In diesem Kampf liefern sich zwei legendäre und super potente Bikes einen erbitterten Kampf um den Titel des Bikepark-Königs. Die meisten Leute würden wohl auf das SCOTT Gambler setzen. Es ist immerhin ein Vollgas-Downhill-Bike. Doch das Specialized Kenevo hat ein Ass im Ärmel. Kann der E-MTB Underdog seinen Gegner im Staub hinter sich lassen?

Unsere beiden Kontrahenten haben Doppelbrückengabeln verbaut und bieten massig Federweg. Sie sind super potent und lieben die härtesten Trails. Eines der beiden Bikes hat einen Motor, das andere nicht. Um einen Sieger in diesem Duell zu finden, stellen wir sie einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein Kampf im Bikepark, der Runde um Runde in Anliegern, über Sprünge, Wurzeln und Rock Gardens ausgetragen wird.

Das SCOTT Gambler 920 im Detail

In der linken Ecke haben wir das berüchtigte SCOTT Gambler! Frisch vom Podium des Downhill-Weltcups 2020 muss sich das Bike eigentlich nicht mehr beweisen. Auch wenn das 4.599 € teure Gambler 920 auf einen Carbon-Rahmen verzichtet, ist es doch eine echte Downhill-Waffe, die sich als eines der schnellsten Bikes der Welt präsentiert hat. Entwickelt und abgestimmt, um mit halsbrecherischen Geschwindigkeiten gefahren zu werden, bietet das SCOTT alles, was ein potentes Downhill-Bike haben sollte! Mit verstellbaren Kettenstreben, Winkel-Steuersatz, einem Vier-Wege-Flip-Chip, der Geometrie und Kinematik optimiert, und der Wahl zwischen 27,5″- und 29″-Laufrädern sind die Setup-Möglichkeiten fast grenzenlos. Doch wie wirkt sich all diese Spezialisierung auf die Allround-Performance im Bikepark aus? Schränken die kleine Kassette und die Race-orientierte Geometrie den Fahrspaß ein? Das werden wir gleich herausfinden!

Gemacht für Highspeed
Das SCOTT Gambler konnte schon auf den härtesten Race-Tracks der Welt überzeugen!
Personalisierung ist Trumpf – Das Gambler ist unglaublich anpassbar und die Geometrie lässt sich für verschiedenste Strecken und Bedingungen optimieren.
Ausgestattet für die Rennstrecke – Von DH-Reifen bis Vierkolbenbremsen: Das Gambler ist bereit für Vollgas!
Speziell – Die kleine Kassette des Gambler ist für Downhill-Rennstrecken konzipiert und verringert das Allround-Potenzial des Bikes.

Des Specialized Kenevo Expert im Detail

In der rechten Ecke lässt das Specialized Kenevo die Muskeln spielen! Ein eindeutiges “„F#ck you!“ an Sessellifte und Shuttle-Fahrzeuge auf der ganzen Welt. Das Kenevo Expert, das übrigens 7.599 € kostet, bringt Bikepark-Feeling auf euren Hometrail. Mit seinen massiven 180 mm Federweg und der RockShox BoXXer-Doppelbrücken-Federgabel ist dieses Aluminium-Schwergewicht eine Macht, auf die man sich in jedem Gelände verlassen kann. Aber das ist noch nicht alles. Das Kenevo ist auch mit einer versenkbaren Sattelstütze, einem Flaschenhalter und einer Kassette mit großer Übersetzungsbandbreite ausgestattet. Angetrieben vom mächtigen Specialized 2.1-Motor und einer 700-Watt-Batterie soll das Bike bergauf fast genauso schnell sein wie bergab. Ist das Kenevo im Uphill wirklich gut genug, um den Liftbetreibern ihr Geschäft zu vermiesen? Kann es bergab wirklich mit dem SCOTT Gambler mithalten? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden!

