Shimano hat ein neues Top-Modell in ihrem Bremsen-Line-up gelaunched: einen neuen XTR-Bremshebel und zwei neue XTR-Bremssättel – mit zwei und vier Kolben. Sie soll nicht nur mit einer verbesserten Ergonomie und Dosierbarkeit auftrumpfen, sondern auch eine konstantere Bremsleistung liefern. Wir konnten die neue Shimano XTR M9220-Vierkolbenbremse bereits für euch testen.

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Neben einer neuen Shimano XTR M9200 Di2-Schaltgruppe stellt der japanische Komponenten-Hersteller auch eine neue XTR M9200-Bremsen-Serie vor, die aus gleich drei Modellvarianten besteht: Denn es wurden ein neuer XTR BL-M9220-Bremshebel sowie zwei neue Bremssättel – für jeweils 2 und 4 Kolben – entwickelt. Die Idee dahinter? Die neuen Bremsen sollen eine konsistentere Bremsleistung und bessere Modulation ermöglichen. Während die Vierkolben-Variante weiterhin im Trail- und Enduro Einsatz findet, siedelt sich die Zweikolben-Version im XC-Bereich an. Preislich liegt ein Vierkolbenbremse-Set ohne Scheiben bei ca. 620 € und bringt rund 620 Gramm auf die Waage.

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Die neue Shimano XTR M9200 Bremse im Detail

Auch wenn der XTR BL-M9220- Bremshebel weiterhin als Shimano-Bremshebel zu erkennen ist, ist er zusammen mit seiner angepassten Kabelführung die auffälligste Neuerung der Bremse. Der Drehpunkt des Alu-Hebels ist näher an den Lenker gewandert und hat eine leicht nach oben gebogene Hebelform bekommen, was die Ergonomie verbessern soll. Die Hebelweite könnt ihr – wie beim Vorgänger – werkzeuglos verstellen. Das Verstellrädchen ist dabei formschön im Alu-Hebel integriert und lässt sich auch mit Handschuhen leicht drehen. Eine Druckpunktverstellung gibt es allerdings nicht. Die Leitung verlässt jetzt sehr nah am Lenker den Bremshebel. Das sorgt zwar für eine aufgeräumtere Optik am Cockpit, kann aber auch wirken, als hätte man nachträglich etwas ausgebessert. Zudem neigen die Leitungen jetzt dazu, am Lenker zu klappern, wie es bei den ersten Stealth-Modellen von SRAM der Fall war – unserer Meinung nach laufen sie zu nah am Lenker.

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Zum neuen Hebel gesellt sich der ebenfalls neue XTR BR-M9220 Bremssattel, der in seinem von uns getesteten Vierkolben-Design für den Trail- und Enduro-Einsatz gedacht ist. Dabei kommen zwei unterschiedliche Kolbendurchmesser zum Einsatz, womit der Hersteller eine verbesserte Dosierbarkeit verspricht. Auch ist im Bremssystem eine neue Bremsflüssigkeit mit geringerer Viskosität vorhanden, die nicht rückwärtskompatibel ist, denn es werden andere Dichtungen dafür benötigt. Ebenfalls neu: Der gesamte Bremssattel wurde aus einem Teil gefertigt, was die Steifigkeit optimieren und das Gewicht senken soll.

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Für den XC-Einsatz wurde speziell ein XTR BR-M9200-Bremssattel entwickelt, der auf zwei Kunststoffkolben setzt. Kombiniert wird er gängigerweise mit dem XTR BL-M9200-Bremshebel im Carbon-Design. Dabei handelt es sich allerdings um das bereits auf dem Markt verfügbare Vorgängermodell, bei dem lediglich die Dichtungen angepasst wurden, um mit der neuen Bremsflüssigkeit zu funktionieren. Das heißt, der Hebel setzt auch auf die alte Leitungsführung, hat aber kein Verstellrädchen und keinen ERGO FLOW-Hebel. Für mehr Power bietet Shimano aber auch den Zweikolben-Sattel mit dem neuen BL-M9220 Bremshebel an, was dann die dritte Modellvariante ergibt.

Die Shimano XTR M9220 Bremse im ersten Test

Wir konnten die neue Shimano XTR M9220 Bremse – wie auch die neue XTR-Schaltgruppe – für mehrere Tage an unterschiedlichen Bikes testen, wobei wir an beiden Bikes eine Kombination aus XTR BL-M9220 Bremshebel und BR-9220 Bremssattel gefahren sind. Auf gut Deutsch ist das die neue XTR-Vierkolbenbremse. Kombiniert war sie vorne und hinten mit Shimano ICE-TECH-Bremsscheiben in 203 mm Durchmesser, welche kein Update bekommen haben.

Beim ersten Einstellen der XTR BL-M9220-Bremshebel muss man etwas aufpassen, denn durch die leicht gebogene Form befindet sich der äußerste Teil des Hebels etwas weiter oben. Zudem liegt der Drehpunkt des Hebels sehr nah am Lenker und wenn ihr euren Hebel etwas weiter weg haben wollt, läuft dieser in einem recht spitzen Winkel vom Lenker weg. Das zwingt euch dazu, von außen in Richtung Hebel zu greifen, was sich etwas ungewohnt anfühlt.

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Durch die Position des Drehpunkts steht der Hebel in einem steilen Winkel vom Lenker ab. Daran muss man sich erst gewöhnen.

Auf dem Trail liefert die XTR-Vierkolbenbremse die gewohnt starke Brems-Performance, übertrifft ihren Vorgänger aber nicht in dessen Power. Geblieben ist auch das typisch digitale Bremsgefühl von Shimano, was sich mit der neuen XTR-Reihe allerdings etwas besser dosieren lässt und kein direktes Klicken erzeugt, wie man es vom Vorgänger kennt. Insgesamt überzeugt die neue Shimano XTR-Vierkolbenbremse weiterhin mit guter Bremspower, ohne dabei in irgendwelchen Belangen besonders positiv oder negativ herauszustechen. Leider klapperten bei allen Testbikes die Leitungen gegen den Lenker und wir mussten diese zusätzlich befestigen.

Das Fazit zur neuen Shimano XTR M9220 Vierkolbenbremse

Die neue Shimano XTR M9220-Vierkolbenbremse liefert eine feinere Dosierbarkeit, ohne den gewohnt digitalen Charakter und die starke Bremsleistung seines Vorgängers zu verlieren. Das neue und formschön integrierte Verstellrädchen funktioniert gut, jedoch klappern die zu nah am Lenker laufenden Leitungen gegen den Rahmen und die neuen gebogenen Bremshebel erfordern etwas Umgewöhnung.

Tops

  • verbesserte Dosierbarkeit
  • Bremshebel-Verstellung optimiert
  • leicht zu entlüften
  • viel Bremspower

Flops

  • Leitungen neigen zum Klappern
  • ungewohnte Ergonomie

Alle weiteren Infos findet ihr auf der Website von Shimano.


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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker, Benedikt Schmidt, Irmo Keizer

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!