Sam Hill ist eine Legende in der MTB-Welt. Der Mann aus Down Under stand weltweit bereits in vielen Disziplinen ganz oben auf dem Treppchen und war während der letzten drei Jahre DER dominierende Fahrer in der EWS. Wir haben mit „Mr. Inside Line“ gesprochen und herausgefunden, wie er tickt – was das Racing, die Familie, seine Fahrtechnik und mehr angeht! Sams Antworten? Kurz und knackig, also schnappt euch einen Kaffee und genießt ein kurzweiliges Interview!

Sam Hill ist eine echte Legende unseres Sports. Der Australier hat bereits im Downhill-Rennzirkus dominiert und ist aktuell der Racer, den es in der Enduro World Series zu schlagen gilt!

ENDURO: Hi Sam, du stehst nun bereits schon lange an der Spitze des Sports und musst niemandem mehr etwas beweisen. Was treibt dich noch an? Ist es noch immer der Hunger nach Siegen oder eher der Wunsch, ein Teil der Szene zu bleiben?

Sam Hill: Ich denke, es ist mein eigener Antrieb. Natürlich habe ich ein Team und Sponsoren, für die ich gute Leistungen bringen will, doch letztendlich ist es so: Wenn ich Rennen fahre, dann will ich mein Bestes geben und versuche, der Schnellste zu sein!

ENDURO: Wenn es bei dir mit Bike-Racing nicht geklappt hätte, was glaubst du, hättest du stattdessen gemacht?

Sam Hill: Da bin ich mir echt nicht sicher. Alles was ich jemals machen wollte, war biken. Daher bin ich froh, dass es so gekommen ist! Mein Vater war Schweißer, also nehme ich an, dass ich ansonsten vielleicht diesen Weg eingeschlagen hätte.

ENDURO: Du bist bekannt für deine Kurvenfahrtechnik. Was hat dich zu Beginn dazu bewogen, wenn immer möglich die Inside-Line zu nehmen? Hat dir irgendjemand etwas darüber erzählt, oder hast du einfach herausgefunden, dass es schneller ist?

Sam Hill: Als Kind erzählte man mir, dass die Inside-Line kürzer und daher schneller ist. Ich denke zwar, dass es nicht immer so ist, aber für gewöhnlich schon. Außerdem versuche ich gern, Linien zu fahren, die andere Leute nicht automatisch nehmen würden – das macht es spaßig und aufregend.

Sam fährt seine Rennen schon immer auf Flat-Pedalen und es klingt keineswegs, als würde sich das so bald ändern.
Vater geworden zu sein, hat zwar Sams Blick auf das Leben verändert, doch auf der Rennstrecke gibt er noch immer alles.

ENDURO: Alle bikenden Eltern sind neugierig: Hat die Geburt deiner Kinder deine Einstellung zum Rennen fahren, zum Reisen und zu den Risiken des Sports in irgendeiner Form beeinflusst?

Sam Hill: Ich denke nicht. Doch es hat mich erkennen lassen, dass es im Leben um mehr geht, als nur Bike-Rennen zu fahren. Wenn ich jetzt ein schlechtes Race hinter mir habe, dann komme ich wenigstens heim zu meiner Familie, die mich einfach liebt – ganz gleich, wie das Rennen gelaufen ist. Doch ich will definitiv mein Bestes geben und sie stolz machen, wenn ich unterwegs bin.

ENDURO: Wie gehst du mit Angst um? Hast du je an einer Stelle der Rennstrecke gedacht „Nee, vergiss es“?

Sam Hill: Schwierige Frage! Ich denke, wenn man einfach so aufwächst, dass es einiges an Hingabe braucht, um Dinge zu schaffen, dann lernt man, auf etwas hinzuarbeiten. Und zieht es dann auch durch. Ich mache nur Sachen, von denen ich weiß, dass ich dazu in der Lage bin. Ich würde niemals etwas machen, von dem ich mich frage, ob ich es kann oder nicht.

Die Familie ist ein großer Teil von Sams Leben. Wie lang wird es wohl dauern, bis sein Nachwuchs ebenfalls auf zwei Rädern bei Rennen startet?

ENDURO: Wir haben auf Instagram gesehen, dass deine Kids verdammt viel Spaß auf Motocross-Maschinen zu haben scheinen. Welchen Tipp würdest du ihnen mit auf den Weg geben, wenn sie den Wunsch hätten, Profis zu werden?

Sam Hill: Ganz klar: Bewahrt euch den Spaß an der Sache, arbeitet hart und bleibt entschlossen, um eure Ziele zu erreichen.

ENDURO: Auch du scheinst außerhalb der Saison eine Menge Zeit auf dem MX-Bike zu verbringen. Ist das nur zum Spaß oder profitierst du beim Mountainbiken davon?

