Die deutsche Traditionsmarke Schwalbe ist nicht nur für ihr riesiges Reifenportfolio, sondern auch für ihre ausgefallene Namensgebung bekannt und macht auch 2023 keinen Halt davor. So gibt’s mit dem neuen Tacky Chan-Reifen Verstärkung für den Enduro- und Downhill-Einsatz und die magische Mary muss nicht nur Prügel, sondern auch um ihre Position als Liebling vieler Gravity-Biker fürchten.

Schwalbe Tacky Chan | 29” oder 27,5” | Super Trail – Super Downhill | 68,90 € – 74,90 € | Hersteller-Website

Der Plan von Schwalbe war simpel: Der bewährte Magic Mary muss noch besser werden! Dafür wurde fast drei Jahre lang entwickelt und zwar in Zusammenarbeit mit dem Worldcup-Downhill-Team von COMMENCAL und Fahrern wie Amaury Pierron und Myriam Nicole. Gedacht ist der neue Tacky Chan-Reifen für den Einsatz im Downhill und Enduro und kann sowohl an der Front als auch am Heck montiert werden. Die eigentliche Neuerung liegt dabei auf dem Stollenprofil und der Form des Reifens, sprich, die Karkasse und Gummimischung hat sich nicht verändert. Wer mehr über die weiteren relevanten Reifen-Modelle von Schwalbe oder deren Technologien lernen möchte, kann sich unseren beliebten Reifen-Vergleichstest näher anschauen.

Welche Modelle des neuen Schwalbe Tacky Chan-Reifens gibt es?

Der neue Tacky Chan-Reifen soll ab sofort in verschiedenen Versionen für 29” und 27,5” verfügbar sein. Dazu gehören neben der Super Downhill-Karkasse auch eine Super Gravity- und Super Trail-Karkasse, wobei letztere nicht als 27,5”-Version verfügbar ist. Zudem gibt es die Wahl zwischen der ADDIX Ultra Soft- oder der ADDIX Soft-Gummimischung, wobei auch diese nicht in jeder Version verfügbar ist. So gibt es z. B. keine Soft-Gummimischung mit Super Downhill-Karkasse und auch mit Super Gravity-Karkasse nur als 27,5”-Version. Besonders Hobby-Piloten, die eine robuste Karkasse mit härterer und damit langlebigeren Gummimischung am Heck fahren wollen, gehen leer aus. Alle Reifen werden ausschließlich in der 2,4”-Breite angeboten. Für alle Modelle mit robuster Super Downhill- oder Super Gravity-Karkasse fallen 74,90 € an. Für die Modelle mit Super Trail-Karkasse werden dann 68,90 € fällig. Gewichtstechnisch bewegt sich der Reifen auch im vergleichbaren Rahmen zur Konkurrenz und so bringt ein 29”-Tacky-Chan mit Super Downhill-Karkasse und ADDIX Ultra Soft-Gummimischung 1.325 g auf die Waage. Alle Reifen sind selbstverständlich Tubeless-ready.

Größe Karkasse Gummimischung Preis
27,5” Super Downhill ADDIX Ultra-Soft 74,90 €
27,5” Super Gravity ADDIX Soft 74,90 €
29” Super Downhill ADDIX Ultra-Soft 74,90 €
29” Super Gravity ADDIX Ultra-Soft 74,90 €
29” Super Trail ADDIX Ultra-Soft 68,90 €
29” Super Trail ADDIX Soft 68,90 €

Der neue Schwalbe Tacky Chan-Reifen im Detail

Montiert ihr den neuen Schwalbe Tacky Chan-Reifen, fällt als Erstes die sehr abgerundete und optisch schmale Form des Reifens auf. Die Stollen auf dem mittleren Teil der Lauffläche – auch Mittelstollen oder Bremsstollen genannt – sind in 4er-Paketen aufgeteilt, sprich, nach jedem vierten Stollen-Paar wiederholt sich der Rhythmus. Alle Mittelstollen haben zudem eine kleine Neigung – auch Rampe genannt –, welche die Rolleigenschaften verbessern soll. Zusätzlich wurde viel mit der Breite der Bremsstollen experimentiert und die Reifen fallen etwas breiter aus, als man es z. B. von einem Magic Mary kennt.

Auffällig ist die runde Optik des Reifens, die unter anderem durch die Form der Seitenstollen kommt.

