Kein Bike für Mr. Ernst Biedermann: Das SCOR 2030 X01 ist auf Spaß ausgerichtet. Die junge Tochter-Brand von BMC ist zwar erst kurz auf dem Markt, doch die Ambitionen sind groß. Das 2030 wurde als progressives Trail-Bike konzipiert und soll auch mit nur 120 mm Federweg ordentlich abliefern können. Kann es sich damit die High-SCORe sichern?

13,4 kg in Größe L | 7.999 € | Hersteller-Website
Pedalability meets Shredability: Das SCOR 2030 X01 ist mit einem Gewicht von 13,4 kg das leichteste Bike im Test. Trotz gerade einmal 140/120 mm Federweg soll es ordentlich Trail-Performance mitbringen. Wer möchte, kann aber auch mit einem anderen Dämpferhub das Heck auf 130 mm erhöhen. Das 7.999 € teure SCOR 2030 wurde von Grund auf als Trail-Bike entwickelt und ist kein aufgemotztes XC-Bike, wie viele andere Bikes dieser Federwegs-Kategorie.
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Das SCOR 2030 X01 2024 im Detail
Das SCOR 2030 X01 kommt mit minimalem Branding, ist aber anhand dem flachen, durch das Sattelrohr laufenden Dämpfer und der speziellen Anlenkung dennoch sofort als SCOR erkennbar. Die vielen Kabel am Cockpit sind gut sortiert, was dem Cockpit dennoch einen cleanen Look gibt. Zudem sind sie sauber geklemmt und machen das 2030 zu einem absolut leisen Bike. Der Rahmen ist an Ober- und Unterrohr mit Schutzfolie eingepackt, die sich zudem noch mit eigenen Designs ganz nach euren Wünschen bedrucken lässt. Am Unterrohr ist noch ein Schutz aus Kunststoff angebracht und wie man es bereits vom 4060 kennt, ist die Form des Kettenstrebenschutzes einer Jumpline nachempfunden. Das 2030 ist zudem das erste SCOR, das ein vollwertiges Staufach verpasst bekommt. Es befindet sich im Unterrohr auf Höhe der Dämpferaufnahme, hat einen Flaschenhalter obendrauf und lässt sich mit einem Drehgriff öffnen. Dazu wird allerdings ein bisschen Kraft benötigt, vor allem, wenn der Mechanismus etwas verdreckt ist. Durch das schlanke Unterrohr ist nicht so viel Platz wie bei der Konkurrenz im Fach, aber es wird eine wasserdichte Tasche mitgeliefert, in die ihr einige Trail-Essentials packen könnt. Einen Rucksack oder eine Hipbag könnt ihr somit getrost zuhause lassen.

Die Ausstattung des SCOR 2030 X01 2024
Bereits am Fahrwerk des SCOR 2030 X01 sieht man, dass das Bike auf Trail-Performance ausgelegt ist. Die 34er Factory-Gabel hat die performante GRIP2-Kartusche verbaut, eine Kombination, die man sehr selten sieht, die aber sehr starke Performance und maximale Einstellbarkeit bietet. Allerdings ist der Rebound-Einsteller durch das nach unten gezogene Casting etwas schwer zu erreichen. Am Heck arbeitet passend dazu der FLOAT Factory-Dämpfer, der allerdings auf einen Ausgleichsbehälter verzichtet und durch seine Position im Rahmen etwas fummelig einzustellen ist. Auch an der Dropperpost geht Bewegungsfreiheit vor Gewichtsersparnis: Die BikeYoke DIVINE bietet mit ihren 185 mm viel Drop, vor allem in dieser Federwegsklasse sieht man das selten, mega! Die SRAM CODE Ultimate-Bremsen sind gleichzusetzen mit dem RSC-Modell und bieten werkzeuglose Einstellbarkeit von Hebelweite und Druckpunkt. Außerdem kommen sie mit der SwingLink-Technologie, durch die ihr weniger Fingerkraft braucht und somit nicht so schnell Armpump bekommt. Allerdings sind sie sowohl an der Front als auch am Heck mit 180-mm-Bremsscheiben kombiniert. Mit einem Upgrade auf 200er bekommt ihr hier deutlich mehr Standfestigkeit und Hitzeresistenz bei minimalem Mehrgewicht. Auch die Schaltung kommt von SRAM mit der mechanischen X01-Gruppe. Bei den Laufrädern geht SCOR wieder ganz auf Leichtbau mit den DT Swiss XMC1501 Carbon. Darauf sind ein MAXXIS DISSECTOR vorne und ein Rekon hinten montiert, beide mit harter DualCompound-Gummimischung und dünner EXO-Karkasse. Diese Kombi bietet zwar niedriges Gewicht und geringen Rollwiderstand und funktioniert auf Hardpack-Trails auch recht gut. Wer es aber ein bisschen mehr krachen lassen will, dem empfehlen wir, auf grobstolligere Reifen wie die Kombination aus Minion DHF und DISSECTOR mit robusterer EXO+ Karkasse upzugraden. Wenn ihr dann noch den Vorderreifen in der weichen MaxxGrip-Gummimischung nehmt, habt ihr auch in nassen Bedingungen deutlich verbesserten Grip.
Obwohl SCOR noch eine sehr junge Marke ist, lässt sich das 2030 auch mit minimalem Branding bereits an der Silhouette als ein Bike der Schweizer erkennen.

