ROSE zeigt mit dem Scrub, dass ein Downhill-Bike mit guter Ausstattung nicht zwangsläufig teuer sein muss. Mit einem Kampfpreis von 4.799 € und einer größtenteils sehr hochwertigen Ausstattung stellt sich die Frage: Kann das Scrub sich gegen die edle und oft deutlich teurere Konkurrenz durchsetzen?

ROSE Scrub DC 3 | 200/200 mm (v/h)
17,8 kg in Größe L | 29″/27,5″ | 4.799 € | Hersteller-Website

Der deutsche Direktversender ROSE kehrt mit dem Scrub in die Welt der Downhill-Bikes zurück und setzt dabei direkt ein Statement. Mit einem Preis von 4.799 € für das Topmodell bietet ROSE eine hochwertige Ausstattung, die in dieser Preisklasse ihresgleichen sucht. Das ROSE Scrub setzt auf einen Alu-Rahmen, was es mit 17,8 kg allerdings auch zum schwersten Bike im Testfeld macht. Alle Größen sind nur als Mullet-Setup erhältlich, und das Fahrwerk bietet 200 mm Federweg vorne und hinten. Dass man bei dem Preis ein paar Abstriche machen muss, dürfte jedem klar sein. Auf dem Papier geht es dabei hauptsächlich um die geringe Anpassbarkeit der Geometrie und bei genauerem Hinsehen um einige fragwürdige Komponenten. Doch wie schlägt sich das Scrub DC3 auf dem Trail, und kann es diese Probleme ausgleichen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Ausstattung und Detaillösungen des ROSE Scrub DC3 2024

Das ROSE Scrub beeindruckt auf den ersten Blick als High-End-Bike, weist aber bei genauerem Hinsehen einige versteckte Ausnahmen auf. Der Rahmen ist schlicht, aber dennoch schick gestaltet, mit einem sehr dezenten Branding und einem Raw Alu-Look im Hochglanz-Finish. Das ist die einzige Farbvariante, in der das Scrub erhältlich ist.

Technisch setzt ROSE auf einen klassischen Viergelenker, bei dem der Dämpfer unten am Sattelrohr verläuft. Eine kleine Plastikabdeckung am Hinterbau schützt den Dämpfer effektiv vor Dreck. Sie ist magnetisch befestigt, sitzt aber schön fest und hat während unseres Testings absolut keine Probleme gemacht. Das Fahrwerk kommt aus dem Hause RockShox: eine BoXXer Ultimate-Gabel mit Charger 3-Dämpfungseinheit an der Front und ein RockShox Vivid Ultimate-Luftdämpfer am Heck. Das Scrub ist damit das einzige Bike im Test, das komplett auf RockShox-Komponenten setzt.

Die SRAM MAVEN Silver-Bremsen bieten brachiale Bremspower und stehen dem Ultimate-Modell in Sachen Performance in nichts nach.
Der Kettenstrebenschutz ist zu kurz und der Lack hat bereits nach wenigen Test-Runs deutliche Gebrauchsspuren davongetragen.
Das Plastik-Cover ist mit Magneten befestigt, hält aber auch auf den wildesten Trails zuverlässig am Rahmen.

Am Oberrohr befindet sich an der Unterseite ein Toolmount, der es ermöglicht, kleine Trail-Essentials oder Tools direkt am Bike zu befestigen – praktisch für lange Tage auf dem Bike. Weniger überzeugend: Der Kettenstrebenschutz ist etwas kurz geraten, und bereits nach wenigen Runs hat die Kette deutliche Spuren auf dem Rahmen hinterlassen. Außerdem hat er sich bei unseren Tests auch mal vom Bike gelöst. Dennoch bleibt das Bike recht leise, und auch die durch den Rahmen verlegten Züge machen keine störenden Geräusche. Der durchgehende Unterrohrschutz aus Plastik ist abnehmbar und dient gleichzeitig als Kabelkanal. Die meisten dieser Lösungen sind pragmatisch und machen ihre Arbeit solide, können aber nicht mit den sehr durchdachten und hochwertigen Konzepten der Konkurrenz mithalten.

