Wer liebt sie nicht, die Transformer-Filme? Gut, das ROTWILD R.X2 kann sich zwar nicht von einem Auto in einen Kampfroboter verwandeln, aber es ist dennoch ganz schön wandelbar: Drei Laufradgrößen und verschiedene Geometrieoptionen stehen dem Fahrer zur Wahl. Mit welcher sich das leichte Carbon-Fully am besten fährt, haben wir herausgefunden.

ROTWILD R.X2 Evo | 12,3 kg | 6.999€
ROTWILD R.X2 Evo | 12,3 kg | 6.999€

Nachdem ROTWILD auf der EUROBIKE 2015 das Alu-Modell R.X1 vorgestellt hatte, welches wahlweise auf 27,5″- oder Plus-Bereifung rollte, folgte nun in Riva das Carbon-Pendant R.X2 mit zusätzlicher 29″-Option. Die Carbon-Version ist ganze 800 g leichter und soll zudem durch die bessere Eigendämpfung des Rahmens mehr Komfort bieten. Wir konnten das R.X2 in den letzten Wochen ausgiebig testen und verraten euch, ob der Carbon-Transformer uns überzeugen konnte.

Die Ausstattung des ROTWILD R.X2 Evo

Am 6.999 € teuren ROTWILD R.X2 Evo verbauen die Dieburger einen edlen, stimmigen Ausstattungsmix. Die bewährte FOX 34 FLOAT Factory-Federgabel mit 140 mm arbeitet straff und zuverlässig. Die 140 mm am Heck werden durch einen FOX FLOAT DPS EVOL Factory-Dämpfer kontrolliert. Auf der KS LEV Integra mit 150 mm Hub ist ein Ergon SMA 30-Sattel montiert.

Sowohl der Ergon SMA 30 als auch die KS LEV Integra sind Geschmackssache. In unserem Test fuhr die Stütze trotz korrekter Zugspannung oftmals nicht zuverlässig aus.
Sowohl der Ergon SMA 30 als auch die KS LEV Integra sind Geschmackssache. In unserem Test fuhr die Stütze trotz korrekter Zugspannung oftmals nicht zuverlässig aus.
Die roten Außenhüllen verleihen dem Bike einen durchgestylten Look.
Die roten Außenhüllen verleihen dem Bike einen durchgestylten Look.

In unserem Vorserienmodell war anstelle der serienmäßigen Shimano XT Di2 eine XT 2-fach-Kurbel mit XTR 11-fach-Schaltwerk verbaut. Um den Akku der Di2 zu verstauen, greift ROTWILD auf ein PRO-Cockpit zurück. An unserem Modell war ein Crankbrothers-Cockpit, bestehend aus einem 65 mm langen Crankbrothers Iodine-Vorbau und einem 780 mm breiten Cobalt-Lenker, verbaut.

Das verbaute Crankbrothers-Cockpit war sehr angenehm zu fahren.
Das verbaute Crankbrothers-Cockpit war sehr angenehm zu fahren.
Die aktuelle Baureihe der Shimano XT-Bremse mit 180-mm-Bremsscheiben ist auch am ROTWILD ein Sorgenkind: Während unseres Tests gab es immer wieder Probleme mit einem wandernden Druckpunkt.
Die aktuelle Baureihe der Shimano XT-Bremse mit 180-mm-Bremsscheiben ist auch am ROTWILD ein Sorgenkind: Während unseres Tests gab es immer wieder Probleme mit einem wandernden Druckpunkt.
Die Serienmodelle haben eine Shimano XT Di2 verbaut.
Die Serienmodelle haben eine Shimano XT Di2 verbaut.

Für unseren Test hatten wir alle drei Laufradvarianten zur Verfügung. Alle drei Größen rollten auf DT Swiss XM 1501 SPLINE ONE-Laufrädern. Während auf den 27,5″- und 29″-Laufrädern mit 25 mm Innenbreite Continental Mountain King 2,4″ montiert waren, verfügte das Plus-Laufrad (35 mm Innenbreite) über die neuen 2,6″ Schwalbe Nobby Nic.

Die Geometrie des ROTWILD R.X2 Evo

Das ROTWILD R.X2 scheint auf den ersten Blick eine relativ gemäßigte Geometrie zu haben. Der Reach von 435 mm in Größe M ist eher kompakt, der Lenkwinkel mit 67° nicht extrem flach. Lediglich die Tretlagerhöhe fällt auf: Mit 20 mm Drop kommt diese sehr tief und man sitzt angenehm im Bike integriert. Auch die Kettenstreben sind mit 422,5 mm sehr kurz, wodurch das R.X2 wendig und agil wird. Doch halt! Die Geometrie ist genauso variabel wie der Rest des Bikes: Mit einem -1,5°-Angelset kann der Lenkwinkel sehr flach (65,5°) eingestellt werden und durch den Flip-Chip im Hinterbau kann die Kettenstrebenlänge auf 435 mm verlängert werden. So wird das ROTWILD zur echten Downhill-Waffe!