Das Staufach des 2030 ist durch das schmale Unterrohr nicht sehr groß, erspart euch aber dennoch das Tragen eines Rucksacks und kommt inklusive einer wasserdichten Tasche.

Der FOX FLOAT-Dämpfer, der am Heck des SCOR arbeitet, kommt ohne Ausgleichsbehälter und ist etwas fummelig zu bedienen.

Die fein profilierten, dünnen Reifen des 2030 bieten zwar einen geringen Rollwiderstand, für mehr Trail-Performance würden wir sie trotzdem gegen grobstolligere Alternativen mit robusterer Karkasse tauschen.

Der Rahmenschutz an Ober- und Unterrohr lässt sich ganz nach euren Wünschen personalisieren.

Der Kettenstrebenschutz verrichtet seinen Job tadellos und ist von seiner Form her einer Jumpline nachempfunden.

SCOR 2030 X01
7.999 €
Specifications
Fork FOX 34 Factory GRIP2 140 mm
Rear Shock FOX FLOAT Factory 120 mm
Seatpost BikeYoke DIVINE 185 mm
Brakes SRAM CODE Ultimate 180/180 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle 1x12
Stem Burgtec 35 mm
Handlebar SCOR Carbon 800 mm
Wheelset DT Swiss XMC1501 Carbon 29"
Tires MAXXIS DISSECTOR, EXO, DualCompound/MAXXIS Rekon, EXO, DualCompound 2,4"/2,4"
Technical Data
Size S M M/L L XL
Weight 13,4 kg
Specific Features
Staufach
Lenkwinkelverstellung
Tuning-Tipps: Reifen mit mehr Profil und robusterer Karkasse und weicherer Gummimischung an der Front | größere Bremsscheiben vorne und hinten

Shirt Fox Calibrated LS | Hose Monserat TP01 Pants | Schuhe Ride Concepts Accomplice
Die Geometrie des SCOR 2030
Das SCOR 2030 wird in 5 Größen von S bis XL mit Zwischengröße M/L angeboten. Mit gerade einmal 20-mm-Sprüngen beim Reach zwischen den Größen sind die Unterschiede gering genug, sodass man meistens die Auswahl zwischen zwei Größen hat. Der Reach ist mit 497 mm in Größe L sehr lang, hier müsst ihr bei der Größenwahl aufpassen! Das Sitzrohr ist mit 440 mm dafür schön kurz und ermöglicht euch dadurch viel Bewegungsfreiheit auf dem Bike. Aber auch der Rest des Geo-Sheets zeigt, dass das 2030 auf das Fahren von Trails ausgelegt wurde statt auf Uphill-Performance. Denn der Lenkwinkel ist mit 64,5° sehr flach, er kann allerdings durch Drehen der Steuersatzschalen auf 65,5° versteilert werden. Die Kettenstreben sind über alle Größen hinweg sehr kurz, vor allem für ein 29er-Bike. In Größe S bis M/L gerade einmal 429 mm, in Größe L und XL dann 432 mm bzw. 434 mm.
Größe | S | M | M/L | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 578 mm | 606 mm | 627 mm | 650 mm | 672 mm |
Sattelrohr | 400 mm | 420 mm | 430 mm | 440 mm | 480 mm |
Steuerrohr | 89 mm | 100 mm | 108 mm | 118 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 76,5° | 76,3° | 76,3° | 76,3° | 76,3° |
Kettenstreben | 429 mm | 429 mm | 429 mm | 432 mm | 434 mm |
Tretlagerabsenkung | 36 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm |
Radstand | 1.187 mm | 1.207 mm | 1.227 mm | 1.247 mm | 1.267 mm |
Reach | 435 mm | 457 mm | 477 mm | 497 mm | 517 mm |
Stack | 600 mm | 610 mm | 617 mm | 626 mm | 637 mm |
Das SCOR 2030 X01 2024 auf dem Trail
Steigt man auf das SCOR 2030 X01, fühlt sich das Fahrwerk zunächst recht weich an für ein Bike mit so wenig Federweg. Somit hat man viel Feinfühligkeit und Komfort im Uphill, kann aber nicht ganz mit dem Kletterkönig SCOTT und seinem TracLoc-Fahrwerk mit Dämpfer-Lockout mithalten. Dennoch: Mit dem 2030 kommt man super effizient bergauf, es spornt jedoch nicht zur KOM-Jagd an. Man sitzt auf dem SCOR durch den langen Reach zwar etwas gestreckt, aber dennoch sehr komfortabel – selbst wenn es mal steil werden sollte, bleibt die Front zuverlässig am Boden.
Flowtrails zittern bereits beim Anblick des SCOR 2030, da sie wissen, dass sie gleich komplett abgerrisen werden.