Sam Hill: Ich denke, es hilft definitiv dabei, die Skills fürs Mountainbiken frisch zu halten. Außerdem ist man schneller unterwegs und das hilft einem dabei, sich an eine höhere Geschwindigkeit zu gewöhnen. Auf diese Weise fühlt es sich so an, als würde alles langsamer passieren, wenn man wieder aufs Mountainbike steigt.

ENDURO: Wie fühlt es sich an, wenn man bei einem Bike-Event auftaucht und jeder kennt einen? Hättest du dir das am Beginn deiner Karriere vorstellen können?

Sam Hill: Das ist noch immer ein wenig komisch für mich. Ich denke, dass ich einfach ein normaler Typ bin, und außerdem manchmal noch immer ziemlich schüchtern. Aber es ist gleichzeitig natürlich super cool, erkannt zu werden und zu realisieren, wie stark unser Sport über die Jahre gewachsen ist.

Sam und Nigel Page (links im Bild) sind bereits seit einiger Zeit gute Freunde. Zudem ist Nigel Sams Teammanager.

ENDURO: Nigel Page ist dein Teammanager und ihr scheint wirklich super miteinander auszukommen. Wie wichtig ist die Teamdynamik für dich mittlerweile? Sind dir bei einem Team heute andere Dinge wichtig als zu Beginn deiner Karriere?

Sam Hill: Genau, Nigel ist einfach ein wunderbarer Mensch, der mittlerweile auch zu meinen guten Freunden zählt. Um erfolgreich zu sein, ist es meiner Meinung nach super wichtig, dass man innerhalb eines Teams gut miteinander auskommt und es genießt, mit den anderen zusammen zu sein. Ich denke, dass ich einfach gelernt habe, was mir wichtig ist und was mich an einem Team stört. Obwohl ich ohnehin das Glück hatte, während meiner gesamten Karriere tolle Menschen um mich herum zu haben.

ENDURO: Man kann ohne Zweifel sagen, dass du deine Leistungen auf dem Bike stets für dich hast sprechen lassen. Doch wie wichtig ist es für dich, bei einem Team wie CRC zu sein? Du scheinst eine Menge Freiheiten zu genießen!

Sam Hill: Absolut, ich liebe es wirklich, ein Teil der CRC-Familie zu sein. Seit unserem ersten gemeinsamen Tag haben wir uns super verstanden und das Team von CRC hat mich immer unterstützt, egal was ich machen oder lieber bleiben lassen wollte. Für mich ist es super wichtig, sich als Teil des Unternehmens zu fühlen und nicht bloß ein Fahrer in ihrem Jersey zu sein.

Es ist wirklich wahr: Flatpedals win medals!

ENDURO: In einer Welt, in der die überwiegende Mehrheit der Rennfahrer mit Click-Pedalen unterwegs ist – wie lautet dein bester Tipp für all jene, die mit Flatpedals fahren?

Sam Hill: Nutzt sie zu eurem Vorteil und geht in Kurven an euer Limit, damit ihr das letzte bisschen Speed herauskitzeln könnt!

ENDURO: Eine Frage brennt uns noch auf der Zunge: Was war der beste Bike-Tipp, den du jemals erhalten hast?

Sam Hill: Hold it wide and let it slide!

Wir wollten außerdem von unseren Instagram-Followern wissen, welche spontanen Fragen sie Sam stellen würden. Hier kommen unsere drei Favoriten:

@Okalolli: Hältst du im Training auf den Stages gelegentlich an, um dir bestimmte Linien usw. anzuschauen, oder fährst du einfach durch?

Sam Hill: In der Regel versuche ich, einfach durchzufahren, außer mir fällt etwas auf, bei dem ich das Gefühl habe, dass ich anhalten und es mir genauer anschauen muss.

@lucas_w03: Wer ist der bessere Enduro-Rennfahrer: Ein fitter junger Underdog oder ein älterer und erfahrenerer Fahrer?

Sam Hill: Beides sind gefährliche Kombis, doch mit der Erfahrung gehen weniger Fehler einher, was im Enduro-Sport unglaublich wichtig ist!

@Matthieu_fritsch: Training, Rennen auf der ganzen Welt, Vater von drei Kids – wie schaffst du es da, die Balance zu wahren?

Sam Hill: Ich bin einfach super glücklich, dass ich das machen kann, was ich liebe und zugleich so viel Zeit daheim mit meiner Familie verbringen kann. Es ist natürlich immer schwer, wenn ich unterwegs bin, doch wenn ich zuhause bin, dann kann ich mit meiner Familie sehr viel Zeit verbringen, sodass alles gut funktioniert!

Sam, vielen Dank für deine Zeit und das coole Gespräch. Wir wünschen dir für die neue Saison alles Gute! Cheers!


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Text: Fotos: Nukeproof