEAK EN 3 ist mit einem Preis von 4.799 € sicherlich nicht billig, dennoch ist es gemessen an seiner Ausstattung und den Eckdaten ein Schnäppchen. Dabei sind es nicht nur die Top-of-the-Line-Komponenten, die Bikerherzen höherschlagen lassen, sondern auch der schicke Carbonrahmen.

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Das ROSE PIKES PEAK EN 3 im Detail

Das Highlight des PIKES PEAK-Frame ist sicherlich das PROGEO-System an der unteren Dämpferaufnahme. Mit nur einem Inbus kann man sowohl die Geometrie als auch die Kinematik des Hinterbaus innerhalb von wenigen Sekunden anpassen. Ganz ohne lose Teile, leicht verständlich und mit spürbaren Auswirkungen auf die Fahreigenschaften. Doch auch die weiteren Details können sich sehen lassen. Die Züge verlaufen in integrierten Linern, was die Montage vereinfacht und Klappern verhindert. Die Lager hat ROSE extra breit abgestützt, um die Steifigkeit zu erhöhen, und die Bocholter setzen außerdem auf hochwertige Enduro Bearings für maximale Langlebigkeit. Kritik am Rahmen gibt es lediglich für die unzähligen verschiedenen Schraubenköpfe am Hinterbau – nervig im Servicefall!

  Ein aufdringliches Etikett sucht man am PIKES PEAK vergeblich – dieses Bike setzt auf Understatement!

In Sachen Rahmendesign geht ROSE mit dem PIKES PEAK neue Wege. Nicht nur, dass man vergeblich nach dem Markenschriftzug auf dem Unterrohr sucht, auch der Dämpfer ist vom Oberrohr ans Unterrohr gewandert. Damit ähnelt das ROSE zwar auf den ersten Blick einigen Bikes der Mitbewerber #lookslikeatrek, auf dem Trail besitzt es jedoch einen ganz eigenen Charakter – wie ein guter Wein eben auch.

Super leicht
Basis des PIKES PEAK ist ein 2.400 g (Gr. M) leichter Carbonrahmen. Gepaart mit der edlen Ausstattung ergibt das ein niedriges Gesamtgewicht von gerade einmal 13,2 kg – das spürt man bergauf!
Platt
Den dünnwandigen Schwalbe Tubeless-Easy-Reifen fehlte es auf steinigen Trails deutlich an Pannenschutz. Wer das Potenzial des ROSE ausreizen möchte, greift besser direkt zur Super Gravity-Version.
Maximale Performance
Der FOX FLOAT X2-Dämpfer bietet etliche Verstellmöglichkeiten. Die beste Abfahrtsperformance bot er in unserem Test mit ca. 5 Klicks Lowspeed und ca. 5 Klicks Highspeed-Compression.
Schnell und effektiv
Die PROGEO-Verstellung am ROSE PIKES PEAK funktioniert sehr schnell und effektiv. Es reicht ein 6-mm-Inbus und es gibt keine losen Teile. Mit einem serienmäßig minimal steileren Sitzwinkel wäre die Verstellung aber eigentlich überflüssig.

Die Geometrie des ROSE PIKES PEAK

Geprägt wird der Charakter des 160-mm-Bikes mit 27,5”-Laufrädern maßgeblich von dem langen Hauptrahmen (Reach 472 mm Gr. L) mit flachem Lenkwinkel (65,6°) in Kombination mit einem eher kurzen Kettenstreben (430 mm) und einem satten Hinterbau. Das ROSE läuft in verblocktem Terrain wie auf Schienen und bleibt auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher auf Kurs. Die meiste Zeit sind wir das PROGEO-System in der Mid/Slack-Position gefahren.

  For advanced Riders only! Das ROSE verlangt einen beherzten Fahrstil!

Die kurzen Kettenstreben verleihen dem Rad zwar ein Plus an Agilität und machen Drifts einfach, erfordern aber speziell in Kurven und bei geringen Geschwindigkeiten einen sehr aktiven Fahrstil, um genug Druck auf dem Vorderrad zu haben. Wer zwischen zwei Rahmengrößen steht und kein ambitionierter Racer ist, sollte besser zur kleineren Größe greifen. Einen entsprechenden Fahrstil vorausgesetzt, schafft das ROSE sehr gut den Spagat aus großer Laufruhe und hoher Agilität.