Für massive Bremskraft sorgen die SRAM MAVEN Silver-Bremsen mit 220/200 mm Bremsscheiben vorne und hinten. Sie sind baugleich mit dem Topmodell – allerdings ohne Titan- und Carbon-Parts. Der Antrieb besteht aus einer SRAM X0 DH-Schaltung mit sieben Gängen. Die Kette wird durch eine Kettenführung an Ort und Stelle gehalten, während ein Bashguard das Kettenblatt vor Aufsetzern schützt.

Die Schwalb- Reifen bieten mit Super Gravity-Karkasse und Soft-Gummimischung zu wenig Pannenschutz und Traktion.
Der Unterrohrschutz aus Plastik fungiert gleichzeitig als Kabelkanal.

Ein Punkt, an dem ROSE gespart hat, sind die NEWMEN FORGE 30 Alloy-Laufräder. Wer sich nicht perfekt auskennt, überliest ein solches Problem schnell, doch Laufräder gehören zu den wichtigsten Komponenten an einem solchen Bike. Die günstigen Alu-Laufräder erwiesen sich während des Tests als anfällig und wir mussten bereits nach wenigen Runs Speichen nachziehen. Dennoch hat sich nach dem Testing bereits eine Unwucht und einige Dellen in das hintere Laufrad eingeschlichen – nervig! Die Bereifung besteht aus Schwalbe Magic Mary vorne und Schwalbe Big Betty hinten, beide in der Soft-Gummimischung und mit Super Gravity-Karkasse. Diese Kombination ist für ein Downhill-Bike allerdings zu pannenanfällig und zu hart. Dadurch verschenkt man wertvolle Traktion und Kontrolle, da man mit höherem Druck fahren muss, um Pannen zu vermeiden. Reifen mit Super DH-Karkasse und Ultra Soft-Gummimischung wären hier die bessere Wahl gewesen und der Unterschied zur Konkurrenz war auf dem Trail deutlich zu spüren.

ROSE Scrub DC 3

Specifications

Fork RockShox BoXXer, Charger 3 200 mm
Rear Shock RockShox Vivid Ultimate 200 mm
Brakes SRAM MAVEN Silver 220/200 mm
Drivetrain SRAM X0 DH 1x7
Stem TRUVATIV DESCENDANT 50 mm
Handlebar TRUVATIV DESCENDANT Alloy 800 mm
Wheelset NEWMEN FORGE 30 Alloy 29"/27,5"
Tires Schwalbe Magic Mary, Soft, Super Gravity/Schwalbe Big Betty, Soft, Super Gravity 2,4/2,4

Technical Data

Size S M L XL
Weight 17,8 kg

Specific Features

Lenkwinkel

Tuning-Tipps:
– Reifen mit weicherer Gummimischung wie Ultra Soft und robustere Karkasse wie Super DH
– in hochwertige Laufräder investieren (sehr teuer)

Helm Giro Insurgent Spherical | Brille Scott Prospect | Shirt POC MTB Pure LS | Hose POC Resistance Pro | Schuhe Shimano GE900 | Protektor POC VPD System

Die Geometrie des ROSE Scrub DC3 2024

Das ROSE Scrub wird in vier Rahmengrößen von S bis XL angeboten und deckt damit eine Spanne an Reach-Werten zwischen 435 mm und 505 mm ab. Unser Test-Bike in Größe L verfügt über einen Reach von 483 mm. Im Vergleich zu anderen Bikes im Testfeld ist das Scrub in puncto Anpassungsmöglichkeiten der Geometrie stark limitiert. Die einzige Anpassungsoption hat man am Lenkwinkel, der durch einfaches Drehen der Steuersatzschalen zwischen 63° und 64° eingestellt werden kann. Wir sind das Bike hauptsächlich im flachen Setting mit 63° gefahren.