Die Schulter- oder auch Seitenstollen variieren am Tacky Chan nicht. Sie sind in einer leichten L-Form konzipiert und sollen durch ihre Rotation zur Laufrichtung für eine optimiertere Verformung sorgen. Zudem besitzen sie – wie auch alle anderen Stollen – kleine Einkerbungen, die einen Einfluss auf die Stabilität und Verformung der Stollen haben. Auf dem Trail macht sich das besonders im breiten Grenzbereich zwischen Grip und Slip bemerkbar. Genau das macht den Tacky Chan-Reifen im Vergleich zum Magic Mary mit schmalerem Grenzbereich besser kontrollierbar. Eine Besonderheit der Seitenstollen ist ihre enorme Höhe, die an der Innen- und Außenseite nahezu gleich ist und dadurch auch einen großen Einfluss auf die runde Optik des Reifens hat. Auf Transfer- oder Übergangsstollen wird am Tacky Chan vollständig verzichtet und so liegt bei starker Kurvenfahrt die volle Last auf den Seitenstollen. Das sorgt unter anderem für große Abstände zwischen den einzelnen Stollen und soll eine gute Selbstreinigung ermöglichen.

Die Seitenstollen sind untypischerweise an der Innen- und Außenseite beinahe gleich hoch.
Alle Stollen besitzen kleine Einkerbungen, die den Flex der Stolle beeinflussen.

Der Schwalbe Tacky Chan-Reifen auf dem Trail

Für unseren ersten Test sind wir den Schwalbe Tacky Chan-Reifen in einer Super Downhill-Karkasse und der weichen ADDIX Ultra Soft-Gummimischung an Front und Heck gefahren. Montiert waren die Reifen auf DT Swiss FR 541-Felgen und wir waren primär auf den sehr trockenen und roughen Strecken im Bikepark Schladming unterwegs.

Erklimmt ihr mit diesem Setup aus eigener Kraft den Berg, wird einiges von euch verlangt, wie es eben von einem Reifen mit so weicher Gummimischung und so robuster Karkasse zu erwarten ist. Jedoch rollt er – besonders auf Asphalt – angenehmer und ruhiger als vergleichbare Konkurrenz, was wir der runden Form des Reifens und der Neigung der Stollen zuschreiben.

In der Abfahrt fällt als Erstes der enorme Kurven-Grip des Reifens auf, den man so auch vom Magic Mary gewohnt ist. Allerdings ist der Übergang, in dem der Tacky Chan zu rutschen anfängt, wesentlich angenehmer, besser vorhersehbar und dadurch auch einfacher kontrollierbar. Zudem entwickelt der Tacky Chan zunehmend mehr Grip, wenn man den Reifen aktiv durch Kurven drückt und ihn bewusst an sein Limit bringt. Das spiegelt auch sein Einsatzgebiet und den gewünschten Fahrer wider. Und wie man es bei einem solchen Namen erwarten würde, entfaltet der Tacky Chan seine wahren Künste erst, wenn so richtig hart auf den Trail eingeprügelt wird. Solltet ihr dann doch einmal Bremsen müssen – was wir von Tacky Chan eigentlich nicht erwarten würden – liefert er ordentlich Brems-Traktion ohne zu stempeln und bricht auch hier erst spät, dann aber gut kontrollierbar aus. Bei großen Kompressionen, wie in engen Anliegern oder beim Absprung, fällt auch der etwas geringere Rebound des Reifens auf, der zusätzlich Kontrolle vermittelt, ohne an Feedback zu verlieren. So wisst ihr mit dem neuen Schwalbe Tacky Chan immer, was unter euren Stollen abgeht und könnt auch im Grenzbereich noch reagieren.

Fazit zum neuen Schwalbe Tacky Chan-Reifen

Der neue Schwalbe Tacky Chan-Reifen entwickelt sein volles Potenzial, wenn er ans Limit gebracht und aktiv gefahren wird. Das passt sowohl zum gewählten Wortwitz als auch zum Einsatzgebiet und den verfügbaren Varianten, auch wenn wir uns eine härtere Gummimischung für den Einsatz am Hinterrad wünschen würden. Besonders der besser kontrollierbare Grenzbereich erspart es euch, unverhofft auf dem Trail zu detonieren, wenn der vorangegangene große Grip plötzlich ein Ende gefunden hat.

Tops

  • viel Grip in Kurven
  • verbesserter Losbrechmoment
  • lädt zum schnellen Fahren ein

Flops

  • keine härtere Gummimischung mit robuster Karkasse

Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von Schwalbe.


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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!