Das SCOTT Genius 950 ist ein Trail-Bike, das in unserem Vergleichstest mit einem sehr großen Einsatzbereich überzeugt. Wir würden es sogar fast dem 5.000 € teureren Top-Modell vorziehen. Warum das so ist und was das Bike kann, verrät unser Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail- und Touren-Bike unter 3.200 € im Test

SCOTT Genius 950 | 150/150 mm (v/h)
14,60 kg in Größe L | 2.999 € | Hersteller-Website

Das SCOTT Genius ist mittlerweile seit einigen Jahren nahezu unverändert auf dem Markt, wirkt dabei aber bei Weitem noch nicht angestaubt. Es überzeugt schon im Stand mit einer cleanen Silhouette. Typisch SCOTT kommt auch hier das TwinLoc-System zum Einsatz. Anders als bei den teuren Modellen, wird hier aber nicht über eine Reduktion des Luftvolumens im Dämpfer der Federweg reduziert, sondern nur die Druckstufendämpfung erhöht. Auch der SAG verändert sich im Vergleich zu den Modellen mit dem speziellen FOX Nude-Dämpfer daher kaum. Im Lock-Modus ist das Fahrwerk komplett starr – ideal für Asphalt-Uphills.

Die Ausstattung des 2.999 € teuren Bikes ist insgesamt einfach gewählt, fällt aber überwiegend stimmig aus. Beim Fahrwerk setzt SCOTT auf eine FOX 34 Performance-Gabel und einen FLOAT Performance-Dämpfer. Beide Federelemente verfügen über 150 mm Federweg. Die Schaltung besteht aus einem Mix aus günstigen NX- und SX-Komponenten. Unpassend sind die Zweifinger-Bremshebel, welche für eine bessere Dosierbarkeit über weniger Power verfügen in Kombination mit einem Vierkolben-Bremssattel. Auf dem Trail kann diese Kombination nicht mit den anderen Bremsen im Test mithalten. Die restlichen Anbauteile wie Sattelstütze, Laufräder, Vorbau und Lenker stammen von Syncros und geben weder in Sachen Qualität noch Ergonomie Raum für Kritik. Apropos Kritik: Den von uns in der Vergangenheit immer bemängelten MAXXIS Rekon am Vorderrad ersetzt SCOTT durch einen stärker profilierten Dissector. Die Reifen sind weiterhin 2,6” breit, wodurch es im Hinterbau des Genius sehr sehr eng zugeht.

Besser, aber nicht perfekt
SCOTT hat auf unsere Kritik gehört und den Rekon in Front gegen ein gröberes Modell getauscht. Leider ist der Dissector hier aber auch nicht perfekt. Ihm fehlt es an Präzision. Ein 2,5” Minion DHF wäre die perfekte Wahl.
Unpassend
Zweifinger-Bremshebel in Kombination mit den Vierkolben-Bremssattel ergibt unserer Meinung nach keinen Sinn. Extra Power unten mit reduzierter Kraft oben. Ein klassischer Einfinger-Hebel wäre die bessere Wahl.
Same same but different
Auf den ersten Blick ist das TwinLoc-System am Genius 950 identisch zu dem an den teuren Modellen. Statt aber auch das Luft-Volumen und so den SAG zu ändern, verstellt es hier nur die Druckstufendämpfung.

SCOTT Genius 950

2.999 €

Specifications

Fork FOX 34 FLOAT Performance 150 mm
Rear Shock FOX Float EVOL Performace 150 mm
Seatpost Syncros Duncan Dropper 150 mm
Brakes Shimano MT420 203/180 mm
Drivetrain SRAM NX/SX 32 (11-50)
Stem Syncros FL2.0 50 mm
Handlebar Syncros Hixon 2.0 780 mm
Wheelset Syncros X-30S/Formula ST 29
Tires MAXXIS Dissector/Rekon 2,6"

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,60 kg

Specific Features


Viel Komfort
Mit 150 mm Federweg und den voluminösen Reifen bietet das Genius 950 weniger versierten Fahrern viel Sicherheit und Komfort.
Ganz schön eng
Im Hinterbau des Genius 950 geht es mit dem 2,6” breiten Reifen ganz schön eng zu.
Nett gedacht
Das spezielle Syncros-Schutzblech an der Federgabel ist ein schönes Detail. Leider vibriert es bei der Fahrt aber hörbar.

Die Geometrie des SCOTT Genius 950

Als das SCOTT Genius vorgestellt wurde, stach damals seine moderne Geometrie ins Auge. Auch heute ist sie noch absolut up to date. Das Genius besitzt einen flachen 65°-Lenkwinkel und ein mit 28 mm Absenkung tiefes Tretlager. Der Sitzwinkel ist mit 74,8° weder steil noch sonderlich flach und der Reach in Größe L mit 466 mm gut gewählt. Aufgrund des kurzen Steuerrohrs fällt der Stack mit 614 mm eher gering aus. Wie bei vielen BIkes im Test fällt das Sitzrohr mit 480 mm leider super lang aus, wodurch die Länge der Sattelstütze limitiert wird.