Die Kettenstrebenlänge variiert je nach Rahmengröße, mit 435 mm in den Größen S und M sowie 445 mm in den Größen L und XL. Diese Anpassung soll sicherstellen, dass die Balance auf dem Bike über die verschiedenen Rahmengrößen hinweg konstant bleibt. Insgesamt zeigt das Scrub bei der Geometrie eine solide, wenn auch nicht besonders flexible Herangehensweise. Sie dürfte für viele Fahrer gut funktionieren, lässt aber weniger Spielraum für individuelle Anpassungen

Größe S M L XL
Oberrohr 595 mm 620 mm 647 mm 669 mm
Sattelrohr 420 mm 420 mm 430 mm 440 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 110 mm
Lenkwinkel 63/64° 63/64° 63/64° 63/64°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerhöhe 348 mm 348 mm 348 mm 348 mm
Radstand 1.233 mm 1.258 mm 1.296 mm 1.318 mm
Reach 435 mm 460 mm 483 mm 505 mm
Stack 630 mm 630 mm 640 mm 640 mm

Das ROSE Scrub DC3 2024 auf dem Trail

Zunächst vorweg: Wir hatten das ROSE Scrub bereits letztes Jahr im ersten Test, und unser erster Eindruck des Bikes war positiv. Zu dieser Zeit hat uns das Scrub als solider Bikepark-Shredder überzeugt, doch im direkten Vergleich zu anderen modernen DH-Bikes sieht die Welt anders aus. Da wir hier allerdings die Möglichkeit hatten, alle Downhill Bikes Back-to-Back auf der gleichen Strecke zu fahren, konnten wir jetzt einen viel stärkeren und detaillierten Testeindruck des ROSE bekommen. Außerdem: während unser damaliges Testbike über einen Rockshox Super Deluxe Coil-Dämpfer und hochwertige Newmen Evolution E. G. 30-Laufräder verfügte, kommt das ROSE Scrub DC3 2024 mit Luftdämpfer und schwachen Laufrädern, was einen großen Performance-Unterschied macht und die Abfahrtsqualitäten des Bikes mindert.

Das ROSE Scrub zeigt eine größtenteils hochwertige Ausstattung zu einem unschlagbaren Preis.

Auf den ersten Metern mit dem ROSE Scrub braucht man zunächst etwas Zeit, um sich an das Fahrgefühl zu gewöhnen. Die Balance auf dem Bike ist ungewohnt, sodass man eine Weile herumprobieren muss, bis man den zentralen Stand findet. Statt gut im Bike integriert zu sein, steht man eher auf dem Bike drauf, was euch ein unsicheres Fahrgefühl gibt.

Das Scrub vermittelt zunächst den Eindruck von viel Laufruhe – Auch in der jetzt getesteten Ausstattung. Doch sobald man es wirklich hart ran nimmt und anfängt, das Bike zu pushen, wird es unruhig und unberechenbar. Besonders bei hohen Geschwindigkeiten fühlt man sich unsicher, bekommt undefiniertes Feedback vom Untergrund und das Bike wird anspruchsvoll zu fahren. Das kleinere Hinterrad zeigt zwar seine Stärken in engen Kurven, wo man das Heck des Bikes gut herumzirkeln kann. Dennoch ist das Scrub insgesamt nicht sonderlich wendig.