Geometrie des Rotwild R.X2

Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 435 mm 475 mm 510 mm
Oberrohr 560 mm 595 mm 610 mm 635 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 67° 67° 67° 67°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 422.5 /435 mm 422.5 /435 mm 422.5 /435 mm 422.5 /435 mm
Tretlagerabsenkung 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1114 mm 1141 mm 1172 mm 1201 mm
Reach 400 mm 423 mm 450 mm 475 mm

Das Fahrverhalten des ROTWILD R.X2

Mit einer Körpergröße von 170 cm nimmt man entspannt auf dem ROTWILD R.X2 in Größe Medium Platz. Dank des steilen Sitzwinkels (74°) geht es entspannt den Berg hinauf. Und dank des geringen Gewichts (12,39 kg) lässt sich das R.X2 obendrein jederzeit gut beschleunigen.

Durch sein geringes Gewicht und das straffe Fahrwerk fliegt das ROTWILD förmlich über die Trails.
Durch sein geringes Gewicht und das straffe Fahrwerk fliegt das ROTWILD förmlich über die Trails.

Beim Fahrwerk hat ROTWILD geklotzt, nicht gekleckert: Die FOX FLOAT Factory-Federgabel besitzt ein geringes Losbrechmoment und vermittelt dank der FIT4-Kartusche top Feedback. Zusammen mit den 2,6″ breiten Plus-Reifen liefert sie obendrein eine Menge Grip. Dank des hohen Maßes an Steifigkeit setzt sie Lenkbefehle zuverlässig um. Die straffe Abstimmung der Federgabel passt gut zum XCS-Fahrwerkslayout des ROTWILD R.X2. Am Heck arbeitet ein FOX FLOAT Factory-Dämpfer mit EVOL-Luftkammer.

Das FOX Factory-Fahrwerk arbeitet sehr harmonisch und bietet viel Traktion.
Das FOX Factory-Fahrwerk arbeitet sehr harmonisch und bietet viel Traktion.

Bergab spielt das ROTWILD R.X2 seine Stärken aus. Es liegt stabil auf dem Trail, besonders mit dem installierten Angleset und dem langen Setting der Kettenstrebe. Auf flachen, flowigen Trail lässt sich das Bike leicht pedalieren. Durch das tiefe Tretlager kann man es schnell durch enge Kurven heizen und verspielt über den Trail zirkeln. Auch im Steilen bekommt man nie Überschlagsgefühle und fühlt sich immer sicher.

Für alles zu haben: Das ROTWILD R.X2 schreckt auch vor hartem Terrain nicht zurück.
Für alles zu haben: Das ROTWILD R.X2 schreckt auch vor hartem Terrain nicht zurück.

Nur in sehr hartem Terrain erfordert das straffe Fahrwerk eine beherzte Hand. Das Feedback des Hinterbaus ist auf flowigen Trails zwar sehr angenehm, wird im harten Geläuf aber anstrengend. Hier punktet die Geometrie und sorgt dafür, dass das Bike nicht nervös wird.

Die große Frage: 27,5″ vs 27.5+ vs. 29″

Ein Bike – drei Laufradgrößen: Wir waren auf den Trails am Gardasee, in Latsch und auf unseren Hometrails in Stuttgart unterwegs, um herauszufinden, welche Laufradgröße zu welchem Fahrer am besten passt.

Qual der Wahl: Für wen ist welche Laufradgröße die richtige?
Qual der Wahl: Für wen ist welche Laufradgröße die richtige?

Wer sollte 27,5″ fahren?

Mit 27,5″-Reifen liegt das ROTWILD R.X2 agil und verspielt auf dem Trail. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es definiert und lässt sich präzise bewegen. Dank des tiefen Tretlagers lässt es sich zielgenau und schnell manövrieren. Vor allem Racer und sehr erfahrene Fahrer werden dieses Setup bevorzugen.

Wer sollte 27.5+ fahren?

Die 27.5+ Reifen liefern eine Menge Grip! Bergauf und bergab vermittelt das Rad so eine Menge Sicherheit und Fahrspaß. Das ROTWILD R.X2 wird auf Plus-Bereifung deutlich gutmütiger und verzeiht kleinere Fehler. Wer jetzt glaubt, vor einem Monstertruck zu stehen, täuscht sich aber: Das Bike bleibt dank des tiefen Tretlagers agil und lässt sich sehr verspielt fahren. Es ist die perfekte Wahl für 90 % alle Fahrer. This bike rocks!

Wer sollte 29″ fahren?

Auf 29″-Reifen wird das ROTWILD R.X2 sehr spurstabil. Allerdings wandert das Tretlager im Vergleich zu den 27,5″-Versionen spürbar nach oben, wodurch die Kurvenlage merklich beeinflusst wird. Tourenfahrer, die lange, anstrengende Tage im Sattel verbringen, sollten zu 29″ greifen, da die Uphill-Performance nochmals gesteigert wird. Allerdings steht man im Downhill etwas weniger integriert im Bike.

Rotwild-RX2-Review-Test-4

Fazit

Das ROTWILD R.X2 ist ein echter Transformer. Dank der variablen Geometrie und der Option, alle drei Laufradgrößen montieren zu können, findet hier jeder ein für sich stimmiges Konzept. Wir favorisieren die Plus-Version mit flachem Lenkwinkel, doch auch alle anderen Konzepte funktionieren gut. Wer auf der Suche nach einem vielseitigen Bike für alle Situationen des Bike-Alltags ist, ist mit dem R.X2 gut beraten – egal ob beim Endurorennen am Sonntag, der Transalp unter der Woche oder der entspannten Samstagstour mit den Kumpels.

Mehr Informationen findet ihr auf der Rotwild Website.


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