Es gibt keine bessere Zeit Mountainbiker zu sein als jetzt! Nie waren Bikes besser, nie war die Performance gemessen am Preis höher. Das beweist auch dieser Vergleichstest von sieben Trailbikes bis 3.000 € eindrucksvoll. Doch aufgepasst: Während manche Räder rundum überzeugen, gibt es bei anderen noch eine Menge Luft nach oben.
Trailbikes haben sich in den letzten Jahren extrem gewandelt. Von schnöden Tourenbikes haben sie sich zu potenten Abfahrtsmaschinen gemausert, die dank ihres Plus an Vortrieb und Agilität auf vielen Trails mehr Spaß machen und vielseitiger sind als Endurobikes mit massig Federweg. Dennoch schrecken sie dank immer potenterer Geometrien auch vor harten Abfahrten nicht zurück. Für viele ist ein Trailbike daher die perfekte Allzweckwaffe. Die sieben Bikes in diesem Vergleich besitzen 130–150 mm Federweg und rollen auf 27,5”- oder 29”-Laufrädern.
Das Testfeld in diesem Vergleich
Bike | Preis | Gewicht | Federweg | Laufradgröße |
---|---|---|---|---|
Canyon Spectral CF 8.0 | 2.999 € | 13,57 kg | 150/140 mm | 27,5″ |
Ghost SLAMR X 5.9 AL | 2.599 € | 14,90 kg | 150/145 mm | 29″ |
Giant Trance 1.5 LTD | 2.799 € | 13,68 kg | 150/140 mm | 27,5″ |
ROSE ROOT MILLER 2 | 3.010 € | 13,83 kg | 140/140 mm | 29″ |
Trek Fuel EX 8 29 XT | 2.999 € | 14,06 kg | 130/130 mm | 29″ |
Whyte T-130 S | 2.999 € | 14,20 kg | 130/130 mm | 27,5″ |
YT JEFFSY 29 AL Comp | 2.799 € | 13,39 kg | 140/140 mm | 29″ |
Online-Versender vs. Fachhandelsmarke
Es war von Anfang an einer der Elefanten im Raum. Klar, bei einem Preislimit von 3.000 € ist es für Hersteller ohnehin schon schwierig, das perfekte Gesamtpaket zu schnüren. Da Direktversender den Mittelsmann (Fachhändler) umgehen, haben sie in der Regel mehr Budget, das sie direkt ins Rad stecken können. Einige große Hersteller haben die Teilnahme an unserem Vergleichstest daher von vornherein aus Angst vor der Konkurrenz oder vor einem Imageverlust abgesagt.
Die Ausstattung ist wichtig, aber nicht alles entscheidend
Doch dieser Test hat gezeigt: Wenn ein Hersteller seine Hausaufgaben macht, kann er trotz Fachhändler und dem damit verbunden Plus an Service auch für 3.000 € ein grandioses Bike realisieren. So begeistert das Trek Fuel EX 8 29 mit herausragenden Fahreigenschaften. Zwar fallen manche Komponenten wie die Shimano MT500-Bremse günstig aus, an ihrer Funktion gibt es jedoch nichts auszusetzen.
Wie wichtig das Gesamtpaket eines Bikes ist, zeigt sich, wenn man z. B. das ROSE ROOT MILLER mit dem Trek vergleicht. Müssten wir uns entscheiden, wir würden zum Fuel EX greifen – und das, obwohl das ROSE hochwertiger ausgestattet ist. Das Fahrwerk des Trek arbeitet feinfühliger und ausgewogener, das Handling ist agiler, die Sitzposition komfortabler. Und genau diese Faktoren sind es am Ende, die das Fahrerlebnis bestimmen – nicht ein edles Schaltwerk oder teure Bremsen.
Blingbling bringt nichts, wenn der Rahmen nicht überzeugt!
Leichtes Gewicht ≠ gute Uphill-Performance
Obwohl das Giant Trance das zweitleichteste Bike in diesem Test ist, klettert es am schlechtesten bergauf. Wie kann das sein? Für gute Klettereigenschaften braucht es mehr als nur ein geringes Gewicht. Deutlich entscheidender ist z. B. die Sitzposition oder die Effizienz des Hinterbaus. Das Giant sackt bei geöffnetem Dämpfer an steilen Rampen tief in den Federweg, wodurch der ohnehin bereits flache Sitzwinkel weiter abflacht und man weit über dem Hinterrad sitzt. Blockiert man das Federbein, bessert sich zwar das Problem, dafür fehlt es dem Rad in technischen Sektionen bergauf dann aber an Traktion und Komfort. Wie es richtig geht, zeigt das Canyon Spectral. Sein Hinterbau bleibt auch bei geöffnetem Dämpfer komplett ruhig und die Sitzposition ist angenehm zentral. Besonders überrascht hat uns das GHOST SL AMR X. Trotz seines hohen Gewichts von 14,9 kg und trotz des verbauten Stahlfederdämpfers klettert es souverän, bietet viel Traktion, wippt kaum und meistert selbst steilste Sektionen gelassen. Allerdings merkt man das Gewicht natürlich im Antritt und bei sehr langen Touren.
Reifen verändern den Charakter eines Bikes enorm
Es gibt wohl kaum ein Bauteil, das den Charakter eines Bikes so stark prägt wie die verbauten Reifen. Verbaut man leicht rollende Pneus wie z. B. einen Schwalbe Nobby Nic, beschleunigt das Rad deutlich leichter, hält auf der Ebene leichter die Geschwindigkeit und klettert natürlich auch entspannter bergauf. Kommen dagegen Reifen wie ein MAXXIS Minion DHR II 2,4” WT zum Einsatz, steigt der Rollwiderstand natürlich spürbar, gleichzeitig besitzt man aber auch spürbar mehr Grip und Reserven bergab. Die beim Canyon Spectral verbauten 2,6”-Reifen überzeugen mit viel Komfort, sportliche Fahrer sollten aber auch hier mit dem Luftdruck nicht zu weit nach unten gehen, um Platten und zu starkes Walken der Reifen zu vermeiden.