Größe S M L
Sattelrohr 420 mm 440 mm 460 mm
Oberrohr (horizontal)* 591/594 mm 616/619 mm 646/649 mm
Steuerrohr 110 mm 115 mm 125 mm
Lenkwinkel* 66,5°/65,5° 66,5°/65,5° 66,5°/65,5°
Sitzwinkel* 75°/74° 75°/74° 75°/74°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm
Tretlager Höhe* 355/343 mm 355/343 mm 355/343 mm
Radstand* 1166/1168 mm 1192/1194 mm 1222/1224 mm
Reach* 432/422 mm 455/445 mm 482/472 mm
Stack* 595/602 mm 600/607 mm 609/616 mm

* Steep/Slack Einstellung

Die Ausstattung des ROSE PIKES PEAK EN 3

Federgabel FOX 36 FLOAT Factory
Dämpfer FOX FLOAT X2
Bremsen SRAM Guide RSC
Schaltung SRAM XO1 Eagle
Laufräder DT Swiss EX 1501 Spline ONE
Reifen Schwalbe Magic Mary / Hans Dampf (v/h)
Sattelstütze RockShox Reverb Stealth
Vorbau Race Face Turbine 35 mm
Lenker Race Face NEXT R
Gewicht 13,16 kg
Preis 4.799 €

Wie von ROSE bekannt, wird sich auch das PIKES PEAK in Kürze komplett online konfigurieren lassen. Wir würden in diesem Zug dann die serienmäßig verbauten Schwalbe-Reifen gegen ein Modell mit mehr Pannenschutz tauschen. Außerdem war der verbaute Race Face-Lenker mit 35 mm Klemmung und 800 mm Breite in Kombination mit den Ergon-Griffen zu steif und zu breit – hier wäre weniger mehr.

Das ROSE PIKES PEAK EN 3 auf dem Trail

Das edle FOX-Factory-Fahrwerk mit 160 mm Federweg an der 36 FLOAT-Federgabel bzw. 165 mm am X2-Dämpfer harmoniert sehr gut miteinander. Beide Federelemente begeistern mit einem sehr feinfühligen Ansprechverhalten und enormer Traktion. Auf anspruchsvollen Strecken liegt das Rad sehr ruhig und meistert auch große, harte und schnelle Schläge souverän. Die Endprogression lässt sich jeweils mit Volumenspacern anpassen, ist von Werk an aber bereits gut gewählt. Um die Sensibilität des Hinterbaus zu maximieren, fuhren wir die meiste Zeit mit relativ wenig Druckstufendämpfung am X2 – was sich auch bewährte. Einzig bei schnell gefahrenen Anliegern sackte der Hinterbau dann leicht weg. Den SRAM-Guide-Bremsen fehlt es auf langen Abfahrten an Power. Eine Code wäre hier sicher die bessere Wahl.

  Uphill ist nur Mittel zum Zweck, das ROSE fährt lieber bergab!

Doch um in den Genuss dieser Abfahrtsperformance zu kommen, muss man sich den Uphill erst mal erarbeiten. Wein wächst ja in der Regel auch in Weinbergen und muss dort erst mal geerntet werden. Mit eher kurzen Beinen bei einer Körpergröße von 180 cm ist die Sitzposition auf dem Rad in Größe Large in der flachen Einstellung (Mid/Slack) noch ausreichend zentral. Fahrer mit langen Beinen geben jedoch an, etwas weit über dem Hinterrad zu sitzen. Abhilfe schafft dann die PROGEO-Verstellung, mit der sich der Sitzwinkel um 1° steiler stellen lässt. Diese Verstellung macht bei langen Uphills für jeden Fahrer Sinn, da man so noch mal deutlich effektiver bergauf pedaliert. Am Hinterbau ist bei einem unrunden Tritt ein leichtes Wippen spürbar, das ist aber voll im Rahmen und lässt sich mit der zuschaltbaren Plattformdämpfung effektiv unterdrücken.

Fazit

Das ROSE PIKES PEAK ist wie ein guter Wein. Es besitzt einen starken, eigenen Charakter, ist kraftvoll bergab und angenehm leichtfüßig bergauf. Sein Handling ist nichts für jedermann, aber Kenner werden das volle Potenzial des Bikes zu schätzen wissen.


Tops
  • PROGEO-Verstellung funktioniert schnell und effektiv
  • Hinterbau ist feinfühlig und erzeugt viel Traktion
  • sehr leise und laufruhig
  • top Preis-Leistung
Flops
  • erfordert einen aktiven Fahrstil/nichts für jedermann
  • Sitzwinkel könnte noch steiler sein
  • viele unterschiedliche Schrauben am Hinterbau
  • Bremsen fehlt es an Power

Uphill
Downhill
Laufruhe
Agilität
Preis/Leistung


Mehr Infos findet ihr unter: rosebikes.de

Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #031

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