Auch das Fahrwerk mit dem Rockshox Vivid Ultimate-Luftämpfer zeigt Schwächen. Selbst bei korrektem SAG hat man den Eindruck, zu weit oben im Federweg zu stehen, und das Ansprechverhalten ist eher grobschlächtig. Der Hinterbau verhärtet bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen und beim Anbremsen auf unebenem Untergrund oder Bremswellen verliert das Bike deutlich an Traktion. Wenn es auf dem Trail dann richtig zur Sache geht, schlägt der Hinterbau nach rechts und links aus, was die Kontrolle über das Bike weiter reduziert. Der Gegenhalt des Fahrwerks ist insgesamt in Ordnung, aber versucht man, das Fahrwerk zu komprimieren, um abzuziehen, verpufft die Kraft förmlich im Federweg, was zu einem spürbaren Mangel an Pop führt. So sind ähnliche Geschwindigkeiten und Zeiten mit dem ROSE Scrub zwar möglich, kosten aber wesentlich mehr Aufmerksamkeit, Kraft und Bike-Skills und es bleibt wenig Spielraum für Fehler.
Für wen ist das ROSE Scrub DC3 2024?
Das ROSE Scrub richtet sich an alle, die eine größtenteils hochwertige Ausstattung zum schmalen Taler haben möchten. Während das Scrub letztes Jahr erstmal überzeugen konnte, schafft es das von uns getestete ROSE Scrub DC3 nicht – was u.a. auch an den Spec-Veränderung liegt. In puncto Fahr-Performance kann das Bike leider nicht mit der – fairerweise auch teils deutlich teureren – Konkurrenz mithalten und reiht sich am Ende unseres Testfelds ein.

Das ROSE Scrub zeigt dann aber auch, dass selbst eine hochwertige Ausstattung nichts bringt, wenn die Fahr-Performance nicht mithält.

Die unausgewogene Balance und das unsensible Fahrwerk lassen das ROSE Scrub auf dem Trail hinter den anderen Bikes zurück.
Auf dem Papier vielversprechend, doch in der Praxis schwach – das Scrub bietet wenig Traktion und raubt euch den Fahrspaß.

Für wen ist das ROSE Scrub DC3 2024?

Das ROSE Scrub richtet sich an alle, die eine größtenteils hochwertige Ausstattung zum schmalen Taler haben möchten. Während das Scrub letztes Jahr erstmal überzeugen konnte, schafft es das von uns getestete ROSE Scrub DC3 nicht – was u.a. auch an den Spec-Veränderung liegt. In puncto Fahr-Performance kann das Bike leider nicht mit der – fairerweise auch teils deutlich teureren – Konkurrenz mithalten und reiht sich am Ende unseres Testfelds ein.

FAHREIGENSCHAFTEN

UPHILL

  1. schwerfällig
  2. effizient

AGILITÄT

  1. träge
  2. verspielt

LAUFRUHE

  1. nervös
  2. laufruhig

HANDLING

  1. fordernd
  2. gutmütig

FAHRWERK

  1. unsensibel
  2. feinfühlig

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

PREIS-LEISTUNG

  1. schlecht
  2. sehr gut

EINSATZBEREICH

Downhill

Das Fazit zum ROSE Scrub DC3

Das ROSE Scrub ist ein Paradebeispiel dafür, dass hochwertige Parts allein noch kein gutes Bike ausmachen. Die Anpassungsmöglichkeiten sind äußerst begrenzt, was in dieser Preisklasse noch akzeptabel wäre, wenn das Bike auf dem Trail überzeugen könnte – doch das ist leider nicht der Fall. Auf dem Scrub steht man unausbalanciert, es vermittelt nur sehr wenig Sicherheit und das Fahrwerk mit dem Luftdämpfer zeigt sich unsensibel, verhärtet bei schnellen Schlägen und bietet wenig Pop – schade.

Tops

  • größtenteils hochwertige Ausstattung zu geringem Preis
  • recht leise

Flops

  • unruhiges Fahrverhalten
  • schwaches Fahrwerk
  • wenig Anpassungsmöglichkeiten

Mehr Infos auf der Website von ROSE.


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Downhill-Bike 2024 – Sechs spannende DH-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: GIANT Glory Advanced (Zum Test) | Pivot Phoenix V5 (Zum Test) | RAAW Yalla! (Zum Test) | ROSE Scrub DC 3 | Santa Cruz V10 DH X01 (Zum Test) | YT TUES MK4 CORE4 (Zum Test)


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Text: David Feddersen Fotos: Peter Walker