1-fach vs. 2-fach
Es ist ein Wettstreit, der in unseren Augen längst entschieden ist. Spätestens seit der Einführung der SRAM GX Eagle gibt es keinen Grund mehr, an einem Bike dieser Preisklasse noch einen Umwerfer zu verbauen. Das macht auch das Testfeld deutlich: Fünf der sieben Bikes besitzen nur ein Kettenblatt an der Kurbel. Einzig Giant und Trek verbauen noch einen Umwerfer. So besitzen die Bikes zwar noch ein minimales Plus an Übersetzungsbandbreite, das ständige Klappern und das regelmäßige Abspringen der Kette sind aber super nervig. Gut, dass zumindest Trek das Fuel EX zum gleichen Preis auch mit einer GX-Eagle-Schaltung anbietet. Leider war das Rad zum Testzeitpunkt jedoch nicht verfügbar.
F*ck auf KOMs was zählt, ist Spaß!
Der Sitzwinkel ist noch immer zu flach
Bei jedem Bike in diesem Test war es das gleiche Spiel: Schon vor der ersten Tour haben wir den Sattel auf der Sattelstütze ganz nach vorn geschoben. Leider sind die Sitzwinkel der Räder aktuell durch die Bank noch zu flach, wodurch speziell Fahrer mit langen Beinen den Eindruck haben, zu weit von hinten zu pedalieren. Obendrein taugen die Herstellerangaben nicht zum Vergleich, da der Winkel sich je nach Rohrneigung bei größerem Sattelauszug sehr stark abflacht. Auf dem Canyon und GHOST sitzt man in diesem Vergleich noch am zentralsten.
29” vs. 27,5” – eine Frage des Geschmacks
Die Wahl der Laufradgröße ist bei Trailbikes eine Frage des Geschmacks. Generell sind wir von den Vorteilen der großen 29er-Laufräder voll überzeugt. Sie überrollen Hindernisse leichter, bieten etwas mehr Traktion und als Fahrer fühlt man sich durch das tiefere Tretlager in Bezug zur Achshöhe mehr ins Rad integriert. Doch speziell bei Trailbikes, wo Fahrspaß noch mehr durch Agilität geprägt wird, besitzen 27,5”-Laufräder Vorteile. Sie beschleunigen noch etwas spritziger, sind bei Richtungswechseln reaktionsfreudiger und besitzen ein direkteres Handling. Im Gegenzug müssen sie sich speziell im technisch anspruchsvollen, verblockten Gelände den 29ern sowohl bergauf als auch bergab geschlagen geben.
Die besten Trailbikes bieten maximalen Spaß bergab UND bergauf!
Tops & Flops
Oftmals sind es die Details, die den Unterschied machen: gelungene Integration, erstklassige Ergonomie und mit bedacht gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Vergleichstest.
Tops
Flops
Das beste Trailbike bis 3.000 €
Trotz insgesamt soliden Fahreigenschaften bei allen Bikes gab es in diesem Vergleichstest dennoch signifikante Unterschiede. Das GHOST SL AMR X überzeugt mit seinem extrem satten Hinterbau, wird von seiner Federgabel jedoch bergab und vom hohen Gewicht auf langen Touren bergauf gebremst. Schwächen bergauf leisten sich außerdem das Whyte T130 S und das Giant Trance. Bei beiden Bikes ist der Griff zum Druckstufenhebel am Dämpfer im Uphill Pflicht, um nerviges Wippen oder Wegsacken zu verhindern. Das ROSE ist bergauf angenehm antriebsneutral, allerdings spricht der überdämpfte Hinterbau auf kleine Schläge schlecht an und gibt dann bei größeren Hindernissen zu viel Federweg frei. Das Trek Fuel EX 8 29 XT ist ein top Allrounder. Das Rad leistet sich keine echten Schwächen und besticht mit einem sehr ausbalancierten Handling, top Fahrwerk und schicken Rahmen.
Es muss sich allerdings dem YT JEFFSY geschlagen geben. Der Vorjahressieger weiß noch immer mit einem grandiosen Gesamtpaket zu überzeugen: Das JEFFSY ist laufruhig und agil zugleich, besitzt im harten Gelände große Reserven und lässt sich obendrein sehr angenehm bergauf pedalieren. Vollendet mit einer durchdachten Ausstattung, ist das YT JEFFSY AL Comp ein top Allrounder und sichert sich so den begehrten Kauftipp.
Die Benchmark in diesem Test ist das brandneue Canyon Spectral. Es begeistert mit einem sehr ausgewogenen, verspielten Handling sowie einem top Fahrwerk, das feinfühlig anspricht, viel Feedback vermittelt und dennoch bergauf nicht wippt. Dem Rahmen sieht man an, wie viel Know-how Canyon in seine Entwicklung gesteckt hat. Obendrein lässt die Ausstattung keine Wünsche offen und so ist das Canyon Spectral CF 8.0 unser verdienter Testsieger!
Alle Bikes im Test: Canyon Spectral CF 8.0 | Ghost SLAMR X 5.9 AL | Giant Trance 1.5 LTD | ROSE ROOT MILLER 2 | Trek Fuel EX 8 29 XT | Whyte T-130 S | YT JEFFSY 29 AL Comp
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #033
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Text: Fotos: Christoph Bayer, Valentin Rühl