Aktiviert man den TwinLoc komplett, wird aus dem Fully ein komplett starres Bike und es geht richtig vorwärts!

Größe S M L XL
Sattelrohr 410 mm 440 mm 480 mm 520 mm
Oberrohr 570 mm 603 mm 633 mm 670 mm
Steuerrohr 95 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 74,7° 74,7° 74,8° 74,8°
Kettenstrebe 438 mm 438 mm 438 mm 438 mm
Radstand 1.166 mm 1.199 mm 1.232 mm 1.271 mm
Reach 406 mm 439 mm 466 mm 499 mm
Stack 600 mm 600 mm 614 mm 628 mm
Helm Bell 4Forty MIPS | Brille 100% Speedcraft | Jersey Fox Ranger
Shorts iXS Carve EVO | Schuhe Leatt DBX 4.0

Nach dem Aufsteigen fühlt man sich auf dem Genius direkt wohl. Die Sitzposition ist gelungen und besitzt einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort. Dennoch muss sich aber erst einmal zurechtfinden, denn der zusätzliche Twin-Loc-Hebel sorgt für Verwirrung. Statt der Teleskopstütze bedient der Hebel links unten das Fahrwerk. Die Stütze wiederum muss mit dem Hebel weiter oben bedient werden. Da der TwinLoc-Hebel super zu erreichen ist, macht es Sinn, das Fahrwerk regelmäßig zu verhärten. Im offenen Modus sackt der Hinterbau spürbar ein und neigt auch zum Wippen. Verhärtet man das Heck allerdings, sprintet das Genius willig. Verglichen zu den teuren Modellen fällt der Unterschied zwischen dem Open- und Trail-Modus hier gering aus, da das Rad weniger aus dem Federweg gehoben wird. Bei technischen Uphills liefert das Genius gute Traktion, verlangt vom Fahrer aber, aktiv nach vorn zu arbeiten, um das Vorderrad auf Linie zu halten.

Viel Komfort und Sicherheit – das sind die beiden großen Stärken des Genius 950 in diesem Test

In der Abfahrt steht man super integriert zwischen den voluminösen Laufrädern. Dank des Riser Bar zieht es einen weniger über die Front als beim mit 8.000 € super teuren Top-Modell. Das vermittelt Sicherheit. Das Genius besitzt den meisten Federweg im Test und das merkt man auch. Das Fahrwerk ist super komfortabel und bügelt Schläge gut weg. Beim Pushen allerdings sackt das Federbein etwas weg. Aktive Fahrer wünschen sich hier mehr Gegenhalt. Auch die breiten Reifen kommen bei versierten Fahrern nicht gut an. Sie machen das Handling weniger direkt und präzise. Es lohnt sich, auf ein 2,4” breites Modell zu wechseln. In Kurven ist das Genius super ausgewogen und wenn es einmal steil wird, bleibt das Bike souverän auf Kurs. Allerdings wünscht man sich hier dann eine kraftvollere Bremse – aufgrund der Zweifingerhebel ist viel Handkraft nötig.

Wie fährt sich das SCOTT Genius 950 im Vergleich zur Konkurrenz?

Das SCOTT Genius und das Trek Fuel EX sind sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Im Uphill punkten beide Bikes mit gutem Vortrieb. Während dabei der Griff zum Lockout beim SCOTT allerdings Pflicht ist, sprintet das Trek auch im offenen Modus willig nach vorn. In der Abfahrt bietet das SCOTT etwas mehr Komfort, das Trek dagegen besitzt mehr Gegenhalt, wodurch sich mit ihm besser Pushen lässt. In anspruchsvollen Sektionen sind beide Bikes top, wobei das Trek hier noch etwas souveräner agiert.

Tuning-Tipp: schmalere Reifen montieren | noch im Shop auf Einfinger-Bremshebel umrüsten lassen

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das SCOTT Genius 950 ist ein echt guter Allrounder. Mit aktivierten TwinLoc klettert es effizient und leichtfüßig bergauf und macht bergab auf jeder Art von Trail eine gute Figur. Es kombiniert Effizienz mit Komfort und Fahrsicherheit. Das positive Gesamtbild wird nur durch die zu schwammigen Reifen und die schwachen Bremsen getrübt.

Tops

  • integrierte Fahrposition vermittelt viel Sicherheit
  • effizient im Uphill
  • hoher Komfort

Flops

  • breite Reifen machen das Handling schwammig
  • wenig Platz im Hinterbau
  • TwinLoc muss aktiviert werden, da das Bike sonst wippt

Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail- und Touren-Bike unter 3.200 € im Test

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