Das Genius ist eine feste Institution im Produktportfolio von SCOTT – mit einer riesigen Vielzahl an Modellvarianten. Insgesamt 15 Räder in drei verschiedenen Laufradgrößen haben die Schweizer im Sortiment. Wir haben das SCOTT Genius 900 Tuned gegen das Genius 700 Tuned Plus antreten lassen, doch welches Bike ist für welchen Fahrer gemacht?

Scott Genius 700 Tuned Plusund Scott Genius 900 Tuned auf felsigen Trails
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Das SCOTT Genius 900 Tuned und das SCOTT Genius 700 Tuned Plus haben einiges gemeinsam: den Namen, eine sehr ähnliche Ausstattung, den gleichen Federweg, ein auffälliges und bis ins Detail stimmige Farbkonzept und einen ziemlich stattlichen Preis. Dennoch könnte das Fahrverhalten der beiden Räder unterschiedlicher nicht sein.

Der optische Vergleich

Die Farben grün und rot prägen das Erscheinungsbild des gerade einmal 11,57 kg schweren Genius 900 Tuned. Wie der Name vermuten lässt, verfügt das Rad über große 29″-Carbonlaufräder aus dem Hause Syncros. Knapp 1,3 kg schwerer, aber auch 500 € günstiger ist das Genius 700 Tuned Plus. Sowohl der Gewichts-, als auch Preisunterschied lassen sich zum Großteil auf die Laufräder zurückführen. Das Plus-Modell rollt nämlich auf 2,8″ breiten Schwalbe Nobby Nic, montiert auf 40 mm breiten Syncros-Aluminium-Laufrädern.

Edle Carbon-Laufräder von Syncros bilden das Highlight des SCOTT Genius 900 Tuned
Das SCOTT Genius 900 Tuned steht auf leichten Syncros Carbon-Laufräder.
Das SCOTT Genius 700 Tuned Plus wiegt satte 1,3 kg mehr als sein "großer Bruder"
Das SCOTT Genius 700 Tuned Plus wiegt satte 1,3 kg mehr als das 29er Modell.

Bevor wir zu den eklatanten Unterschieden kommen, hier erst einmal noch einige Gemeinsamkeiten: Beide Räder verfügen über einen SRAM 1×11-Antrieb, ein vom Lenker aus blockierbares FOX-Fahrwerk (TwinLoc), ein Syncros-Cockpit und Shimano XTR-Bremsen. Letztere konnten an keinem der Räder überzeugen und sorgten aufgrund ihres ständig wandernden Druckpunkts für einige brenzlige Situationen. Das war es dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten, denn sobald man die beiden Bikes gegeneinander fährt, spürt man sofort, welch unterschiedliche Konzepte SCOTT mit ihnen verfolgt – trotz identischen Federwegs.

Fahreigenschaften der SCOTT Genius Modelle

Das 29″-Modell empfängt den Fahrer mit einer sportlich gestreckten Sitzposition, das Plus-Bike hingegen vermittelt schon direkt beim Aufsitzen das Gefühl, es eher gemächlich anzugehen. Entspannt nimmt man Platz und entspannt pedaliert man mit dem Genius 700 Plus auch jeden Berg hinauf. Mit dem 900 Tuned ist das anders. Es kennt nur eine Richtung: vorwärts! Jedes aufgewandte Watt wird direkt in Vortrieb umgewandelt! Holla, die Waldfee, ist das Bike schnell – zumindest bergauf! Sein straffes Fahrwerk, gepaart mit den schmalen Reifen, sorgt für ein extrem direktes Handling und vermittelt viel Feedback vom Untergrund. Hier hat man beinahe den Eindruck, auf einem Marathon-Fully Platz genommen zu haben. Im Vergleich klettert das 700 Plus zwar ebenfalls effizient, aber bei Weitem nicht so schnell. Sein größter Vorteil im Uphill ist die nicht enden wollende Traktion. Wo das 900er mit seinen flach profilierten Hinterreifen schon lange keinen Grip mehr hat, gräbt sich das Plus-Bike gelassen bergauf. Hier ist in extrem steilem Gelände definitiv die Übersetzung und nicht der Reifen der limitierende Faktor.

Scott Genius 900 Tuned action shot Scott Genius 700 Tuned Plus tested on the trails

Bergab kommt neben dem Grip-Niveau der Reifen, zwischen denen Welten liegen, noch der rund 1,5° flachere Lenkwinkel des Plus-Bikes zum Tragen (67,5° vs. 69°). So vermittelt das Genius 700 Plus ein enormes Maß an Laufruhe, Fahrsicherheit und Kontrolle. Beinahe hat man das Gefühl, auf einem Mini-Downhillbike zu sitzen, das alles platt bügelt, so satt liegt das Rad auf dem Trail. Das erkauft man sich jedoch mit dem eher unpräzisen Handling der dicken Reifen. Das Genius 900 hingegen fährt sich direkt, gibt viel Feedback und leitet deutlich mehr Unebenheiten an den Fahrer weiter als das Plus-Modell. Es erfordert aber auf verblockten, steinigen Abschnitten eine beherzte Hand und einen sehr sauberen Fahrstil. Der nominelle Federweg von 140 mm fühlt sich hier nach deutlich weniger an.

Die Bikes im Detail

Trotz des identischen Modellnamens könnte die Performance des Schwalbe Nobby Nic nicht unterschiedlicher sein: 2,8" = Traktion & Komfort, 2,25″ = Vortrieb und geringer Rollwiderstand.
Reifen: Trotz des identischen Modellnamens könnte die Performance des Schwalbe Nobby Nic nicht unterschiedlicher sein: 2,8″ = Traktion & Komfort, 2,25″ = Vortrieb und geringer Rollwiderstand.
TwinLoc: Eine Gemeinsamkeit beider Bikes: das vom Lenker aus verstellbare FOX-Fahrwerk mit seinen drei Fahrmodi.
TwinLoc: Eine Gemeinsamkeit beider Bikes: das vom Lenker aus verstellbare FOX-Fahrwerk mit seinen drei Fahrmodi.
Blick auf die Fox 34 Federgabel.
Fahrwerk: Am 29er straff und vortriebsorientiert am Plus-Bike schluckfreudig und komfortabel.

Welches Bike ist für wen?

SCOTT Genius 900 Tuned

Das Genius 900 Tuned eignet sich besonders für vortriebsorientierte Tourenfahrer, die vorwiegend auf gemäßigten Trails unterwegs sind und gerne auch einmal bei einem Marathon starten möchten.

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SCOTT Genius 700 Tuned Plus

Das Genius 700 Tuned Plus richtet sich an Trailrider, die hohen Wert auf Fahrsicherheit legen, gerne aber auch auf anspruchsvollen Trails unterwegs sind, liegen mit dem Tuned Plus richtig.

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Fazit

Gleicher Name, gleicher Federweg und doch könnten die Unterschiede zwischen den beiden SCOTT Genius nicht größer sein. Während das 29er vor allem vortriebsorientierte Tourenbiker anspricht, richtet sich das SCOTT Genius 700 tuned plus an alle, die ihren Fokus auf die Abfahrt legen und sich hier mehr Sicherheit wünschen.

Weitere Informationen findet ihr auf der Scott Website

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Dieser Artikel ist Teil unseres Vergleichstests: Duell der Laufradgrößen: 27.5+ gegen 27.5″ und 29er Bikes

Verpasst nicht die anderen Bikes im Test:
Specialized Stumpjumper FSR Expert 650b vs. 6Fattie im Vergleichstest
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Text und Bilder: Christoph Bayer


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