Ein Downhill-Bike mit Motor?
Genau das ist das Kenevo Expert, und es kann noch viel mehr!
Trinken ist wichtig! Das Kenevo bietet Platz für eine große Wasserflasche im Rahmendreieck – perfekt für heiße Tage im Bikepark oder in den Bergen!
Große Bandbreite! Im Vergleich zur kleinen Kassette des SCOTT Gambler bietet das Kenevo mit seiner 11-fach-Kassette eine große Bandbreite.
Das Kraftpaket! Der Specialized 2.1-Motor macht jeden noch so steilen Anstieg zum flachen Hügel. So seid ihr ruck zuck wieder am Start für einen weiteren Run!

Die Geometrien im Vergleich

Bevor die Konkurrenten in den Ring steigen und der Kampf losgehen kann, sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen, um die Geometrie und die Intentionen der beiden Bikes zu vergleichen.

Das SCOTT Gambler muss nur in Einem gut sein – Downhill. Deshalb sind die Geometrie und die Kinematik kompromisslos auf Abfahrtsleistung ausgelegt. So ist beispielsweise der Winkel des Sitzrohrs, der für die Bergauf-Performance eines Bikes enorm wichtig ist, hier völlig irrelevant. Ein weiteres Beispiel ist die Kinematik, die vollständig für maximale Traktion und Kontrolle optimiert werden kann, ohne Kompromisse für die Uphill-Performance eingehen zu müssen.

Das Specialized Kenevo muss in beiden Disziplinen überzeugen, bergauf und bergab. Wie wir alle wissen, steckt in einem E-MTB mehr als nur ein starker Motor. Die Konstrukteure mussten einen Kompromiss finden und die Balance zwischen Uphill- und Downhill-Performance ist in diesem Fall außerordentlich gut gelungen. Specialized hat einen langen Reach von 495 mm und einen Radstand von 1293 mm mit einem steilen 77°-Sitzwinkel kombiniert. Um die Dinge ins rechte Licht zu rücken: Das Kenevo besitzt einen um mehr als 30 mm längeren Reach und einen um 20 mm längeren Radstand im Vergleich zum Gambler (in der Größe Large/S4, wie getestet).

Das Gambler wiederum hat in seiner niedrigen Tretlagereinstellung und langen Kettenstrebenkonfiguration einen etwas mehr als 1° flacheren Lenkwinkel und 15 mm kürzere Kettenstreben. Das Sitzrohr ist mit 405 mm in allen Größen super kurz – sogar kürzer als beim Kenevo mit 440 in Größe S4.

Eine weitere interessante Tatsache bei der Geometrie der Bikes: Sie sind so konstruiert, dass man die Größe nach dem bevorzugten Reach wählen kann, ohne dass man durch ein zu langes Sattelrohr zu einer bestimmten Größe gezwungen wird.

Der Kampf – Wer gewinnt das Bikepark-Battle?

Genug Theorie, lasst die Party beginnen! Um einen Sieger zu krönen, haben wir beide Bikes einer Vielzahl von Trails und Bedingungen ausgesetzt. Von harten Bikepark Jump-Lines bis hin zu rauen, natürlichen Downhill-Tracks und allem, was dazwischen liegt. Wir haben sie auch beim Uphill auf die Probe gestellt, denn manchmal möchte man noch eine (oder drei) Runden heizen, nachdem der Lift schon geschlossen hat.

Round 1: Schnelle, geshapte Bikepark-Tracks

Die erste Runde wird auf einer Strecke mit massiven Anliegern und Sprüngen ausgetragen.

Die erste Runde wird auf festen Bikepark-Tracks ausgetragen, übersät mit großen Sprüngen, massiven Anliegern und noch größeren Bremswellen. Hier landet das SCOTT durch sein geringeres Gewicht und die etwas kürzere Geometrie einige frühe Schläge, dank seiner erhöhten Agilität sowohl in der Luft als auch am Boden. Allerdings erfordert das Gambler aufgrund der hohen Front und des flachen Lenkwinkels einen aktiven Fahrstil, um auf flacheren Trails die Kontrolle zu behalten. Wenn man die Front in flachen Kurven nicht aktiv kontrolliert, neigt das SCOTT dazu, den Grip zu verlieren, und das Vorderrad kann wegrutschen.

Das Kenevo kann zwar nicht mit der Wendigkeit und Agilität des Gambler mithalten, punktet aber mit einem sehr ausgewogenen Fahrgefühl aufgrund der ausbalancierten Geometrie und dem tiefen Schwerpunkt von Motor und Akku. Das ist besonders für weniger erfahrene Fahrer von Vorteil. Trotz des guten Kampfs geht die erste Runde an das SCOTT Gambler, das mit seinem verspielteren Handling in den Kurven, Sprüngen und Anliegern überzeugt.

Round 2: Der Dogfight – Wer dominiert in der Luft?

Beide Bikes können trotz sehr unterschiedlicher „Flugeigenschaften“ massive Sprünge meistern.

Obwohl wir alle wissen, dass Sprünge beim Racen nur gut für die Show sind, sind sie ein wichtiger und wahnsinnig witziger Part, wenn man im Bikepark unterwegs ist. Deshalb wird Runde 2 unseres Kampfs auf steilen Lips, Dirt Kickern und heftigen Drops ausgetragen. Wieder einmal glänzt das Gambler durch Agilität und seine Fähigkeit, alles glatt zu bügeln. Ein fetter Moto-Whip oder ein großes Gap sind mit dem SCOTT Gambler kein Problem.

Das schwerere Kenevo hat jedoch einen Trumpf im Ärmel: Das höhere Gewicht macht es sehr stabil in der Luft. Das Bike segelt über die weitesten Sprünge, ohne mit der Wimper zu zucken. Gerade weniger versierte Fahrer, die ohnehin nur gerade durch die Luft segeln, fühlen sich in der Luft deutlich sicherer und stabiler als mit dem Gambler. Bevor ihr jedoch versucht, mit dem Specialized einen Whip zu ziehen, solltet ihr nochmal ein paar extra Gewichte stemmen. Es erfordert eine Menge Kraft und Geschicklichkeit, Sprünge auf dem Kenevo stylish aussehen zu lassen. Wenn ihr nach einem Bike sucht, das sich in der Luft stabil anfühlt, liegt ihr mit dem Kenevo richtig. Wenn es euch jedoch darum geht, Airtime mit Tricks zu füllen, ist das Gambler der Gewinner in dieser Runde.

Round 3: Wurzeln, Steine und natürliche Trails

In Runde 3 nehmen die beiden Kontrahenten Wurzeln, Steine und natürliches Gelände in Angriff.

Wie ergeht es den beiden Kontrahenten, wenn es schnell, rau und richtig steil zur Sache geht? Kann sich das Gambler den Titel holen oder wird der lange Reach des Kenevo dem Bike die Stabilität für eine K.O.-Performance geben? Wir nehmen Steilhänge, Wurzeln und Rock Gardens in Angriff, um das herauszufinden!

Da das SCOTT vor allem für Highspeed konzipiert ist, sollte es kaum verwundern, dass es selbst die anspruchsvollsten Abschnitte mit der Geschwindigkeit und Präzision eines gut platzierten Punch bewältigt. In roughen Steilhängen ist das Gambler extrem stabil und laufruhig, aber noch beeindruckender ist seine Fähigkeit, leicht die Linien zu ändern. Die Kombination aus Stabilität und Wendigkeit, die das SCOTT auf harten Tracks an den Tag legt, ist der Hammer.

Einfach draufhalten und Gas geben – mit dem Gambler erreicht man halsbrecherische Geschwindigkeiten!

Wenn das Gambler ein flinker, Leichtgewichtsboxer ist, ist das Kenevo ein echtes Schwergewicht. Es zerschmettert alles, was sich ihm in den Weg stellt. Die längere Geometrie und das zusätzliche Gewicht des Specialized geben ihm unaufhaltsamen Schwung und vermitteln viel Selbstvertrauen. Weniger versierte Fahrer werden es lieben, wie das Bike selbstsicher durch hartes Gelände spurt, ohne das man es mit Kraft in der Linie halten muss. Neben der Geometrie und dem höheren Gesamtgewicht spürt man auch das höhere Verhältnis von gefederter zu ungefederter Masse, das auf den niedrig liegenden Motor und die Batterie zurückzuführen ist und dem Bike im rauen Terrain eine unglaubliche Balance verleiht.

Ein echter Monstertruck – das Kenevo ist ein stabiles und laufruhiges Schwergewicht!

Weniger erfahrene Fahrer werden von der Balance, dem vermittelten Selbstvertrauen und der Stabilität des Kenevo profitieren, wenn es einmal knifflig wird. Auch wenn es auf rauen und natürlichen Downhill-Strecken nicht weit hinter dem Gambler liegt, werden versierte Fahrer, die ihre Grenzen ausreizen und mit Vollgas fahren wollen, die erhöhte Wendigkeit des SCOTT bevorzugen.

Round 4: Jetzt geht’s bergauf!

Sicher, das scheint eine total unfaire Runde zu sein, da das eine Bike eine Dropperpost, eine große Kassette und einen Motor hat. Um einen König wirklich krönen zu können, muss man die Bergauf-Performance des Bikes aber dennoch berücksichtigen. Nur für den Fall, dass der Lift einmal geschlossen hat. Also, legen wir los!

Nach dem Run ist vor dem Run. Gebt euren Kumpels ein High-Five, schaltet in den Shuttle-Modus und haltet euch fest – das Kenevo ist euer persönlicher Shuttle-Service!

Mit dem SCOTT Gambler bergauf zu fahren ist ein harter Kampf. Wie erwartet, ist der Abfahrtsspezialist kein Kletterprofi. Die Federung sackt und wippt beim Treten, die Geometrie ist überhaupt nicht Uphill tauglich und die kurze, fixe Sattelstütze hilft einem auch nicht weiter. Wenn die Lifte geschlossen sind oder der Shuttle-Bus ausfällt, schiebt man das Gambler besser zum Trail-Start.

Das Kenevo hingegen spielt in einer anderen Liga. Beendet euren Run, gebt den Kumpels ein High-Five, schaltet in den Shuttle-Modus und haltet euch fest – das Kenevo bringt euch schneller wieder zum Trail-Start als jeder Lift. Mit seinem starken Motor, der bequemen und effizienten Sitzposition und der großen Batterie könnt ihr eure Hometrails zum Bikepark verwandeln. Wohin auch immer ihr das Specialized mitnehmt, euer persönlicher Shuttle-Service ist bereit. Ob ihr damit neue Freeride-Lines auskundschaftet, die Hometrails umrundet oder höher in die Berge fahrt, als jeder Lift euch bringen kann: Das Specialized Kenevo liefert immer ab. Man kann mit Sicherheit sagen, dass es die letzte Runde mit Leichtigkeit gewinnt!

Fazit: Wer hat das Bikepark Battle jetzt gewonnen?

Ihr wohnt neben einem Bikepark oder einem Downhill-Track mit Shuttle-Möglichkeit und wollt bis in alle Ewigkeit Laps, Laps und noch mehr Laps fahren, während ihr fette Whips zieht und schneller als jeder andere im Park sein wollt? Dann gibt es einen klaren Gewinner – natürlich das SCOTT Gambler. Für diejenigen von euch, die das Bikepark-Feeling auf die eigenen Hometrails bringen wollen und keinen Bock haben, sich ohne Lift bergauf zu quälen, ist das Kenevo der klare Champion!


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