Auch wenn es bergab geht, spürt man die kurzen Kettenstreben und das lange Front End. Dadurch ist das Bike sehr lang, aber auch etwas unausgewogen. In engen Kurven muss man viel Gewicht auf die Front verlagern, um das Bike zielsicher manövrieren zu können. Auch in offenen Kurven tendiert der Vorderreifen dazu, wegzurutschen. Ein Wechsel auf die nächst kürzere Rahmengröße und ein anderer Reifen an der Front schaffen hier allerdings bereits Abhilfe. Das Fahrwerk des 2030 ist sehr stark und fühlt sich nach mehr an, als auf dem Papier steht. Das Bike gibt viel Feedback an den Fahrer weiter, hat super viel Gegenhalt und belohnt aktive Fahrer mit ordentlich Speed. Das animiert zum Pumpen über jede noch so kleine Welle auf dem Trail und zum Abziehen an jeder Kante, die euch mit anderen Bikes vielleicht nicht einmal aufgefallen wäre. Und auch wenn ihr mal etwas härter landen solltet, rauscht das Bike nicht unverhofft durch den Federweg. Beeindruckend ist zudem, wie straff das Heck bleibt, wenn man zum Sprint ansetzt – vor allem wenn man bedenkt, dass es sich im Uphill noch soft angefühlt hat. Es ist allerdings auch das Bike mit der geringsten Laufruhe im gesamten Test. 120mm Federweg sind am Ende natürlich nur 120 mm Federweg. Es dürfte somit auch niemanden überraschen, dass das Bike nicht das richtige ist, um blind durch Steinfelder zu moshen. Dafür bietet das SCOR ein sehr agiles Fahrverhalten, das dem des Cannondale ähnelt. Zusammen mit dem straffen, poppigen Fahrwerk macht es das 2030 zu einer Flowtrail-Rakete, die sehr stiff und direkt ist, aber dennoch recht easy zu fahren ist.

Für wen ist das SCOR 2030 X01 2024?
SCOR ist zwar noch eine sehr junge Marke, kann aber auf viel Know-how von BMC zurückgreifen und ist gnadenlos auf Trail-Spaß ausgelegt. Das 2030 X01 richtet sich an alle Flowtrail-Shredder, die gerne mit dem Trail spielen und keine harten Enduro-Trails fahren. Denn es ist eine Spaßmaschine, auch auf Trails, die mit vielen anderen Bikes eventuell unspektakulär zu fahren wären. So ist es sowohl für einen XC-Fahrer geeignet, der sich etwas mehr Trail-Potenzial wünscht, als auch für den Enduro- oder DH-Fahrer, der ein Bike sucht, das verspielter und agiler ist.

Das Fazit zum SCOR 2030 X01
Das SCOR 2030 X01 ist eine Short Travel Shred-Maschine, die bereits auf den ersten Metern klar macht, dass sie für Trail-Spaß ausgelegt wurde. Bergauf ist das Bike sehr effizient und leichtfüßig, aber kein KOM-Jäger. Im Downhill bietet es ein straffes Fahrverhalten mit viel Feedback vom Untergrund und einem intuitiven, aber dennoch sehr agilen Handling. Es hat zwar einen eher kleinen Einsatzbereich, geht da aber dafür richtig ab: Abziehen, pumpen, sprinten und Spaß haben ist die Devise des SCOR.

Tops
- starkes Fahrwerk vermittelt mehr Federweg
- hohe Agilität
- Flowtrail-Maschine

Flops
- kleiner Einsatzbereich
- niedrige Laufruhe
Mehr Informationen findet ihr unter scor-mtb.com
Das Testfeld
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker